Nachdem im Garten schon länger viel schönes altes Holz von unserem Dach-Ausbau herumlag und ich den Mann überreden konnte, nicht alles zu zerhackstückeln, musste ich das nun langsam irgendwie verwursteln, und neulich fiel mir dann endlich ein, wie ich unsere Hauswand verschönern könnte: Mit einem Anlehnregal, oder auch Leiterregal.
Schon ewig störte mich die kahle Hauswand zum Garten. Zwischen Küchenfenster und dem Fenster zum Kinderzimmer ist wahnsinnig viel nackte Wand, was im Garten sitzend nicht besonders schön aussieht. Eine direkte Bepflanzung ist aus mehreren Gründen schwierig: Direkt am Haus ist schlecht wegen der Feuchtigkeit, bzw. wässern kann man dort nicht, daher sind rund um das Haus ca. 50 cm breit Steine ausgelegt. Weiterhin kann an der Wand wegen der Dämmung nichts befestigt werden, die wäre sonst futsch. Drittens ist keine dauerhafte Bepflanzung gewünscht, die Rasenfläche soll frei bleiben und die Hauswand wird gelegentlich auch als Gartenkino genutzt, die Verschönerungslösung muss also flexibel sein.
Ich hatte schon die alte Leiter vom Dachboden zweckentfrendet und ein paar hübsche Haken rein gedreht, an die man nun Töppe hängen kann. In ein paar Wochen wird sich hier hoffentlich die Kapuzinerkresse herumranken.
Gartenleiter als Rankhilfe |
Und ja, durch die Umbauten und weil wir viel unterwegs waren hatten wir dieses Jahr kaum Zeit, uns um den Garten zu kümmern. Daher gibt es nur noch irgendwelche schnellwachsenden Zwischenlösungen als Bepflanzung.
Beim Überlegen, wie ich aus dem Holz diverse Regale bauen könnte, die auch ohne Befestigung fest stehen, kam mir dann die Idee eines Anlehnregals, was durch eine A-Form noch etwas mehr Pfiff haben könnte. Also erstmal die fetten Holzstapel im Garten sortiert (nein, den Mess habe ich lieber mal nicht fotografiert) und ein paar schöne Bretter ausgesucht.
Altes Holz finde ich viel schöner und hat dazu noch das Plus der Wiederverwertung |
Yeeeiii, jetzt geht’s ans Schneiden! |
Geräte und Material:
Das Schöne an so einem Aus- und Umbau ist, dass man sämtliche Gerätschaften herumliegen hat. Sinnvoll bzw. notwendig sind:
- Säge, falls Du die Balken/Bretter noch zuschneiden musst (je nachdem, wie stark das Holz ist, eine Kreis- oder Stichsäge, oder natürlich auch eine Handsäge)
- Schleifgerät, wenn die Bretter noch geschliffen werden müssen. Ich persönlich stehe auf Schwingschleifer.
- Akkuschrauber
- Bohrmaschine
- Hammer
Material:
- Hölzer: 2 Seitenhölzer, 2-4 Regalbretter. Ich habe als Seitenhölzer zwei etwas dickere Balken (ca. 5 cm) genommen.
- Holzschutz, z.B. Bienenwachslasur, die mag ich sehr
- Schleifpapier, falls nötig
- lange Schrauben: Nicht vergessen, die Bretter sollen ja einiges aushalten können, daher sollten die Schrauben tief genug in die Bretter geschraubt werden. Meine waren ca. 12 cm lang.
- Nägel
- entsprechende Bits und Bohrer
Grundüberlegungen:
Die Schwierigkeit bei diesem Regal besteht darin, dass die Hölzer nicht nur in einer Dimension „schief“ sind sondern in zwei:
1. Die beiden Standseiten werden nach hinten gelehnt, die Regalbretter müssen also in einem Winkel von etwa 30-40° angebracht werden.
2. Die nach oben zusammenlaufenden Standseiten erfordern einige Überlegung, wie die Standflächen aussehen müssen und die Regalbretter sich einpassen.
Verschiedene Schief-Ebenen: Wer es perfekt haben will, muss das Holz schräg schneiden. |
Wer es also nicht ganz so schwer haben möchte, lässt das Regal oben einfach nicht schräg zusammenlaufen sondern baut eine Leiter.
Obwohl ich in vielen Punkten Perfektionistin bin, hat meine Erfahrung gezeigt, dass ich bei solchen Projekten mit „try-step-by-step“ schneller und besser an mein Ziel komme als mich über Matheformeln zu setzen und versuche, das Holz von Beginn akkurat zuzuschneiden. Das habe ich auch hier gemacht.
Erster Schritt: Standseitenbretter zuschneiden und behandeln
Wie hoch soll das Regal sein?
- Einfach die beiden Hölzer, die die Seitenbretter werden sollen, an die Wand lehnen und entsprechend zuschneiden.
- Wenn die Bretter noch behandelt werden müssen, also geschliffen und mit Holzschutz versehen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Kanten oben und unten noch nicht behandeln, das kommt später.
Ich mag Holz übrigens, wenn man schon Gebrauchsspuren sieht, es wirkt dann lebendiger, finde ich. Daher schleife ich gerne gerade nur so viel ab, wie notwendig ist, um das Holz zu behandeln.
Bienenwachs finde ich toll, was vermutlich auch mit meiner Bienenvorliebe zu tun hat, ich habe aber auch einfach gute Erfahrungen damit gemacht. Es macht das Holz leicht rötlich und dunkler und holt noch einmal die ganzen schönen Maserungen hervor. Andere stehen auf Öl… das musst Du einfach ausprobieren.
Zweiter Schritt: Die Standflächen
Ich habe mich entschieden, die Füße einfach abzurunden. Die leichte Kugelform hilft, das Regal in jede Schrägstellung bringen zu können, ohne dass die Fläche unten falsch abgeschrägt ist, das ist nämlich bei dieser doppelt-schrägen Stellung gar nicht so leicht. Außerdem kann ich auf diese Weise das Regal mal etwas steiler und mal etwas schräger stellen.
Ich habe also immer wieder mit dem Schleifgerät Stellen heruntergeschmirgelt und ausprobiert. Ganz nach dem „try-step-by-step“-Prinzip.
Auf einem glatten Wohnzimmerboden wäre diese Lösung allerdings nicht so optimal, weil das Regal dann eventuell wegrutscht, hier müsste man die Schräge eher glatt zuschneiden (oder sie schlicht ganz zum Schluss hinschleifen).
Wer ganz gute Vorstellungskraft hat, kann jetzt auch die oberen Kanten, auf denen das oberste Brett drauf kommt, auch schon entsprechend schräg zuschneiden, wobei man sich aber gut vertun kann. Wer sich nicht sicher ist, schaut sich erst den dritten Schritt an.
Dritter Schritt: Oberstes Regalbrett befestigen
Jetzt sollte das Regal erst einmal fixiert werden und seine Grundstellung bekommen:
- Seitenteile an eine Wand lehnen und überlegen, wie breit das Regal werden und wie schräg es stehen soll.
- Das oberste Brett zuschneiden, ggf. schleifen und mit Holzschutz versehen.
- Das Brett erst einmal lose auf die Seitenteile legen.
Das Brett liegt nun natürlich schief, weil die Vorderkanten der Seitenteile durch die Schrägstellung höher stehen als die hinteren Kanten, außerdem sind die Außenkanten zu hoch. Das Brett liegt also statt auf der Kantenfläche nur auf einem Punkt auf, was keine gut Stabilität gibt. (Wenn Ihr Euch das nicht vorstellen könnt, nehmt 2 Post-It-Blöcke, haltet den einen so wie ein Seitenteil und den zweiten wie das Brett.) - Du musst also die oberen Kanten der Seitenteile
– nach vorne abflachen
– nach außen abflachen
damit eine waagerechte Ebene entsteht, auf der das Regalbrett aufliegen kann. Am Einfachsten geht das, indem Du ein Schleifgerät nimmst und nach und nach die Fläche herunterschleifst und zwischendurch immer wieder probierst. - Oberkanten mit Holzschutz versehen.
- Das oberste Brett anschließend einfach annageln. Das ist an dieser Stelle ok und einfacher und schneller als schrauben, was nicht unwesentlich ist, wenn man alleine arbeitet und nur zwei Hände hat zum Festhalten (und noch die Haustür und Knie und Füße – ich möchte nicht wissen, was die Nachbarn gedacht haben…).Wichtig: Erst zwei Nägel, dann kontrollieren, ggf. nachjustieren, dann die anderen Nägel einschlagen.
Vierter Schritt: Korrekturen
Jetzt stellst Du die Grundform auf einer geraden Fläche auf und kannst ggf. die Standflächen noch nachkorrigieren und gucken, ob das alles so ungefähr hinkommt. Wenn nicht: Weiter runterschleifen.
Fünfter Schritt: Regalbretter einfügen
Meine Bretter sind immerhin 2-2,5 cm dick, dennoch besteht natürlich die Gefahr, wenn die Schrauben falsch eingedreht werden, dass sie aus dem Regalbrett hervorkommen. Daher: Winkel beachten!
- Grundgerüst aufstellen, das entsprechende Brett erstmal grob zuschneiden, behandeln und im Gerüst einklemmen. Wenn das nicht geht: Schrauben oder Nägel in den Seitenteilen fixieren und das Brett drauflegen. Hauptsache, Du kannst Dir vorstellen, wo das Brett hin soll.
Tipp: Mit dem untersten Brett anfangen! - Brett nachschneiden, wo nötig. Sicher musst Du an den Seiten noch etwas abschleifen oder anschrägen, damit es besser passt. Ich habe die Bretter übrigens nach hinten herausragen lassen, so ist die Fläche größer, auf der etwas abgestellt werden kann.
- Brett fertig behandeln. Gerade an die Seitenkanten kommst Du später nicht mehr ran, ich würde daher den Holzschutz jetzt aufbringen.
- An den Seitenteilen markieren, wo die Schrauben eingedreht werden müssen.
- Vorne an den Seitenteilen eine waagerechte Linie zeichnen.
- Brett entfernen, für die bessere Stabilität Grundgerüst auf die Seite legen und die Schraublöcher vorbohren. Achtung: Dabei an der Linie orientieren, damit die Schrauben auch gerade in die Bretter eingedreht werden! Sonst schraubst Du schief hinein (Schrägstellungen nicht vergessen!).
- Gerüst wieder aufstellen, Brett einklemmen und mit dem Akkuschrauber die Schrauben eindrehen.
- Sitzt, passt, hat (wenig) Luft? Super!
- Die Standflächen mit Holzschutz versehen, am Besten einige Male, damit sie gut vor Feuchtigkeit geschützt sind.
- Du bist fertig, yeehaaaw!
Wie man hier hübsch sieht: Mir fehlte dann zum Schluss doch noch eine große Schraube und ich musste improvisieren. ;) |
Als kleine Nebenidee habe ich ein Brett teilweise mit einem kleinen Glasmosaik verziert. Einfach mit einem Beitel eine Stelle bearbeiten und Holz so weit entfernen, dass die Mosaiksteine in der Höhe mit dem Brett abschließen. Aufgeklebt habe ich sie mit normalem Mosaikkleber und anschließend mit Flexfuge verfugt.
Mit einem Beitelsatz kann man Holz wunderbar präzise bearbeiten |
Regalbrett mit Mosaikeinlage |
Nun, da es fertig ist, habe ich das Mosaik für zu kitschig befunden und lasse es das nächste Mal bleiben. Für das Draußen-Regal ist es ok, ins Haus kommt mir so etwas aber nicht.
Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Jetzt kann ich endlich von meiner Gartencouch aus auf Pflänzchen schauen statt auf die kahle Wand und zwischendurch aufstehen und das wunderschöne Holz streicheln. Wie man das eben so macht.
Fertig! |
PS: Premiere! Dies war mein erster Post mit ausschließlich Smartphone-Bildern, yeeeiii!