Der rot-weiße Heißluftballon schwebt über dem Grün des Dschungels, die Insassen winken mir zu. Ich winke zurück und denke: Gleich öffnet sich wie bei James Bond ein stahlgraues Tor in der riesigen Kuppel und der Ballon schwebt ins Weltall.
Mein Weg führt mich weiter unter Palmen und dichtem Grün entlang, vom Berg im Regenwald schaue ich auf die Südsee, die gerade in der Abendsonne versinkt, während sich nebenan unterhalb der balinesischen Hütten der Wasserfall mit Getöse in die Lagune ergießt. Der Himmel: eine graue, mit Stahlträgern durchzogene, futuristische Kuppel, gefühlt 500 Meter über mir.
Es ist eine skurrile Szene, die gleichzeitig an „In 80 Tagen um die Welt“, „Man lebt nur zweimal“ und „Die Truman Show“ erinnert. Und das mitten in Brandenburg.
Inhalt des Artikels
Tropenlandschaft in der größten freitragenden Halle der Welt
Einmal kurz durch Thailand, Sansibar und Amazonien
Mit dem Ballon über die Islands
TTT – TierischeTouriTipps
Ins Tropical Islands Resort, einem imposanten Tropen-Erlebnisbad Deutschlands, nur knapp 80 km von Berlin entfernt im kleinen Krausnick nahe des Spreewaldes gelegen, bin ich mit Vorbehalten gefahren – einer Ladung Ohrenstöpsel und Kopfhörer in meiner Tasche. Wie soll man bitte mit Hunderten Menschen zusammen entspannen? Und das auch noch in einer Halle, und was soll dieses tropische Getue?
Lesetipp!
Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.
Doch im Dezember letzten Jahres musste ich es wissen, denn ich recherchierte für meinen Spreewald-Reiseführer und da gehört das Tropical Islands Resort als größter Arbeitgeber und noch größerer Publikumsmagnet der Spreewald-Region in Brandenburg einfach dazu.
Spreewald-Reiseführer:In meinem Buch führe ich Dich zu weiteren Lieblingsplätzen im spannenden Biosphärenreservat südlich von Berlin: Zu alten Bauernhäusern, in schöne Cafés, auf Kahnfahrt oder zur Whisky-Verkostung. Perfekt für Spreewald-Urlauber und diejenigen, die es werden wollen, natürlich gespickt mit vielen Fotos. |
Eine Tropenlandschaft in der größten freitragenden Halle der Welt
Die riesige Cargolifter-Halle ist bereits von weitem zu sehen und wirkt von außen mindestens genauso futuristisch wie innen. Ursprünglich für den Bau von Zeppelinen gedacht, wurde sie vor einigen Jahren gekauft und ein Tropenparadies für Kurzurlauber hineingebaut.
Es ist die größte freitragende Halle der Welt, sogar der Eiffelturm würde in diesen vielen Quadratmetern – liegend – klein wirken, und überhaupt ist Tropical Islands, das lieber als Tropenbad denn als Spaßbad bezeichnet werden will, ein einziges Superlativ.
Fotos können wenig wiedergeben, was Besucher:innen hier erwartet: Auf meinem ersten Weg zur groben Orientierung spaziere ich an einem Samoa-Dorf vorbei, wandere alleine durch einen Dschungel, fühle mich kurz wie ein Backpacker in Thailand (mit einem original anmutenden Putzwägelchen vor den thailändischen Hütten) und lande schließlich bei den Sambezi.
Diesen Spaziergang unternehme ich in den nächsten 24 Stunden noch mehrere Male, denn es gibt nicht nur immer wieder etwas Neues zu entdecken, es sieht auch durch das unterschiedliche Tages- und Abendlicht jedes Mal anders aus.
Die Halle hat zur Hälfte ein durchsichtiges Dach, das Tageslicht wird daher entsprechend genutzt: Ist es draußen trüb, ist es innerhalb der Halle etwas schummriger, scheint draußen die Sonne, erstrahlen auch die Pflanzen im Sonnenlicht. In der Nacht – ist es eben Nacht.
Ich bin erstaunt, wie sehr sich das Erlebnis zu einem authentischen Urlaubsgefühl in mir breit macht. Wir sind zudem kurz vor Heiligabend hier, offensichtlich eine sehr gute Zeit. Während mir Freunde berichtet haben, sie hätten es als ziemlich voll und laut empfunden, finden wir freie Liegen, müssen kaum anstehen (bei den Rutschen allerdings schon) und bei meinen Spaziergängen durch den Regenwald bin ich teils komplett alleine.
Wer möchte, kann in der Halle in Safari-Zelten oder unterschiedlichsten Lodges übernachten und morgens um 4 Uhr schwimmen gehen.
Wir hingegen haben uns ein Nature Home auf dem Außenbereich reserviert und fallen am Abend totmüde ins Bett – so ein Dschungelausflug ist erstaunlich aufregend.
Einmal kurz durch Thailand, Sansibar und Amazonien
Die Entscheidung, zwei Nächte zu bleiben, war goldrichtig, das hätte ich vorher nicht erwartet. So bleibt mir am nächsten Tag noch genügend Zeit, nicht nur sämtliche Wasserrutschen und den Wasserspielplatz auszuprobieren, sondern auch das große Außenbereich mit Amazonien und einem ultralangen Strömungskanal.
Und auch die Saunalandschaft ist ebenso verwinkelt wie der Rest Tropical Islands, so dass ich hinterher das Gefühl habe, nur einen Bruchteil gesehen zu haben.
Auf meinem Weg durch ein weiteres Dorf stehe ich auf einmal verzückt mitten in Stowntown auf Sansibar – das witzigerweise in keiner Broschüre erwähnt wird. Die verzierten Holztüren, für die Sansibar so berühmt ist, sowie die typischen Hausverbindungen über Balkone im ersten Stock sind so originalgetreu nachgearbeitet, dass ich glatt einen kleinen Flashback habe.
Mitten im Dschungel, der das Tropenfeeling perfekt machen soll, steht ein Autowrack und eine „Regenwald-Apotheke“, die Medizin aus dem Regenwald erklärt. Die Schnitzereien am Borneo-Langhaus sehen so faszinierend aus wie die Bretterkulisse mit dem Pepsi-Schriftzug, und bei einigen sehr original aussehenden Holzhütten bin ich mir nicht sicher, ob sie zur hübschen Zierde dastehen oder auch angemietet werden können – hier scheinen überall Leute zu wohnen.
Ein bisschen crazy ist das alles, eine bunte Mischung aus den schönsten Ansichten der letzten 30 Jahre typischer Backpackerreisen. Wir Touristen passen dazu.
Lediglich auf die Tiere hätte ich persönlich verzichten können. Die Glaskästen mit den Insekten, Spinnen- und Echsentieren finde ich noch ganz witzig, bei den Flamingos habe ich allerdings meine Bedenken, ob die sich hier so wohlfühlen, die Aras hocken im Käfig herum und niemanden scheint zu stören, dass sich Kids und Erwachsene im Schmetterling-Gehege an den zarten Tieren vergreifen. Ich denke bei sowas immer: Niemandem würde es auffallen, wenn es hier keine Tiere gäbe, sowas muss doch einfach nicht sein.
Mit dem Ballon über die Urlaubswelt
Bevor es wieder dunkel wird, steigen wir zu dritt noch in den Ballon (unbedingt zu empfehlen, trotz dem dieser natürlich extra bezahlt werden muss!), und lassen uns mittels Seil vom Boden aus durch das gesamte Tropenbad ziehen, um Tropical Islands einmal von oben zu betrachten.
Wir entdecken ein riesiges Bällebad, das wir bislang übersehen haben, das Regenwald-Camp mit vielen Zelten, und können so langsam die Größe des Terrains erfassen – die blaue Turbo-Rutsche, mit 27 Metern die höchste Rutsche Deutschlands, wirkt darin winzig klein.
Bei dem Anblick frage ich mich unweigerlich, ob dies vielleicht eine zukunftsorientierte, umweltverträgliche Idee des Massentourismus sein könnte. Ich bin nicht die Erste, die sich das fragt, stelle ich bei meiner anschließenden Google-Suche fest, Antworten findet man hierauf allerdings leider keine. Natürlich spart man CO² durch den entfallenden Anfahrtsweg. Ob das Betreiben einer solchen Halle allerdings im Vergleich Ressourcen einsparen kann, bleibt unklar.
Interessant finde ich diese Überlegungen dennoch, denn eines muss ich erstaunlicherweise feststellen: Ab heute bin ich riesiger Fan, zu meiner eigenen, ziemlich großen Überraschung. Gerade die skurrilen Gegensätze, das Futuristische, die spannende Hallenkonstruktion sind es, die ich toll finde, die 50.000 tropischen Pflanzen tun ihr übriges.
Am letzten Morgen stelle ich mich seufzend noch ein letztes Mal unter den Wasserfall, schnappe mir einen Rutschring und besuche noch einmal Amazonia, dann geht es schweren Herzens zurück ins graue Berlin.
Ein bisschen schräg fühle ich mich, weil ich das alles ziemlich super fand – macht aber nix: Morgen ist Weihnachten, und da tanzen wir um einen geschmückten Baum und freuen uns, dass eine Jungfrau ein Kind geboren hat. Tropical Islands ist sicher nicht die verrückteste Idee in dieser Welt.
TTT – TierischeTouriTipps
Neben meiner tatsächlichen Begeisterung muss ich einschränkend sagen: Für den Preis kann man sich tatsächlich auch einen kleinen Kurzurlaub auf Malle gönnen. Nebst Eintritt, ggf. Sauna und Unterkünften ist das Essen recht teuer, das summiert sich zusammen. Ich würde dennoch immer wieder hinfahren, gerade mit Kindern ist es großartig, mich würde das allerdings auch zu zweit noch einmal sehr reizen.
Ich bin übrigens nicht die einzige Bloggerin, die hier sehr positiv überrascht wurde, auch Katja vom Well Spa Portal ist es so gegangen und sie hat nochmal ganz andere Impressionen niedergeschrieben – spannend!
Wer schon einmal hier ist, sollte sich natürlich einen Besuch im Spreewald nicht entgehen lassen. Im Artikel Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Spreewald verrate ich Euch meine Lieblingsorte, unbekanntere Ecken jenseits der Touristen-Hotspots und wunderbare Kahn- und Paddeltouren ins Grüne. |
Auf die Reisezeit achten!
Man sollte sich die Zeit des Besuches allerdings sehr gut überlegen: Kommt außerhalb der Ferien! Ich habe jetzt häufiger gehört, dass es in den Ferien wirklich sehr anstrengend voll sein soll, zudem steigen die Zahlen der Gäste konstant an.
Seid Ihr ohne Schulkinder unterwegs, kommt möglichst innerhalb der Woche.
Andernfalls kann es nicht nur sein, dass man bei begehrten Wasserrutschen eine halbe Stunde anstehen muss, sondern auch keine Liege mehr bekommt. Das „Liege mit Badetuch reservieren“ hat auch hier Einzug gehalten, und das wird leider vom Personal nicht unterbunden. Wenn man dann sich so gar nicht hinsetzen kann außer in den Sand finde ich das schon sehr ärgerlich. Daher auch ein Appell meinerseits: Packt Eure Sachen wenigstens nur auf EINE Liege oder in die vorhandenen Regale.
In der Regel ist man ja ohnehin ständig unterwegs, die Kids planschen oder rutschen die ganze Zeit, und man selbst ist damit beschäftigt, die gemütlichsten Ecken und Sessel zu finden, die über das ganze Gelände verteilt sind.
Übernachten oder „Schnupperticket“?
Wer sparen möchte, kann einfach eine Tageskarte ohne Übernachtung buchen. Am Buchungstag darf man bis 1 Uhr nachts in die Halle.
Wer sich unsicher ist, ob ihm/ihr das gefällt, kann einfach nur mal für ein paar Stunden „reinschnuppern“ – übrigens eine ziemlich gute Gelegenheit, wenn Ihr ohnehin mal im Spreewald seid. Schnuppertickets gibt es sehr günstig innerhalb der Woche für 12 Euro von 6-9 Uhr oder für 25 Euro von 18-00 Uhr.
Es gibt diverse Preisangebote, schaut einfach mal auf die Ticketseite.
Das Erlebnis ist allerdings, da bin ich recht sicher, schöner mit mindestens einer Übernachtung, besser zwei. So kommt dann richtiges Urlaubsgefühl auf und man möchte ja wenigstens einmal alles gesehen haben. Dazu ist ein Tag eigentlich schon zu kurz, und wer im Sommer kommt, hat außerdem noch ein ganzes riesiges Außengelände zu entdecken.
Übernachtungsmöglichkeiten
Ins Auge stechen erst einmal die vielen Zelte im Tropendorf. Man sollte sich allerdings klar machen, dass das tatsächlich eher minimalistische Unterkünfte sind, die zudem noch recht warm sein können. Ebenfalls angeboten werden sehr viele diverse Zimmer, ob in kleinen Ferienhäusern oder Gebäuden, die aussehen wie Hostels.
Wer geräuschempfindlich ist und nicht bei 26 Grad übernachten will, bucht besser eine Unterkunft auf dem großen Außenbereich, z.B. ein Nature Home. Unser Nature Home war ein ganzes Stück weg, so dass wir tatsächlich mit dem Auto hin- und hergefahren sind. Die Kids können hier schlecht „einfach mal rüber laufen“. Neben den Nature Homes gibt es außerdem Mobile Homes. Auf der Webseite gibt es diverse Kategorien.
Bademantel mitnehmen!
Nehmt Euren Bademantel mit. Mir war es ein bisschen zu kühl, dem Mann auch. Andere erzählen wiederum, es sei ihnen zu heiß gewesen. Tropical Islands sagt, in der Halle wären konstante 26 Grad. Ich vermute, das hat etwas mit gefühlter Temperatur, Feuchtigkeit und der Jahreszeit zu tun.
Zudem ist der Saunabereich unbedingt zu empfehlen, groß, divers, unheimlich schön gestaltet.
Essen
Vergesst auf gar keinen Fall, im Tropical Islands Frozen Joghurt zu essen! Awwwww!
Man kann sehr gut essen gehen, das ist allerdings auch hübsch teuer. Wir haben die günstige Variante beim Imbissstand genommen: Pizza und Burger. Das war am zweiten Tag ein bisschen langweilig, aber ok. Frühstück haben wir im Nature Home selber gemacht – eine gute Idee.
Transparenz: Die Unterkunft und der Eintritt wurden mir vom Tropical Islands für die Recherchen zu meinen Reiseführern gestellt, vielen Dank dafür! Dieser Artikel war jedoch nicht verabredet und entstand rein redaktionell.