Woran denkt Ihr bei Japan? Vermutlich an die Kirschblüte, Sushi, Tokio und Geishas. Vermutlich nicht an Treibeis, dicken Schnee, Skifahren und Eisskulpturen. Doch all das findet man in erstaunlicher Vielfalt auf Hokkaido im Winter.
Hokkaido ist die nördliche Insel Japans, sie liegt zwischen Pazifischem Ozean, Japanischem und Ochotskischem Meer. Letzteres liegt im Norden und ist von Russland umgeben, von hier kommt das Treibeis in dicken Schollen geschwommen, in das man eine Tour mit dem Eisbrecher unternehmen kann – wie cool ist das denn, da schmilzt mein eisliebendes Herzchen natürlich sofort dahin.
Wer mir auf Facebook und Instagram folgt, weiß schon: Ich war letzte Woche in Japan – wie unfassbar aufregend! Das Treibeis war mir leider nicht vergönnt, denn ich habe „nur“ den Süden Hokkaidos ein bisschen kennen lernen dürfen, aber nun bin ich randvoll mit verschiedenen Eindrücken sämtlicher Sinne, geschüttelt von Irrungen und Wirrungen, leckerem Essen und Kommunikationsproblemen im Land des Lächelns. Die Reise war eine Pressereise, und weil ich vorher noch nie in Japan gewesen bin, habe ich dieses Mal nicht auf eigene Faust verlängert, sondern erst einmal nur „gekostet“ – und das im wahrsten Sinne – dieses Essen… unbeschreiblich lecker!
Verraten habe ich es vorher nicht, weil ich wusste, dass Hokkaido anders ist, und ich wollte Euch unbedingt erraten lassen, wo ich bin. Tatsächlich lagen bei den Fotos die meisten von Euch falsch. Von Finnland bis Russland wurde wohl so ziemlich alles genannt, aber erst Daniela kam auf Japan und verdiente sich damit eine kleine Japan-Überraschungspost.
Ziemlich sicher kann ich sagen, dass das wohl nicht mein letzter Besuch auf Hokkaido gewesen ist, denn ich bin jetzt total angefixt. Allerdings stellt sich die schwere Frage, zu welcher Jahreszeit ich Hokkaido das nächste Mal besuchen würde. Und weil Hokkaido so anders ist und manchmal total erstaunlich, gibt es heute meinen Mini-Reiseguide, der doch irgendwie viel länger geworden ist als erwartet.
Inhalt des Artikels
Beste Reisezeit
Verkehrsmittel
Reiseführer & Infos
11 überraschende Fakten
Highlights
Welche Reisezeit ist für Hokkaido am besten?
Ehrlich gesagt seht Ihr mich ratlos, weil jede Jahreszeit ihren absoluten Reiz hat. Zuerst hätte ich gesagt: Auf jeden Fall der Winter. Aber so viel habe ich vor Ort gelernt: Die Jahreszeiten sind hier sehr ausgeprägt und die Bewohner Hokkaidos schätzen jede Jahreszeit sehr.
Der Frühling:
Der Frühling startet auf Hokkaido spät, im Süden ist das so Ende April / Anfang Mai. Die größte Attraktion ist hier selbstverständlich die Kirschblüte, die man genauso grandios wie in Tokio oder andernorts sehen kann. Der Vorteil: Es sind weniger Touristen unterwegs als auf den südlichen Inseln. Wunderschön ist die Kirschblüte ganz sicher in Hakodate um den Goryokaku Platz. Auch in Sapporo soll sie sehr schön sein.
Der Sommer:
Der Sommer, also Juli und August, ist voller schöner Pflanzen. Vor allem Ende August stehen hier die Lavendelfelder in voller Blüte, während auf den umliegenden Bergen noch Schnee liegt.
Der Herbst:
Der Herbst ist für die meisten Bewohner, die ich gefragt habe, die Lieblingsjahreszeit. Man kennt die Fotos aus Japan mit den fantastischen roten Herbstfarben. Ja, genau so sieht es hier wohl aus. Perfekt soll hier der Oktober sein, wohl gerne auch der späte Oktober.
Der Winter:
Über den Winter werde ich Euch hier noch ein bisschen mehr erzählen. Sicher ist: Gerade im Januar und Februar liegt der Schnee oft meterhoch, ich fand es wunderschön! Sapporo liegt gleich an den Bergen, in 20 Minuten ist man im Skigebiet. Ich selbst laufe ja kein Ski und Wanderwege gibt es dort leider nicht, dafür muss man in den Norden oder Westen in die tollen Nationalparks fahren. Ganz im Norden lockt dann auch das Treibeis mit Eisbrechertouren. Ein weiteres Highlight: Das Sapporo Schneefestival, das jährlich im Februar stattfindet.
Der Winter ist bei den Japanern selbst so beliebt, dass Südjapaner gerne in den Norden fahren, um sich das Spektakel selbst anzusehen. Aber Achtung, Winter ist hier eben wirklich Winter. Die häufig trockene Kälte ist zwar viel besser auszuhalten, dennoch: -10 Grad sind hier keine Seltenheit.
Schwierige Wahl. Beim nächsten Mal würde ich wohl, so gerne ich auch den Winter mag und die Kirschblüte sehen würde, den Herbst wählen. Die vielen Fotos mit den unglaublichen Herbstfarben haben es mir echt angetan. Für das erste Mal Hokkaido empfehle ich aber definitiv den Winter.
Wie reist man nach und auf Hokkaido?
Fliegen:
Es gibt ganze 12 Flughäfen auf Hokkaido, die alle nur vom Inland aus angeflogen werden können. Ich bin mit ANA Airlines von Frankfurt nach Tokio und von dort weiter nach Hakodate geflogen. Zurück von Sapporo über Tokio. Von Sapporo aus hätte ich auch gut innerhalb eines Tages in den Norden Hokkaidos und zurück fliegen können, um das Treibeis zu sehen, das habe ich allerdings leider erst zu spät festgestellt. Inlandsflüge kann man mit günstigen Airlines wie z.B. Jetstar sehr günstig bekommen.
Kleiner Tipp meinerseits: Auch wenn Euch erzählt wird, dass das Gepäck von Deutschland durchgecheckt wird – das ist nicht unbedingt der Fall. Häufig muss man in Tokio das Gepäck dennoch abholen. Leider wurde mir das erst 10 Minuten vor meinem Weiterflug eröffnet, so dass ich diesen verpasst habe und damit das halbe Programm in Hakodate – sehr ärgerlich.
Zugfahren:
Auch auf Hokkaido ist wie im Rest Japans das Bahnsystem super ausgebaut, von Tokio kann man sogar in 4,5 Stunden nach Hakodate fahren, denn unter dem Meer führt der Seikan Tunnel hindurch. Den Bonus der Nachhaltigkeit muss man allerdings als Einzelfahrt teuer bezahlen, denn man muss auf dieser Strecke umsteigen und der Trip kostet eben mal schlappe 23.000 Yen, das sind selbst beim derzeit günstigen Wechselkurz ca. 180 Euro. Mit dem Flugzeug ist man für unter hundert Euro dabei. Für die Fahrt von Hakodate nach Sapporo braucht man wiederum 3,5 Stunden und zahlt ca. 8800 Yen, also etwa 82 Euro.
Mit dem Railpass in Japan, den man sich besser vorher besorgen sollte, kann man super durch Hokkaido reisen. Er ist relativ günstig und enthalten sind auch bestimmte Züge von Tokio nach Sapporo, man spart also eine Menge. Es gibt Pässe für ganz Japan oder auch nur für Hokkaido.
Fun Fact: Der einzige Zug, den ich auf meiner Reise genommen habe, hatte 20 Minuten Verspätung. So viel dazu, dass japanische Züge immer auf die Sekunde pünktlich sind…
Busfahren:
Busse gibt es natürlich ebenfalls. Allerdings wäre ich ohne Guide da echt aufgeschmissen gewesen, außer ein paar Zahlen konnte ich an den Bushaltestellen absolut nichts lesen. Die Japaner sind aber, vor allem auf Hokkaido, wo es viel unstressiger zugeht als in den Großstädten, super freundlich und helfen hier ganz sicher gerne weiter.
Auto fahren:
Es ist natürlich ebenfalls möglich, ein Auto zu mieten. Beachtet hierbei, dass Linksverkehr herrscht. Es ist sinnvoll, einen internationalen Führerschein zu besitzen. Ihr benötigt allerdings dennoch vom Verkehrsministerium eine beglaubigte Übersetzung. Jenny von Weltwunderer hat das Prozedere in allen Einzelheiten beschrieben.
U-Bahn:
In Sapporo kann man sehr gut U-Bahn fahren, der Stadtplan ist sehr übersichtlich. Die Orientierung fand ich aber dennoch mit der fremdem Schrift etwas verwirrend, auch wenn häufig zusätzlich Englisch darunter steht.
Zu Fuß und mit Taxi ist immer noch eine gute Option innerhalb der Städte, denn ich persönlich laufe ganz gerne und Taxi ist natürlich ein einfaches Mittel der Wahl.
Und apropos: Japan gilt als eines der sichersten Länder der Welt. Auf Hokkaido ist die Kriminalitätsrate nochmal viel niedriger als im Rest des Landes. Ihr könnt hier vermutlich Eure Geldbörse liegen lassen und erhaltet sie komplett zurück. Das reizt natürlich zusätzlich, hier mal individuell unterwegs zu sein.
Reiseführer und Reiseinfos
Der schwerste Brocken: sich über Hokkaido zu informieren. Im Lonely Planet Japan* nimmt nämlich der Hokkaido-Teil einen traurigen Minimalanteil von ca. 5% ein. Die 2-Millionen-Stadt Sapporo schafft es auf eine einzige Seite, nicht einmal das Sapporo Snow Festival ist erwähnt!
Im Globetrotter stand ich ratlos vor den ca. 15 Japan-Reiseführern, wovon nicht ein einziger auch nur etwas ausführlicher über Hokkaido berichtet hätte, und hatte wenig Lust, 16 Euro für einen Reiseführer auszugeben, der wenig nützlich ist. Den folgenden heißen Tipp bekam ich dann tatsächlich von der Globetrotter-Mitarbeiterin, vielen Dank an dieser Stelle!
TIPP: Die englische Lonely Planet-Ausgabe kann man kapitelweise als PDF online kaufen (runterscrollen und auf „view Chapters“ klicken) – mega! Ich habe mir einfach das Intro mit den allgemeinen Tipps und das (traurig dürftige) Kapitel über Hokkaido für wenige Euro gekauft.
Japan-ReiseführerWer dennoch einen ausführlicheren Japan-Reiseführer bevorzugt: Im neuen Vis-à-Vis-Reiseführer Japan gibt es immerhin 10 Seiten über Hokkaido, aber noch viele weitere über allgemeine spannende Japan-Details. |
Direkt über Hokkaido habe ich nur sehr werbliche Artikel im Netz gefunden. Der Hokkaidoguide hat mir noch gefallen, auch der Artikel bei den Japanhoppers und dieser Artikel über Hokkaido im Winter und das Treibeis.
Allgemein über Japan gibt es natürlich unendlich viel. Für den fixen Einstieg in die allgemeinen Gepflogenheiten (und wie das Klo funktioniert) habe ich mich bei den tollen Blogs von Nipponinsider, Wanderweib und Weltwunderer informiert.
11 eventuell überraschende Fakten
Hokkaido ist der „Nordmeerbezirk“ Japans. Der Name entstammt von „Hoku“ = Norden, „Kai“ = Meer und „Do“ = Land. Die Hauptstadt Sapporo liegt auf dem Längengrad Wladiwostocks, einer der kältesten Gegenden Russlands. Etwa 5,2 Millionen Menschen leben auf Hokkaido, davon knapp 2 Millionen in Sapporo. Die Bewohner sind stolz auf das schöne Hokkaido, die hier geborenen bezeichnen sich als „Kinder Hokkaidos“, die „Dosanko“. |
Hokkaido ist in bisschen anders als das restliche Japan. Zwar gab es bereits im 15. und 16. Jahrhundert Handelsposten (der erste war Hakodate), jedoch wurde es als Bauernland erst im 19. Jahrhundert besiedelt und noch heute geht es sehr viel ruhiger zu als bei den südlichen Nachbarn. Es ist kälter, und es ist vermutlich weniger typisch japanisch als andere Landesteile. Da ich jedoch wenig Vergleichsmöglichkeiten habe, möchte ich hier keine falschen Behauptungen aufstellen und habe hier nur meine (Fun) Facts zusammengestellt:
Fakt 1: Die Japaner bezeichnen Hakodate als die lebenswerteste Stadt Japans, das haben mir jedenfalls einige Leute vor Ort erzählt. Hakodate hat gerade 260.000 Einwohner und wirkt erst einmal wenig Japanisch.
Tatsächlich war Hakodate früher durch den Hafen und Handel ein Treffpunkt verschiedenster Kulturen, und so sind die Einwohner Hakodates stolz, dass hier westliche und asiatische Kulturen verschmelzen. Außerdem ist es nicht so hektisch wie in der Großstadt, die Leute arbeiten weniger und können auch Freizeit genießen, eine Sache, die vielen Japanern immer wichtiger wird.
Fakt 2: Sicher, sicher, sicher muss es sein – auf eigenartige Weise. Überall stehen Warnschilder und genaueste Regelungen zum Verhalten, es könnte ja sonst etwas passieren. An Ausfahrten sprechen automatische Stimmen „Achtung, Ausfahrt“, Handgriffe verhindern das Stolpern. Bären beobachten? „Viel zu gefährlich, aber in den Zoo kannst Du gehen.“ An jeder Rolltreppe spricht am Ende eine Stimme „Vorsicht, Ende der Rolltreppe.“ Auf dem Sapporo Schneefestival, wo Du mit tausend anderen Leuten auf dem plattgetrampelten Schnee entlang schlitterst und Dich kaum halten kannst, wird jedoch nicht gestreut. Dafür steht aber alle 10 Meter jemand herum, der sagt: „Achtung, glatt. Nicht stolpern. Achtung, glatt.“
Fakt 3: Auf Hokkaido wird Wein aus deutschen Reben angebaut. Ich kenne natürlich Reiswein, Sake, aber „normalen“ Wein aus Japan hatte ich nicht auf dem Schirm. Das Ganze geht zurück auf den Besuch von deutschen Winzern in den – puh, ich glaube, das soll in den 60er Jahren gewesen sein – die Traubenkerne mitbrachten. Ob die Geschichte stimmt oder nicht, heute gibt es jedenfalls Riesling, Chardonnay, etc. und die Qualität steigert sich von Jahr zu Jahr (wie gesagt, Japanischer Perfektionismus…).
Fakt 4: Hokkaido ist für seine tollen Milchprodukte berühmt. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich hatte das Klischee im Kopf, dass Japaner weder Alkohol noch Milch vertragen. Beides scheint eher nicht zu stimmen. Die Milch soll auf Hokkaido die beste Japans sein, und deshalb wird hier alles an Milchprodukten angeboten: Joghurt, Lassi, Speiseeis. Ach, und nicht zu vergessen: Häagen Dazs mit Grüntee. Gut, das gehört nicht ganz hierher, aber ich durfte einfach nicht vergessen, Euch zu sagen, wie fantastisch das schmeckt.
Fakt 5: Grüntee ist nicht das Getränk der Wahl. Ich hatte mich ja eigentlich auf Matcha Tee gefreut, den habe ich aber nirgendwo bekommen. Ohnehin scheint das mit dem Grünen Tee ja eine Wissenschaft für sich zu sein. Die Japaner trinken jedenfalls viel lieber Wasser und Wein, natürlich Sake und auch Bier zu ihrem Essen.
Fakt 6: Tätowiert sein ist in Japan ein „echtes Problem“. Das bekam ich von der Agentur zu hören. Ehrlich? Im Leben wäre mir nicht eingefallen, etwas so unhöflich zu formulieren. Nicht mein Tattoo ist ein Problem, sondern dessen Wahrnehmung. Dass Japaner ernsthaft an die Japanische Mafia, die Yakuza denken, wenn eine europäische Frau mit einem Schultertattoo auftaucht, finde ich doch eher weit hergeholt. Verpönt sind Tattoos jedoch allemal. Wer tätowiert ist, sollte daher immer vorher höflich fragen, ob der Eintritt ins Onsen erlaubt ist. In der Praxis ist das nämlich vor Ort dann kein Problem, da haben die Japaner sich an die Europäer gewöhnt. Ach und: In staatlichen Onsen dürfen Tätowierte ohnehin nicht diskriminiert werden, ha!
Fakt 7: Höflichkeit in Japan ist anders. Vielleicht liegt es ja auch an mir, aber ich empfinde Japaner meist sehr höflich, dann aber auch wieder ziemlich unhöflich. Wegrempeln finde ich zum Beispiel unfreundlich, das kenne ich so aus Berlin nicht. In einem Moment passiert sowas, während sich im nächsten Moment jemand dafür entschuldigt, Dich auch nur berührt zu haben. Einerseits wird unglaublich viel Rücksicht genommen und es dem Gast wunderbar bequem in allen Belangen gemacht, im nächsten muss ich mir (als Gast) anhören, was ich für ein „kleines Mädchen“ („a little girl“) bin, dass ich kein rohes Ei essen möchte. Das fand ich ehrlich gesagt ziemlich übergriffig. Sehr seltsam.
Fakt 8: Der Süden Hokkaidos gilt als der kulinarische Himmel Japans. Während ich da immer Tokio im Kopf hatte, ist es tatsächlich das kleine Hakodate, das den berühmtesten Fischmarkt Japans beherbergt.
Die Qualität betrifft einerseits den Fisch, der durch das kältere und sauerstoffreichere Wasser besser ist, andererseits die vielen verschiedenen Gemüsesorten, die hier gezüchtet werden, denn Hokkaido ist traditionell ein Agrar- und Bauernland. Und da japanische Bauern den gleichen Perfektionismus an den Tag legen wie Japaner generell, habe ich hier die wohl besten Kartoffeln meines Lebens gegessen, neben Ocraschoten, Lotuswurzel (unfassbar lecker!), Auberginen, Sprossen diverser Arten, Spargel, Kürbis…
Fakt 9: Hokkaido ist nur etwas größer als Bayern und besitzt sechs Nationalparks. Allerdings ist es gar nicht so leicht, echte Natur zu finden. Japaner neigen dazu, sich die Umwelt zu eigen zu machen und sie in ein Spaßgelände zu verwandeln. Mir hat da ehrlicherweise die ursprüngliche Naturerfahrung gefehlt und ich habe total Lust, diese beim nächsten Mal auf eigene Faust suchen zu gehen. Es gibt allerdings in Japan Braunbären, was man nicht vergessen sollte, wenn man einfach querfeldein in die Wälder läuft. Braunbären sind jedoch etwa so wenig aggressiv wie die in Kanada lebenden Schwarzbären. Bei richtigem Verhalten ist die Gefahr einer Auseinandersetzung äußerst gering.
Fakt 10: Ramen heißt „Lamen“. Ja, tatsächlich haben Japaner Schwierigkeiten mit der Aussprache des Rs. Mein Guide hat 10 Jahre in Deutschland gelebt und dennoch immer zu den leckeren Nudeln „Lamen“ gesagt, weshalb ich immer kichern musste, was vermutlich gar nicht nett war, aber ich fand es unheimlich charmant.
Fakt 11: Ein Kochkurs auf Hokkaido ist etwa 5 Mal günstiger als in Tokio. Und lecker! Und überhaupt ist Hokkaido erstaunlich günstig, was natürlich teils auch am jetzigen guten Kurs liegt.
Highlights & Sehenswürdigkeiten auf Hokkaido
die Du unbedingt anschauen bzw. unternehmen solltest.
Das Sapporo Schneefestival bestaunen
Das 69. Sapporo Schneefestival durfte ich besuchen und es ist echt irre beeindruckend. Riesige Schnee- und Eispaläste werden mitten in Sapporo im Odori-Park – eher eine langgestreckte grüne Meile mitten in der Stadt – erbaut, außerdem viele, viele kleinere Objekte, unter anderem findet ein internationaler Schneekünstler-Wettbewerb statt.
Das Festival ist komplett gratis, man kann einfach immer wieder herumschlendern und neue Figuren entdecken.
Am Abend, wenn es dunkel wird, starten die Lichter und Shows, die man sich unbedingt anschauen sollte. Mein Tipp: Definitiv während der Woche kommen, am Wochenende ist das Festival heillos überfüllt.
→ Lies hier meinen Artikel über das Sapporo Schneefestival.
In einem Onsen in Jozankei ein Bad nehmen
Jozankei liegt etwa eine Stunde von Sapporo entfernt in den Bergen und ist bekannt für seine vielen Onsen, also Thermalbäder. Makaken-Affen, wie man sie von Bildern kennt, gibt es hier leider keine, dafür teils sehr günstige, teils sehr stylische Bäder und Thermalquellen. In Jozankei habe ich einen superhübschen „Fuß-Onsen“ und einen Ganzkörper-Onsen besucht. Die Ganzkörper-Onsen sind natürlich nach Geschlechtern getrennt, man geht komplett nackt hinein. Keine Sorge, als Europäer wirst Du vorher ordentlich gebrieft, um alles richtig zu machen, und wenn Du unsicher bist, kannst Du sämtliche blöde Fragen stellen, das wird Dir verziehen.
Das Tolle am Onsen: Meistens beinhaltet ein Besuch auch etwas zu Essen. Im Mori-no Uta Onsen gibt es hinterher ein riesiges Buffet mit wirklich toller Essensauswahl, Kosten für Onsen und Essen: 3000 Yen (ca. 23 Euro).
Der Fußbad-Onsen Kokorono Sato war in einem superstylischen und gemütlichen Haus. Wir hätten den ganzen Tag zur Entspannung bleiben dürfen, es gibt gratis Kaffee und Tee und superleckere Naschereien. Kosten: 2000 Yen (ca. 15 Euro).
Den Hokkaido Jingu Shinto Schrein besuchen
Der wichtigste Hokkaido-Schrein steht in Sapporo, stammt von 1871 und ist einfach super hübsch. Auf dem Gelände stehen viele Kiefern und Kirschbäume. Bei unserem Besuch hat es geschneit, ich würde einfach mal behaupten, dass es dort während der Kirschblüte noch toller aussieht. Für mich war das der absolut schönste Ort.
Ein Tipp: Tatsächlich ist der Schrein nicht nur historisch berühmt, sondern hier wird auch der Glaube praktiziert, man sollte sich also entsprechend respektvoll verhalten. Durch das Eingangstor darf man zum Beispiel nicht gehen, sondern nur durch die Seitentüren. Durch die Mitte geht nur Gott.
Das Goryokaku in Hakodate besuchen
Das Goryokaku ist das erste Fort Japans und erster Regierungssitz. Das wunderschöne Haus kann man heute besuchen, es ist teilrestauriert und in Teilen neu aufgebaut. Der Park drum herum hat die Form eines Sterns und ist ebenfalls mit hunderten Kirschbäumen bepflanzt.
Für mich war es schon im Winter der hübscheste Spot in Hakodate, wie muss das erst während der Kirschblüte aussehen? Der Turm nebenan lässt das Ganze auch von oben aus bestaunen.
Ein Ainu-Museum besuchen
Die Geschichte über die Ureinwohner Japans wird immer noch erforscht, denn die Ainu hatten keine Schriftsprache, daher ist vieles nur überliefert oder wird aus Funden rekonstruiert. Besonders spannend für mich: Die Kleidung der Ainu erinnerte mich total an die Kleidung der Sami in Nordnorwegen.
Bei beiden Gesellschaften weiß man nicht ganz sicher, aus welchen Richtungen sie gekommen sind. Es ist gut möglich, dass beide in sehr früher Zeit in Russland einen gemeinsamen Ursprung hatten. Erklärbar wäre ebenso, dass in Kälteregionen bestimmte Kleidung, deren Fertigungen und auch modisches Aussehen sich nach den Gegebenheiten und der Natur drum herum richteten.
Einen Japanisch-Kochkurs machen
Vermutlich gibt es unzählige Möglichkeiten für einen Kochkurs. Sicher ist, dass diese auf Hokkaido erstens unfassbar viel günstiger sind als in den südlichen Großstädten, zweitens bekommt man hier einfach den viel besseren Fisch. Unser Kochkurs wurde von zwei sehr bezaubernden Frauen geleitet, mit Händen und Füßen haben wir uns verständigt und viel über unsere Ungeschicklichkeit gelacht. Und am Ende durften wir diverse leckere Speisen verkosten, ooooh, so gut! Gekostet hätte dieser Kurs übrigens erstaunliche 3000 Yen, also gerade einmal etwa 24 Euro. Ja, das konnte ich auch kaum glauben.
Möglichst viel Essen gehen
Wie ich oben schon schrieb: Hokkaido ist berühmt für sein tolles Essen, und ich kann das nur bestätigen. Selbst Suppen für 7 Euro sind köstlich (Rahmen oder Curry-Suppe), aber natürlich ganz sicher Fisch in jeder Form. Vegetarier kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten, denn hier wurde die Makrobiotische Küche erfunden, die zu großen Teilen vegan ist. Außerdem wurden andere Agrarkulturen ausgebildet, da aufgrund der Kälte die ursprünglichen Arten der Landwirtschaft hier nicht funktionierten. Gemüse gibt es in unglaublicher Vielfalt. Das Fleisch fand ich eher gewöhnungsbedürftig, denn es wird mit sehr viel Fett gegessen. Der Grund ist wohl, dass in der japanischen Küche sonst sehr wenig Fett genutzt wird und irgendwoher das Fett gegen die Kälte herkommen muss.
Shoppen gehen
Nein, das MUSS man natürlich nicht, aber Shoppen in Japan ist irgendwie anders. Davon einmal abgesehen, dass halb Sapporo untertunnelt ist mit Supermärkten, damit man in der kalten Winterzeit nicht draußen shoppen gehen muss, gibt es hier natürlich einfach obercoole Sachen. Der Renner sind hier die „1-Euro-Shops“.
Ja, Nachhaltigkeit geht sicher anders. Allerdings war auch für meine Freunde und Familie mein Japan-Besuch so aufregend, dass ich ihnen unbedingt etwas mitbringen wollte. Mir blieben etwa 30 Minuten für den Souvenir-Kauf. Also ab in den 1-Euro-Shop, derzeit wegen des Wechselkurses her 75-Cent-Shop, erkennbar an dem Schild „Daiso“. Hier gibt es alles, vom Radierer über hübsche Schalen, Essstäbchen, Origami-Papier, Washitape, Süßigkeiten (ich sage nur: Kit Kat mit Mandarine oder Grüntee!).
Was ich beim nächsten Mal unbedingt noch machen möchte:
- Die vielen tollen Nationalparks kennen lernen.
Auf meiner Wunschliste steht der Shiretoko National Park ganz oben mit dem schönen Mashu See. Und einfach viel durch die Gegend laufen und de wunderschöne Natur kennen lernen. - Rodeln!
Das naheliegende Skigebiet Niseko ist bei Japanern super beliebt. Dass man in der Nähe noch rodeln kann wurde mir verschwiegen, aaaaah!
- Japan im Herbst bewundern.
Den Herbst liebe ich ja ohnehin, nie habe ich aber so unglaubliche Aufnahmen dieser Jahreszeit wie aus Japan gesehen. Einfach wow. - Mehr über Japanisches Design und Kunst erfahren.
Das ist definitiv zu kurz gekommen, allerdings wird es im Artikel über Sapporo noch ein paar schöne Erlebnisse mit Japanischer Kunst geben (mit Schneeschuhen durchs Museum – was sich die Japaner eben so ausdenken). - In Abashiri auf den Eisbrecher steigen und das Treibeis bestaunen.
Abashiri im Norden Hokkaidos erreicht man mit dem Zug oder per Flugzeug. Es gibt eineinhalbstündige Touren (leider anscheinend nicht längere) ins Eis. - Ein Whisky-Tasting machen.
Ja, auf Hokkaido wird Whisky hergestellt, und sogar sehr guter. Wer an Yoichi vorbeikommt, kann die Nikka Distillery besuchen. - Kraniche beobachten.
Im Norden Japans kann man vor allem im Winter die seltenen Kraniche beobachten, die dort, nachdem sie fast ausgestorben waren, wieder angesiedelt und vermehrt wurden. - Mehr von Hakodate sehen.
Nur einen Tag habe ich in dieser Stadt verbracht, was viel zu kurz war. Das Altstadtviertel Motomachi steht hier noch aus.
- Den Blue Pond bei Biei sehen.
Ein Flug von Frankfurt nach Tokio und zurück emittiert je nach Airline zwischen 3,5 – 6,5 Tonnen CO2 (pro Person). Ein Flug nach Hokkaido über Tokio entsprechend mehr. Kompensieren kann man das klimaschädliche Treibhausgas zum Beispiel bei Atmosfair oder anderen lokalen, CO2-bindenden Projekten wie Moorfutures.
Offenlegung: Ich wurde nach Japan im Zuge einer regierungsgesponserten Pressereise eingeladen. Meine Meinung hat das selbstverständlich beeinflusst. Ich habe versucht, mir das in diesem Artikel nicht anmerken zu lassen.
Seit 15 Jahren ist Inka Redakteurin, Reisebloggerin und Autorin in Berlin und Brandenburg. Sie hat mehrere Reiseführer über die Region geschrieben und veröffentlicht ihre Tipps und Geschichten im Spiegel, Tagesspiegel und verschiedenen Magazinen. Außerdem Möchtegernentdeckerin, Liebhaberin der polaren Gebiete unserer Erde und abschweifend in der Welt. Hier Chefin vom Dienst.