Lichtmalerei in der Nachtfotografie. Quelle: Stefan Schurr, Irene Lajtonyi Stoev
Interview mit Stefan Schurr und Irene Lajtonyi Stoev über ihre Fotoreise durch Chile und Bolivien mit dem Reiseveranstalter Zoom Expeditions, über Lichtmalerei und andere fotografische Herausforderungen.
Ihr seid im November in Südamerika unterwegs gewesen und habt die gleiche Fotoreise gemacht wie ich im Jahr 2012. Diese Gruppenreise wird vom Fotografen Gunther Wegner begleitet, dessen Webseite übrigens wärmstens allen empfohlen sei, die sich mit der Fotografie näher auseinandersetzen möchten.
Erzählt Ihr ganz kurz, wie Ihr zu dieser Fotoreise gekommen seid? Was waren vor allem Eure Vorstellungen und Ziele bei dieser Reise?
Stefan: Hallo Inka, bin eigentlich eher zufällig auf die Reise gestoßen. Beim Stöbern im Internet fielen mir die tollen Bilder auf und ich war sofort vom Reisefieber befallen. Nach Südamerika wollt ich eh mal! Die Tour hat sich dann auch gelohnt, die Landschaft ist wirklich unbeschreiblich, vor allem das Altiplano-Hochland mit den farbigen Lagunen und dem riesigen Salzsee Salar de Uyuni.
Stefan: Fotografisch wollte ich mich weiterentwickeln, von Gunther hab ich dann auch einige tolle Tipps und Anregungen mitbekommen, vor allem natürlich auch was Zeitrafferaufnahmen anbelangt, da ist er ja DER Spezialist schlechthin!
Irene: Ich hatte 2 Jahre zuvor zum ersten Mal Chile komplett von Nord nach Süd in 4 Wochen „erfahren“. Die Zeit für all die gewählten Ziele mussten wir 2012 auf max. 1 Nacht pro Ort begrenzen, da wir sonst nicht die 5000 km (inkl. Andenüberquerung nach Argentinien und zurück) geschafft hätten. Am meisten beeindruckte mich die Wüste, so dass es ganz klar war: da muss ich nochmal hin … mit sehr viel mehr Zeit. Durch Zufall entdeckte ich Zoom Expeditions und es folgte die zwanghafte Idee, ich müsse genau die Tour mitmachen, die dort für Nov./Dez. angeboten wurde: Altiplano! Chile & Bolivien! Perfekt! Vorstellungen: Die Seele mit der Natur der Hochebene zu sättigen Ziele: Alles (alles!) mit Auge und Linse einzufangen.
Wow, ich bin beeindruckt. Dann hat Dich, Irene, ja der „Stress“ dieser Reise, inklusive des ständigen Schlafmangels, um die besten Fotospots zur besten Zeit zu ergattern und an den ich mich noch gut erinnern kann, bestimmt nicht überrascht.
In einem von Gunthers Posts über die Reise bin ich auf Eure tollen Nachtaufnahmen gestoßen. Hattet Ihr schon Erfahrung mit Nachtaufnahmen oder waren die Aufnahmen in Chile die ersten solcher Art?
Stefan: Mit Nachtaufnahmen hatte ich bis dahin wenig am Hut, aber es war mal ne schöne Abwechslung und ein Riesenspaß mit Irene die Bilder zu „malen“.
Irene: Ich hatte und habe weiterhin gar keine Erfahrung mit Aufnahmen (außer in der „Touristenstellung“), geschweige denn mit Nachtfotografie. Mein Fotoaparat ist eine Samsung WB110, die ich in Patagonien für 180,- € gekauft habe. Hauptgrund des Erwerbs war der 26-fache
optische Zoom, die duale Bildstabilisation, und – ganz wichtig – die Farbe rot!
Chichi, sehr hübsch. Und ja, dass die beste Kamera nicht immer die richtige ist, kan nich selber aus (leidiger) Erfahrung berichten.
Für meinen Post Sternenfotografie habe ich 4 einfache Tipps gegeben:
1. Offenblende
2. lange Belichtung
3. Iso hoch
4. optimalen unendlich-Fokuspunkt am Objektiv herausfinden.
Habt Ihr noch einen zusätzlichen Tipp?
Irene: Das kann ich leider nicht professionell, da der Meister-Fotograf unserer „Lightpainting-Kunst“ Stefan war.
Stefan: Wie gesagt, besonders viel Erfahrung hab ich (noch) nicht mit der Nachtfotografie, mit Deinen 4 einfachen Tipps funktionieren die Bilder aber schon gut!
Ich bewundere Euer wahnsinnig tolles „Lama“-Lichtbild zutiefst.
Leider bin ich zu blöd, mit einer Lichtquelle zu zeichnen, bei mir sind hinterher nur wirre Striche auf dem Foto, während der Mann ganze Zauberbilder hinbekommt.
Der Wahnsinn sind diese großartigen Skelette, die ich auf Gunthers Blog im Post über Eure Reise entdeckt habe. Fehlt mir vielleicht das räumliche Vorstellungsvermögen? Gibt es einen Trick dabei?
Irene: Ohne nachzudenken! Mit viel Lachen. Ein Versuch, ein Treffer.
Stefan: Einen Trick? Ne, nur probieren und experimentieren, wir haben doch auch viel Ausschuss produziert! Das „Lama“ hat Irene aber gleich beim ersten Versuch exzellent hinbekommen!
Von wegen, bei Euch beiden klingt es so leicht. Anmerkung der Redaktion: Was die beiden nicht verraten: Man benötigt ein Stativ, eine lange Belichtungszeit und eine Taschenlampe, beim Lama-Bild vermutlich eine blinkende Lampe. Der eine knipst, der andere „zeichnet“ mit der Lampe das Motiv. Nicht so schwierig, wenn man künstlerisch ein wenig begabt ist. Eines meiner hunderten Krickelbilder erspare ich Euch mal an dieser Stelle…
Habt Ihr selber einen Blog oder veröffentlicht oder verkauft Ihr Eure Fotos irgendwo?
Irene: Kein Blog / verkaufe keine Fotos. Meine laienhaften Bilder sind bei Facebook öffentlich zu sehen.
Stefan: Ich hab eine Webseite: www.schurr-fotgrafie.de. Teilweise verkaufe ich auch meine Bilder über Agenturen, bei der Macrostock Agentur Westend61 können zum Beispiel auch einige meiner Altiplano/Atacama Bilder lizenziert werden.
Was wird Euer nächstes Ziel für die Fotografie sein?
Stefan: Demnächst geht’s für mich für 10 Tage auf die Lofoten. Hier hoffe ich unter Anderem auf Polarlichter, so dass ich mein Wissen im Bereich der Nachtfotografie auch etwas erweitern kann. Außerdem möchte ich mich verstärkt mit dem Thema Zeitraffer befassen, ich hab mir jetzt auch einen Slider besorgt um den Aufnahmen einen „professionelleren“ Touch verpassen zu können!
Irene: Demnächst möchte ich mir einen von Gunther empfohlenen Aparat zulegen und mich intensiv mit „jagen & einfangen“ von Momenten beschäftigen. Es ist ein wunderbares Hobby und zwingt uns zur wahren Nehmung von Natur, Mensch & Objekt. Man be-ob-achtet Dinge sehr viel penetranter und damit aufmerksamer, wenn man sie festhalten möchte.
Was die Lofoten angeht: Ich werde Dich verfolgen, Stefan! Die Lofoten im Winter und die Polarlichter sind schon lange ein Traum von mir und vermutlich für jeden Fotografie-Interessierten. Irene, vielen Dank dafür, dass Du die Lanze brichst für die „kleinen Knipsen“: Nichts ist wohl wichtiger für ein Foto als das Auge des Betrachters.
Ganz herzlichen Dank Euch beiden für das spannende Interview und die tollen Fotos.
Weitere Fotos von Stefan: