Die Tage huschen furchtbar schnell vorbei. Einfach, weil so wenig passiert. Weil nichts Besonderes passiert. Weil das Grundgerüst immer gleich ist: Zuhause sein, schlafen, fressen…
Zeit
Möglichst viel Leben in meine Tage pressen, das habe ich mir bewusst vor etwa 10 Jahren vorgenommen, als ich merkte, dass mir beim Älterwerden die Tage davon liefen. Das hat funktioniert, mein Leben verlangsamte sich, je mehr ich unternahm, reiste, lernte, spielte, sportelte, wanderte.
Zeit ist ein verrücktes Ding.
Ich habe mir außerdem immer vorgestellt, dass ich vermutlich nicht älter als meine Mutter werde, die an Brustkrebs starb, bevor sie 50 war. Das wären jetzt noch 4,5 Jahre. Dieses Jahr, an dem die Tage so schnell fliegen, weil wir alle Zuhause hocken und Tag für Tag das Gleiche tun, sich kein Tag vom anderen unterscheidet und sie deshalb nur eine wabernde, verklebte Masse in der Erinnerungsgeschichte von morgen formen werden, ist ein verlorenes Jahr. Mir jedenfalls fällt ums Verrecken nicht ein, wie ich dieses Jahr in etwas verwandeln soll, das hinterher nicht einfach ein großer Haufen verklumptes Zuhausehocken, Kochen, Zoomen war.
Und ich versuche so unbedingt, mehr Leben hier reinzupressen, pflanze Erdbeeren und Kartoffeln in den Garten und weiß doch, dass ich so privilegiert bin, dass ich das später wieder vergessen haben werde, weil ich in meinem Leben vermutlich schon 15 Mal Erdbeeren angepflanzt habe.
Umso heftiger muss das all diejenigen treffen, die nicht einen Spleen haben, vor 50 zu sterben, sondern deren Leben tatsächlich die letzten Jahre erreicht hat – die 80jährigen, 85jährigen, 90jährigen. Würde ich mich wirklich dafür entscheiden, Zuhause zu hocken und meine letzten Tage in einheitsbreiiger Sofaerinnerung zu verbringen?
Die ganze Rentner:innen, die es angeblich einfach nicht verstehen (wie ich in den Social Medias lese), die sich da draußen treffen und miteinander plaudern und ihre üblichen gemeinsamen Ausflüge machen: Ich kann sie verstehen.
Sonntag
Gegen Mittag gegen die Müdigkeit gewonnen und das Tageswerk angegangen: Die Reaktivierung unseres alten Erdbeer- und Kartoffelbeetes. Die Erdbeeren warten seit der neuen Garage (die Alte war vom Sturm hinweggefegt worden) darauf, aus den Töpfen wieder eingepflanzt zu werden und haben wundersamerweise überlebt. Mit dem ganzen Wurzelwerk, das entfernt werden musste, eine schweißtreibende Arbeit, zumal die Sonne heute beachtlich geknallt hat.
Einen Ableger des alten Pfirsichbaumes vorne im Garten untergebracht, wir haben jetzt also drei Nachkommen und ich bin sehr gespannt, welche überleben.
Am Abend kamen dann die ersten selbstgenähten Masken der Großen an – total gut. Wir sind nun also gerüstet, und das sogar in hübsch mit Blümchen. Ich habe noch weitere in Auftrag gegeben, damit wir auch welche verschenken können.
Highlight des Tages war neben dem Beet wohl mein Weiße-Bohnen-Salat türkischer Art (Fressen halt). Das erste Mal ausprobiert und gleich so darin geschwelgt, dass ich ihn einfach alleine aufgegessen habe.
Weiße-Bohnen-Salat türkischer Art
Ich bin sicher nicht die einzige, die etwas ratlos mit dem Essen ist, denn ich bin für mich sehr genügsam, mache auch mal eine Kohlsuppe mit ausschließlich Kohl oder Reis mit Karotten. Jetzt, da wir alle aufeinander hocken und die Familie „was Richtiges“ essen will, und am liebsten zweimal am Tag warm, ist Kochen eine extrem zeitraubende Angelegenheit. Glücklicherweise teilen der Mann und ich das, allerdings haben wir zu 90% unterschiedliche Geschmäcker, was die Sache nicht einfacher macht.
Meine Evergreens sind derzeit daher Reis mit irgendwelchem Gemüse, Ofengemüse und Suppe. Der Männer Lieblinge sind Reis mit Gemüse und Hack, Kartoffeln mit Quark, Tiefkühlpizza.
Wer es mal ausprobieren möchte: Der Weiße-Bohnen-Salat ist superlecker, ziemlich gesund (Eiweiß) und eigentlich fix gemacht, nur die Bohnen benötigen ein paar Stunden Einweichzeit, wenn man Getrocknete nimmt. Ich stehe sehr auf getrocknete Bohnen, Erbsen, Linsen, weil man sie ewig Zuhause aufbewahren kann und notfalls immer etwas zu Essen im Haus hat.
Zutaten:
Die Zutatenliste ist optional. Ohne Bohnen wärs blöd, bei allem anderen kann man improvisieren.
- Weiße Bohnen, ich habe 250 Gramm Getrocknete verwendet
- 1 Karotte
- 1 Zwiebel
- 1 Kartoffel
- 1 Lauchzwiebel
- 2 Tomaten oder 1/2 Dosentomaten
- etwas Tomatenmark
- Petersilie
- Kreuzkümmel
- Pfeffer
- Salz
- Paprikapulver (oder auch Paprikapaste)
- Zucker
- Olivenöl
- Die getrockneten Bohnen über Nacht oder mindestens fünf Stunden im Wasser mit Kreuzkümmel einweichen oder Bohnen aus der Dose nehmen. Ich finde den Geschmack von getrockneten Bohnen mit Kreuzkümmel besser, außerdem macht der Kreuzkümmel die Bohnen viel verträglicher.
- Zwiebel einige Minuten im heißen Topf mit Öl glasig gebraten.
- Klein geschnittene Kartoffel und Karotte hinzugeben und anbraten, bis sich Röstaromen bilden.
- Nun die Bohnen mit etwas Feuchtigkeit zugeben (entweder ein Teil des Kreuzkümmel-Wassers oder Dosenwassers) und weiter anbraten.
- Mit Salz, viel Pfeffer, Paprika (ich nehme süße) und etwas Zucker abschmecken.
- Die sehr klein gehackten Tomaten und ordentlich Olivenöl hinzugeben.
- Wasser dazugeben, bis die Bohnen gut bedeckt sind und köcheln, bis die Bohnen weich sind (nochmal etwa eine Dreiviertelstunde).
- Zum Schluss die Lauchzwiebel und Petersilie klein hacken und dazugeben, ggf. nachwürzen.
Lauwarm servieren, schmeckt aber auch kalt.