Ihr kennt mich: Hausbootfahren in Brandenburg ist mein allerliebster Urlaub. Trotzdem ich schon viel in der Welt herumgekommen bin, lassen wir es uns nicht nehmen, einmal im Jahr mit dem Hausboot in den Brandenburger und manchmal auch Berliner Gefilden herum zu schippern. Seit einigen Jahren sind wir dabei auf die Nebensaison ausgewichen und haben festgestellt: Der Herbst ist die viel bessere Zeit zum Hausboot fahren. Hier kommen sieben Gründe.

1 Es ist günstiger

In den letzten Jahren ist das Mieten von Hausbooten in Brandenburg ganz schön teuer geworden. Die Preise richten sich dabei auch nach der Nachfrage. In der Nebensaison ist es nicht nur generell günstiger, manchmal gibt es auf den letzten Drücker sogar Sonderangebote. Wer Anfänger und unsicher ist, möchte vielleicht auch nicht gleich eine ganze Woche fahren. Bei den BunBos, den Bungalowbooten, kann man in der Nebensaison auch „Kurzwochen“ mieten, diese dauern dann teils nur drei Tage. In den Sommerferien hingegen ist eine Woche das Minimum, manchmal sogar zwei (was zwar toll, aber wirklich teuer ist).

Hausboot Innenansicht

Im Herbst auch für kleinere Kapitalisten erschwinglich: die hübschen Holz-Hausboote der BungalowBoote.

2 Herbstfarben

Da ist nicht viel zu zu sagen, oder? Hallo Herbstfarben, hallo hübscheste Jahreszeit. Übrigens: Je später, desto besser. Ende Oktober sind die Farben meist am schönsten.
Vermutlich kommt jetzt Eure Frage, welches Bootsrevier ich empfehle. Die Antwort ist einfach: Alle. Wirklich. Jedes Revier ist vom Wasser aus hübsch.

Kleine Einschränkung: Vom Revier Zernsdorf (Königs-Wusterhausen) sind wir neulich nach Berlin-Köpenick reingefahren. Das war zwar für uns super, weil mal etwas anderes. Aber natürlich ist es hier viel bewohnter, außerdem habt Ihr den Flugverkehr über und eventuell die A10 neben Euch. Das wird Euch aber ohnehin nicht empfohlen, quasi alle fahren von hier aus nach Süden, und da gibt’s genauso viel Naturidylle wie in Plaue (Brandenburg an der Havel), Lychen, Lindow oder Havelberg. Vertraut bei den Revieren einfach auf Eure Vermieter und deren Vorschläge.

See und Wald in Herbstfarben

3 Schwelgen in Gemütlichkeit

Gemütlichkeit steht bei den Herbst-Törns ganz vorne an. Es gibt sogar Hausboote mit Kamin. Ich gestehe, wir haben das nur einmal gemacht, denn der Kamin ist einfach nicht so gut zu regeln wie eine Gasheizung. Es war also entweder kühl oder knallwarm. Aber auch ohne Kamin kann man sich bei Regenwetter wunderbar drinnen einmuckeln, das leichte Schaukeln und die Aussicht aufs Wasser tun ihr Übriges, um sehr gemütlich in die kalte Jahreszeit zu rutschen. Und an den Sonnentagen ist das herbstliche Licht einfach magisch und lässt sich am besten in der Hängematte an Deck genießen.
Pro-Tipp: Brettspiele, Kerzen (Grabkerzen, wegen der Sicherheit) und Lichterketten nicht vergessen!

Hängematte, Wolldecke, Kaffee auf dem Hausboot

4 Es ist weniger los

Ein ganz wichtiger Punkt, denn jährlich nimmt die Anzahl der Hausboot-Anbieter in Brandenburg zu und in den Sommerferien ist auf den Gewässern rund um die Bootsreviere wirklich sehr viel los. Tatsächlich sind Anwohnende offenbar schon gut genervt, in vielen Häfen darf man mit einem „Bunbo“ gar nicht mehr anlegen.

Wer wie wir Lust auf Natur und einsame Seenlandschaften hat, ist mit der Nebensaison allemal besser bedient. Kleiner Tipp: Viele Hausboots-Mieter:innen fahren einfach nur zum nächsten oder übernächsten See. Auf den Kanälen und kleineren Gewässern ist dann nochmal weniger los. Im Herbst begegnen wir aber ohnehin nur wenigen anderen Booten und Anglern.

Wenn Ihr dann wie ich die ganzen hübschen Häuschen und Grundstücke am Wasser bewundert, denkt dran, dass die im Sommer hier eventuell weniger Ruhe haben als Ihr in Eurer Berliner Stadtwohnung.

Einsame Seen in Brandenburg

5 Magische Sonnenaufgänge

Ich liebe Sonnenaufgänge. Diese Zeit am Tag ist einfach magisch und auch fotografisch nicht zu toppen. Allerdings kollidiert das normalerweise sehr mit meinem Schlafbedürfnis. Nicht so auf einem Herbst-Törn, denn da geht die Sonne dann erst um halb sieben oder sieben auf und da man in der Regel eh früh in die Koje fällt, ist das Aufstehen um diese Uhrzeit völlig normal. Die Belohnung sind wunderschöne, nebelumflutete goldene Sonnenaufgänge überm Wasser und es ist schon unwirklich, wie glücklich mich dieser Anblick macht. Und auch die Sonnenuntergänge sind nicht zu verachten.

Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge überm See

6 Naturerlebnisse

Wenn es kalt wird, verziehen wir uns in der Stadt ja meist nach drinnen, schauen aufs vermeintlich trübe Wetter draußen und betrauern den vergangenen Sommer. Dabei gibt es nichts Besseres, als genau dann den grauen Gedanken zu trotzen und sich mit dem Wetter anzufreunden, denn gerade im Herbst gibt es tolle Naturerlebnisse und sogar noch viel mehr als im Sommer.

Mit dicker Jacke, Wolldecke und Tee am Steuerpult zu stehen, rechts und links die grün-gelb-goldenen Ufer vorbeiziehen zu sehen und die Nase in den Wind zu halten, macht einfach gute Laune. Außerdem merkt man: Es regnet gar nicht die ganze Zeit, im Gegenteil guckt die Sonne viel häufiger raus, als man drinnen so mitbekommen würde – Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine richtige Schlecht-Wetter-Tour haben wir allerdings bisher nur im Sommer gehabt.
Mit Glück erwischt Ihr Gänse- und Kranichzüge oder sogar einen Zug von Seeadlern und seht Otter gemütlich vorbeischwimmen.

Vogelbilder-Collage

7 Hauptsache machen!

Ich kann es nur immer wieder betonen: Wenn Ihr mal runterkommen wollt, Euch die Welt zu stressig ist und alles ein bisschen blöd scheint: Bucht statt dem nächsten Trip nach Thailand einfach mal ein Hausboot. Ihr werdet erstaunt sein, wie sehr das erdet, wieviele Glücksmomente Ihr habt und wie wenig man aufregende ferne Länder zum Abschalten braucht. Es klingt seltsam, aber ich schaue meistens nicht einmal in mein Buch rein, weil ich mit Rumgucken zu sehr beschäftigt bin.

„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ Astrid Lindgren

Innenansicht Hausboot, Holztisch

Einfach dasitzen und gucken.

Und ja, natürlich hat es auch was von „Challenge accepted“: Kann ich ein Hausboot steuern, wie geht Schleusen, wo können wir ankern, wie halten wir uns die Bettelschwäne vom Hals undsoweiter. Und wem ganz langweilig ist, der kann sich ja wie ich vornehmen, noch im November im See zu schwimmen.

Schwimmen im See im Herbst

Fazit: Hausbootfahren ist IMMER eine gute Idee. Im Herbst aber ganz besonders.

Tipps zum Hausboot fahren im Herbst

Ich habe auf diversen Kanälen immer wieder mal über unsere Hausboot-Touren berichtet. Der umfassendste Artikel ist dabei dieser:

Hausboot fahren in Brandenburg

Tipps & Erfahrungen zum Hausboot fahren in Brandenburg:

Mein Sommermärchen: Hausboot-Urlaub in Brandenburg

Wenn Ihr Euch das mal in Bildern und Videos genauer vorstellen wollt, könnt Ihr in meine Instagram-Highlights schauen, in der „HausbootRoomtour“ zeige ich Euch die Funktionen vom BunBo, das wir regelmäßig und am liebsten mieten, weil es gerade auch mit Teenagern sehr großzügig und bequem ist.

Einige FAQs zum Hausboot fahren:

Kann ich ein Hausboot alleine mieten?

Nein, zum Hausboot mieten müsst Ihr mindestens zu zweit sein. Für Anfänger ist ein Törn zu dritt super, denn Anlegen und Schleusen wird viel einfacher, wenn der Mensch am Steuer nicht auch noch ein Seil halten muss.

Brauche ich einen Sportbootführerschein?

Nein, Ihr benötigt keinen Sportbootführerschein, müsst aber vor Ort einen kurzen Test & Charterschein machen. Dafür kann man vorab lernen und sollte das als Anfänger:in auch. Ich empfehle, vorab die Gratisversion der App Bootspruefung.de mal durchzunehmen, dann seid Ihr schon gut gerüstet. Ohne Sportbootführerschein dürft Ihr nur am Rand Berlins fahren und auch einige Strecken in Brandenburg sind tabu. Das erfahrt Ihr von Eurem Anbieter.

Wie funktioniert das mit der Navigation?

Es ist immer sinnvoll, gutes Kartenmaterial zu haben, das stellt Euch Üblicherweise der Verleiher. Bei einigen Anbietern bekommt man das mittlerweile digital als App oder auf einem Pad, was super bequem ist. Habt dennoch auch ein Handy mit Internet dabei, um notfalls Sachen nachschauen zu können. Das ist z.B. auch wichtig, um aktuelle Schleusenzeiten zu recherchieren.

Wo miete ich ein Hausboot und welcher Anbieter ist der Beste?

Unser liebster Anbieter ist BungalowBoot, das sind allerdings auch die teuersten. Vor- und Nachteile mehrerer Anbieter gibt’s in meinem Artikel weiter oben.

Wann miete ich am besten ein Hausboot?

So früh wie möglich, was auch der Grund ist, weshalb dieser Artikel bereits jetzt im Januar erschienen ist, oder auf allerletzte Minute ganz eventuell zum Sonderpreis. Die meisten Anbieter haben fixe Preise und die Boote gehen sehr schnell weg. Meistens sind später dann nur noch teure oder auch mal keine mehr im Wunschrevier übrig. Wir haben allerdings schonmal Sonderangebote im Oktober gesehen, da muss man dann flexibel sein. Als die Herbstferien bis in den November rein gingen, gab es keine Angebote – das ist also auch ein bisschen Glückssache.
Fahren kann man meist bis Ende Oktober oder Anfang November. Ich würde jedoch eher empfehlen, spätestens in der ersten Oktoberhälfte zu fahren, denn viele Schleusen machen am 15. Oktober dicht, manche sogar schon früher. Am besten immer genau recherchieren und Schleusenzeiten checken, dafür bekommt Ihr die nötigen Karten und müsst auch mal irgendwo anrufen. Bitte auch nicht vergessen, den Rückweg zu planen. Wir waren einmal etwas nachlässig und haben dann gemerkt, dass nur einen Tag später unser Rückweg versperrt gewesen wäre.

Wo ist das schönste Hausboot-Revier in Brandenburg?

Mein liebstes Revier: Alle! Ehrlich, jedes Revier war bisher toll. Brandenburg vom Wasser ist fast überall reizvoll. Ein kleiner Revierführer ist in der Mache. Vorab: Tolle Anfängerreviere sind z.B. Brandenburg a.d. Havel und Lindow, weil man hier fast ohne Schleusen auskommen kann.

Falls (bitte nach dem Lesen des verlinkten Hausboot-Artikels) doch noch Fragen bleiben, stellt diese gerne in den Kommentaren.

Meine Reiseführer

Mehr Tipps gefällig? Ob Hausboot-Törn, Lieblingsplätze oder Radtouren: Meine Favoriten für Berlin-Brandenburg habe ich in mehreren Reiseführern festgehalten. Ob Neuling oder Kenner: Hier gibt’s neben Klassikern auch genügend Spannendes abseits der üblichen Pfade.

Mit meinen grünen Reiseführern durch Berlin und Brandenburg