Zur Zeit stelle ich gerade meine Packliste zusammen und bin schier am Verzweifeln: 17,6 Kilo. Es fehlen noch diverse Kleinigkeiten, die, so zeigte sich stets in der Vergangenheit, dann doch noch den Bösewicht „zuschwer“ ausmachen, genauer: 2 Kilo.

„Waaaas?“ werden die Ultraleicht-Trekking-Leichtgewichtsfanatisten sagen, „ca. 2 Kilo“, von denen Du nicht mal weißt, was für ein Kleinscheiß das ist? Ja, allerdings.
Ich habe mir zig Blogs von Ultraleichttrekkern durchgelesen. Ja, steht ne Menge sinnvoller Sachen drin. Überflüssige Riemchen abschneiden, Zahnbürste kürzen. Aber, Entschuldigung, wie zum Teufel soll das denn funktionieren, mit angeblich nur 2 Kilo (!! in Worten: ZWEI!!) „Gepäck“ eine 5-tägige Wanderung zu machen? Bei 5 Tagen habe ich alleine 1.5 Liter Wasser bei mir, was bekanntlich 1,5 Kilo wiegt, inklusive Wasseraufbereitung und natürlich Essen. Und obwohl ich für genau 5 Tage stehts ganz gute Reserven habe, wie sich zeigt, brauche ich bei 5 Tagen dennoch ca. 1 – 1 1/2 Kilo Essen. Wenn ich mir dann auch noch mal die Zähne reinigen und meinen Hintern abwischen und des Abends mein Haupt auf etwas anderes als meinen Rucksack betten möchte, dann komme ich zu dem Schluss, dass der Autor dieses bescheuerten Kommentars vermutlich nicht „trekken“ war, sondern einen netten Spaziergang von Örtchen zu Örtchen mit gebuchten Hotelzimmerchen und Abendessen gemacht hat. ;)

Hmja, da ist noch Optimierungspotential

Gehen wirs mal realistischer an: Um die 10 Kilo geben die Trekking-Ultraleicht-Leute an. Nun, das haut nur hin, wenn

  1. auf ein „richtiges“ Zelt verzichtet wird: entweder ein Hogan Ultralight oder schlicht Zeltsarg oder Plane, oder Plastiktüte. Mir persönlich ist das aber sowohl für den frühlingskalten Rheinsteig, die regengeplagten Highlands in Schottland, das spinnengeplagte Ligurien oder das sturmbekannte Patagonien nicht ausreichend, und, zugegeben, als Frau fühle ich mich in meinem Zelt viel sicherer. Es würde wohl kaum jemand mitten im Wald in einem Zelt eine alleinreisende Frau vermuten.
  2. keine 7 Tage Trekken in der Botanik auf dem Plan steht. Das wiegt. Wie ich schon gesagt habe, bei Minimalessensversorgung 5 Tage sind das (mindestens) über ein Kilo. Dann kommt der Einbruch und es muss ordentlich was her. Also für eine Woche würde ich eher 3 Kilo rechnen, und das ist immer noch ziemlich knapp. Außer, Ihr leistet Euch unfassbar teure Astronautennahrung. Weiterhin kommen dann andere Notwendigkeiten auf den Plan: Reparaturkit. 1.-Hilfe-Kit. Mückenzeug und Sonnencreme. Seile. Der Rucksack selber. Taschenlampe, Trillerpfeife und Pfefferspray. Ein Kocher, Topf, Brennutensilien. Ein Schlafsack oder sehr warme Klamotten, weil es nachts fast überall kalt wird, sowas wie Brasilien jetzt mal ausgenommen.

Ja, mag sein, dass die Ultraleichttrekker nur Kaltessen zu sich nehmen und auf den Kaffee morgens verzichten. Dass sie die Plane um sich wickeln und die Feuchtigkeit morgens wegrennen. Dass sie nicht auf Notfälle vorbereitet sind. Ich bin nicht so, ich habs gerne schön, warm und lecker.

Nun denn mal Tacheles. Meine frühere Version meiner Packliste sah so aus:

Ursprüngliche Packliste: Klicken zum Vergrößern

Jawohl, 16 Kilo. Ohne Geld, ohne Karten, ohne Kompass, weil das alles an meinem Körper klebt, aber eigentlich dazu gerechnet werden muss.
Gut, ob es jetzt unbedingt noch das kleine Schminkset sein muss… Aber fahrt mal als Frau nach Italien und geht wie die Wildnis Euch geschaffen hat in einen Tante-Emma-Laden und versucht, was zu kaufen. Ist nicht lustig.

Die Wanderstöcke habe ich manchmal weggelassen. Und wenn ich weniger Essen tragen musste mal ne Plane mitgenommen, weils so schön ist, im Regen trotzdem vor dem kleinen Pups-Zelt sitzen zu können.

Hach. Schön wars auf dem Darss.

Denn wie das ist, über 50 Stunden im kleinen Einpersonenzelt ausharren zu müssen, könnt Ihr im ersten Video von meinem Ligurischen Höhenweg anschauen. Soll sehr kurzweilig sein, habe ich mir sagen lassen.

Aber nun ist es soweit: Ich MUSS einsparen. Denn

  • Mein Zelt ist nun sturmstark und selbststehend und deshalb 0,5 Kilo schwerer.
  • Mein Schlafsack hält jetzt bis 0 Grad warm und ist deshalb 0,3 Kilo schwerer.
  • Meine Kamera ist jetzt eine DSLR, keine Bridge mehr, und ist deshalb ca. 0,5 Kilo schwerer.
  • Für eine so lange Reise mit so vielen Unterlagen und Lesetipps, und Fotos wollen ja auch mal zwischendurch bearbeitet werden, ist ein kleiner Rechner, Tablet, Netbook o.ä. angesagt. Ich habe mich, jawohl, für ein 11″ MacBook Air entschieden, juchu! (Armes Konto.) Das wiegt 1050 Gramm plus 180 Gramm Hülle und Ladegerät. Puh.
  • Die 50 Grad Unterschied, die mir auf der Reise begegnen werden, erfordern eine komplette Jahreszeitenwäscheausrüstung. Auf der Liste oben sind schon ein paar Neuerungen eingegangen, ich hoffe, damit klarzukommen. Naja… vermutlich kommt nochwas dazu…
  • Und weil ich definitiv weit über das Kilomaß eines Light-Rucksackes hinaus bin, muss auch noch ein stabilerer Rucksack her, der leider selbst 1 Kilo mehr wiegt.

Das macht… rechnerechne… mindestens 3,500 Kilo! Sind dann über 19 Kilo! Und nicht zu schaffen. Weia.
Klar, in den meisten Fällen trage ich einige Klamotten mehr am Körper, esse irgendwann mein Zeug auf und muss nicht grundsätzlich 1,5 Liter Wasser mit mir rumschleppen. Aber es gilt, das relative Maß zu halten, und mein relatives Maß war optimal, wenn diese Tabelle oben ca. 15 Kilo angezeigt hat. 16 ging noch, alles über 16,5 war anstrengend.
Denn, wie gesagt, die Kleinigkeiten fehlen: Wasserdichte Packsäcke. Ein paar Tabletten mehr. Vielleicht nen Bikini! Was mach ich bloß?