Wer mich länger liest weiß: Ich habe keinen Führerschein, liebe aber Roadtrips und Roadtrips im Bulli durch Brandenburg ganz besonders.
Abenteuer Vanlife
Nun liebäugele ich schon länger damit, mir einen eigenen Van anzuschaffen, Führerschein zu machen, vielleicht besser in der umgekehrten Reihenfolge, und durch Brandenburg und Europa zu düsen, denn das ist immer noch klimaverträglicher als das olle Fliegen. Zudem kommt die Seele beim Überland-Reisen besser mit und man sieht, wie sich Landschaften ändern – sehr großartig.
Deshalb lese ich derzeit auch so wahnsinnig gerne Bücher über Leute, die genau das tun und heute habe ich drei ganz besondere und sehr unterschiedliche Werke im Gepäck:
Transparenz: Zwei Bücher habe ich als Rezensionsexemplare vom Verlag erhalten, eines selbst gekauft. Geld erhalte ich nicht. Dieser Beitrag enthält Werbung in Form von Partner-Links, über die ich eine kleine Provision verdiene, wenn Du über sie bestellst. Der Preis ist für Dich der gleiche. |
Zeit als Ziel – Seit 20 Jahren im Bulli durch Europa, Oliver Lück
Oliver Lück reist seit 20 Jahren mit Hund Locke in seinem kultigen VW Bulli durch Europa und sammelt Geschichten vom Straßenrand.
Das wunderschöne und ziemlich dicke Buch hat mich sofort mit seinen charmanten und lebensnahen Kurzgeschichten in den Bann gezogen. Seine Agenda: Zeit als Ziel. Und das passt auch noch so haargenau in meine derzeitige Stimmung, dass er mich damit voll ins Herz trifft.
Es ist ein reines Geschichtensammelbuch, kein Buch mit praktischen Hinweisen und Tipps, auch geht es nicht darum, den Alltag im Bulli zu bewältigen. Es geht um die Menschen am Straßenrand, um Begegnungen, Festivals und Traditionen. Um das bunte Europa und die Menschen – eine grandiose Mischung.
Etwas irritierend sind die Zwischenkapitel, die „Europa weit“ oder „Europa wild“ lauten und teils etwas deplatziert wirken, insbesondere, wenn unter „Europa laut“ neben Festivals und Badestränden auch Auschwitz zu finden ist. Hingegen fehlt ein Inhaltsverzeichnis komplett. Bei einer Neuauflage würde ich mir das sehr wünschen, denn es ist ja auch ein „Blätterbuch“, ich würde also sehr gerne von Italien zu Irland springen können.
Es geht übrigens wirklich absolut gar nicht um Instagram-Tauglichkeit, weshalb ich das Titelbild – ein stark überstrapaziertes Instagram-Motiv – für nicht so optimal gewählt halte, denn gottseidank sind seine Fotos und Geschichten nicht „hip“, sie sind lebensnah und wunderbar unaufgeregt erzählt. Es wird auch nicht aufdringlich der kultige Bulli ins Bild geschoben, sondern es kommen viele tolle Alltags- und Landschaftsaufnahmen zur Geltung. Ein Lesebuch genauso wie ein Bilderbuch.
Zeit als Ziel. Nehme ich mir derzeit nochmal mit diesem Buch – auf meiner Couch.
Lesetipp: Im Weltreiseforum gibt es ein schönes kurzweiliges Interview mit dem Autor.
Zeit als Ziel. Seit 20 Jahren im Bulli durch Europa.
Conbook-Verlag, 2019.
Autor: Oliver Lück.
314 Seiten, Hardcover.
24,95 Euro.
Vangirls, Mandy Raasch
„Also der Titel ist ja nicht so meins, aber was anderes ist mir dann auch nicht eingefallen“, sagt Mandy, die seit 2016 in ihrem Van lebt und darüber auf ihrem Blog movin‘ n‘ groovin berichtet, bei dem ich seit Jahren begeisterte Stammleserin bin, obwohl ich gar nicht im Van leben möchte.
Stimmt, Vangirls ist sicher nicht die beste Beschreibung für die Frauen, die in diesem Buch zu Wort kommen. Coole Säue trifft es schon eher, aber ich glaube, ich bin da eine schlechte Titelberaterin. Das Buch ist in zwei Hauptkapitel aufgeteilt: Im Ersten erzählt Mandy in gewohnt lockerer Manier über Ihr Van-Life, gibt im erzählerischen Ton sehr konkrete Tipps zur Van-Entscheidung, dem Leben, praktischen Utensilien und wie das Leben im Van so ist. Im zweiten Kapitel lässt sie viele weitere Frauen zu Wort kommen, die ebenfalls im Van leben, und ergänzt so ihre eigene Perspektive.
Mandys hat die Eigenschaft, ganz praktische Lebensweisheiten in unterhaltsame Geschichten zu packen. Immer mit dabei ist Hund Marco Polo, ein Straßenhund, der nicht nur für lustige Anekdoten gut ist, sondern auch regelmäßig Modelqualitäten auf den schönen Fotos beweist. Viele tolle Fotos ergänzen das Buch, auch haptisch überzeugt es durch schönes Papier.
Mir macht es einfach Spaß, die Geschichten von Mandy zu lesen und es macht Laune, sich vorzustellen, was wäre wenn… Könnte ich selbst auf so kleinem Raum auskommen? Was brauche ich wirklich zum Leben? Als ausgemachter Tiny-House-Fan docken da natürlich viele Interessen an. Toll finde ich außerdem Mandys extrem lockere Art, nachhaltige Themen unterzubringen, so hat sie mich mittlerweile vom Bio-Trenn-Klo überzeugt, das ich mir garantiert einbauen werde, wenn ich mal mein Tiny House habe. Rosarote Brillen gibt es trotz Mandys anhaltender Begeisterung vom Vanlife nicht.
Recht pragmatisch geht sie die Einschränkungen an, die so ein Leben auf engstem Raum mit sich bringen und gibt Einblicke in ihre Lösungen. Vielleicht probiere ich das ja doch irgendwann mal aus – wenigstens für ein paar Monate.
Vangirls – wer wissen möchte, wie es wirklich ist, im Van zu leben.
Vangirls.
Bruckmann-Verlag, 2019.
Autorin: Mandy Raasch.
272 Seiten, Broschiert.
25,99 Euro.
Roadtrip – Eine Liebesgeschichte, Jennifer und Peter Glas
Nach nur fünfmonatiger Beziehung brechen Jennifer und Peter im 20 Jahre alten Unimog zur gemeinsamen Weltreise auf.
Ihre gut bezahlten Jobs haben sie gekündigt, sie spüren, gerade auch durch die neue Beziehung, dass sie einen Perspektivenwechsel brauchen, das Gefühl der Freiheit schnuppern möchten und vor allem möchten sie: Zeit. Zeit füreinander, Zeit für Entdeckungen, Zeit fürs Leben.
Direkt in Venedig heiraten sie, warum, wird nicht klar. Sie fahren gen Süd-Osten, durch Italien, Bosnien und Herzegowina, verlassen den Europäischen Kontinent und fahren weiter durch Vorderasien, die Türkei, den Iran.
In Roadtrip – Eine Liebesgeschichte erzählen Peter und Jennifer abwechselnd ihre Gedanken und Erlebnisse. Sie bleiben dabei sehr persönlich, fast wie Tagebuchaufzeichnungen, mit vielen inneren Gedanken, was mir besonders gefällt. Es geht gerade nicht um die reine Reisebeschreibung, sondern um das, was mit den Reisenden passiert.
Hier gibt es keine Hochglanzerzählung einer Wahnsinnsweltreise, sondern alltäglich-unalltägliche Erlebnisse unprätentiös geschildert. Erzählen können beide ganz grandios, melancholisch, nachdenklich, aber auch skurril und lustig, wie zum Beispiel bei der Einreise in den Iran – so lange man sich nicht vorstellt, selbst in diesem Schlamassel zu stecken.
Es geht weiter durch Indien und Nepal. Nach Südostasien schiffen sie den Unimog nach Wladiwostok und fahren einmal quer durch Russland. Nach zweieinhalb Jahren landen sie wieder in Deutschland, 10 Monate später wird die gemeinsame Tochter geboren.
Die beiden haben während Ihrer Reise den Blog Glaarkshouse geführt, der ursprünglich nur für Bekannte und Familie gedacht war und schnell populär wurde.
Im Buch ergänzen wunderschöne Fotos in Großformat die Geschichten, wobei ich es etwas schade finde, dass viele der Fotos gar nicht von Peter und Jennifer sind, wie man im Klappentext feststellen kann. Meine grobe Vermutung: Der Reisedepeschen-Verlag wollte hier seine eigene Handschrift mit eigenen Fotos setzen, und das ist wiederum extrem gut gelungen. Das Buch enthält nicht nur sprachlich einen schönen Einblick in eine Langzeitreise, sondern ist auch optisch und haptisch ein großer Genuss und wurde nicht umsonst für den „German Design Award“ nominiert. Schön war daher auch die Entscheidung, das Buch im Großformat (21 x 27cm) drucken zu lassen.
Am Ende wird der erzählende Teil durch ein praktisches Kapitel zu Kosten, Statistiken, Packlisten und schönsten Stellplätzen ergänzt.
Eine Liebesgeschichte an den Roadtrip.
Roadtrip – Eine Liebesgeschichte: Eine abenteuerliche Hochzeitsreise im Van auf dem Hippie-Trail über den Balkan, Iran, Indien und Südostasien bis nach Wladiwostok.
Reisedepeschen-Verlag, 2018.
Autoren: Jennifer und Peter Glas.
272 Seiten, Hardcover.
35 Euro.
Buchverlosung! Die Buchverlosung ist beendet!
Vielen Dank für alle, die mitgemacht haben und teils auch noch wunderbare kleine Erzählungen über ihre Motivation dagelassen haben. Vielen Dank auch für die vielen lieben Wünsche und Grüße, das gebe ich zurück. Gewonnen haben Anna und Sophie-Luise – Herzlichen Glückwunsch!