Was mich heute bewegt hat:

Vom Kapitalismusvertrag und sozialer Wirtschaft

Gruselig, wie die ganzen FDPler gerade aus ihren Löchern krauchen und Selbstständigen vorwerfen, sie hätten nicht gut genug gewirtschaftet, wenn sie jetzt nicht genügend Rücklagen hätten, um 2-3 Monate dieser Coronakrise zu überstehen.
Bitte nicht in den falschen Hals bekommen: Ich selbst habe genug Rücklagen und fühle mich da überhaupt nicht persönlich angegriffen. Ich verstehe nur absolut nicht, wie man dem Leistungsdenken so dermaßen hinterherhechelt, dass einem der Gedanke offenbar völlig abgeht, dass Menschen einfach auch das arbeiten, was sie lieben, und dabei gar keinen Elan haben, reich zu werden. Und nein, auch Selbstständige müssen keinen Kapitalismus-Vertrag unterschreiben. Es reicht doch, wenn das Gewerbe sie über Wasser hält, während sie jeden Tag motiviert aufstehen und in die Steuer- und Krankenkasse einzahlen.

Ganz anders sieht die Sache natürlich aus, sobald man Angestellte und damit Personalverantwortung hat. Wie man absolut vorbildlich als Unternehmen wirtschaften und dabei sozial und sympathisch bleiben kann, macht das Miniaturwunderland Hamburg vor. Die beiden Brüder erklären in einer Live-Schalte, wie sie vorgesorgt und derzeit ihre Mitarbeiter bezahlen. Dabei finde ich vier Dinge herausragend:

  1. Sie haben von Anfang an einen Topf angelegt, statt alles zu reinvestieren, um für Notfälle gerüstet und erst einmal nicht auf Kredite angewiesen zu sein.
  2. Sie stocken das Kurzarbeitergeld aus eigener Kasse auf 80% auf (ich wusste nicht einmal, dass das geht) – und fordern Unternehmen auf, es ihnen gleich zu tun.
  3. Sie zahlen denjenigen, die gar nichts bekommen, dennoch das Gehalt. Das sind z.B. diejenigen, die von Minijobs leben, oder die zwei Jobs haben, von denen der eine weggefallen ist und der andere bei Kurzarbeitergeld nicht genügend abschmeißt. In diese Kategorie würde ich selbst übrigens auch fallen, wenn meine Firma Kurzarbeit anmeldet.
  4. Sie bieten individuelle Lösungen für diejenigen an, bei denen das Geld nicht reicht (das finde ich echt großartig).

Das Video ist etwas lang, interessant sind insbesondere die 10 Minuten nach Minute 27:

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Heinsberg-Studie

Dann gab es heute noch ein ordentliches Gerangel aufgrund des Zeit-Artikels über eine Studie in Heinsberg, die per großflächiger Tests die Dunkelziffer ermitteln sollte. Ich gebe das jetzt nicht wieder, mir war das auf Twitter zu viel hin- und her und ich finde es auch gar nicht sehr interessant, wie groß nun die Dunkelziffer in Heinsberg ist, denn was soll da für andere Regionen schon ableitbar sein. Zudem ist wohl unklar, ob die Tests wirklich eine Covid-19-Immunität erkennen oder nicht doch andere ähnliche Viren von derzeitig umtreibenden Erkältungskrankheiten – auch Drosten berichtete das im letzten Podcast.
Interessant ist für mich aber ein ganz anderer Aspekt: Es gibt da wohl eine interessante Verbindung zwischen den Machern der Studie und dem PR-Unternehmen Storymachine (alleine der Name für eine PR-Agentur!), das die Öffentlichkeitsarbeit um das Forscherteam unterstützen soll. Gegründet wurde die Agentur von Kai Diekmann (ehemals BILD-Chefredakteur), Michael Mronz (Lebenspartner von Guido Westerwelle) und Philipp Jessen, ehemals Chef von stern.de.
Was.Für.Ein.Filz.
Ich bin ehrlicherweise ziemlich entsetzt, dass ein offensichtlich ernstzunehmender Wissenschaftler sich für die Öffentlichkeitsarbeit seiner Forschung ausgerechnet einen Kai Diekmann anlacht. Wie tief kann man eigentlich sinken.

Zahnfee und Osterhase sind systemrelevant

Diese Presseerklärung gaben sowohl Neuseelands Regierung wie auch die der Kanalinseln raus.

Karfreitag

Und ansonsten ist heute nur noch das zu sagen:

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