Die alte Lungenheilanstalt Beelitz-Heilstätten südlich von Berlin im brandenburgischen Fläming gelegen, ist wohl berühmtester Lost Place Brandenburgs und mittlerweile beliebter Drehort für Musikvideos und Filme. Szenen aus Inglorious Basterds wurden hier gedreht und auch die meisten Innenaufnahmen für den Horror-Thriller A Cure for Wellness. Als neulich eine Tour durch das Männersanatorium angeboten wurde, musste ich unbedingt mit und schauen, was sich dort in den letzten fünf Jahren verändert hat und was von verschiedenen Dreharbeiten übrig geblieben ist.
Die Beelitz-Heilstätten
Die ehemalige Lungenheilanstalt mit Sanatorium nahe Beelitz im Landkreis Potsdam Mittelmark gelegen, entstand zwischen 1900 und 1930. Es sind die Heilstätten im Plural, weil es je ein Frauen- und Männersanatorium gab und auch getrennte Lungenheilstätten. Die Ausstattung der insgesamt etwa 60 Gebäude war damals geradezu revolutionär, vom durchdachten Aufbau, der sich nach dem Arbeitsablauf in der Klinik richtete, über Garten-Erholungsflächen bis zur modernen Heizung. Das Gesundheitskonzept aus frischer Luft und klinischer Reinheit, dem schon beim Bau Sorge getragen wurde, war damals brandneu. Aber nicht nur deshalb ist Beelitz-Heilstätten so interessant: Die Gebäude sind vor allem architektonisch originell und in Teilen gut erhalten und mittlerweile sogar teils restauriert. Das mag der ein oder andere schade finden, die Gebäude würden allerdings sonst komplett verfallen. Der heutige Mix ist meiner Ansicht nach besonders spannend.
Ich bin mittlerweile fast regelmäßig in Beelitz-Heilstätten, denn von Berlin ist es nicht mal ein Stündchen entfernt und man kann direkt mit dem Zug hinfahren – nicht unerheblich, wenn man wie ich keinen Führerschein hat und immer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Außerdem gibt es dort immer wieder etwas Neues:
Der Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten
Der wirklich superschöne Baumkronenpfad ist wirklich zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert und hat nicht umsonst in diesem Jahr den Tourismuspreis Brandenburgs gewonnen.
Der Pfad führt an einigen alten Gebäuden vorbei und sogar darüber, was die Aussichten besonders interessant macht. Auf den Gebäuden hat sich mittlerweile der größte Dachwald Europas gebildet.
Das Familienunternehmen des Baumkronenpfades hat übrigens die Häuser auf dem Grundstück mit gekauft. Es besteht also erst einmal keine Gefahr, dass diese in nächster Zeit restauriert oder abgerissen werden.
Seit neuestem gibt es dort sogar einen Barfußpfad, den ich unbedingt bald ausprobieren muss. Wer mehr wissen will, liest meinen ⟹ Artikel über den Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten.
Lesetipp!
Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.
Führungen durch die alten Gebäude
Die Jungs von go2know.de bieten regelmäßig Führungen durch die alten Gebäude an, ob kurze Führungen, lange Fototouren (bei denen man sich frei und alleine durch die Gebäude bewegen darf) oder eben Führungen zu den Drehorten. Wer so etwas auch machen will, sollte lieber früher als später fahren, es werden immer mehr Gebäude aufgekauft und restauriert.
Tour zu den Drehorten im Beelitz-Heilstätten Männersanatorium
Als also meine Lieblings-Lostplace-Guides von go2know mal wieder ins Männersanatorium einluden, um eine Tour zu den Drehorten zu machen, konnte ich nicht widerstehen. Mit go2know habe ich bereits vor fünf Jahren das Männersanatorium besucht und war super gespannt, welche Veränderungen ich vorfinden würde. Außerdem hatte Guide Andreas wie üblich viele Informationen und ausgedruckte Screenshots der Filme parat.
Fotovergleich Männersanatorium vor fünf Jahren und heute
Für Euch habe ich heute mal meine alten Fotos von vor fünf Jahren rausgekramt und ein paar Vergleiche angestellt. Die alten Fotos sind noch mit einer günstigen Bridge-Kamera gemacht, die neuen mit meiner Canon 80D, die Fotos sind wie üblich mit Lightroom bearbeitet.
Total interessant war für mich selbst, dass ich offensichtlich – obwohl noch ganz frisch beim Fotografieren – damals schon ähnliche Blickwinkel interessant fand.
Am Filmset von „A Cure for Wellness“
Von den vorherigen Dreharbeiten ist nicht mehr viel zu sehen, aber wirklich spannend waren die Renovierungen für den Film A Cure for Wellness. Viele Renovierungen mussten rückgebaut werden, weil die Heilstätten natürlich unter Denkmalschutz stehen. Da die Wände aber ohnehin getrocknet und saniert werden müssten, dürfen Filmproduktionen dennoch Dinge verändern, zum Beispiel die Wände streichen und das hinterher auch einfach so lassen.
Die „Renovierung“ täuscht auf den Fotos etwas über den desolaten Zustand hinweg. In Wirklichkeit sind nur vereinzelte Wände gestrichen und auch dort bröckelt die Farbe teilweise schon wieder herunter.
Der Film A Cure for Wellness spielt die gesamten Zeit in einer gruseligen Stimmung zwischen „clean“ und bedrohlich. Man hat sich deshalb bei der Renovierung für kühlen Farben entschieden, die auch früher hier schon eingesetzt wurden.
Ich habe den Film selbst noch nicht gesehen, auf DVD gibt es A Cure for Wellness* erst ab August. Bisher hat er sehr unterschiedliche Kritiken, für mich ist natürlich klar, dass ich ihn sehen muss, alleine schon wegen der in Beelitz-Heilstätten gedrehten Szenen. Der Trailer ist allerdings schon ziemlich gruselig, wer also sehr zart besaitet ist, sollte sich das eventuell nicht antun.
Einen Riesenlacher hatte ich auch noch auf meiner Seite: So runtergekommen die Gebäude sind, so perfekt sehen immer noch die Fliesen überall aus. Das ist kaum zu glauben, denn die Häuser sind weit über 100 Jahre alt und haben wirklich viel hinter sich.
Die Fliesen sind alle von Villeroy & Boch, dreimal gebrannt und deshalb ziemlich unzerstörbar. Sie wurden außerdem auf Stoß verlegt, somit konnten sich nur schlecht Keime in den Fugen einnisten – übrigens sind auch deshalb alle Ecken der Räume abgerundet. Die Beelitzer Heilstätten waren ihrer Zeit weit voraus.
Keine Kratzer findet man in diesen wunderschönen Fußböden.
Bis ich in einen komplett für den Film renovierten Raum komme: Da entdecke ich einen riiiieeeeesigen tiefen Kratzer auf den Fliesen in etwa drei Meter Länge. Während ich also auf die Filmleute schimpfend wie ein Rohrspatz dastehe und den Kratzer untersuche, kommt Andreas grinsend rein und sagt: „Das haben die echt genial hinbekommen, oder?“
Tja, der Boden war falsch, ausgedruckt am Spezialdrucker, und sah den direkt nebenan liegenden originalen Fliesen wirklich täuschend ähnlich. Auch die Wandfliesen sind falsch. Und der Schrank sowieso.
Wahnsinn, was Requisiteure hinbekommen.
Ein bisschen selbst herumlaufen konnten wir zwischendurch natürlich auch noch, um den morbiden Charme zu erschnüffeln.
Direkt gegenüber steht übrigens schon ein renoviertes Gebäude in voller Pracht. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, ich persönlich bin da echt schwer hin- und hergerissen. Einerseits schade, dass die Touren dann aufhören und der Lost Place verschwindet. Andererseits würden die Gebäude sonst irgendwann komplett verfallen, und dieser Anblick hier ist doch auch echt schwer beeindruckend.
TTT – TierischeTouriTipps
Die Touren von go2know gibt es als Informations- sowie Fototouren, je nach Gusto zwischen einer und sieben Stunden. Eine Übersicht gibt es auf der Webseite von go2know, am Besten tragt Ihr Euch in den Newsletter ein. Er ist nicht spammig und ihr bekommt immer die neuesten Touren-Infos, teils sind die nämlich fix ausgebucht.
Wer im Männersanatorium genau in diese Gebäude will, sollte sich beeilen: Diese Gebäude sind nun ebenfalls verkauft und werden sicherlich in absehbarer Zeit saniert!
Kurze Touren in die Gebäude für Spontane gibt es aber auch immer am Baumkronenpfad. Bis zu sechs Mal pro Tag werden hier einstündige Touren mit Einführung und Blick in die Chirurgie angeboten. Definitiv sehenswert.
Auf keinen Fall den Baumkronenpfad entgehen lassen! Lest hier meinen Artikel zum Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten.
Wer noch mehr Drehorte in Erfahrung bringen will, guckt mal in Andreas Blog „Filmtourismus“, sie ist Deutschlands Spezialistin, was Drehorte angeht.
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