Für das Fotoprojekt Color me happy veröffentliche ich jeden Monat ein passendes Foto von meiner BigTour durch Südamerika.
Eine gelbe Gitarre hängt am Straßenrand. Während der Bus auf der Strecke Ushuaia (Feuerland) – Punta Arenas eine unbestimmte Panne hat, haben sich die meisten Mitfahrenden – von der widerlichen Gluthitze im Bus zermürbt – am Straßenrand fallen gelassen. Ich schaue mir derweil das Denkmal an. Oder ist es ein Mahnmal?
„Nichts Neues unter der Sonne“, steht da auf Spanisch, und noch ein paar kryptische Sätze und ein Todesdatum neben einem Namen. Ein Musiker, und ihm gewidmet ein paar lyrische Zeilen?
Die Straße ist endlos, knappe Worte werden zwischen den müden Backpackern ausgetauscht. Niemand hat eine Ahnung, wo wir genau sind: Die Magellanstraße haben wir bereits hinter uns, jetzt stehen wir irgendwo auf der Ruta 255.
„Wir“, das sind die Backpacker, die Reisenden, die, die es nicht eilig haben, die nicht hier sind, um irgendwo anzukommen, sondern um unterwegs zu sein, und wenn man wie ich alleine reist, kommt einem bei solch einer Stundengemeinschaft schnell mal das „wir“ über die Lippen.
Dennoch könnte der Bus sich langsam sputen, die Sonne senkt sich schon und niemand von uns weiß, wo er in Punta Arenas übernachten wird.
Der Busfahrer und sein Kompagnon beantworten keine Fragen, weshalb wir hier stehen, schon wieder, und worauf wir eigentlich warten. Als sie aber ein vorbeikommendes Auto anhalten, spricht sich die Lage langsam herum: Die Beiden haben schlicht vergessen zu tanken.
Vor zwei Stunden habe ich beim Warnschild, dass die nächste Tankstelle erst in 100 Kilometern sei, noch einen Witz unterdrückt. Hätte ich mal. Wir kichern alle völlig albern herum und der Spott wird fleißig über den Busfahrern ausgekippt, die peinlich berührt hastig versuchen, das geborgte Benzin in den Tank zu bekommen, um sich schnell in der Fahrerkabine verstecken zu können.
Wir schaffen es ins nächste Örtchen, wo vermutlich der Cousin eines Cousinfreundes weiteren Sprit besorgt. Mit fünf Stunden Verspätung kommen wir um 9 Uhr am Abend in Punta Arenas an.
Fast alle Hostels sind ausgebucht, es sieht lustig aus, wie die Backpacker in den verschlafenen Straßen hin- und her irren, von einer Straßenseite zur anderen, tingeld wie launige Insekten, die nicht genau wissen, wo das Licht herkommt.
Die gelben Häuser blinzeln mich wie überall in Südamerika an.
„Und, habt Ihr schon was gefunden?“
„Nein, vielleicht da drüben.“
Nichts Neues unter der Sonne. Reisen ist schön, denn das Ankommen ist irgendwie egal.
PS: Gelandet bin ich schließlich in einem 3-Doppelstockbett-Zimmer, was eigentlich ein 30-Bett-Zimmer mit ein paar Pappwänden war. So muss das.
Seit 15 Jahren ist Inka Redakteurin, Reisebloggerin und Autorin in Berlin und Brandenburg. Sie hat mehrere Reiseführer über die Region geschrieben und veröffentlicht ihre Tipps und Geschichten im Spiegel, Tagesspiegel und verschiedenen Magazinen. Außerdem Möchtegernentdeckerin, Liebhaberin der polaren Gebiete unserer Erde und abschweifend in der Welt. Hier Chefin vom Dienst.