Die Topfprimel beantwortet Fragen zum WieWarsWochengefühl inklusive anekdotischer und herzlastiger Netzfundstücke. Heutiges Special: Antarctica.

Tatendrängerisch
war’s die letzten Wochen. Der Aufbau dieses Blogs nahm uneeeendlich viel mehr Zeit ein als ich dachte – wie sowas eben immer ist. Heute gibt es nun endlich die Topfprimel featuring Antarctica und meine persönlichen Top 9 der überflüssigsten Antarktis-Fakten die Du wissen solltest, um auf der nächsten Antarktis-Expeditionsreise als Oberschlaumeier dastehen zu können.

Ominös
ist für viele Menschen, dass die Reisen in die Antarktis grundsätzlich „Expedition“ genannt werden. Sie fragen mich dann, welche Forschungen denn auf dem Schiff stattfinden. Nein, keine Forschungen (bis auf die Angewandte Topophilie selbstverständlich); diese reinen Touristentouren in arktische und antarktische Gebiete nennen sich alle „Expeditionsreisen“, einfach weil es viel cooler klingt. Und sicher auch deshalb, um den Faktor unzähmbare Umwelt und den vorläufigen Charakter dieser Touren zu betonen, denn: Die Antarktis ist wild und unbezähmbar. Eines ist dort sicher: Nichts ist sicher. Oder wie es Kapitän Mark Behrend von Hapag Lloyd so schön ausdrückte: „Die Antarktis ist kein Gebiet des Wollens sondern des Dürfens.“

Populär
Die erste Antarktis-Touristenreise fand übrigens gerade einmal vor 49 Jahren statt – mit 5 Särgen an Bord, so sicherheitshalber, denn die 58 Gäste waren schon was älter (ändert sich eben doch nicht alles) und so richtig wusste man wohl nicht, worauf man sich einließ.
Es klappte dennoch ohne einen Sarg zu befüllen und die berühmte MS Lindblad Explorer nahm dann 1971 den regelmäßigen Kreuzfahrtverkehr zur Antarktis und in andere polare Gebiete auf. Das „kleine rote Schiff“ quittierte dann standesgemäß auch den Dienst in der Antarktis: Die Explorer sank im Jahr 2007 in antarktischen Gewässern. Passagiere und Crew kamen dabei nicht zu schaden, aber 185.000 Liter Treibstoff flossen in das Südpolarmeer, eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt.
Unter anderem war auch dies ein Grund, im Jahr 2011 das Schweröl als Treibstoff für Antarktisexpeditionen zu verbieten. Das Verbot gilt für alle Nationen durch das MARPOL-Abkommen.

Fortgeweht
Erst vor wenigen Jahren fand man das 1-Sitzer-Flugzeug, mit dem der Australier Douglas Mawson als erster Mensch den Südpol überfliegen wollte. Dieses geschichtsträchtige Ereignis feierte er allerdings ein wenig zu früh und schrottete besoffen kurz vorher das Flugzeug. Daraufhin wurde es umfunktioniert zu einem Fahrzeug.
Mawson ist übrigens erstaunlicherweise trotz vieler Polarexpeditionen fast unbekannt. Tragischerweise wurde seine Rettung aus der Antarktis im Jahr 1912, nachdem er als einziger überlebt hatte und fast ein Jahr alleine in der Antarktis ausharren musste, vom Tod Robert Scotts überschattet.

Pascalenorm platzend
Pinguine kacken mit einem Druck von bis zu 450 Torr (einem platzenden Autoreifen oder 53.329 Pascal). Für diese Untersuchung wurden zwei Wissenschaftler 2003 mit dem IG-Nobelpreis ausgezeichnet. Daher merke: Besser einen Meter Abstand zu den süßen Dingern halten (was man selbstverständlich ohnehin tun sollte, das gebietet der Umweltschutz und der Antarktisvertrag).

Redewendend
Alte Seemannsweisheit, die sich auf die Drake-Passage (& Kap Hoorn) bezieht:

„Unterhalb von 40 Grad gibt es kein Gesetz mehr. Unterhalb von 50 Grad gibt es keinen Gott mehr.“

Isoliert
Der Isolationsforscher Jack Stuster studierte die Nachlässe von Polarexpeditionsteilnehmern, um daraus Empfehlungen für Weltraummissionen abzuleiten.

In der Isolation können Kleinigkeiten zu großen Konflikten führen. Scheinbar banale Dinge vergrößern sich wie unter einem Mikroskop. So wird etwa Essen zu einer zentralen Quelle der Befriedigung und Entspannung. Man verbringt mehr Zeit damit. Und man isst mehr. Die Empfehlung lautet: Achten Sie auf gutes Essen!

Schwer interessantes Interview im SZ-Magazin Heft 38/2015. Konsequenter Lesetipp von Jack Stuster: Der Marsianer.*

Menschlich
Auf den meisten Kreuzfahrten dieser Welt machen Filippinos den Großteil der Crew aus. Warum das so ist, weiß ich nicht genau, aber natürlich ist naheliegend, und das wurde mittlerweile auch häufiger thematisiert, dass man hier Menschen anstellt, die mit schlechtem Verdienst zufrieden sind. Von Ausbeuterei ist die Rede. Ich gebe zu, ich enthalte mich hier mal mit einem Urteil, denn die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, taten bislang extrem dankbar über den Job, den sie – so eigene Aussage – ziemlich cool finden. Ob das nun höfliche Antwort war oder ernst gemeint, kann ich nicht beurteilen. Ich war jedenfalls bisher immer hin und weg von diesen wahnsinnig freundlichen, herzlichen und angenehmen Menschen.

Entsetzlich
Pinguine wurden zum Heizen verwendet bzw. wurden bei Expeditionen die erwachsenen Exemplare zur Ölgewinnung aus den dicken Fettschichten genutzt. Die Öfen zur Trangewinnung mussten ja laufen, und man wollte die Kohle sparen. Auch wenn der Tran mal wieder ausgegangen war, weil die Wale zu großen Teilen schon erlegt waren, mussten die kleinen süßen Dinger herhalten. Auszug aus einem Bericht im Museum von Port Stanley:

„Schon seit Wochen war die Kohle knapp und unsere Tanks waren noch mehr als halb leer. Also taten wir erneut das, was wir bereits öfters getan hatten, wir fingen Pinguine.
Sie brannten ziemlich schlecht, aber es gab sie in Mengen. Wir fingen die Tiere direkt vor der Baracke und warfen sie gleich lebend in den Ofen. Das Geschrei der Tiere war unerträglich. […] An diesem Tag verfeuerten wir sicherlich 700 von ihnen.“

(aus: Pinguinlexikon auf pinguine.net).

Liebeliebeliebelei
Woran erkennt man ein Pinguinweibchen? Naaa? Ja logisch, am zerkratzten Rücken. Hö – wie? Na so:

kopulierende Pinguine

So geht Liebe unter Pinguinen…

Ich wünsche Euch eine coole Woche.

PS: Aus aktuellen Anlässen (aus VIELEN aktuellen Anlässen!) habe ich noch einen Pro-Tipp der beknacktesten Fakten: Die ANT-Arktis liegt da, wo der Südpol ist. Der SÜDpol! Unten auf Eurer Karte! Es ist NICHT die Arktis, es ist sogar das Gegenteil davon! Wer mir Tipps geben kann, wie ich das endlich hier auf dem Blog klarmachen kann, ich wäre äußerst dankbar.

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