In Berlin gibt es aufgrund der ziemlich einzigartigen Geschichte der einst geteilten Stadt sehr spannende Orte, die einen kurzen Ausflug lohnen. Heute stelle ich Euch das Dreieck um den alten Grenzübergang Drewitz-Dreilinden, auch als Checkpoint Bravo bekannt, vor.
Und ja, falls Euch hier etwas bekannt vorkommt: Das ist zufällig genau das Eck, in der man die „Löwin von Kleinmachnow“ vermutet hat. Diesen Bericht habe ich allerdings vorher geschrieben. :)
Die Dreilinden-Tour im Überblick
Der ehemalige Grenzkontrollpunkt Dreilinden („Checkpoint Bravo“) befindet sich im Süden Berlins, also genau in meiner Hood, in der ich mich nun schon länger bewege. Tatsächlich hat das kleine Dreieck zwischen Königsweg, Albrechts Teerofen, dem Hundeauslaufgebiet Düppel und Wannsee keinen eigenen Namen. Früher führte hier die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR entlang und noch heute können spannende Spots erkundet werden, während man auf der Berlin-Brandenburg-Grenze entlangwandert bzw. eine Fahrradtour macht.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.komoot.de zu laden.
Achtung, kleiner Hinweis: Bei Google haben Leute offenbar ver(w)irrt Fotos an falschen Stellen hochgeladen, orientiert Euch daher besser an meiner Komoot-Karte als an Google Maps. Wichtig zu wissen: Hier haben sich gleich zwei alte, heute stillgelegte Bahnen gekreuzt (die alten Bahnschienen und Bahnbrücken gehören also zu zwei unterschiedlichen Bahnen) und der Mauerverlauf bzw. der Grenzverlauf zwischen Berlin und Brandenburg ist sehr verwirrend. Durch den Mauerbau und den Teltowkanal entstand hier während der DDR die Exklave Steinstücken.
Die Kerntour der Lost Places von der Autobahnbrücke über die A115 bis zur Teltowkanalbrücke ist nur vier Kilometer lang, allerdings müsst Ihr ja noch hin- und wegkommen. Für die Karte habe ich die kürzeste An- und Abfahrt vom S-Bahnhof Wannsee bis S-Bahnhof Griebnitzsee genommen, was dann immerhin 10 Kilometer sind. Wer keine Lust hat, den langen Königsweg zu Fuß zu gehen, kann auch gut mit dem Fahrrad fahren. Auf der Strecke muss dann ein paar wenige Male geschoben werden, weil der Pfad zu trampelig oder der Sand zu tief ist.
Als Alternativen habt Ihr noch folgende Möglichkeiten:
- Anfahrt vom S-Bahnhof Nikolassee: Ist etwas weiter als S-Wannsee, aber mit Fahrrad für Euch eventuell besser gelegen.
- Anfahrt vom S-Bahnhof Zehlendorf / Bus 115 Haltestelle Clauertstraße, von wo Ihr zum Beispiel die alte Stammbahn entlang wandern/fahren könnt.
- Abfahrt: Wieder zurück über den Teltowkanal und über den Europark Dreilinden zum S-Bahnhof Wannsee.
- Abfahrt: Die Tour gleich mit einer Runde nach Potsdam verbinden.
Grenzkontrollpunkt Drewitz-Dreilinden / Checkpoint Bravo
Der erste spannende Punkt ist der Grenzkontrollpunkt Dreilinden mit ehemaliger Raststätte, den man gut von der Brücke über die A115 sehen kann.
Seit 1969 befand sich hier der Checkpoint Bravo auf der Verlängerung der AVUS, also die Grenzübergangsstelle in die DDR, die zur Transitstrecke zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin gehörte.
Vor 1969 befand sich Checkpoint Bravo auf einer Autobahnbrücke über dem Teltowkanal. Dort fahren wir jetzt hin.
Nach Süden linker Hand geschaut, könnt Ihr übrigens das Rosa Panzerdenkmal sehen, das einen Abstecher wert ist. Ich kann mich an den Anblick des damals realen Panzers als Kind noch sehr gut erinnern.
Von der Brücke geht es auf dem Königsweg nach Süden, bis Ihr die Brücke über stillgelegte Gleise erreicht. Auf dem Weg findet Ihr Gedenkstelen, die die Geschichte von DDR-Fluchtversuchen und Erschießungen durch DDR-Grenzbeamte erzählen.
Stillgelegte Gleise der alten Friedhofsbahn: Station der Serie „Dark“
Die alte Friedhofsbahn führte früher zum Südwestkirchhof Stahnsdorf. Dieser war damals schon so groß, dass sich eine eigene Bahn lohnte, um die Särge sowie Angehörige zum Friedhof zu bringen. Heute ist Stahnsdorf übrigens einer der 10 größten Friedhöfe Europas, auf dem sogar Fahrradfahren erlaubt ist. Die Friedhofsbahn wurde 1913 eröffnet und durch den Mauerbau stillgelegt. Nach der Wende wurde sie nicht wiedereröffnet.
Wer die Serie „Dark“ gesehen hat, dem kommt die Brücke eventuell bekannt vor, tatsächlich wurden hier einige Szenen für die dritte Staffel gedreht.
Vor der Brücke schlagt Ihr nun links den Trampelpfad entlang der alten Gleise ein. Von oben hat man einen guten Blick auf die Gleise. Nach rund 300 Metern kommt Ihr am Teerofendamm an.
Ehemaliger S-Bahnhof Dreilinden
Vom ehemaligen S-Bahnhof ist hier kaum mehr etwas übrig, die etwas seltsame Brücke über die alten überwucherten Gleise lässt allerdings innehalten. Hinter der Brücke links steht ein altes S-Bahn-Schild und ein paar Erklärungen über den Ort. Der S-Bahnhof verschwand mit der Stilllegung der Friedhofsbahn. Ab und an bin ich hier von Eseln begrüßt worden, die in einem (leider viel zu kleinen) Gartengelände hinter dem S-Bahn-Schild stehen.
Den Teerofendamm fahrt Ihr nun nach rechts. Wenn der Weg nach links knickt, rechts den Trampelpfad in den Wald nehmen. Nach 200 Metern stehen die hohen Betonwände der alten Autobahntrasse vor einem.
Stammbahnbrücke über die alte Autobahntrasse
Die Trasse der alten Autobahn, die ebenfalls durch den Mauerbau stillgelegt wurde, ist immer noch gut zu erkennen und dient heute vielen Spaziergänger:innen als Weg. Der Beton wurde größtenteils entfernt und die Natur hat sich diesen Teil der Welt zurückgeholt. An dieser Stelle stehen jedoch noch ein paar riesige Betonwände für die Brückenüberquerung der alten Stammbahn. Die Wände werden heute täglich von Sprayern genutzt, und so leuchten die Betonwälle hier mitten im Wald in frischen Graffitis, Labels und Mustern und geben tolle Fotomotive. Die Stammbahn ist übrigens nicht zu verwechseln mit der Friedhofsbahn: Die Stammbahn war die erste preußische Eisenbahnstrecke von 1838 zwischen Berlin und Potsdam und ist ebenfalls eine eigene Geschichte wert.
Weiter geht es nach links entlang der Trasse nach Süden. Der Weg ist sandig mit typischen Erstsukzessionspflanzen, also Heide, Birken und Kiefern und schön für einen kleinen Spaziergang.
Mehr Touren zu spannenden Orten in und um Berlin findest Du in meinem neuen Buch Radelzeit in & um Berlin. Inklusive Karten und gpx-Dateien zum Download. Jetzt für 18,95 Euro bei Amazon kaufen.* |
Alter Grenzkontrollpunkt: Checkpoint Bravos Spuren
Am Ende des Weges landet man an einem der historisch bedeutsamsten Lost Places Berlins: Dem ursprünglichen Checkpoint Bravo, hier Kontrollpunkt Drewitz genannt, auf einer alten Brücke über den Teltowkanal. Hier war der ursprüngliche Grenzkontrollpunkt, der 1969 zur neuen Autobahn (siehe oben) versetzt und hier gesperrt wurde.
Das Unkraut wuchert zwischen den Platten, die noch gut als Autobahn zu erkennen ist. Früher führte sie von hier nach Helmstedt. Die Fahrbahnmarkierungen wurden bei den Dreharbeiten für die Serie Alarm für Cobra 11 übrigens erneuert und sind wohl nur deshalb noch sichtbar. Häufiger werden hier Parties gefeiert, was ich bei diesem Ort verstehe, denn es ist nicht nur ein spannender Platz, man hat auch eine großartige Aussicht über den Teltowkanal. Es liegen also leider immer recht viele Glasscherben herum, passt daher auf Eure Fahrradreifen auf. Von der Kulisse erinnert es ein bisschen an „The Walking Dead“.
Gleichzeitig ist es ein perfekter Ort, um kurz dankbar zu sein, dass die Mauer wieder eingerissen und der Weg hier heute passierbar ist.
Weiter geht es geradeaus über eine etwas seltsame kleine eiserne Brückenkonstruktion. Dahinter sieht es erst einmal aus, als wäre abgesperrt, es gibt jedoch einen Durchgang, über den Ihr zu Albrechts Teerofen gelangt.
Albrechts Teerofen
Der Name Albrechts Teerofen geht angeblich auf einen im 18. Jahrhundert lebenden Christian Friedrich Albrecht zurück, der hier einen Teerofen betrieb, wie es seit dem Mittelalter in der Region häufig vorkam, denn hier gab es das nötige Kiefernholz für Pech und Teer.
Ein anschauliches Beispiel davon kann man übrigens gut im nahegelegenen Museumsdorf Düppel anschauen.
Auch der Name „Kohlhasenbrück“ soll bereits aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Die alte Baracke, die hinter dem ehemaligen Grenzkontrollpunkt auf südlicher Seite des Teltowkanals steht, soll noch ein Relikt der alten Raststätte sein, sagen meine Recherchen. Für mich sieht das Gebäude nicht alt genug aus, das könnte aber auch daran liegen, dass man es nach der Wende noch eine Weile instand gehalten hat, denn es diente als Gaststätte für den ansässigen Campingplatz. Tatsächlich stehen ein Teil der Raststätte sowie ein Teil von Albrechts Teerofen und die alte Autobahnbrücke unter Denkmalschutz. Das ist einigermaßen erstaunlich, denn man sollte meinen, dass Denkmäler besser behandelt werden. Das Problem ist hier offenbar, dass dieser Ort mittlerweile einem niederländischen Immobilienunternehmen gehört. Warum man so einen historischen Ort überhaupt veräußert, bleibt mir ein Rätsel.
Wie oben beschrieben geht es nun entweder auf gleichem Weg zurück, oder Ihr nehmt die schöne Abfahrt am Teltowkanal entlang bis zum S-Bahnhof Griebnitzsee.