Das Sapporo Snow Festival (Sapporo Schnee Festival, in Japan „Sapporo Yuki Matsuri“ genannt) findet jedes Jahr Anfang Februar auf der Japanischen Insel Hokkaido statt. Vor einem Jahr durfte ich dabei sein.
Es ist kalt, der Schnee rieselt auf meine Mütze und ich denke, Spikes wären eine gute Idee gewesen, aber die darf man hier nicht anziehen, denn damit würde man den Asphalt kaputt machen. Die vielen Menschen haben den Schnee schon dermaßen plattgetreten, dass er zu einer Eisfläche geworden ist, und während ich an Minions, Miku und ganzen Eispalästen staunend vorbeischlittere, frage ich mich, warum man nicht auf die Idee gekommen, Sand zu streuen.
Stattdessen steht alle 5 Meter jemand, der am laufenden Band – so übersetzt es mir mein Guide – „Achtung, glatt! Achtung, glatt! Achtung, glatt“ sagt.
Das ist süß und erinnert an Kanada, wo man statt Straßenschildern auch mal Menschen nutzt, oder manchmal halten dort auch Menschen Straßenschilder. Andere Länder, andere Erfahrungen. Und hier, in Japan, staune ich besonders häufig.
Mehr Informationen und Eindrücke über die nördlichste aller japanischen Inseln gibt es in meinem Kleinen Hokkaido Guide mit 11 überraschenden Fakten. |
Sapporo auf Hokkaido
Es ist mein erstes Mal Japan und ich hatte mich auf viel Skurriles und allerlei Merkwürdigkeiten für mein Deutsches Ich eingestellt – und werde dennoch immer wieder überrascht. Heute und morgen bin ich nun in Sapporo auf dem mittlerweile auch international bekannten Sapporo Snow Festival, um mir Eispaläste und Schneekunstwerke anzuschauen und auch die Stadt selbst, die auf den ersten Blick ein bisschen an Amerika erinnert.
Sapporo befindet sich im Süden auf Japans größter Insel Hokkaido, und was man hier findet und wir eigentlich gar nicht so sehr mit Japan verbinden, ist – zumindest im Winter – unfassbar viel Schnee, was mein Herz natürlich jubeln lässt.
In der Innenstadt sind die Hauptstraßen und Bürgersteige übrigens beheizt, damit erspart man sich die jährlichen Straßenräumungen, daher ist im obigen Bild kaum Schnee zu sehen. Schlaue, moderne Japaner.
Zudem fließen auf Hokkaido zwei Esskulturen zusammen: die beste Fischqualität durch das kühle, sauerstoffreiche Wasser, und Japans perfektionistische Ackerbaukultur mit einer unglaublichen Vielfalt an leckerem Gemüse. Übrigens: Keine Sorge, Englisch ist zwar nicht extrem verbreitet, aber ein paar Brocken können viele, und Speisekarten gibt es, wenn nicht ohnehin extra für Touristen, fast immer mit Bildern.
Auf Hokkaido, sagen die Japaner, ginge alles etwas gemächlicher zu als auf den südlichen Inseln. Daher gilt Hokkaido mittlerweile als die lebenswerteste Insel in Japan. In den letzten Jahren hat ein Umdenken besonders in der jüngeren Generation stattgefunden, und die Menschen möchten nicht mehr nur für ihre Arbeit leben, sondern auch ihre Freizeit und Familien genießen. Die knapp zwei Millionen Einwohner zählende Stadt erlebt daher konstanten Zuwachs.
Das Sapporo Schneefestival
Dass es solche Schneefestivals gibt, war mir vorher bewusst, schließlich habe ich spannende Reiseblogger in meiner Timeline, zum Beispiel Gerhard, der in Russland eine fantastische Stadt aus Eis besucht hat, und natürlich Geertje, Künstlerin aus Potsdam, die regelmäßig auf solche Festivals fährt, um selber Kunstwerke aus Schnee zu gestalten.
Japan habe ich bisher allerdings nicht mit viel Schnee in Verbindung gebracht. Ich war daher total gespannt, was mich erwarten würde.
Das Sapporo Snow Festival gründeten ein paar Schüler bereits im Jahr 1950. Jedes Jahr machten mehr Menschen mit und nach und nach wurde das Festival bekannter, internationale Gäste nahmen teil und es wurde kommerzialisiert. Doch während ich bei deutschen Würstchenbudenständen recht genervt bin, sieht das in Japan alles ziemlich anders aus, ja fast schon ästhetisch, dafür sorgen die bunten Farben, die verrückten Sachen, die sich die Japaner ausdenken und natürlich die super hübsche Schrift, die aus jedem Werbeplakat für mich ein kleines Kunstwerk macht.
Das Sapporo Schneefestival findet mitten in der Stadt im Odori Park statt, ein zentraler 1,5 Kilometer langer Platz, und es ist komplett gratis. Etwa zwei Millionen Besucher zieht das Schneefestival angeblich mittlerweile an und ich kann bestätigen: Trotzdem ich nicht am Wochenende dort war, sondern innerhalb der Woche, war es relativ voll.
Insgesamt bin ich vermutlich drei Mal über das Festival gelaufen und habe dennoch nicht alles gesehen. Es gibt etwa ein Dutzend wirklich großer Eispaläste und Kunstwerke, dazu noch hunderte (!) weitere kleine Werke von diversen Gruppen, und außerdem einen internationalen Schneekulpturen-Wettbewerb.
Von den Wettbewerbsbeiträgen waren noch nicht alle Werke fertig, was es umso spannender machte, hier bei der Entstehung zuzuschauen.
Fragt mich bitte nicht, wie hier die SiegerInnen gekührt werden, ich habe das Konzept nicht verstanden und hätte wohl auch selber als Besucherin mitwerten dürfen – aber so ganz klar ist mir das nicht geworden.
Man sollte sich auf jeden Fall genügend Zeit nehmen, denn wie ich oben schon schrieb: Es ist ziemlich voll und eventuell extrem glatt, man kommt daher teils nur im Schneckentempo voran. Außerdem sind Abkürzungen verboten, man darf, wie so häufig in Japan üblich, hier nicht gegen den Strom gehen, sondern nur One Way. Und es ist wirklich nicht ratsam, solche Regeln in Japan zu brechen. ;)
Den sagenhaften Blick vom Sapporo TV Tower sollte man sich nicht entgehen lassen. Ich habe leider vergessen, wie hoch dieser war, aber von oben kann man grandios nicht nur das Schneefestival überblicken, sondern sieht auch, dass Sapporo von wunderschönen Bergen umgeben ist.
Am Abend werden die großen Schneebauten beleuchtet und mit Musik bespielt.
Das Highlight, der Schneedrache, wurde sogar mittels bewegter Bilder zum Videokunstwerk. Beeindruckend, ich gebe aber zu, dass ich die strahlend weißen Eisskulpturen ganz ohne Schnickschnack eigentlich am schönsten finde.
Mein Favorit war natürlich der Eispalast. Eisskulpturen sind für mich nochmal faszinierender als Schnee.
Ob ich Euch sagen kann, was die ganzen Skulpturen und Paläste zu bedeuten hatten? Nein, leider überhaupt nicht, denn es gab keine Englischen Beschreibungen oder Erklärungen. Aber das gehört wohl in Japan dazu: Sich wie ein elendig unwissender Tourist zu fühlen. :)
TTT – TierischeTouriTipps
Hier heute nur einige kurze Anmerkungen, denn ich war leider viel zu kurz in Japan, um viele Tipps zu geben:
Man sagt immer, Japan sei so teuer. Das kann ich – zumindest derzeit beim aktuellen Umrechnungskurs – wirklich nicht bestätigen, ich habe sehr viele Preise verglichen und würde diese eher Berlin-ähnlich sehen, ggf. noch etwas darunter.
Meist bekommt man mehr für sein Geld als erwartet. Japan hat eine Wahnsinnskultur, die Menschen sind (meistens) sehr achtsam, das Essen war das Beste, das ich in meinem Leben gegessen habe, Unterkünfte sind in der Regel sehr sauber und gut. Zudem: Japan gilt als eines der sichersten Länder der Welt.
Unternehmungen waren ebenfalls ziemlich günstig, ob Schneeschuhtour, Kochkurs oder Onsen, was auch daran liegt, dass Hokkaido noch einmal ca. ein Drittel bis zur Hälfte günstiger ist als Japans touristische Metropolen.
Offenlegung: Ich wurde vom Tourismusamt Japan auf diese Reise eingeladen, vielen Dank dafür.
Seit 15 Jahren ist Inka Redakteurin, Reisebloggerin und Autorin in Berlin und Brandenburg. Sie hat mehrere Reiseführer über die Region geschrieben und veröffentlicht ihre Tipps und Geschichten im Spiegel, Tagesspiegel und verschiedenen Magazinen. Außerdem Möchtegernentdeckerin, Liebhaberin der polaren Gebiete unserer Erde und abschweifend in der Welt. Hier Chefin vom Dienst.