Seit einiger Zeit suche ich neue Herausforderungen beim Fotografieren. Der Grund: Mir ist ein wenig die Fantasie abhanden gekommen, technische Details langweilen mich zusehends und ich suche gerade eher nach Kreativität als nach technischer Perfektion.
Warum überhaupt eine neue Kamera? Da gibt es viele Gründe: Ich suche nach einer Ersatzkamera, die mir wiederum auch eingies bieten soll, was ich mit meiner großen DSLR, der Canon 80D vielleicht nicht habe.
Update: Da mich viele Fragen erreichen, habe ich den Artikel etwas erweitert und Links zu meiner Ansicht nach guten weiteren Testberichten eingefügt. Mittlerweile bin ich Besitzerin einer Olympus OM-D E-M10. |
Inhalt des Artikels
Über Gimmicks, Sternenfotografie & Timelapse
Sensorgröße, Händchengröße und was will ich eigentlich?
Die Olympus OM-D E-M1 – ein Testbericht
Olympus OM-D E-M1 versus Olympus OM-D E-M10 und Stichwort Straßenfotografie
Bedienung
Nachtfotografie, Stabilizer, live composite Modus und Timelapse
Abbildungsleistung und Farbmanagement
Doppelbelichtungen aus der Kamera
Mein Fazit zur Olympus OM-D E-M1
Über Gimmicks, Sternenfotografie & Timelapse
Was das Technische angeht, bleibt natürlich immer ewig viel Raum nach oben, nehmen wir die Sternenfotografie als Beispiel: Von der Kamera- und Objektivklasse einmal abgesehen gibt es viele Möglichkeiten, Fotos aufzunehmen und z.B. hinterher miteinander zu verbinden, Gunther Wegner hat zwei sehr hübsche Videos online gestellt, wie man das machen kann. Wollte ich immer mal ausprobieren, war mir aber irgendwie zu aufwändig. Bisher habe ich mit meiner Canon 600D und der Canon 80D mit einfachen Einstellungen ein paar hübsche Sterne fotografiert. Es wäre schön, das besser hinzubekommen, ohne elendig Geld für ein entsprechendes Objektiv ausgeben zu müssen oder stundenlang Bilder zu stacken.
Gleiches mit Timelapse: Timelapse-Videos sind ultracool, mich aber hinzustellen und mit verschiedenen Geräten herumzuhandtieren und hinterher das Ganze mit einer Software zusammenzubasteln – mir fehlt da irgendwie die Geduld, vor allem, weil andere das einfach viel besser können und das tollere Equipment haben. Als Gimmick wäre es eben nett – ich hätte z.B. noch zig lustige gifs aus dem Schweden-Urlaub im Angebot – wenn ich die denn nicht noch alle basteln müsste.
Aber hey, wenn man schonmal angestachelt wird… ich hab mal die Gelegenheit genutzt, Euch eines unserer Quatsch-gifs aus Schweden zu basteln (womit sich die Kids halt so beschäftigen…):
Sensorgröße, Händchengröße und was will ich eigentlich?
Natürlich stehe ich auf knackscharfe Details, aber bin ich wirklich bereit, ultra viel Geld dafür auszugeben, wenn solche Sachen im Normalabzug 10×15 oder im Pendant auf dem Computer kaum zu sehen sind? Und vor allem: Meine Hände sind leiser ziemlich klein, sie sind teilweise schon mit einer Canon 80D leicht überfordert, eine größere Kamera kommt tatsächlich für mich nicht in Frage, große Objektive sind für mich anstrengend.
Das war auch einer der der ursprünglichen Gründe, weshalb ich mich bei den Systemkameras umgesehen habe und auf die Olympus gekommen bin (weitere Gründe habe ich schon einmal *hier* zusammengefasst). Na klar, eine Vollformat-Systemkamera wie die Leica wäre schon genial, ist aber aus finanziellen Gründen für mich völlig indiskutabel. Und ist der Unterschied eines Micro Fourthird-Sensors einer Olympus zu einem CMOS-Sensor denn wirklich so relevant für meine tägliche Fotografie? Ich glaube nicht, aber das wollte ich ausprobieren.
Die Olympus OM-D E-M1 – ein Testbericht
Nach meiner Testphase habe ich jetzt länger überlegt, bin mit meiner analogen Lomokamera rumgelaufen (kreativ sein, gell), habe ein paar Spaziergänge mit der DSLR unternommen.
Was soll ich groß sagen? Ich bin sehr verknallt in die Oly. Einen Fakten-Testbericht erspare ich mir und Euch hier, es finden sich viele gute Testberichte online. Ich möchte aus meiner ganz persönlichen Perspektive berichten, was sie mir brachte und was eben nicht.
Olympus OM-D E-M1 versus Olympus OM-D E-M10 und Stichwort Straßenfotografie
Zur Zeit werde ich mir die Olympus OM-D E-M1* nicht leisten können, überlege aber, auf den schönen Handgriff und das spritzwassergeschützte Gehäuse zu verzichten und mir die kleinere E-M10 anzuschaffen. Spritzwasser, sprich Nässe und auch Kälte, die meine Canon 600D regelmäßig ihren Dienst versagen lassen (ich muss dann ständig den Akku raus und wieder reinpacken), sind für mich wesentliche Kriterien, weshalb ich mich grundsätzlich für die E-M1 entscheiden würde. Meine Hoffnung auf weitere eisige Reisegefilde ist ja schließlich hoch, und da nützt mir eine Kamera wenig, die ab unter 5 Grad regelmäßig streikt.
Die Olympus E-M10* hat diese Eigenschaften leider nicht, allerdings ist sie kleiner und damit noch unauffälliger als die E-M1, ein Vorteil, der gerade bei der Straßenfotografie in Afrika wesentlich ist, und die Überlegungen für Equipment in Südafrika waren ja der Anstoß meiner Überlegungen. Zu oft habe ich mich mit der Canon unwohl gefühlt; in meiner kleinen Hand wirkt sie nochmal doppelt so klobig, das passt einfach nicht auf die Straße. Menschen fühlen sich ertappt, die Kamera stiert sie geradezu an. Emma und Straßenfotografie funktionieren einfach nicht für mich, und hier steht Straßenfotografie stellvertretend für meinen spontanen und kreativen Umgang mit Fotografie.
Schnappschüsse zulassen, die die Welt in ihrer Unperfektheit wiedergeben. Die Schatten dort lassen, wo sie sind, und nicht alles ins rechte Licht rücken, das möchte ich mit meinen Bildern, denn ich möchte die Welt nicht immer schön formen, ich möchte sie auch einfach zeigen, wie ich sie sehe, und das ist nicht immer hübsch und meist ohne Glanzlack und häufig auch chaotisch und manchmal auch gerade deswegen schön.
Paddy von Neunzehn72 hat einen wunderbaren Vergleich zwischen der Olympus OM-D E-M1 und Olympus OM-D E-M10 mit Fokus auf Letztere geschrieben. Sehr lesenswert. |
Bedienung
Die Olympus OM-D E-M1 ist jetzt schon seit zwei Wochen wieder weg und so blöde es klingt: Ich vermisse sie. Sie war für mich intuitiv zu bedienen, ich bin besonders im manuellen Modus ganz großartig klargekommen, denn die beiden Rädchen sind mit zwei Fingern der rechten Hand einzeln einstellbar – das ist so großartig und macht derart viel Spaß, dass ich kaum mehr mit der Blendenvorwahl gearbeitet habe, wie ich das sonst gewöhnlich tue.
Der digitale Sucher ist natürlich gewöhnungsbedürftig und ich hatte am anfang immer das Gefühl, ich müsste „raten“, wie das Bild nun tatsächlich aussieht, weil ich mich nicht an den anderen Look gewöhnen konnte. Dennoch funktionierte ein Bild irgendwie schneller und ein frustrierendes Erlebnis nach dem Test war ein Spaziergang mit meiner Canon. Da gelang mir das Belichten erst einmal überhaupt nicht; der Versuch, einen Herbstmorgen im Grunewald abzulichten endete mit über- und unterbelichteten Fotos. So schwierig also es zuerst war, mich an den digitalen Sucher zu gewöhnen, so gut funktionierte der wiederum und hinterher war die erneute Umgewöhnung an die Canon schwer.
Hier ein Fazit zu ziehen ist schwierig: Jede Kamera ist immer auch Gewöhnungssache; je länger ich mit der Kamera arbeite, umso besser kann ich beim Shooting einschätzen, welche Bilder da nun tatsächlich herauskommen. Während ich bei der Canon die Spotmessung benutze, manchmal zwei Anläufe brauche, dann das Bild aber sitzt, ist die Bereichsmessung bei der Oly (wie im Live-View) ziemlich unschlagbar.
Nachtfotografie, Stabilizer, live composite Modus und Timelapse
Zu den Themen, die ich oben angesprochen habe: Die Olympus kann mit einem „live composite Modus“ in der neuen Software (in der E-M10 erstaunlicherweise schon länger enthalten) bereits in der Kamera das, was ich an der Canon mit umständlichen Einstellungen und Gefrickel hinterher mit einer Fremdsoftware machen kann: Mehrere Bilder zusammenstacken (und die Extreme herausrechnen, damit das Bild eben weder zu dunkel noch zu hell wird). Ergebnisse kann man ergoogeln – perfekt für Sternenfotografie oder Nachtaufnahmen. Leider konnte ich den Modus nicht testen, weil nicht die richtige Software drauf war.
Auch für die Sternenfotografie und sogar die Star Trails Fotografie ergeben sich hier tolle Möglichkeiten. Ich selbst werde hoffentlich in Kürze die Olympus OM-D E-M10 dafür ausprobieren können, bis dahin empfehle ich den Artikel von Roggemann über die Star Strails Fotografie mit einer Olympus Four Thirds.
Update: Die Star Trail-Aufnahmen sind kinderleicht zu machen und sehen gerade mit dem Zuiko f2,8 Objektiv spitze aus. Tatsächlich ist die Olympus EM-10 mittlerweile meine Kamera für Nachtaufnahmen, zum Sternenhimmel fotografieren und zum Fotografieren in dunkleren Räumen!
Was auch noch für Nachtfotografie attraktiv ist: Der Stabilizer! Fotos mit 1/20stel aus der Hand sind überhaupt kein Problem, bei ruhigen Händen oder mit einem Geländer sind Fotos mit 1/5tel möglich, ich konnte es kaum glauben. Da hat sich wohl allgemein im letzten Jahr sehr viel getan und das ist kein Vergleich zu einer mehrere Jahre alten Canon.
Das ist natürlich total klasse und weniger lichtstarke Objektive zu günstigen Preisen werden dadurch attraktiv.
Hier eines meiner Lieblingsbilder, was ich in einer Nachtaktion am KuDamm geschossen habe, allerdings mit Stativ. Und ja, ich war ziemlich froh über den Spritzwasserschutz, es hat so gegossen, da hätte ich mich mit Emma nicht hinstellen können.
Die Oly hat noch ein weiteres schönes Schmankerl: Sie baut kleine Timelapse-Videos. Das ist sicher nichts für ernsthafte Timelapser, denn die Einstellungsmöglichkeiten halten sich in Grenzen, für mich jedoch absolut ausreichend und das wäre tatsächlich ein Grund mehr, mir diese Kamera zuzulegen. Keine Frmedsoftware, kein umständliches Gefrickel, einfach einstellen und ab dafür, das Video wird schon in der Kamera zusammengesetzt, ist fix auf dem Rechner und hochgeladen. Wow.
Abbildungsleistung & Farbmanagement
So richtig kann ich nicht mehr sagen als: Sie hat mich inspiriert. Das „Knipsen“ hat mir wieder Spaß gemacht, der Fokus ist extrem schnell, durch das Olympus-spezielle Farbmanagement kommen die Fotos schon wunderschön aus der Kamera (die Bilder vom Darß haben mich da total begeistert) und das Bokeh des neuen M.Zuiko 12-40 f2.8* ist einfach großartig.
Achtung: Die jpgs haben einen ordentlichen Rotstich, hier dreht Olympus ab Werk die Temperatur ziemlich hoch. Das ist natürlich Geschmackssache und ohnehin bei RAWs egal, bei denen man den Weißabgleich hinterher korrigiert. Ich persönlich stehe ziemlich auf diesen Look.
Manko beim Zuiko: Furchtbar hässliche bunte Lensflares. Ich stehe ja sonst auf Lensflares und benutze daher praktisch nie eine Streulichtblende, aber warum die hier aussehen wie bunte kleine Ufos konnte ich bisher noch nicht herausfinden und habe das bisher auch immer nur bei Systemkameras festgestellt.
Einzig im Telebereich musste ich hier Abstriche machen: Auf 1:1-Ansicht wirken die Konturen etwas matschig, ich nehme an, hier macht sich der kleinere Sensor bemerkbar. Allerdings ist das auf ziemlich hohem Niveau gemosert und war bei kleinerer Brennweite nicht der Fall. Da ich wenig Vergleichsmöglichkeiten habe, kann ich hier keine generellen Aussagen treffen, würde derzeit aber bei Natur- und Tierfotografie die Canon mit meinem Lieblingsobjektiv der Oly vorziehen.
Doppelbelichtungen aus der Kamera
Die verschiedenen Spiel-Modi habe ich ausprobiert, sind aber nichts für mich, ob Monochrom oder mit Blümchen. Ausnahme ist hier der Doppelbelichtungsmodus: Ausgerechnet einer der wichtigsten Gründe, weshalb ich mir die Lomo-Kamera angeschafft habe, kann die Olympus nun auch noch bedienen. Das mag für viele lächerliches Spielzeug sein, ich finde die Möglichkeiten von Doppelbelichtungen großartig.
Mein Fazit zur Olympus OM-D E-M1
Hätte/würde/könnte ich, ich würde sie sofort nehmen, die Olympus OM-D E-M1. Als Kamera, die immer dabei ist, mit der ich sowohl qualitätsmäßig tolle Aufnahmen hinbekomme wie Schnappschüsse auf der Straße machen kann, einfach, weil sie dazu einlädt. Sie deckt außerdem einen Großteil meiner Bedürfnisse ab und hält verschiedene Gimmicks bereit, um Neues auszuprobieren. Die Objektivauswahl ist riesig, denn es können sämtliche Four-third und Micro Four-thirds verwendet werden und generell kann man meiner Ansicht nach nicht mehr davon sprechen, dass Spiegelreflexkameras grundsätzlich Systemkameras überlegen sind. Wer wie ich viel unterwegs ist, ist vor allem auch mit dem eingesparten Gewicht gut beraten.
Wovon ich nicht ganz überzeugt bin, ist der Telebereich, den ich allerdings auch nur mit einem sehr einfachen Objektiv testen konnte. Olympus hält derzeit auch (noch) kein Tele bereit, was es mit dem 12-40er M.Zuiko aufnehmen kann, im Dezember soll ein 40-300er f2,8 herauskommen. Ich bin sehr gespannt.
Aufgrund dessen bleibt die Emma immer noch mein Mittel der Wahl, um in Südafrika die Naturfotografie abzudecken. Da die Olympus E-M1 als Zweitkamera allerdings mein Budget übersteigt, ist hier die kleinere E-M10 überlegenswert, um den Rest der Reise, insbesondere „auf der Straße“ abzudecken, weil sie sich für Schnapschüsse viel mehr eignet als die Canon und außerdem viel unauffälliger ist.
Jetzt hoffe ich also auf einen Geistesblitz, der mich endlich entscheiden lässt, ob und wenn ja welche Kamera ich mir für die Straßenfotografie zulegen soll, Südafrika ist immerhin nur noch einen Monat hin!
Update:
Mittlerweile habe ich mir – ein wenig schweren Herzens aus finanziellen Gründen – die kleine Schwester der Oly zugelegt, die Olympus OM-D E-M10*. Ich vermisse die E-M1 immer noch, weil sie einfach viel besser in der Hand liegt und mir der Spritzwasser- und Staubschutz fehlt.
Dennoch: Die „kleine“ Oly macht einen super Job und steht in der Bildqualität der größeren Schwester in nichts nach. Anfangs habe ich noch mit dem günstigen Kit-Objektiv 14-42 fotografiert, mittlerweile habe ich mir das Zuiko 12-40 f2,8* angeschafft und bin sehr happy.
Auf Vancouver Island in Kanada war sie die perfekte Begleiterin: Klein, leicht zu tragen und nicht ein einziger Ausfall trotz krasser Kälte und starker Feuchtigkeit. Im Reisebericht Westkanada gibt es einige Fotos, die zeigen, was die Kleine drauf hat (siehe Abschnitte über das Orca-Camp und den West Coast Trail).
Ich bin weiterhin vom Farbmanagement sehr angetan und empfehle sie daher gerne Leuten, die Fotografie als Hobby betreiben und keine Lust auf lange Bearbeitungssessions haben: Bei der Olympus kommen die Fotos mir einem wirklich schönen Look aus der Kamera und ich bearbeite sie in der Regel weniger als die Fotos meiner Canon.
Sie ist wie erwähnt spitzenmäßig klein und deshalb nun meine Immer-Dabei-Kamera und eine, die ich auch gut auf der Straße einsetzen kann (dort allerdings eher mit Kit-Objektiv, weil das Zuiko doch schon sehr mächtig ist).
So ein Foto mit einer Kamera, die insgesamt im Angebot unter 600 Euro inklusive Objektiv kam (derzeit gibt es die Olympus OM-D E-M10 mit Kit für knapp über 600 Euro bei Amazon oder in den Warehousedeals auch schon unter 600*) – das ist doch gar nicht schlecht, oder?
Mehr Beispielbilder der E-M1 gibt es in meinem Facebook-Album:
Die Olympus OM-D E-M1 wurde mir netterweise von Olympus zum 10-tägigen Test zur Verfügung gestellt.
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