Es gibt so Dinge, ohne die fehlt was am Gesamtbild. Der Schweden-Familienurlaub letztes Jahr war toll, aber irgendwie fehlten uns die Elche. Die logische Konsequenz in diesem Jahr: Wir besuchen einen Elchpark und machen eine Elchsafari in Schweden, denn einmal von einem Elch geknutscht worden zu sein wäre doch ein schöner Punkt auf der Haben-Seite.
Die Älgsafari (Elchsafari) in Smålandet
Die „Elchsafari“ im Smålandet, im südlichen Småland gelegen, klingt dann auch wirklich verlockend:
Man fährt mit einer lustigen Bimmelbahn durch die Gegend, was nicht nur für die Kleinen eine Gaudi ist sondern auch viel besser, als mit dem Auto irgendwo lang zu fahren, denn mit dem Auto hat der FahrerMann nicht so viel davon, ganz zu Schweigen vom Kind, was hinten in der Mitte sitzt, wenn man wie wir zu fünft unterwegs ist.
Dem findigen 13-jähringen fällt natürlich sofort auf, was uns Erwachsenen nicht gleich ins Auge gesprungen ist: Die Älgsafari macht einen auf Jurassic Park und angesichts der Bisons, die man dort ebenfalls sehen kann, finde ich das durchaus passend.
Der Fahrer und Besitzer des kleinen Familienunternehmens Karl-Åke Karlsson händigt uns das Elchfutter höchstpersönlich aus: Äste von Birken und Zweigen, auf die die Elche angeblich so versessen sein sollen, dass sie sogar zur Bahn angelaufen kommen. Ich bin irgendwie skeptisch.
Es geht los!
Die Bimmelbahn zuckelt rein in den Wald und alle halten gespannt Ausschau. Als schon nach ein paar Minuten der erste Elch gemütlich unter einem Baum sitzt, traue ich meinen Augen nicht, was jetzt passiert: Karl-Åke ruft erst den Elch, der hat aber gar keine Lust aufzustehen. Also geht Karl-Åke hin und redet ein bisschen auf ihn ein, auf einmal steht der Elch – besser gesagt, die Elchkuh, erkennbar am fehlenden Geweih – auf und zuckelt hinter Karl-Åke zur Bahn.
Das Gespräch der offensichtlich eng Vertrauten stelle ich mir in etwa so vor:
Karl-Åke: „Süße, da gibts UNMENGEN an lecker Ästen, guck mal, da, willste nicht mal hinschauen?“
Elch: „Ochnöö, ich hab doch vorhin schon so viel gefressen.“
Karl-Åke: „Dabei sage ich Dir, dass Du Dir das einteilen sollst!“
Elch: „Was soll ich denn machen? Die ganzen großen Augen der Kinder drücken mir die leckeren Zweige vors Maul, würdest Du da nein sagen?“
Karl-Åke: „Ach, a propos Kinder, guck doch mal, da im Zug sitzen sooo viele Kinder, und die gucken schon gaaanz traurig, weil Du nicht aufstehst.“
Elch: „Das ist so eine Erpressung!“
Karl-Åke: „Die ARMEN Kinder!“
Elch: „Herrgottsakra! Dafür schuldest Du mir was!“
Die Elchkuh, nennen wir sie Maria (ich habe leider nicht alle Namen der Elche behalten, während der Kleine die aber alle noch aufsagen kann), stapft langsam am Zug vorbei und zerkaut gemütlich die Äste, die ihm hingehalten werden.
Wie – wat, die lässt sich sogar streicheln?!
Erst einmal angefixt, versucht sie, unseren ganzen Wagen zu durchsuchen nach irgendetwas zu fressen, unglaublich.
Der Große erfindet sofort den neuesten Trend:
Das „Elchie“ (krkrkr, Nachahmer dringend erwünscht!)
Die Elche sind, wie es scheint, total verfressen, super gemütlich und zutraulich und haben überhaupt kein Problem damit, den Kinder- und Erwachsenenhänden begrabbelt zu werden. Die nächsten Elche kommen dann auch ganz ohne Überredungskünste direkt zur Bahn.
Ich schwöre, ich bin froh, dass diese Szenen niemand auf Video festgehalten hat, denn – äh – also es gab da den ein oder anderen Erwachsenen, der zum Kind wurde und eventuell ein Kind mal zur Seite geschoben hat, um selber den Elch streicheln zu können. *hüstl*
Anscheinend sind einige Besucher nicht das erste Mal hier, die haben sich das Futter eingeteilt; wir sind so begeistert, dass wir natürlich den ersten Elchen direkt alle Äste hingeschmissen haben. Aber wir haben noch Möhren und Gurken als Proviant dabei und es stellt sich raus, dass die süßen Viecher sowas ziemlich lecker finden (und ja, ich habe natürlich vorher gefragt ob wir das füttern dürfen!).
Zwischendurch geht es noch ins Bison-Gehege. Die Tiere sind so riesig, das ist echt unfassbar. Die Menschen auf dem Zug vor mir sehen auf einmal ganz winzig aus.
Sie sind sogar dermaßen groß, dass ich keine vernünftigen Fotos hinbekomme, während sie vor mir stehen, denn das sieht dann nur aus wie ein seltsames Puzzleteil mit komischen Proportionen.
Das abgeteilte Gehege, in das man übrigens nicht mit dem Auto hineinfahren darf, finde ich relativ klein für diese riesigen Tiere, aber es gibt Nachwuchs, also scheint es ihnen wohl gut zu gehen.
Auch die Elche haben Nachwuchs bekommen, seitdem das Familienunternehmen vor 10 Jahren eröffnet hat.
Als sich zum Schluss noch Big Daddy aka „Philipp“ sehen lässt, bin ich ein kleines bisschen zu beeindruckt, um einfach drauf los zu knutschen, ich Sissi.
Aber der Mann versucht es dann doch noch – vergebens, Philipp steht wohl nicht auf Kerle.
Knapp eine Stunde ist jetzt um und tatsächlich reicht das auch. Durch das ganze „Ooooh, guck mal“, „Aaaww, lass mich mal“, „Uuuuh, streicheln!“, „Jetzt! Knutschen“ und „Mach ein Foto! Mach ein Foto!“ sind wir total fertig und wollen erstmal die Bilder im Kopf und auf den Kameras sichten und sacken lassen.
Nach der Tour geht es noch in den Streichelzoo und außerdem müssen wir noch etwas länger bleiben, weil sich herausstellt, dass das ansässige Sommercafé das leckerste Zitronensorbet-Eis von Welt verkauft.
Ach ja: Auf die Elchwurst habe ich dann allerdings verzichtet, ich glaube, die Kinder hätten mich eher umgebracht. ;)
TTT – TierischeTouriTipps
- Das Smålandet Älgsafari ist ein supersympatisches Familienunternehmen. Da sie teilweise von Besuchern mittlerweile überrannt werden, sollte man während der schwedischen Sommerferien sicherheitshalber vorher reservieren.
- Von allen Familienunternehmungen in Småland war dieses mit 15 Euro/Erwachsener und 10 Euro/Kind weit unterhalb üblicher schwedischer Preise und wurde von allen Familienmitgliedern (7 Jahre, 13 Jahre, 16 Jahre & Erwachsenen) mit dem Prädikat „Unbedingt machen!“ versehen.
- Der Hof ist super hübsch und lädt zu weiterem Verweilen ein, Streichelzoo inklusive. Ein kleiner Shop bietet weitere Informationen zu anderen Unternehmungen in der Umgebung, netten Klimbim und Informationen zu den Elchen.
- Unbedingt ein Zitronensorbet-Eis essen!
Wir haben außerdem die längste Zipline Europas kennen lernen dürfen: In bis zu 50 Metern Höhe schwingt man sich hier zwischen die Baumwipfel von Plattform zu Plattform – ein einmaliges Erlebnis! |
Transparenz-Hinweis: Vielen Dank an die Karlssons, die mich samt Familie zu einer Tour eingeladen haben. Bestochen wurde ich für diesen positiven Artikel jedoch ausschließlich mit Elchblicken.