Diese Woche war eine Musikwoche. Früher, als ich etwas mehr Zeit hatte, hab ich das oft gemacht: Von Konzert zu Konzert, meistens kleine Singer-Songwritersachen, die in Berlin so unglaublich vielfältig vorhanden und sehr bezahlbar sind. Heute passiert das leider eher selten. Umso mehr freue ich mich, wenn wieder ein paar schöne Musikevents anstehen.
Ein guter Bekannter sollte am Samstagnachmittag auf einem Berliner Sommerfest auftreten. Praktisch, das wurde schonmal eingeplant, vor dem Geburtstag, zu dem ich eingeladen war.
Doch, oh Wunder, ich gewinne Karten für Herbert Grönemeyer in der Waldbühne. Wow! Das ist klasse, ich mag Herbert Grönemeyer, auch wenn sein letztes Album nicht so der Knaller war.
Ein plitschnasser Herbie
Auf gehts also am Donnerstag Abend zur wunderschönen Waldbühne. Wer dort noch nicht war, dem sei dringend das Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker angeraten: Ein Traum!
Tollerweise werden von meinem Lieblingsradiosender radioeins sogar Karten im „Innenraum“, also direkt vor der Bühne, spendiert.
Es regnet UNUNTERBROCHEN, es ist unglaublich, nach einiger Zeit lässt sogar die Standhaftigkeit meiner für Patagonien gekauften Regenjacke zu wünschen übrig, was mir sehr zu denken gibt. Das blöde Ding war … teuer.
Aber der Regen und die unzähligen bunten Regenschirme sehen toll aus, ich kann mich gar nicht satt sehen und mache unzählige Fotos.
„Herbie“ bleibt dagegen äußerst standhaft ohne Regenschirm und Regenjacke die meiste Zeit auf der vorderen Bühne, wo er noch plitschnasser als das Publikum wird. Die Waldbühne bleibt voll, nur wenige gehen, die Stimmung ist der Hammer.
Hinterher sehen wir aus wie aufgeweichte Frösche.
Verwirrung bei radioeins
Am nächsten Tag bekomme ich einen Anruf von meinem Lieblingsradiosender:
r1: „Sie haben Karten gewonnen!“
Ich: „Ja, das stimmt.“ (Höfliches Warten, sicher möchten sie mich jetzt fragen, wie das Konzert war oder so?)
r1: „Woher wissen Sie das denn??“
Ich: „Öhm, ich… das war doch gestern..? Oder… wie meinen?“
r1: „Sie haben gestern…? Ich verstehe nicht…“
So ganz langsam dämmert mir was: „Meinen Sie etwa das Konzert von Ray Wilson? Habe ich die Karten für Ray Wilson gewonnen??“ (Ich hatte eine E-Mail geschrieben.)
r1 (argwöhnisch): „Ja, wir haben Sie gerade ausgelost! Aber woher wissen Sie denn, dass Sie gewonnen haben?“
Ich versuche, mich zu erklären, dass ich dachte, sie reden vom Grönemeyer-Konzert, von meinen gewonnenen Karten am Tag vorher, kann es selber nicht fassen, bekomme ein bisschen Angst. Gibt es sowas wie eine Glückswaagschale? Brennt morgen mein Haus ab oder fällt mir ein dicker Stein auf den Kopf?
Die Karten habe ich bekommen, obwohl die nette radioeins-Frau bis zum Schluss sichtlich irritiert war, was für eine Durchgeknallte sie da am Telefon hat.
Wow. WOOW! Was ist das denn zur Zeit? Hat sich die Glücksfee in mich verliebt?
Gewinn nr. 2 und ein musikalischer Tag
Ray Wilson war eine Platte lang der Sänger von Genesis. Sein Konzept, durch den Namen und das Re-Aufführen alter Genesis-Songs deren Fans anzulocken, geht gut auf.
Am Samstag hetzen wir also erst zum Sommerfest, wo mein Bekannter „Stoffel“ mit Tom Lüneburger auftritt.
Schade, dass wir keine Zeit haben. Das „Malzfabrik“-Gelände ist super interessant und das Sommerfest zwar klein, aber mit wirklich tollen Sachen. Immerhin habe ich wieder ein neues Stück Berlin kennen gelernt.
Anschließend gehts für eine Stunde zum Geburtstag, wo schnell ein paar Grillwürstchen und Salat für die längere Fahrt nach Lobetal stärken. Die Waldbühne („Waldkirche“) in Lobetal, Brandenburg, ist klein, aber ganz hübsch. Man merkt den Unterschied zum Berliner Publikum, es geht, nunja, dörflicher zu.
Das Konzert ist schön, kann aber natürlich eingefleischten Genesis-Fans wie meinem Freund kein Genesis-Feeling geben. Oder so. Ray Wilsons eigene Songs klingen denn auch für mich runder, man merkt, dass sie authentischer sind. Ein bisschen Country-Gefühl gibt es dann überraschenderweise auch noch.
Was sonst noch gewesen sein könnte:
Das Troubadour-Festival musste ich leider wegen völliger Arbeitsverdichtung ausfallen lassen, aber ich bin froh, dass es Menschen wie die großartige Mckinley Black gibt, die sich mit aller Motivation dafür einsetzen, dass es solche Veranstaltungen in Berlin gibt. Vielen Dank an dieser Stelle.
Eigentlich würde jetzt nur noch am Sonntag der gute Rob Longstaff zu meinem Glück fehlen, aber der Samstag hat mich so fertig gemacht, dass mit der Weg in den Mauerpark zu weit ist, wo er regelmäßig auftritt.
Demnächst steht aber bestimmt mal wieder ein Besuch bei Berlin Guitars an. Dort veranstaltet Leonard Lott wunderbare Live-Konzerte mit feinen Musikern aus aller Welt mitten in seinem Gitarrenladen.
So etwas ähnliches (in Kleinformat) habe ich auch einmal versucht mit hübschen Wohnzimmerkonzerten. Nach 5 Konzerten wurde mir das allerdings zu anstrengend, für sowas braucht es mehrere Organisatoren. Schön aber, dass es andere machen.
Bleibt zum Schluss, sich über diese tolle Woche zu freuen, die Musik im Kopf zu genießen und mich zu fragen, ob ich vielleicht Lotto spielen sollte. Oder ob ich mein Glück lieber nicht so herausfordere, weil die Glückssträhne dann vielleicht vorbei ist.
Eventuell ist ja mein zuständiger Glücks-Sachbearbeiter mir einfach gerade total nett gesonnen, und wirft mir dann direkt nach dem Ausfüllen des Lottoscheins eine Bananenschale in den Weg: „Was für eine unverschämte Kuh. Kriegt den Hals nicht voll.“
Nee, ich lass das lieber mit dem Lottospielen.