Der Kopf will nicht stillhalten, also habe ich mir nun vor Ostern Urlaub genommen und hoffe, mich unvernünftig zu zerstreuen und dann wieder ordentlich sammeln zu können.
Gefreut
über die doch in großen Teilen sehr unaufgeregte Reisebloggerblase, mit der ich mich umgebe. Unaufgeregt klingt etwas unpassend, vielleicht eher „relativierend“, sich selbst nicht so wichtig nehmend.
Die meisten trauen sich kaum, von ihren Sorgen zu sprechen, das seien ja alles „Luxussorgen“. Übers Blog machen sich die wenigsten Gedanken, jetzt sind andere Dinge wichtiger – ausgenommen natürlich die wenigen Vollzeitreiseblogger:innen, die nun meist mit ihrem Einkommen auf 0 gestürzt sind.
Geärgert
über populistisches Gelaber und seltsame Kontaktverbotsmaßnahmen.
„Menschenleben gehen vor Shoppingtouren“ entblödete sich Söder nicht zu sagen, und reduzierte damit die Frage nach grundlegenden Bürgerrechten und Verhältnismäßigkeit auf die Gier nach dem Lieblingsladen, wie auch schon andere vor ihm.
Wer die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen in Zweifel zieht, wie zum Beispiel das Verbot der kontaktlosen Demonstration vor dem Brandenburger Tor für die Geflüchteten im Lager Moria (von denen jetzt wohl nur 50!! aufgenommen werden statt der ohnehin schon lächerlichen 1500) mit kleinen Gängeleien seitens der Polizei gegenüber der Presse, oder sich kritisch mit den vielen Aushebelungen der Bürgerrechte auseinandersetzt, dem wird derzeit gerne entgegengeblökt, man wolle wohl die Großeltern töten und solle doch endlich mit dem Gejammere aufhören.
Weil man nicht zwei Dinge gleichzeitig denken kann?
Dass solch populistische Scheiße sogar nun in meiner eigenen Facebook-Timeline auftaucht, finde ich äußerst erschreckend und habe beschlossen, nach den AFD-Fuzzis nun auch jene aus meinem Bekanntenkreis zu entfernen, die in dieser schwarzweiß-Mentalität nicht nur den demokratischen Diskurs, oder besser: den Diskurs über Demokratie nicht für wichtig nehmen, sondern auch noch öffentlich jenen, die diesen immens wichtigen Diskurs führen, entgegenfeuern, ihnen wäre alles außer ihnen selbst egal.
Fatal.
Zumal ausgerechnet sie es sind, die diejenigen vergessen, die weder Garten noch Familie, oder zu viel Familie auf zu kleinem Raum, keine psychische Resilienz, kein Geld, missbrauchende Familienmitglieder oder andere Schwierigkeiten haben. Was mich so ankotzt ist, dass ausgerechnet diejenigen, die ohnehin schon nichts haben, durch das Coronavirus und zusätzlich durch die derzeitigen Maßnahmen so richtig am Arsch sind.
Was mich erschreckt sind diejenigen, die Demokratie für eine unumstößliche Selbstverständlichkeit halten. Was mich erschreckt sind Menschen, die in Zeiten, in denen die AFD nicht weit von hier 40% (!) bei Wahlen einstreicht und nebenan Slowenien und Ungarn Grundrechte über den Haufen werfen, einen Diskus über Demokratie in Deutschland lächerlich finden. Da frage ich mich doch, wie viele Seiten im Geschichtsbuch man eigentlich überblättern kann.
Vielleicht müsste ich toleranter sein, aber die Wahrheit ist: Eigentlich habe ich gar keine Lust, mich mit so etwas auseinander zu setzen. Wer Ambivalenz nicht aushalten kann ist mir zu kleingeistig und macht mir Bluthochdruck, und der soll ja derzeit überhaupt nicht gut sein. Vielleicht wäre es sogar mal besser, in dieser Zeit auf Facebook zu verzichten, ich denke tatsächlich darüber nach.
Die Welt ist nicht schwarzweiß. Grautöne sind die Notwendigkeit, um Schatten im Licht und zwischen Schatten Licht zu erkennen.
Ein wirklich trauriger Satz. pic.twitter.com/0zzsFIhDCB
— Timo Lokoschat (@Lokoschat) April 7, 2020
PS: Achja, heute ist „Pink Moon“, ein Supermond, daher auch das Titelbild. Sehr passend zum heutigen Thema.
Heutige Zahlen und Fakten zum Coronavirus:
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