Wie man es schafft, bei einem Städtetrip nach Prag die größte Sehenswürdigkeit zu verpassen und dennoch echt tolle Ausblicke auf Prag haben kann? Ist wirklich ganz einfach.
Die drei schönsten Aussichtspunkte in Prag
Der erste Tag ist wettermäßig nicht so dolle. „Ach“, denken wir, „verschieben wir den Hradschin auf morgen.“ Denn vom Hradschin, von der Prager Burg, soll man eine tolle Aussicht haben, und die wollen wir ja schließlich bei tollem Wetter genießen. Außerdem läuft uns der Hradschin ja nicht weg. Also laufen wir natürlich erst einmal direkt in die Altstadt.
Wenn Ihr noch ein paar weitere Tipps für tolle Fotospots in Prag haben wollt, schaut mal bei Küstenrausch rein, sie hat 7 Fotospots für Prag zusammengestellt.
Der Turm auf dem Marktplatz der Prager Altstadt
Wir schauen uns erst einmal die Prager Altstadt an. Auf dem Altstädter Ring, dem Marktplatz der Prager Altstadt, befindet sich das Altstädtische Rathaus mit der genial-zauberhaften astronomischen Uhr, die ich nach 18 Jahren unbedingt wiedersehen will. Als wir die volle Stunde abwarten um zu bewundern, wie die Uhr Dingdong macht und das süße kleine Skelett die Sanduhr umdreht, stellen wir im Gedränge fest, dass man gegen Gebühr auf den Rathausturm klettern darf. Super, denke ich. Wetter ist zwar nicht so schön, aber so ein Ausblick ist ja immer ne feine Sache.
Der Ausblick ist sogar noch viel besser als erwartet:
Den Rest des Tages verbringen wir auf der östlichen Seite der Moldau und suchen uns sicherheitshalber schonmal hübsche Museen raus. Das Wetter verspricht nichts Gutes.
Veitsberg und Vitkov-Monument
Auch am nächsten Tag sieht es ziemlich grau aus und wir setzen unseren Museumsplan in die Tat um, der Hradschin läuft ja schließlich nicht weg.
Die Nationalmuseen lassen uns im Stich, was die neuere Geschichte Prags angeht, sie verweisen uns aber auf das Museum beim Vitkov-Monument, dem größten Bronzenen Pferdearsch der Welt. Fein, denk ich, das ist mal einen Ausflug wert.
Zu Fuß geht es auf den Veitsberg im Stadtbezirk Zizka. Auf den verschlungenen Wegen kommen Frühlingsgefühle und ab und an sogar die Sonne raus.
Das Museum sieht monströs aus, stalinistisch, irgendwie sehr national und furchteinflößend. Innen drin ist es nicht viel anders, hier wollte jemand Prunk und Protz beweisen und sicherlich einschüchtern. Bei sowas kann ich nicht anders und werde ein bisschen sehr albern. Ja, salutierend in so nem Saal zu stehen ist vermutlich nicht unbedingt meine erwachsene Seite. (Hat aber außer dem Mann und den vermutlich 43 Kameras keiner gesehen…)
Aber ich finde, ein bisschen lustig machen darf man sich schon bei dieser Geschichte: 10 Jahre wurde dort versucht, den Leichnam von Klement Gottwald einzubalsamieren. Als die verwesenden Kleinteile aber niemand mehr zusammenflicken wollte, hat man sie verbrannt. Das Mausoleum ist den Pragern wegen dieser Geschichte heute noch ein bisschen peinlich.
Die Ausstellung schauen wir uns brav Teil für Teil an, vermissen aber beide eine etwas tiefere und kritischere Auseinandersetzung mit den Zeiten des Kommunismus, Prager Frühlings und der „Normalisierung“. Zusätzlich irritieren die etwa zusammengewürfelten sonstigen Ausstellungsstücke von der Steinzeit über das Barocksche Zeitalter und – ja – und noch so Zeiten.
Als wir etwas ratlos durch die Prunksäle schlendern, nimmt uns eine nette Angestellte an die Hand und bedeutet uns, dass wir den Ausblick vom Dach auf keinen Fall verpassen dürfen. Sie verleiht dem Nachdruck, indem sie uns freundlich aber bestimmt in einen geheimen Fahrstuhl stößt, den Schlüssel rumdreht und uns einfach hinauf fährt. Und was soll ich sagen: Sie hat Recht!
Das Vitkov-Monument steht direkt vor uns. Es heißt, es ist die größte Bronzestatue der Welt:
Ich kann mir stundenlang dieses Miniaturwunderland von Prags tollen Altbauten anschauen, während aus dem Osten die Reggae, Ragga und Rockmusik eines Festivals herüberweht.
Das Prager Metronom
Das komische Ding hatten wir am Tag zuvor von der Altstadt aus gesehen und stolperten dann zufälligerweise im Prager Stadtmuseum auf ein kleines Foto, was das ehemals größte Stalin-Denkmal abbildete. Nach fast 6 Jahren Bauzeit wurde das Denkmal 1962 nach gerade mal 7 Jahren Standzeit aufgrund Cruschtschows Entstalinisierung wieder gesprengt. Ich liebe solche skurrilen Geschichten.
Das Metronom wurde an dieser Stelle 1991 errichtet und schwingt seitdem hoch über der Stadt auf der Prager Kleinseite.
Und weil das Wetter irgendwie mäßig ist, beschließen wir, uns zuerst zum Metronom aufzumachen und dann zum Hradschin. Denn der läuft ja schließlich nicht weg.
Durch den schönen Park Letenske geht es, nach einem kurzen Weg stehen wir am Pavillon Hanavsky, in dem man Kaffee trinken kann und bereits eine tolle Aussicht auf die Stadt hat.
Es ist angenehm ruhig, die Touristen tummeln sich wohl lieber in der Altstadt und beim Hradschin, nur ein paar Guides führen ihre Touris hier herum – kein Wunder, denn von hier hat man die Postkarten-typischen Ausblicke auf die diversen Prager Brücken.
Am Metronom, das wirklich riesig ist, gibt es dann eine entspannte Stimmung, bedrohliche Wolken, warme Luft, Skater um uns herum und Schuhe auf einer gespannten Leine über uns. Ein bisschen skurril und ein bisschen schön und irgendwie authentisch – großartig.
Dass wir den Hradschin, die größte Attraktion Prags, nicht mehr geschafft haben, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Irgendwie ist der uns doch weggelaufen. Oder ich habe zu lange an der John Lennon-Mauer Peacezeichen gemalt. Oder wir hätten weniger auf den großen Pferdearsch stieren dürfen, ich weiß nicht. Manchmal geht das Touristenleben eben seltsame Wege.
Aber wie ich immer sage: Ein guter Grund, nochmal herzukommen.
TTT – TierischeTouriTipps
Der Rathaus-Turm:
- Man muss oben eventuell eine ganze Weile warten, weil die Koordination der Besucher nicht super optimal ist. Also Zeit einplanen!
- Kosten: 100 Kronen / Person, ermäßigt 50
- Es gibt einen Fahrstuhl! Der Zugang ist tatsächlich 100% knieschonend.
Der Veitsberg:
- Mit den Öffentlichen haben wir keinen Weg gefunden, mit dem Auto wäre es aber möglich.
- Zu Fuß ist der Weg etwas anstrengend von der Stadt, wir mussten mal eben über die Autobahn hüpfen. Außerdem eine nicht zu verachtende Wegstrecke, weil die Wege auf dem Veitsberg etwas unergründlich sind und auch schonmal ein Fußweg, hm, abgerissen ist.
- Eintritt zum Vitkov-Museum: 110 Kronen, ermäßigt 60, Fotogebühr 50 Kronen. Es ist das einzige Museum, das wir gefunden haben, das sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Die Auseinandersetzung war allerdings etwas enttäuschend.
- Der Zugang zum Aussichtspunkt ist ganz oben auf dem Dach, NICHT das Café! Der Zugang ist nicht einfach zu finden – einfach mal die Angestellten fragen, die wahnsinnig nett sind. Die bringen einen dann auch mal mit dem nicht-öffentlichen Fahrstuhl nach oben, wenn das Knie nicht so will. :)
Das Metronom:
- Bester Weg ist zum U-Bahnhof Malostranska (auf der Kleinseite) und nach Norden laufen: Erst die Pod Bruskou entlang, und wenn die einen Linksbbogen macht, rechts auf einem Fußweg weiter aufwärts gehen. Oben angekommen rechts halten und in den Park Letenske einbiegen (linker Hand gehts über eine kleine Brücke in die Gärten unterhalb des Hradschins). Zurück führt dann eine Treppe östlich vom Metronom hinunter zur Hauptstraße. Über die Chechuv Brücke ist man in wenigen Minuten wieder in der Altstadt.