Der neue Golf VII ist da! Nein, heute werde ich nicht über Autos schreiben (nur ein ganz kleines bisschen), sondern über meinen Besuch in der Autostadt, in die man auch fahren kann, wenn man wie ich eigentlich nicht viel mit Autos am Hut hat. Fahren? Wohl eher: Laufen, denn die Autostadt ist bemerkenswerterweise eine Fußgängerzone.
Zuerst zur Begriffsklärung:
Wolfsburg, das ist das Kaff am Mittellandkanal, wo die Züge auf dem Weg von Berlin nach Hannover oder München oder Köln anhalten und das ab und an auch mal vergessen.
Die Autostadt, das ist ein von Volkswagen angelegtes Gelände nördlich vom Mittellandkanal direkt neben dem VW-Werk, wo sich gelegentlich Neuwagenkäufer ihre Autos abholen und dabei die Gaudi durch die Autostadt quasi geschenkt bekommen.
Wie neulich im Topfprimel-Wochenrückblick schon kurz erwähnt, hatte ich Familienfeier in meiner Heimatstadt Wolfsburg. Und da darf natürlich ein Besuch der Autostadt nicht fehlen.
Von dem Bahnhof aus kann man bequem innerhalb von 5 Minuten in die Autostadt laufen. Über den Kanal führt eine Hängebrücke, auf der man nicht vergessen sollte, ein bisschen rumzuhüpfen, denn sie schwankt dann so schön…
Im großen Empfangsgebäude, dem „Konzernforum“ (was für ein hässlicher Name!) gibt es neben Restaurants einige Informationen über VW, deren Nachhaltigkeitsversuche und über Forschung und Entwicklung.
Aus Zeitmangel sparen wir uns das aber diesmal und liefern im „MobiVersum“ erst einmal den Neffen (5 Jahre) beim Führerscheinkurs ab. Der Anblick der Mini-Beetle, die sie gleich fahren dürfen, und dass er seinen eigenen Führerschein bekommt, lässt ihn die Vorbehalte, da ganz alleine hinzugehen, schnell vergessen. Die Mitarbeiter scheinen für mich gut geschult, sie sind überall sehr nett und sehr kinderfreundlich.
Mit dem Mann steuere ich nun direkt zum Zeithaus, in das Gebäude nebenan, denn 4 Stunden sind für die Autostatt knapp bemessen.
Das Zeithaus
Ich liebe das Zeithaus. Wunderbar aufbereitet und ständig etwas erneuert, so dass es auch mir nie langweilig wird, obwohl ich trotz Wolfsburger Blut keine blasse Ahnung von Autos habe, wird hier gut verdaubar die Geschichte des Automobils nachgezeichnet – natürlich zum größten Teil mit VWs, aber es gibt auch andere „Meilensteine“.
Dabei kommt die Ästhetik keinesfalls zu kurz:
Rechter Hand hängen auf allen Etagen Spiegel und es gibt große Glasfronten, mit Blick auf das Autostadtgelände, was einfach irre aussieht.
Linker Hand können sich Augen und Ohren im dunkleren, schallgedämpften Bereich entspannen und es werden weitere Exponate und ergänzende Texte in Lichtkästen gezeigt. Für die Autodeppen unter uns ist an jedem Auto ein Jahresschildchen angebracht, was in etwa mit dem Jahr der Modelleinführung übereinstimmt.
Ich mache mal wieder viel zu viele Fotos – trotz meiner eigentlichen Automufflichkeit. Ok, bei VW-Bullis wird mein Hippieherzchen natürlich wach…
Natürlich gibt es auch den – leider potthässlichen – 1 Millionsten Käfer.
Die Party, die Wolfsburg damals veranstaltete, muss noch besser als die Meisterschaftsparty gewesen sein. Das sagen nicht nur die Bilder, das erzählen auch ältere wolfsburger Eingeborene. Wer da mal richtig lachen möchte (inklusive peinlich-anmutendem Kloß im Hals, denn so waren die 50er *hüstl*), dem empfehle ich dieses kurze Video:
Ich verkneife mir mal jeden weiteren Kommentar dazu…
Eis!
Nach dem Zeithaus ist es Zeit für einen Geländeüberblick und den ersten Imbiss.
Da unser Hunger zügig bedient werden will, bietet sich die „Lagune“ im Eingangsbereich an. Für 5 Euro bekommt man einen kleinen Teller und darf sich vom köstlichen Büffet bedienen. Die Auswahl ist nicht riesig, aber fein, Hände weg jedoch von den warmen Nudeln! Meine wurden anscheinend schon stundenlang auf der Warmhalteplatte malträtiert und glichen im Mund eher einem wabbligem Klumpen…
Dann entdecken wir sie – die Speiseeistheke! DIY-Speiseeis, wie genial!
Man kann zwischen Bio-Vanilleeis und Bio-Joghurteis wählen und darf sich dann 3 Zutaten aus der großen Auswahl an Nüssen, Saucen, Schokoschmankerl und Früchten aussuchen.
Ich entscheide mich für Vanilleeis und Brownies, geröstete Schoko-Kaffeebohnen und Orangen-Caramelsauce. Der Thekenmann packt das alles auf die gekühlte Theke und mantscht und crashed es ordentlich durch.
Fertig ist das DIY-Eis. Ich bin begeistert und wundere mich, warum es das nicht überall gibt. In Hamburg sei wohl noch so ein Laden, und in Amerika sei das schon länsgt „total hip“, sagt mir der Thekenmann.
Das Gelände
Jetzt ist erstmal ein kleiner Rundgang durch die Autostadt Pflicht, denn der Mann war ja noch nie hier und das Gelände selbst ist meiner Ansicht nach einen Besuch wert.
Manchen mag es zu künstlich erscheinen, ich finde es toll. Während in meinem Garten fast alles wachsen darf und möglichst naturnah sein soll, finde ich die Ästhetik der künstlichen Hügellandschaft, der Pavillons und des mit Nagelschere geschnippelten perfekten Rasens total spannend.
Die verschiedenen Pavillons beinhalten die verschiedenen Konzernmarken, also Audi, Lamborghini, Seat, Skoda, Porsche (neu) und Volkswagen und sind jeweils recht eigensinnig designed. Wer also kein Interesse an Autos hat, kommt hier meiner Ansicht nach trotzdem auf seine Kosten.
Von weitem sieht man die Autotürme, in denen die Autos für die Auslieferung stehen.
Überall gibt es kleine Gimmicks, um Spaß zu haben: markante Sitzgelegenheiten, Bodenklangspiele, ein „Duftrundgang“ durch Lavendelbüsche, Tretboote in Schwanenform, was sich besonders vor dem alten Kraftwerk besonders hübsch macht.
A propos Kraftwerk: Wie auch auf meinen Bildern zu sehen, hegt der eingeborene Wolfsburger ein sehr enges Verhältnis zu „seinen“ 4 Kraftwerkstürmen, quasi schon ein romantisch angehauchtes.
Die Türme prägen das Stadtbild und mutieren in der Adventszeit zu Kerzen. Die (künstlichen) Flammen hat man allerdings mittlerweile weggelassen und beschränkt sich aufs rotbestrahlen – die Helikopter-Aktion jedes Jahr war einfach zu teuer.
Zurück zur Autostadt, zu der das Kraftwerk natürlich nicht gehört:
Auf dem Gelände gibt es viele Wasserbecken, Verweilecken und kleine Brücken. Dort haben wir „The Fishface“ entdeckt. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte…
Die Pavillons
Aufgrund Zeitmangels besuchen wir dieses Mal nur den Audi- und Porsche-Pavillon.
Meine Tipps in Kürze:
Audi:
Neben für mich einigermaßen uninteressanten Bildschirmchen mit Infos und Rumspielereien und natürlich einem Audi zum Reinsetzen gibt es ein kleines Kinderschmankerl: Eine Kugel, die verschieden leuchtet, mit der man irgendwelche Sachen aktivieren und sich im Hauptraum begrüßen lassen kann.
Außerdem kann man vom Obergeschoss die leuchtende Kugel im spiralförmigen, dunklen Gang wieder bis zum Eingang runterrollen lassen, was allerdings die Angestellten nicht so lustig finden…
Porsche:
Tolles Außendesign, erinnert an mein MacBook Air, sagt der Mann. Stimmt.
Drinnen macht sich meine Auto-Immunität bemerkbar. Dafür gibt es dann aber hinterher ein Naturschauspiel: Ein Platzregen, der sich gewaschen hat und genauso plötzlich wieder weg ist, vorher aber ein paar Minuten herrlichen Sonnenregen beschert.
Lamborghini:
Sorry für die Lamborghini-Fans unter Euch: Wann immer ich ein sehr teuer aussehendes Auto sehr, sehr hässlich finde, ist es ein Lamborghini.
Und was man in dem „Pavillon“ entdecken kann, finde getrost jeder selbst heraus – oder soll es lassen. Die Show finde ich ungefähr genauso peinlich wie die Marke, hat aber einen gewissen Erheiterungsgrad (nach dem kurzen betretenen Schweigen in der Runde).
… Mist, jetzt ärgere ich mich doch, dass ich nicht hingegangen bin…
Seat:
In den Seat-Pavillon habe ich es leider noch nie reingeschafft, komisch. Muss daran liegen, dass der so weit hinten liegt und etwas unscheinbar ist.
VW:
Ändert sich anscheinend häufiger. Es gab mal einen nettes 360-Grad-Kino mit Film über den Käfer. Derzeit soll eine große Schaukel drin sein, hm.
Skoda:
Einst der Knaller unter den Pavillons mit digitaler Kommandosteuerung einer märchenhaften Kuppel, wurde er leider lange Zeit umgebaut. Beim vorletzten Mal fand ich den Inhalt eher unspektakulär mit vielen Informationen über die Marke (und zu wenig Spielekram!).
Gimmicks
Dann gibt es noch das Abholzentrum, was ich persönlich spannend finde. Der lustige Film mit 3-D-Brillen und wackelnden Kinositzen wurde leider abgesetzt, aber man kann sich in schöne VWs reinsetzen und sich amüsieren, wenn Kunden ihr neues Schätzchen abholen und dabei eine Einweisung und ein Erinnerungsfoto bekommen.
Neben vielen zeitbegrenzten Aktionen, die am Besten auf http://autostadt.de/ selbst nachgelesen werden können, gibt es außerdem im Außengelände die Möglichkeit, Sicherheitstrainings und z.B. mit dem Touareg Parcour zu fahren. Für 35 Euro ist das leider mittlerweile sehr teuer geworden, ist aber tatsächlich sehr witzig, und der Fahrlehrer, der neben einem sitzt, erklärt das Auto und technische Feinheiten und Fahrmöglichkeiten. Wer aufgepasst hat: Nein, ich bin nicht gefahren, weil Führerscheinlos, sondern ich durfte hinten mitfahren.
Den August haben wir uns übrigens für das Familientreffen ausgesucht, weil es dann in der Autostadt ein ganz besonderes Erlebnis gibt:
Die Wassershow
Absichtlich habe ich dem Mann gegenüber relativ beiläufig von der Show mit dem unspektakulären Namen erzählt. Tatsächlich ist das DER Geheimtipp für eine großartige Wasser-Laser-Musik-Show, die regional schon so beliebt ist, dass die Show dieses Jahr zum größeren Wasserbecken vor dem Kraftwerk verlegt wurde.
Die Show wird jedes Jahr mehrere Wochen lang im August aufgeführt. Jede Woche gibt es ein neues Thema, bei uns ist „Bella Italia“ dran. Die Wolfsburger fühlen sich mit Italien eng verbunden und sind stolz auf viele italienische Traditionen und Einrichtungen in der Stadt, welche vor allem den vielen italienischen Gastarbeitern zu verdanken sind, die in den 60er Jahren gekommen und geblieben sind.
Was soll ich sagen? Der Mann ist begeistert („Da fahren wir nächstes Jahr wieder hin!“).
Die Kulisse vor dem Kraftwerk ist grandios, meine Fotos leider nicht so, aber vielleicht bekommt Ihr einen kleinen Eindruck. Einzig die Filmausschnitte, die zeitweise auf einer großen Leinwand eingeblendet werden, stören diesmal etwas und lenken vom Wasser und Lasern ab.
Die Musik reicht übrigens von Klassik und Rock und Pop, alt und neu. Hier mal ein kleiner Videoeinblick:
Also dann: Bis nächstes Jahr.
Hinweis: Nein, Wolfsburg – äh – ich meine natürlich die Autostadt – hat mich nicht gesponsert. Ich bin einfach so Fan. ;)