Eigentlich wollte ich heute ein bisschen arbeiten, zwei oder drei Stunden, wegen der Konzentration. Doch das war nix. Ich habe weiter Corona-Nachrichten konsumiert ohne Ende, und als ich mich darüber geärgert habe, dass ich damit nicht aufhören kann, bin ich immerhin in den Garten gegangen und habe einen Teil des braunverwelkten Dschungels abgeschnitten – vorne zur Straße natürlich, damit die Leute auch sehen, dass bei den Flodders mal was passiert.

Nachbargeschenke, Wochenmarkt, Wochenende

Ein bisschen Rosmarin verschenken war außerdem noch drin (siehe Titelbild), die warmen Wintertemperaturen der letzten Jahre findet er nämlich offenbar so toll, dass er sich wohl in den Kopf gesetzt hat, ein Baum zu werden. Die ersten Nachbarn haben sich gefreut und werden Ofenkartoffeln machen.

Zwischendurch ging’s auf den hiesigen kleinen Wochenmarkt. Vorbildlich hatten die meisten Handschuhe an (sehr hilfreich auch, um sich nicht ins Gesicht zu fassen, ich trage sie nun auch seit ein paar Tagen, wenn ich draußen bin) und standen in langen Schlangen mit großem Abstand an. Die Stimmung war eigentlich noch freundlicher als sonst, so mein Gefühl. So können wir das hinbekommen, glaube ich.

Ein bisschen in der Küche werkeln, ein bisschen Wäsche waschen, ein bisschen aufräumen, und zack, wieder am Rechner. Wir haben versucht, ein virtuelles Kiez-Treffen zu veranstalten, das blieb jedoch zweisam. Vielleicht morgen.

Neue Beschränkungen in Berlin

Am frühen Abend dann die Nachrichten, dass der Berliner Senat zusätzliche Beschränkungen beschlossen hat. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, welche es derzeit sind, wir bleiben ja bis auf unseren täglichen Spaziergang ohnehin zuhause. Restaurants dürfen jetzt nur noch Take Away machen (waren die wirklich noch bis heute geöffnet?), Versammlungen über 10 Personen sind verboten.
Immer, wenn ich so etwas aufschreibe, kneife ich mich kurz, um zu realisieren, dass das wirklich gerade passiert.

Unsere Freiheiten gehen dahin. Das ist einerseits beruhigend, weil ja klar ist, wie notwendig das ist. Und andererseits sehr beängstigend. Der Gedanke, dass mir vielleicht bald verboten wird, meine Familie in Jena zu besuchen, dreht mir den Magen um. Ich verdränge ihn.

Immer noch wird viel über Ausgangssperren diskutiert, und mich macht das immer noch ziemlich wütend. Haben die Leute wirklich keine Vorstellung, wie es als Alleinerziehende mit ein oder zwei kleinen Kindern in winziger Wohnung ist? Oder dass viele Alleinstehende und alte Menschen dringend soziale Kontakte benötigen? Und sei es nur übers Fensterbrett. Keine Besuche mehr (mit Abstand natürlich!) von den Kindern und Enkeln.
Es wird immer gefragt, warum ausgerechnet Berlin so etwas nicht hat. Weil gerade in Berlin so viele prekäre Wohnsituationen herrschen und so viele Menschen alleine leben. Wir wollen verhindern, dass Menschen am Virus sterben. Wir sollten auch verhindern, dass Menschen sich durch soziale Isolierung umbringen.

Lasst uns verdammt nochmal endlich das #SocialDistancing umbenennen in #PhysicalDistancing!

Wie schnell das alles ging

Der Mann und ich haben heute darüber geredet, was eigentlich wann passiert ist, und wir haben es nicht mehr zusammen bekommen und letztendlich in unsere Mails geschaut und gegoogelt. Noch vor 10 Tagen hat der Mann getwittert, die Bundesregierung solle doch endlich mal eine Empfehlung für das Homeoffice herausgeben.
Heute sitzen wir bereits seit einer Woche im Homeoffice, die Ereignisse haben sich innerhalb der letzten 14 Tage überschlagen. Sehr gut nachschauen kann man das übrigens auf der Archivseite der Tagesschau, hat der Mann herausgefunden. Hier sieht man die Schlagzeilen des jeweiligen Tages.

Derzeitige Sorgen

Die Sorgen sind weder mehr noch weniger geworden. In Italien sind innerhalb der letzten 24 Stunden weitere 800 Menschen gestorben.
In Brandenburg werden anscheinend dermaßen viele fristlose Kündigungen ausgesprochen und Arbeitsverträge geändert, dass bei der Pressekonferenz Wirtschaftsminister Steinbach sich genötigt sah anzumahnen, dass solche Praxis nicht nur rechtswidrig, sondern auch höchst unsolidarisch ist.
In München fährt derweil die Feuerwehr herum und verkündet über Lautsprecher die Ausgangsbeschränkung in einer Art und Weise, die an Kriegsszenarien erinnert. Dagegen wehrt sich die MucBook-Redaktion.

Nur sehr langsam dämmert es ins Bewusstsein der Menschen, dass dieser Zustand keiner von ein paar Wochen sein wird. Ich möchte da nochmal auf den sehr guten Artikel verweisen, der eventuell gestern zwischen mehreren Links untergegangen ist:

Darum ist die Corona-Pandemie nicht in wenigen Wochen vorbei

Worauf ich jetzt vor allem hoffe: Dass wir schnell funktionierende (und bezahlbare) Antikörper-Tests bekommen. Damit diejenigen, die dann nachgewiesenermaßen immun sind, wieder rausgehen und normal arbeiten können, dort helfen können, wo es wichtig ist, ihre Angehörigen pflegen, sich kümmern… damit dieser Teil der Bevölkerung den normalen Alltag wieder aufnehmen kann. Das wäre so wichtig.
Und ja, insgeheim hoffe ich natürlich, ich hatte es schon, damit ich meine Familie besuchen kann.

Heute war also eigentlich ein fast normaler Samstag, mit den üblichen pandemischen Gedankengängen.

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