Mit dem Bus unterwegs: Von Santiago de Chile wollte ich bis ganz nach unten, nach Feuerland reisen, durch ganz Patagonien also. Worauf ich nicht vorbereitet war: Die Ruta 40 ist endlos… langweilig, jedenfalls auf der Seite Argentiniens.

Der blaue Himmel, die endlose Weite entzückt für drei Stunden, dann noch Sonnenauf- und untergang, vereinzelte Guanakos viel zu weit weg zum Fotografieren, viele Schafe, ein paar Pferde. Kaum ausreichend für 27 Stunden Busfahrt von Bariloche nach El Chaltén. Dann ist auch noch mein Busfenster verschmiert…

Ruta 40 - Argentinische Pampa

Trotzdem mag ich diese Art des Reisens in Südamerika. Während das für jemandem aus dem 19. Jahrhundert schnelles Reisen gewesen wäre, zählt es heute als langsames Reisen, 1400 km mit dem Bus auf einer größtenteils aus Schotter bestehenden Piste zu überwinden. Ich kann meinen Gedanken nachhängen, schreiben, und es macht nichts, wenn ich mal eine Stunde nicht aus dem Fenster sehe, denn zu verpassen gibt es sowieso wenig.

Das Ertragen des Urin-Geruchs, der sich nach ein paar Stunden im hinteren Busteil ausbreitet, die zu doll aufgedrehte Heizung und/oder Klimaanlage, das gehört für mich irgendwie zum Reisen dazu. Alles andere ist Urlaub, und ich bin ja nicht hier zum Urlaub machen, nicht wahr…

Patagonien!

Das erste Mal richtiges Patagonien-Gefühl habe ich, als ich bei einem Zwischenhalt aus dem Bus steige und fast umgeweht werde. Die Sonne scheint, bizarre Wolkenformen am Himmel. Es ist jetzt grüner, richtige Bäume, Wiesen, Blumen, Flüsse. Und dieser Wind… Jetzt. Jetzt bin ich wirklich da, wo ich seit einem Jahr hinwollte. Und ich werde schnell lernen müssen, wie ich mein Zelt im Sturm aufbaue.

Der Himmel ist nicht mehr nur blau, obwohl das Wetter überraschend schön ist. Patagonien hatte ich mir immer regnerisch-grau vorgetellt. Die Zuckerhäubchen der Anden sind jetzt ständig in Sichtweite.

Nach einem 2-tägigen Trekking-Zwischenstop in El Chaltén, bei dem ich recht vergeblich den Fitz Roi suche,

Fitz Roi Massiv

Na gut, da isser bisschen zu sehen, der Dicke da, ganz rechts, das ist der Fitz Roi. Schaut Euch mal die Schneemassen an!

geht es weiter auf der Ruta 40 nach El Calafate, um den sagenhaften Perito Moreno-Gletscher zu bestaunen, der mich wahrlich umhaut mit seiner Schönheit.

Perito Moreno Gletscher

Der wunderhübsche Perito Moreno: Der Baum unten ist groß: Die Höhe des Gletschers misst an dieser Stelle ca. 50 Meter!

Und wieder geht es auf der Ruta 40 weiter nach Süden durch Argentinien, und zurück nach Chile, nach Puerto Natales, dem „Tor zum Torres del Paine„, Chiles berühmtesten Nationalpark, in dem ich die große Trekkingrunde machen möchte.


Die wenige Orte, die ich in der riesigen Pampa Argentiniens durchquere, sind klein.

Kleiner Ort

El Chaltén

Manche sind überraschend aufgeräumt, Steinhäuser, viele Zäune, gut ausgeschilderte Straßen, und: Südamerikaner lieben Rosen!

Rosen in El Calafate

Rosen an Steinhaus, Südamerika

Rosen am Gartenzaun

Andere Orte zeigen ein anderes Gesicht: unaufgeräumte Straßen, provisorisch zusammengeschusterte Häuser aus verschiedenen Materialien, die Straßenplanung eher vernachlässigt. Schotterpisten führen überall kreuz und quer durch die Dörfer, der Müll liegt buchstäblich haufenweise überall herum und die Schule sieht aus wie ein Gefängnis. Meine Fragen wieso warum bleiben offen, der Nachteil, wenn man individuell und der Sprache nicht mächtig in einem fremden Land herumreist.

Weiter auf der Ruta 40

Außerdem gewöhnungsbedürftig: Kein „Stop“-Rufen mehr und der Bus hält an, damit ich hübsche Fotos machen kann. Viele großartige Motive schwirren deshalb am Busfenster vorbei.

Wagenrad mit Kuhschädel und Patagonien-Flagge

Ein Kuhschädel, wie so oft hier in der Gegend, mit der Flagge der Magallanes,
dieser Region Chiles, beim Kurzstop aus dem Busfenster erhascht.

Auf der chilenischen Seite kommt mir die Gegend gleich viel romantischer vor: Es ist feuchter, sanfte grüne Hügel, Blumenwiesen, einfache Häuser auf riesigen Grundstücken und vor fast jedem Haus ein Pferd. Die Schafschur ist vorbei und die Gauchos sind wieder zu Hause, nach wochenlanger Knochenarbeit.

In Puerto Natales empfängt mich Patagonienwetter: Alle 10 Minuten regnet es, alle 5 Minuten scheint die Sonne, immer Wind, blauer Himmel, Wolken.

Puerto Natales

Puerto Natales

Viele Hunde wie überall in Südamerika, die Stadt besteht zum größten Teil aus Trekkingtouristen.

Die Atmosphäre ist angenehm, freundlich, gemütlich. Ich habe vorerst mein Ziel erreicht und werde die Ruta 40 erst wieder auf dem Weg nach Feuerland wiedersehen.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Puerto Natales Hafen

Am Hafen von Puerto Natales. Bei klarem Wetter kann man bis zum südlichen Eisfeld schauen.

Dieses Kunstwerk in Puerto Natales muss jemand entworfen haben, der sich genauso fühlt wie ich gerade

Dieses Kunstwerk in Puerto Natales muss jemand entworfen haben, der sich genauso fühlt wie ich gerade

Puerto Natales, Southern Latitude 51°43'39'

Puerto Natales, Southern Latitude 51°43’39‘

TTT – Tierische Touri-Tipps

Busreisen:

  • Busfahrten werden von verschiedenen Argenturen angeboten, ein Preisvergleich ist nicht notwendig, die Fahrten kosten überall das Gleiche. Meistens kann man direkt vom Hostel buchen – für die Touristen ist hier alles so komfortabel wie möglich gemacht.
  • Englisch ist hier jetzt verbreiteter und auch ohne Spanischkenntnisse kommt man gut durch.
  • IMMER im Bus nach vorne setzen! Das Klo ist nämlich hinten, und nach einigen Stunden, nunja…

Busfahrzeiten und Preise:

  • Bariloche – El Chalten: 27 Stunden, 812 Arg. Peso (ca. 120 Euro), z.B. Marga-Tours, täglich ab 18 Uhr
  • El Chalten – El Calafate: 3 Stunden, 120 Arg. Peso (ca. 18 Euro), z.B. Cal Tur, morgens
  • El Calafate – Puerto Natales: 5-7 Stunden (abhängig davon, wie lange der Grenzübertritt dauert), 200 Arg. Peso (ca. 30 Euro)
  • Puerto Natales – Punta Arenas: 3 Stunden
  • Puerto Natales – Ushuaia: ca. 13 Stunden (2x Buswechsel), um die 32.000 Chilen. Peso (ca. 50 Euro)
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