Wo wären Stationen sinnvoll? Wo gibt es die schönsten Nationalparks? Wo sind Trekkingläden, falls mir etwas kaputt geht?
Welche Karten brauche ich, wo bekomme ich die? Wie komme ich zu bestimmten Nationalparks, wo fahren die Busse und wann? Gibt es Internetseiten, über die ich Busplätze reservieren kann, z.B. eine Woche vorher? Stimmt das mit der Krankenversicherung und Auslandskrankenversicherung? Sind kleinere Bootsausflüge in Feuerland wirklich unbezahlbar? Stimmt es, dass ich mich auf einen unglaublichen Fleischkonsum einstellen muss? Wie mache ich das mit meinen Fotos, mit Emails, mit meinem Blog?
Natürlich, man muss das Meiste davon nicht vorher planen, aber ein kleines KnowHow ist vor Ort dann doch häufig praktisch, spart Zeit und meistens ein bisschen Geld. Ich muss z.B. vielleicht nicht den superteuren Transfer nach xy nehmen, wenn es doch ganz normale Regionalbusse gibt, und wenn ich das vorher weiß, brauche ich keine 5 Kilometer laufen und 2 Stunden Internetcafé, um das rauszufinden.
Ein paar Grundkenntnisse über das Land und deren Sitten und Regeln und Alltagsverhalten können Missverständnisse verhindern und den Zugang zu einer neuen Gesellschaft erleichtern und beschleunigen.
Ich habe eine Planungsblockade.
Vielleicht scheue ich mich davor, weil schon einmal eine Antarktis-Tour ins Wasser gefallen ist und ich Planung für ein schlechtes Omen halte?
Bin ich vielleicht müde geworden durch all die Aufregung und das bisherige planen und denken und denken und denken?
Bin ich faul?
Vielleicht habe ich auch einfach Angst, dass ich es mir bei der Planung nur allzu genau ausmale und hinterher enttäuscht bin, weil es eben doch noch anstrengender war als angenommen, das Wetter noch schlechter war als befürchtet, ich im Norden unter der Hitze gelitten habe und im Süden die Kälte mir in die Glieder gekrochen ist, weil die Fotos nicht so sensationell geworden sind wie erhofft oder weil ich schlicht – das Tabu aller Trekker-Übel – Heimweh gehabt habe.
Ja, auch daran mag es liegen. Aber vor allem, vor allen anderen Gründen, ist es doch das: Es wird NICHT meine absolute Traumtour sein, nicht die Tour meines Lebens, und ich werde nicht das absolute Freiheitsgefühl erleben, wie ich das ursprünglich mal geplant hatte, mit 3 Monaten Zeit im Gepäck, ohne genaues Rückflugdatum: umherstreifen und sehen, was geht, schauen, wie lange das Geld hält. Einfach an den Orten bleiben, die mir gefallen, und mich dann, vertieft ins Gespräch mit Einheimischen und Vorbeireisenden, entscheiden, wohin als nächstes. Es sollte eine monatelange, langsame Reise „irgendwo in Patagonien“ sein.
Als die Antarktismöglichkeit dazukam, war das eine Wahnsinnsgelegenheit, aber auch ein Faktor, der geplant werden musste. Und als ich die Reise nach Atacama gewann, war das völlig irre, aber nun standen weitere Daten fest. Und gleichzeitig wurde klar: Länger als zweieinhalb Monate konnten es nicht werden.
Und deshalb muss ich innerlich von meinem Pfadfinder-Trekkingtraum Abschied nehmen. Deshalb stehe ich unter Zeitdruck vor Ort, denn 2 Wochen am Anfang werde ich im nördlichen Chile sein, die letzten 2 Wochen versuche ich, auf das Schiff in die Antarktis zu kommen, also bleiben mir ganze 5 Wochen, um aus 4000 Kilometern die schönsten herauszupicken und anzuschauen. 5 Wochen, um ein Land kennenzulernen, dessen Sprache ich nicht spreche und deren Einwohner mir fremd sind. Deshalb muss ich planen. Planen heißt, nicht ganz frei und spontan zu sein. Planen heißt, Abschied zu nehmen von alten Träumen und neue zuzulassen.
Das fällt mir schwer.
Dabei weiß ich doch, dass ich schon mitten drin bin, in der Reise meines Lebens.