Zwischen Durcheinandergefühlen und dem mehr oder weniger geordneten Alltag schwanke ich an meinen Reisegedanken derzeit vorbei.
Ab und an fragen mich Leute: Wie steht es denn so, mit Deiner Planung? Und dann frage ich mich, wie es mit meiner Planung steht.

Warum ich nicht mehr plane, weil das doch eigentlich so typisch für mich ist. Warum ich keine Zettelchen und Post-Its überall herumliegen habe wo tausende Dinge draufstehen.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Reisedurchplaner. Ich mag es nicht besonders, wenn schon im Voraus alle Destinationen, Unterkünfte, Wege und Wegemittel feststehen. Aber Planen kann man ja vieles andere, was dann das Reisen erleichtert: Hosteltipps ins Reisebüchlein schreiben, Überblick machen, welche Karten vielleicht sinnvoll sind, wo man wild zelten darf, wo eigentlich welche Stadt liegt, was noch für die Reiseapotheke zu besorgen ist, wie das jetzt mit dem Netzsteckeradapter war etc.

Die Wahrheit ist: Ich bin unglaublich undankbar. Und weil das so gar nicht in mein Selbstbild passt, setze ich mich möglichst nicht damit auseinander.

Jeden Tag lese ich diese vielen unglaublichen Reiseblogs. Von Leuten, die ständig reisen. Die damit angefangen haben, als sie 18 waren, wie es scheint. Die schon die halbe Welt bereist haben. Die auf Weltreise sind, für 12 Monate oder Ende nicht absehbar.
Wenn ich dann von meiner Reise erzähle, die ich großspurig die „BigTour“ nenne, kommt sie mir sehr, sehr klein vor. Was habe ich schon zu erzählen? Dazu kommt: Ich fahre in Touristengebiete. Nichts, was nicht schon Tausende vor mir gemacht hätten.

Wieso kann denn ICH nicht auf Weltreise gehen?

Und schon schlage ich mir auf den Mund, weil das so frech, so unglaublich anmaßend ist. Noch vor wenigen Jahren konnte ich mir nicht einmal den einwöchigen Mallorca-Urlaub leisten, weil ich mich entschieden hatte, ewige Studentin zu sein und das Unterhalt verdienen dabei nicht leicht war. Wenn mir da jemand erzählt hätte, er würde zwei Monate nach Chile und Feuerland und in die Antarktis reisen, hätte ich geseufzt und gedacht: Das werde ich nie können.

Also versuche ich, das Maß wieder zu finden.

Ab und an gelingt es mir. Dann finde ich zum Beispiel einen Post von jemandem, der am Perito Moreno Gletscher gestanden hat, und ob der Schönheit dieser Fotos steht mir dann plötzlich das Wasser in den Augen und ich denke: Wow, da werde ich auch stehen. WOW!
Noch 100 Tage Alltag, noch 100 Tage Freund und Familie, bis ich alleine die Welt bereisen werde. Wow.

Besoffen ich.