Minimalistisch leben, entrümpeln, sich reduzieren und damit Dinge entsorgen, die einen belasten – als ich mich selber dazu entschlossen habe, merkte ich erst, dass ich damit voll im Trend liege. Wie das eben meistens ist: Vorher schaut man an den Dingen vorbei. Wenn die aber interessieren, fallen sie einem auf einmal überall auf. Anscheinend bin ich also beim Entrümpeln nicht alleine, auch Nic und Stefi sind dabei und vermutlich noch tausend andere mit mir. Minimalismus ist Trend der heutigen Überflussgesellschaft, und ich finde das auch ganz gut so.

In diesem Artikel erzähle ich über meine Gründe, gebe ein paar Tipps zum Entrümpeln und erzähle auch, auf welchen Plattformen ich meinen Kram gut verkaufen konnte.

Warum denn gleich minimalistisch?

Eigentlich hatte ich gar keinen Jahresvorsatz, das habe ich nie, mir fallen irgendwelche Wünsche oder Ziele immer spontan ein und spontan landen die dann sofort auf meiner Bucketliste. Weil die Tage nach meiner Südafrika-Reise „zwischen den Jahren“ aber so unglaublich entspannend und besinnlich waren, habe ich mir Gedanken gemacht, was ich noch verbessern könnte oder wo ich eigentlich hinmöchte – wie man eben so herumsinniert. Da fiel mir wieder ein, dass ich schon längst mal Entrümpeln wollte.

Aber bei der ganzen Sinniererei fiel mir auf, dass ich eigentlich nicht nur Entrümpeln möchte, sondern so richtig eigentlich meinen ganzen Krempel mal über Bord schmeißen und relativ minimalistisch leben möchte. Wenig Sachen haben. Nur Sachen, die ich mag. Damit ich nicht ständig am Suchen bin. Damit ich mit den zwei Haushalten nicht ständig überfordert bin. Damit ich lerne, Sachen loszulassen und mir nicht ständig Gedanken um meinen Krempel mache. Weil ich Minihäuser liebe! Weil ich meine Sachen mittlerweile „Krempel“ nenne.
Und letztendlich spart weniger Konsum logischerweise viel Geld ein.

10 Wochen lang aus einem kleinen Rucksack zu leben, damit habe ich ja auch kein Problem. Ich bin auch weder Klamotten- noch Schuh- oder Taschenversessen. Nagut, ich habe eine leichte schwerwiegende neurotische Schwäche für Mützen, aber das ist auch schon alles. Ansonsten habe ich lediglich das Problem (gehabt), früher nie Geld für etwas besessen zu haben und deshalb konnte ich selten etwas wegschmeißen – es könnte ja noch gebraucht werden.

Einerseits ist das vielleicht löblich, gegen die Wegwerfgesellschaft und übermäßigen Konsum und so, aber irgendwie passen diese ganzen Sachen gerade nicht zu mir, irgendwie möchte ich es aufgeräumter. Viel aufgeräumter. Und Geld, um mir im Notfall etwas wieder zu kaufen habe ich inzwischen auch.

Update:

Seit fast einem Jahr habe ich nun meinen Konsum eingeschränkt, ohne mich selbst gefühlt zu beschneiden. Das bedeutet, ich habe mir z.B. einige (und recht teure) Kamera-Objektive und sogar eine neue Kamera gekauft, immerhin verdiene ich damit auch ab und zu etwas Geld und das ist – neben der Bloggerei – mein größtes Hobby. Dafür habe ich lediglich eine Bluse aus recycelten Polyester gekauft und habe mir zum Beispiel auch nur noch meine Lieblingscreme, Lieblingsduschzeug und Lieblingshaarzeug gekauft – und nicht mehr in der Drogerie zig Tiegelchen und Cremes aus Lust und Laune gekauft. Mein Bad ist nun aufgeräumter und gespart hat mir das eine Menge.

Mein Tipp:

Einfach mal zwei Monate lang ein Notizbuch herumtragen und jede Ausgabe notieren. Es ist unglaublich, wie schnell wir für Blödsinn Geld ausgeben. Und auch wenn das nur kleine Summen sind, summiert sich das ganz schnell auf 1-200 Euro pro Monat. Das ist quasi schon ein Jahresurlaub, irre.

Deshalb war der Entschluss relativ schnell gefasst: Ich miste aus und zwar drastisch (möglichst) bis zum Minimalismus. Ich bin bei der Ausmisterei aber nicht dogmatisch, denn ich bin nie dogmatisch.

Wünsche sind da, um zu träumen. Ziele sind da, um sich zu verlaufen.

Stelle ich also auf halber Strecke fest, dass mir das gerade zu krass ist, höre ich wieder auf – easypeasy.

Wie gehe ich also vor?

Mich total zu stressen habe ich überhaupt keine Lust und auch wirklich noch genug nebenbei zu tun, deshalb habe ich mir folgende Ziele und Wege gesetzt:

  • Ich muss nichts überstürzen. Wenn ich erst im Herbst fertig bin, ist das auch ok. Im Sommer fertig zu sein wäre super.
  • Jede Woche miste ich mindestens 1-2 Jutebeutel aus. Das sind z.B. ein paar Klamotten, oder 10-20 Bücher. Oder ein Ordner voller alter Papiere. Der Effekt soll sein, dass ich nicht das Gefühl habe, alles auf einmal machen zu müssen und kleine Schritte nach einer Weile schon viel Wirkung zeigen.

Ein absolut großartiger Tipp hat mir bisher dabei sehr geholfen: „Häufchen machen“.

Das bedeutet, die Dinge thematisch an einen Fleck (weg)zusortieren. Meine Bücher zum Beispiel habe ich bisher auf ganze sechs verschiedene Stellen in meiner doch ziemlich übersichtlichen 2-Zimmer-Wohnung verteilt (vom Haus des Mannes ganz zu schweigen), meine Aktenordner auf drei Stellen. Das war natürlich bisher der Praktikabilität geschuldet, denn Platz für eine große Bücherwand gibt es bei mir nicht, aber während ich früher von so einer schönen großen Bücherwand geträumt habe, möchte ich diese heute gar nicht mehr haben. Also habe ich erst einmal alle Bücher gesichtet, dann aussortiert und bin derzeit dabei, die restlichen zwei Regale zu einem zu minimieren.
Das funktioniert dann genauso mit

  • Klamotten
  • Papierstapeln
  • Stehrumchen (Spardosen in Tierform sind zwar saucool, aber muss ich davon drei in der Wohnung haben, von denen ich keine einzige nutze?)
  • Platten & Kassetten
  • Bastelequipment

undsoweiter.

Wenn nämlich erst einmal alle Sachen thematisch auf einem Haufen liegen, merkt man erst, wie viele Sachen man eigentlich besitzt, viele Dinge sogar unnötig mehrfach. Mir fällt es auf einmal viel leichter, den Krempel dann loszuwerden.

Erinnerungsdinge

Das Aussortieren von Erinnerungsdingen finde ich am schwierigsten. Eventuell haben viele von Euch noch bei den Eltern einige Sachen von sich stehen, alte Fotoalben, Kinderspielsachen, Kuscheltiere, alte Schulhefte/Zeugnisse/gemalte Kunstwerke, Gratulationskarten, Geschenke undsoweiter. Ich habe das nicht, wir haben das Haus meines Vaters vor Jahren verkauft, da musste ich mich entscheiden, welche Sachen aus meiner Kindheit eben bei mir rumstehen oder in die Mülltonne wandern. Auch so einige Alben der Großeltern und Erinnerungen meiner Mutter sind dabei.
Es ist natürlich furchtbar schwer, sich von solchen Dingen zu trennen, aber möchte ich mich wirklich mit insgesamt etwa fünf vollen Umzugskisten mit Erinnerungsdingen belasten? Nein, auf keinen Fall. Eine Kiste erlaube ich mir, habe ich mir vorgenommen, und als ich erstmal gesehen habe, wie viel Zeug ich da besitze, fiel es mir auch hier viel leichter loszulassen. (Die Fotos der Großeltern habe ich selbstverständlich behalten!)

Pixi-Bücher

Pixi-Bücher – aaawwwww! Allerdings für heutige Kiddies wohl nicht mehr unbedingt immer verständlich. „Der Opa? Soldat? Im KRIEG?!“

Und nun wohin mit dem Krempel?

  • Bücher, vor allem Fachbücher, versuche ich über Amazon zu verkaufen oder einzutauschen. Booklooker ist hier noch eine Alternative, die ich noch nicht ausprobiert habe.
    Der Stapel „soll weg und ist gut erhalten“ geht an Oxfam.
    Einige wenige Exemplare habe ich auf den Flohmarktstapel gelegt, einfach weil der Stand hübsch aussehen soll, ich rechne nicht damit, für Bücher dort viel zu bekommen.
  • Für den Flohmarkt sortiere ich Sachen aus, bei denen ich nicht wirklich damit rechne, redlich Geld dafür zu bekommen, die ich aber einfach nicht wegschmeißen will. In mir sträubt sich einfach alles, wenn ich heile, funktionierende Sachen wie Vasen, Zuckerdosen, Aschenbecher und ähnlichen Kram wegschmeißen soll. Für den Flohmarkt habe ich mich schon mit einer Freundin verabredet, auch, damit sie mir in den Hintern tritt (sorry Snu ;).
  • Bei ebay stelle ich gerne Sachen mit Marke ein, besonders IKEA-Sachen laufen gut. Ich werde hoffentlich auch sowas wie Platten, National Geographic-Magazine und CDs in größeren Billig-Bundles dort los. Oder hat da jemand hier Interesse dran?
  • Kijiji ist die ebay-Alternative für Sachen, die entweder schlecht zu verschicken sind oder einen höheren Preis erzielen sollen, denn die Sachen haben meist einen Festpreis.
  • Klamotten werden bei mir rigoros verschenkt oder gespendet. Mein Versuch, wenigstens die wenigen teureren Outdoorklamotten zu verkaufen ist ziemlich gescheitert; die meisten Frauen tragen sowas eben nicht gern.
  • Meine mittlerweile vielen Fotokartons und die unzähligen nur zu einem Viertel gefüllten Fotoalben werde ich digitalisieren. Einen Scanner kann man gut kaufen und hinterher verkaufen. Die wirklich schönen Alben behalte ich natürlich, aber von den alten Analogfotos können garantiert 80% in die Tonne.

Völlig ratlos bin ich noch bei Sachen, die mir am Herzen liegen und die ich nicht verschleudern möchte. Ich habe z.B. einen alten Holzschminkspiegel, für den ich einfach keinen Platz habe und der nun endlich eine Besitzerin finden soll, die ihn mehr liebt als ich. Ich habe zwei wunderschöne Regiestühle, die nur nutzlos herumstehen. Kameraequipment. Und noch ein paar Kleider original aus den 60ern, die eben nicht mehr taufrisch sind aber meiner Mutter gehört haben. Ich werde wohl einige Länden in Berlin ausfindig machen müssen, die sowas in Kommission nehmen.

Update:

Erstaunlich gute Erfahrungen habe ich mit dem Verkauf bei Amazon Seller gemacht. Romane sind dort kaum gegangen, für 50 Cent laufe ich einfach nicht zur Post. Sach- und Fachbücher konnte ich jedoch extrem gut verkaufen, auch Serien-DVDs waren nach einem Tag weg. Der einzige Nachteil: Man muss wirklich schnell sein, Amazon-Seller hat irgendeinen Bug und bekrittelt deshalb ständig, ich würde meine Sachen zu spät verschicken, auch wenn ich innerhalb von 24 Stunden bei der Post war. Deshalb stelle ich jetzt nur noch teurere Sachen ein, damit sich der Aufwand lohnt.

Bei Ebay wird vieles verramscht und die Auktionen finde ich persönlich sehr anstrengend. Ebay-Kleinanzeigen sind hier die bessere Alternative. Besonders gut laufen dort Kinderklamotten und Spielzeug.

Und weil Ihr jetzt diesen ganzen endlosen Schnadderaschnack ertragen musstet, gibt es hier noch einen Motivationskick, falls Ihr wirklich auch mit dem Ausmisten anfangen wollt.

Entrümpeln ist super…

  • weil ich mich ständig kaputtlachen muss, entweder über mich, was ich so aufhebe, oder über Dinge, die ich nur aufgehoben habe, um mich kaputt zu lachen. Das hier ist die Plattensammlung meiner lieben verstorbenen Tante mit dem schrecklichsten Musikgeschmack aller Zeiten. In der Hülle der Platte von dem „Feinstrumpfwerken“-Krimi gab es ein Rätsel. Wer die Lösung einschickte, konnte eine Kreuzfahrt gewinnen. Aaaah, das hab ich wohl verpasst (stimmt, das Ding ist aus den 60ern!).
    Bitte sag mir jemand, was ich mit diesen „Perlen“ machen soll. Das kann ich doch bitte nicht wegschmeißen!
Alte Schallplatten - Aussortieren und minimalistisch leben macht Mühe

„Das bisschen Haushalt“ – ich hab fünfmal den Auslöser gedrückt, bevor das Bild vor Lachen nicht mehr unscharf wurde

  • weil Du die Chance hast, einen echten Schatz zu heben! Offensichtlich hat mich der Besitz von 50 ganzen D-Mark mit zarten 7 Jahren dermaßen überfordert, dass ich das Geld brav in der Karte aufgehoben habe. Was mache ich jetzt damit? Angebote bitte!
Fünfzig D-Mark

Fünfzig D-Mark! Kinners, kennt Ihr das noch? Woah, muss ich mich reich gefühlt haben!

  • weil ich jetzt weiß, dass ich fast auf den Tag genau vor 40 Jahren getauft wurde, dass meine Kirche wunderschöne Taufscheine ausgestellt hat und ich einfach tierisch auf den Style der 70er stehe. Wusste ich schon, ist aber nochmal eine super Bestätigung.
Zeichnung Kreuzkirche Wolfsburg

Ich liebe die 70er – großartige Zeichnung auf meinem Taufschein – fast auf den Tag genau 40 Jahre alt

  • weil man sich an die allerschönsten vergessenen Sachen wiedererinnert und an die eigenen Heldentaten der Kindheit. Ich habe z.B. mit 9 Jahren den Schulrekord im Kirschkernweitspucken gehalten, jawohl! (Und war im Werfen eine totale Niete…)
Kirschkernweitspucken in der Schule

Kirschkernweitspucken in der Schule – daaa, ganz oben stehts, fast 6 Meter!

Ich werde übrigens vermutlich nicht weiter über meine Fortschritte berichten. Ich habe nämlich neulich irgendwo gelesen, dass es Plänen unzuträglich ist, wenn man darüber erzählt. Weil quasi durchs Erzählen bereits eine Befriedigung einsetzt, die man sonst erst durch die Umsetzung der Pläne erreicht hätte. Blöd. Hätte ich mal nix erzählt.

Dieser Artikel wird sehr häufig aufgerufen und ich frage mich: Hast du denn gefunden, wonach Du gesucht hast? Hinterlass mir doch gerne einen Kommentar.
Da ich nach meinem Entschluss zum Entrümpeln zum Thema einiges gelesen habe, möchte ich Dir folgende Lesetipps mit auf den Weg geben und vielleicht googelst du noch ein wenig weiter, mittlerweile gibt es viele tolle Minimalismus-Blogs:

Pia Mester hat ein Buch über das Thema geschrieben: Minimalismus: Weniger besitzen. Mehr leben.*

Sehr bekannt und beliebt ist das Buch simplify your life: Einfacher und glücklicher leben*

Minimalismus21: Fokussierung, Trend, Utopie, Zeitgefühl, Lebenseinstellung? Ein Begriff und seine Interpretation im 21. Jahrhundert, nennt sich der Untertitel des Blogs mit einer grandiosen Mischung aus persönlichen Erzählungen und Empfehlungen.

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