Kein Plan, kein Versprechen. Einfach nur im Sommer mit dem Bulli durch Brandenburg.

Dies ist keine Anleitung zum Glück. Es ist der Beginn einer Reise, die in Etappen fortgesetzt wird, wann immer es möglich ist und wann immer ich mich danach fühle.

Mit dem Bulli durch Brandenburg © Mikkeline Walden

„Mikroabenteuer“ sind derzeit in aller Munde. Das groß gehypte Wort mag abschrecken, aber es enthält viel Wahrheit: Mach Dir Deinen Alltag schön und vielleicht ein bisschen abenteuerlich. 28 Tage Urlaub im Jahr reichen nicht für einen sprudelnden, glücklichen Geist, das wissen wir. Aber selbst die 28 Tage könnten überflüssig werden, wenn wir uns den Alltag so einrichten, dass er wunderbar ist.

Hausboot auf der Havel

Lesetipp!

Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.

Das passt nun in Coronazeiten umso mehr, weil wir alle nicht wissen, wann wir wieder über Landesgrenzen hinweg Urlaub machen können, und weil uns vielleicht auch das Geld dafür fehlt. Wenn Dir also die Decke auf den Kopf fällt: Mach doch einfach eine Bullitour durch Deutschland.

Im Bulli durch Brandenburg.

Im Bulli durch Brandenburg. Eigentlich ganz einfach.

Der Alltag hält ja meist mehr ToDos als Tadaas und nicht immer Glücksgefühle bereit. Umso wichtiger, für kurze Zeit raus und neue Wege gehen, den Kopf freipusten, in den See springen, im Wald übernachten und den Eulen zuhören. Ein ganzes Wochenende lang.

So entstand auch die Idee vom #Brandenbulli: Urlaub vor der Haustür, mit minimalem Gepäck, damit ja nichts die Zeit schwer macht, durch kleine Orte und Feldwege fahren.

Bulli auf Feldweg

Für mich ist eine Bulli-Tour die konsequente Fortsetzung unserer Hausboot-Touren durch Brandenburg: Gar nicht weit weg fahren, dabei viele Dinge erleben und kennen lernen und das minimale Zuhause auf Zeit immer dabei haben.

#Brandenbulli

Der #Brandenbulli ist eine lose Reihe von Bullitouren durch Brandenburg. Mein geheimer Wunsch: Ein kleines Roadtrip-Buch für Brandenburg zu erstellen, aber bis dahin sind es noch einige Bullitouren und Zeichenkünste entfernt. Das tolle Bild oben hat mir übrigens die begabte Patchworktochter gezeichnet, vielen Dank Mikki!

Während ich diesen Artikel geschrieben habe, bin ich wahnsinnig rührselig geworden. Das lag vermutlich auch an meiner Playlist (s.u.), aber vor allem an den unglaublich vielen schönen Erinnerungen, die durch die Fotos wiedergekommen sind. Und eigentlich sind das gar keine ganz bestimmten Erinnerungen. Eigentlich ist es vor allem ein Gefühl – mein Brandenbulli-Gefühl.
Ausfluege Berlin - 52 Eskapaden Dumont Verlag

Mehr Mikroabenteuer gibt es übrigens in meinem Buch 52 Eskapaden in und um Berlin, das im DuMont Reiseverlag erschienen ist.

 

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Die Route unserer Bullitour durch Brandenburg

Wohin mit dem Bulli? fragten wir uns. Eins war schnell klar: Erstmal von Berlin mit dem Bulli durch Brandenburg.

Uns zog es in Brandenburgs Osten, denn so vieles war uns hier noch nicht bekannt. Einmal von Süd nach Nord, so die vage Vorstellung. Vor allem wollten wir zwei Dinge: viel Natur und ein bisschen Geschichte.

Die Lieberoser Heide sollte der erste Stop der Bullitour sein, dann weiter zu den Tagebaugebieten in der Lausitz. Wie spannend – natürlich nicht nur im positiven Sinn – das Thema sein würde, war mir vorher nicht bewusst, und so bin ich inzwischen noch ein zweites Mal mit dem Bulli und noch ein drittes Mal mit dem Fahrrad dort gewesen, ein paar von Euch haben es in meiner Instagram-Story mitbekommen. Und deshalb schneide ich das umfangreiche Thema Lausitz hier nur an.

Mit dem Brandenbulli durch die Niederlausitz

Die Tourenbeschreibung durch die spannende Niederlausitz gibt es im Artikel über die #Brandenbulli-Tour Teil 2:

Mit dem Bulli durch die Niederlausitz

Nach der Lausitz knickte der Plan nach Norden bis in die Uckermark. Dazwischen blieb – zu wenig Zeit.

Wir haben es uns gut gehen lassen und blieben, wo immer wir wollten und einen adäquaten Platz fanden. Ausgelassen haben wir das schöne Schlaubetal, das Untere Odertal (wo ich bereits unterwegs war) und die märkische Schweiz, in der ich einst für meine erste Fernwanderung in Schottland trainierte. Dafür verliebte ich mich erneut in die Uckermark und verstehe, warum so viele Berliner:innen sich hier niedergelassen haben.

Google Maps

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Reinzoomen und oben links das Menü ausklappen. Dann könnt Ihr die Routen aus- und einblenden und Euch werden alle Spots der Route angezeigt.

Verzeiht, wenn ich Euch nicht auf alle Plätze hinweise, wo wir übernachtet haben und ich Euch auch nicht die kleinen feinen Badeseen verrate, die noch recht unbekannt sind. Ich würde verstehen, wenn es insbesondere die Anwohner nervt, wenn ihre geheimen Lieblingsplätze auf einmal im Internet breitgetreten werden.

Die Karte ist natürlich vereinfacht und soll Euch nur inspirieren, denn planen solltet Ihr Eure Route ja möglichst wenig – denn es gilt, spontane Abenteuer zu erleben.
Um Euch aber für Eure Bullitour durch Brandenburg Anreize und Ideen zu geben, stehen im Artikel noch Ziele, die ich bei anderen Ausflügen nach Brandenburg kennen gelernt habe, wie das schöne Untere Odertal und den Buchenwald Grumsin, das tolle Baumhaushotel in der Uckermark, oder natürlich der Spreewald, der für mich ein ganz besonderes Kapitel ist.

Das Rezept

Die grobe Route für die Bulli-Tour ist geplant, jetzt fehlen noch ein paar kleine Zutaten:

  • Gibt es Spots, die Ihr schon immer mal sehen wolltet? Ein Schloss vielleicht?
  • Sucht Euch Hofläden raus, zum Einkaufen zwischendurch. → Hofläden in Brandenburg → Hofläden in Mecklenburg
  • Gibt es ein tolles Mohnfeld auf dem Weg? Schaut dafür auf Instagram nach den Ortstags, da finde ich immer viele tolle Stellen (aber bitte nicht reinlaufen und keine Blümchen platt treten, sondern nur vom Rand Fotos machen!).
  • Gebt ins Navi „Autobahnen vermeiden“ ein. Die Belohnung: Schönste, obstbaumberankte Landstraßen, Felder und süßeste Dörfer.
  • Schaut auf Google Maps nach kleinen, unbekannteren Campingplätzen und Seen in der Nähe.
  • Konsultiert für Stellplätze die App Park4Night, aber denkt bitte dran: Klogang möglichst nicht in der Natur und keinen Müll hinterlassen.
  • Fragt auf Höfen nach einem Stellplatz. Dafür gibt es mittlerweile sogar ein organisiertes Konzept: Landvergnügen, ein Portal, das für wenige Euro einen Stellplatzführer herausgibt. Mit dem Erwerb erhält man gleichzeitig die Berechtigung für einen Stellplatz – super Sache und haben wir mittlerweile mehrfach gemacht und für mich die allerbeste Übernachtungsmöglichkeit.
  • Mietet Euch einen Bulli. In Berlin gibt es viele Vermieter auch von alten T3s, zum Beispiel bei Rent-a-Bulli 
  • Und nicht zuletzt: Habt eine ordentliche Portion Flexibilität im Gepäck. Weniger Planung ist mehr.
  • Und auf gar keinen Fall vergessen: Die Playlist!

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Wo darf man überhaupt mit einem Bulli übernachten – und wo steht es sich gut?

Wo und wie man mit einem Bulli stehen darf, ist juristisch eine Gratwanderung. Parkplätze sind in Deutschland keine Schlafplätze. Doch wenn kein ausdrückliches Verbots-Schild vorhanden ist, ist es erlaubt, sich auf einem Parkplatz auszuruhen und auch eine Nacht zu verbringen. Niemand kann Euch zwingen weiterzufahren, wenn Ihr übermüdet seid. Allerdings gilt das natürlich nur für eine Nacht und man darf sich nicht heimisch einrichten. Stühle solltet Ihr also besser nicht rausstellen.

Bulli auf Parkplatz

… und manchmal tut man es dann doch einfach. ;)

Für Wohnwagen und Wohnmobile gelten andere Regeln. Damit kann es sogar sein, dass man auf Rastplätzen die LKW-Stellplätze nutzen muss, wenn nur PKW-Stellplätze ausgewiesen sind. Da ist ein Bulli eindeutig im Vorteil, denn der gilt als PKW.
Auf Privatboden darf man natürlich nicht über Nacht stehen, auch wenn die öffentlich aussehen. Ein Schlossparkplatz ist ein Beispiel dafür, der dürfte in den meisten Fällen in Privatbesitz sein.

Campingplätze sind natürlich das Mittel der Wahl, schließlich gibt es in den meisten Bullis weder Toilette noch Dusche. Und es gibt einen weiteren Vorteil: Campingplätze befinden sich meist an den schönsten Seestellen. Es ist nämlich in Deutschland gar nicht so leicht, Stehplätze für Bullis zu finden, bei denen man kostenlosen, freien Badeseezugang hat, haben wir bemerkt. Manchmal bin ich da wirklich ein bisschen fuchsig geworden, denn bezahlen, nur weil man zwischendurch einmal baden gehen will, finde ich nun auch ein bisschen oll.

VW T3-Bulli auf dem Campingplatz

Camping zwischen Kiefern

Uns war allerdings schnell klar, dass wir vermutlich nicht jede Nacht auf Campingplätzen verbringen würden, schließlich wollten wir auch mal spontan sein und bleiben, wo wir wollten. Und was Campingplätze angeht, sind wir zugegebenermaßen nicht die größten Fans. Auf einem Campingplatz entpuppte sich der Hausherr als AFD-Fan. Ein anderer Campingplatz erfüllte dann jedes Klischee: Ich kann mit perfekten Minigartenzäunchen rund um „den eigenen Platz“ wenig anfangen, noch weniger, wenn die Dauergäste ihre Zäune zwei Meter hoch bauen und einen gesamten Uferabschnitt für alle anderen Gäste dichtmachen.

Parsteiner See

„Zugemauerte“ Seeseite von besitzergreifenden Dauercampern.

Wenn dann nebenan bis spät in die Nacht lautstark gepichelt wird, ist klar: Morgen suchen wir uns was anderes.

Aber das ist ja auch das Schöne an einer Bulli-Tour: Theoretisch bist Du unabhängig. Du solltest vielleicht sicherheitshalber nur wissen, wie man richtig in den Wald scheißt und klar ist auch, dass man das eigentlich vermeiden sollte. Vor 20 Jahren war das weniger ein Problem, heute sind Camper wieder extrem beliebt und wenn die meisten Menschen sich irgendwo hinstellen und dann auch noch den Wald zusch***** ist das eine Belastung für die Umwelt.

Keep in mind – Denk dran

Es gibt noch ein paar Dinge zu beachten, wenn man sich einen Bulli mietet. Da wäre erst einmal die Fahrerfahrung: So ein T3 lenkt sich dann doch ein bisschen anders, der Wendekreis ist natürlich viel größer, ganz davon abgesehen, dass ein Bulli eben insgesamt größer ist als so mancher PKW. Bei Bulliholiday (das Unternehmen gibt es inzwischen nicht mehr) haben wir auf der ersten Tour den T3 „Blumo“ gehabt mit der klassischen Westphalia-Ausrüstung. Das ist etwas alt, aber Kult, und man hat irre viele Stauräume. Nicht richtig funktioniert hat hingegen der Kühlschrank, aber so ist das eben bei einem alten Mobil. Dafür hat er gebrummt, dass dem Mann das Herz ganz warm geworden ist.

Etwas enttäuscht waren wir dann vom T4 für die zweite Tour, der keinen richtigen Innenausbau hatte, so dass wir nicht wussten, wohin mit unserem Kram. Es schadet daher nicht, das Gepäck in Taschen unterzubringen, die man in den Bettkasten packen kann, und sich vorher über die Ausstattung zu informieren. Außerdem waren unserer Ansicht nach die Gerätschaften der Küche nicht ausreichend gesichert und wären uns im Falle eines Unfalls um die Ohren geflogen. Ein paar zusätzliche Sicherungsseile sind daher sinnvoll. Weiterhin hat der T4 stolze 16 Liter verbraucht, im Gegensatz zum T3, wo es ungefähr 11 waren. Das ist, naja, also leider nicht gerade das umweltfreundlichste Sparmobil.

VW T4

Neuer, aber nicht ganz so cool wie der T3. Dafür ein ziemlich grandioser Stellplatz fast mitten im Wald. Mit Waldgnom.

Bei den diversen Bulli-Anbietern in Berlin lohnt ein Vergleich. Die Kosten sind meist recht ähnlich, der Zustand, Ausstattung und Support hingegen unterschiedlich. Die T3s bei Rent-a-Bulli sind zum Beispiel super gepflegt und haben alle eine praktische Westphalia-Ausstattung. Aber auch das schützt nicht davor, dass mal eine Schraube locker ist. Das ist einfach so.

Beachtet, dass das Abwasser nicht bei jedem Bulli aufgefangen wird – obwohl es besser wäre, solche Bullis zu meiden. Es ist daher ratsam, ökologisch abbaubares Waschmittel (für Geschirr und sich selbst) mitzunehmen. Auch das sollte übrigens eigentlich nicht in der Natur, sondern besser in irgendeinem Abfluss landen. Auf jeden Fall noch 1-2 Wasserflaschen mitnehmen, denn aus dem großen Kanister, wo ja tagelang das Wasser drinsteht, wollt Ihr vielleicht nicht trinken.

Nehmt ein paar Vorräte und Tupperdosen mit, aber nehmt auf keinen Fall zuviel mit und kauft lieber in den tollen Hofläden ein. Oder schaut auch mal, was es rechts und links des Weges gibt.

Straßenstand Brandenburg

Einer der typischen Hofverkaufs-Stände in Brandenburg.

Ich habe auf dem Rückweg die herrlichsten Holunderbeeren aller Zeiten gefunden. Den Saft habe ich allerdings erst Zuhause gemacht, denn das ist eine ziemliche Sauerei.

Sinnvoll sind Ohrenstöpsel, falls die Straße allzu nah neben dem Parkplatz ist.

Zum Schwielochsee

Die Einweisung dauert natürlich ein bisschen, bis alles geklärt ist, und aus Friedrichshain, wo die meisten Vermietungen sind, ist es leider immer ein totaler Graus wegzukommen: Baustellen, Staus, Umleitungen. Erst nach Stunden waren wir endlich aus dem Stadtgebiet draußen, und weil es so spät war, kürzten wir den Plan. Nördlich vom Schwielochsee fanden wir das Märkische Seecamp am Ranzigen See – der heißt wirklich so.

Leider war niemand mehr vor Ort und die Schranken runter. Praktisch jedoch: Es gibt einen Automaten, wo man ein Übernachtungsgeld bezahlen kann und dann darf man auf dem Parkplatz stehen bleiben, dort gibt es sogar einen Stromanschluss. Toiletten und Duschen sind ebenfalls gegen eine kleine Gebühr nutzbar. Wichtig: Genügend Münzen für die Automaten mitnehmen, auch der Automat auf dem Parkplatz wird mit Münzen bezahlt!

Ranziger See

Ein etwas kitschiger Sonnenuntergang am Ranzigen See. Gnihihi.

Wer sich Zeit nehmen will, kann einen herrlichen Tag am Schwielochsee verbringen. Bitte nicht mit dem Schwielowsee verwechseln, letzterer befindet sich nahe Potsdam. Wir sind am nächsten Morgen nach einem kurzen und gemütlichen Frühstück weitergefahren.

Die Lieberoser Heide

Das Wetter ist herrlich und es ist nur einen Katzensprung zur Lieberoser Heide. Auch hier hätten wir vermutlich sehr schön nächtigen können. Die Lieberoser Heide ist ein ehemaliges Truppenübungsgelände und gilt als die größte Wüste Deutschlands. Die Trockenheit, die generell in Brandenburg herrscht (nicht nur in diesem Jahr), der nährstoffarme Boden und die vielen Panzer haben hier eine karge Landschaft entstehen lassen.

Garge Landschaft mit Heide und Kiefern

Auf einer Fläche von unglaublichen 25.000 Hektar kann man sehen, wie sich Heide, Kiefern und Birken das Gelände nun zurückholen. Man kann tagelang wandern, allerdings gilt es, die Wege einzuhalten, denn das Gebiet gilt teilweise immer noch als munitionsbelastet. So karg die Flora, so vielfältig ist die Fauna. Deshalb werden hier auch regelmäßig spannende Rangertouren angeboten, die sich z.B. auf die Spuren der Wölfe begeben, die sich hier angesiedelt haben.

Lieberoser Wüste

Ein alter Ausguck zeugt noch von der militärischen Nutzung.

Leider gab es direkt nach unserem Besuch mehrere Waldbrände, die große Gebiete betrafen. Das muss hier, wo sich die Natur ausbreiten möchte, aber gar nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten, denn die entstehende Holzkohle nährt wiederum den Boden. Es sieht vielleicht nur etwas doof aus. Und hoffen wir mal, dass die Tiere schnell genug weg waren.

Der Spreewald

Perfekt von hier aus zu erreichen ist der Spreewald gleich südwestlich der Lieberoser Heide. Wie ich schon erwähnte, haben wir diesen ausgelassen, weil ich schon viele Male dort war. Falls Ihr noch nie dort wart: Fahrt unbedingt hin. Die Streusiedlung Burg ist ein guter Ausgangspunkt, oder man fährt gleich nach Leipe. Hier seid Ihr bereits im Oberspreewald, wo sich die Spree am meisten verzweigt. Der Sage nach haben die vielen Kanäle die wildgewordenen Ochsen vom Teufel gezogen.

Über den Spreewald habe ich einen eigenen Artikel mit meinen besten Tipps geschrieben und außerdem gleich zwei Reiseführer:

Sehenswürdigkeiten und Tipps für den Urlaub im Spreewald

Spreewald

Im geheimnisvollen Spreewald.

Fast immer kann man sich hier spontan ein Kajak auch nur für eine Stunde mieten oder eine Kahntour mitmachen, Anbieter gibt es überall. Nicht vergessen, Gurken zu kaufen! Oder Gurkensenf, oder Gurkenbrot, oder Gurkeneis, das ist der Knaller! Beste Adresse dafür: Café Urban, Hauptstr. 39, Burg im Spreewald.

Reiseführer Spreewald

Mein Spreewald-Reiseführer:

In meinem Buch führe ich Dich zu meinen Lieblingsplätzen im spannenden Biosphärenreservat südlich von Berlin: Zu alten Bauernhäusern, in schöne Cafés, auf Kahnfahrt oder zur Whisky-Verkostung. Perfekt für Spreewald-Urlauber und diejenigen, die es werden wollen, natürlich gespickt mit vielen Fotos.

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Die Tagebaufolgelandschaften in der Niederlausitz

Gott schuf die Lausitz, und der Teufel gab die Kohle dazu. – Niedersorbisches Sprichwort

Auf dem Weg nach Süden in die Tagebaufolgelandschaften der Niederlausitz könnt Ihr noch einen Stop bei der Slawenburg Raddusch machen und in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen einen Blick werfen. Die Naturlandschaft entstand ebenfalls in einem ehemaligen Tagebaugebiet, hier war aber bereits 1991 schluss mit dem Kohleabbau.

Mehr darüber findet Ihr in Teil 2 der #Brandenbulli-Touren: Mit dem Bulli durch die Niederlausitz.

Kaffeetasse

Aber erstmal: Kaffee!

Bergbaufolgelandschaft Grünhaus

Unser erster und sehr besonderer Stop in den ehemaligen Tagebauten war die Bergbaufolgelandschaft Grünhaus. Es ist wahnsinnig still, kein Vogel ist zu hören. Ob sich hier nur wenige Vögel angesiedelt haben oder dies heute aufgrund der Hitze so ist, bleibt unklar. Weit kann man über die karge und sehr spezielle Landschaft sehen. Ich bin fasziniert – und gleichzeitig abgeschreckt. Das machen wir Menschen also aus Teilen der Erde: umgraben und verfeuern.

Bergbaufolgelandschaft: Karge Weite

Das Thema ist natürlich gerade aktuell durch den Hambacher Forst in den Medien. Hier in der Lausitz ist es Alltag, denn auch hier gibt es noch aktiven Tagebau. Wie lange noch?

Tagebausee

Die Landschaft erinnert mich ein bisschen an Bolivien – bis auf die Windräder.

Das Gebiet Grünhaus wird heute zu großen Teilen vom NABU gepflegt und ist gerade erst im Mai 2018 für die Öffentlichkeit freigegeben worden. Teile wurden geflutet, heute kann man sehen, wie sich Natur in der kargen Landschaft ausbreitet, was aber aufgrund des sauren Bodens sehr langsam geschieht. Dafür siedeln sich hier so genannte „Expertenarten“ an. Es gibt zwei sehr kurzweilige Wanderwege, der eine gerade etwa vier km lang, der andere länger, den wir aufgrund der Hitze allerdings nicht gegangen sind. Vor Ort gibt es viele Informationstafeln und wirklich gute Informationen außerdem auf der Webseite über Grünhaus vom NABU.

Schild über Flora und Faune

Vom Tagebau zum Vogelschutzgebiet: Von den Vögeln haben wir leider wenig gesehen.

Gefahrensschild

Auch das ist typisch in einer Tagebaufolgelandschaft: Die Gefahr von Bodenabbrüchen und Senkungen durch nicht verdichteten Boden.

Den nächsten Stop kann man bereits von Grünhaus aus sehen: Ein riesiges Förderband des ehemaligen Tagebaus, das Besucherbergwerk F60.

Förderband F60

Besucherbergwerk F60

Wir fahren weiter zum Besucherbergwerk F60. Das F60 ist eigentlich lediglich das Förderband für den Abraum, der aus den Löchern herausgeholt wurden. Dieses Förderband war nur sehr kurz in Betrieb und wurde Anfang der 90er stillgelegt. Es ist so groß, dass ich es in Gänze nicht aufs Foto bekomme.

Besucherbergwerk F60

Fragt mich übrigens nicht, warum das hier nun Bergwerk heißt, obwohl es sich um Tagebau handelt. So ganz habe ich die Nomenklatur immer noch nicht verstanden.

Wir buchen eine Führung und steigen die 80 Meter nach oben. Währenddessen erzählt der Gruppenguide eineinhalb Stunden fachchinesisch, von dem ich trotz großen Bemühungen kaum ein Wort verstehe. Auf Nachfragen reagiert der Guide genervt, ja, wir sind leider eine deppige unwissende Touristengruppe und stellen doofe Fragen (bald fragt allerdings keiner mehr irgendwas). Ich muss kichern, denn diese Führung ist so authentisch wie nur was.

Besucherbergwerk F60

Ja, hier geht’s ordentlich hoch, hups.

Hilfreich ist es allemal, sich vorher im Häuschen an der Cafeteria die Zeichnung der Maschine und die Filme anzuschauen (ca. 20 Minuten insgesamt), wovon einige lustige Post-DDR-Lehrfilme sind und wir mit unserem Gekicher anderen vermutlich auf die Nerven gingen. Ein paar Filmsequenzen machen aber ein wenig deutlicher, wie dieses Monstrum überhaupt funktioniert.

Leute mit Höhenangst haben es übrigens etwas schwer, ich fordere mich ja gerne heraus, aber auf dem Weg durfte ich wahrlich nicht runterschauen. Der Blick von oben ist aber grandios.

Ausblick F60

Ja, so gucke ich, wenn ich latente Höhenangst spüre – und halte mich sicherheitshalber mit den Ellenbogen fest.

Die schwimmenden Häuser vom Geierswalder See

Ich gebe zu, wir haben doppelt gecheatet. Erst einmal sind wir nach Sachsen reingefahren (nicht vergessen, das Licht anzuschalten, gell… :P), und zweitens haben wir hier in einem Appartement übernachtet, denn ich hatte bei meinen Recherchen diese grandiosen Häuser vom Lausitz Resort* entdeckt und wollte da uuuuuunbedingt eine Nacht verbringen.

Die schwimmenden Häuser waren ausgebucht, die Häuser am Hang sind aber nicht weniger lohnenswert, denn von dort hat man eine grandiose Aussicht über den ganzen See.

Schwimmende Häuser im Lausitz-Resort

Die schwimmenden Häuser beim Geierswalder See.

Der Geierswalder See ist wie der Senftenberger See nebenan Teil der künstlich durch den Tagebau geschaffenen Seenlandschaft. Es ist wirklich total schräg, sich vorzustellen, dass die Gegend hier vor wenigen Jahren aus Tagebau bestanden hat, andererseits gibt es noch viele Hinweise darauf und die teils bräunliche Färbung der Seen verweist auf das Eisenoxyd, was aus dem Boden geschwemmt wird. Das ist beim Baden ungefährlich, kann jedoch der Flora zu schaffen machen. Die muss sich hier aber ohnehin erst einmal erneuern und wir werden sehen, was die Zukunft bringen mag.

Geierswalder See

Absolute Ruhe und ein schöner – wenn auch etwas bräunlicher – Badestrand.

Der Geierswalder See ist wohl bei Wassersportlern sehr beliebt, ich fand es eher unglaublich, wie ruhig die gesamte Gegend war. Am Abend haben wir uns auf der Terrasse niedergelassen und bei einem schönen Wein den Tag ausklingen lassen und den Sonnenuntergang genossen. Noch ein bisschen schöner wäre es nur gewesen, wenn wir noch einen Tag hätten bleiben können…

Ab in die Uckermark: Natürlich Natur

Der so genannte 13. Berliner Bezirk ist irgendwie zum Selbstläufer mutiert: In der lieblichen hügeligen Landschaft haben viele Berliner Ihre Ruhe vom Stadtlärm gefunden, außerdem gibt es hier sehr viele Seen. Nachdem sich hier so manch Kreativer niedergelassen hat, zog das weitere Berliner an.

Schriftzug Land-Markt

Wir genießen die Fahrt, die Felder ziehen an uns vorbei, der Bulli brummt ordentlich in T3-Manier, was den Mann außerordentlich freut. Wir fragen uns, warum der Weizen so unterschiedlich golden aussieht – sind das unterschiedliche Sorten?

Interessanterweise findet man hier zwar in diesem Jahr keine Mohnfelder, dafür aber umso mehr Mohn zwischen dem Weizen. Ich frage mich, warum hier viele Bauern den Mohn offenbar nicht wegspritzen und wie der bei der Ernte aussortiert wird. Wer da mehr weiß oder weiß, wo ich fragen kann: Hinweise gerne in den Kommentaren.

Mohnfeld

Nachdem wir uns in der Lausitz so viel über den Tagebau informiert haben, wirkt die Uckermark wie das Gegenteil: Natürlichkeit und zurück zu den Ursprüngen.

Baumallee Brandenburg

Die schönen Baumalleen sind für mich typisch Brandenburg.

Parsteiner See

Bullitour-Pause am Parsteiner See, an der Grenze zur Uckermark.

Morgenschwimmen im See

Morgenschwimmen im Parsteiner See.

Wir bleiben an Seen, gehen schwimmen, verweilen ein bisschen und halten auf dem Weg in kleinen Hofläden, zum Beispiel im Ökodorf Brodowin, wo man nach dem Einkauf im Hofladen die Milch-Verarbeitung im Molkerei-Betrieb hinter Glasscheiben sehen kann.

Ökodorf Brodowin

Kurzer Stopp im Ökodorf Brodowin

Ich habe hier mehrere Stops auf meiner Bullitour-Wunschliste, die wir natürlich gar nicht alle schaffen, weil wir auch einfach mal da bleiben, wo wir sind. Das macht aber nix.

Kloster Chorin

Ein kleiner Kulturschock – oder sollte ich sagen: Zeitenschock? Ich kannte das Kloster noch aus dem Jahr 2009, da wanderte ich bei Minus 20 Grad im großartigen Winter durch die Schorfheide. Am Kloster war damals kein Mensch und ich wandelte durch die Klostermauern. Umso enttäuschter war ich, dass das Kloster mittlerweile selbst ohne Museum 6 Euro Eintritt pro Person kostet, plus Parkplatzgebühr.

Für Museumsgänge hatten wir ohnehin bei diesem Wetter nichts übrig, also sparten wir uns den Eintritt. Immerhin konnten wir über die Mauer luken und einen herrlichen Blick auf den wunderschönen gotischen Bau aus dem 13. Jahrhundert erhaschen.

Kloster Chorin

Die Blumberger Mühle

Man könnte meinen, ich werde vom NABU bezahlt aber nein, das ist natürlich nicht der Fall. Das NABU-Natur- und Informationszentrum Blumberger Mühle stand schon lange auf meiner „will sehen“-Liste und sollte auf einer Bulli-Tour durch Brandenburg auf keinen Fall fehlen.

Das ungewöhnliche Gebäude ist einem hohlen Baumstumpf nachempfunden.

Blumberger Mühle

Das außergewöhnliche Gebäude der „Blumberger Mühle“.

Im Gebäude finden Veranstaltungen und Ausstellungen statt, die 13 Hektar Natur- und Erlebnislandschaft und die angrenzenden Blumberger Teiche sind für den NABU gleichzeitig Forschungs- und Schaulandschaft für Naturentwicklung  im Einklang mit dem Menschen. Mir hat das Gelände extrem gut gefallen. Kurzweilige Informationen, unterschiedliche Landschaftstypen und -wege machen einen Besuch auch mit Kindern sehr gut möglich. Viel mehr möchte ich jetzt gar nicht verraten: Schaut es Euch einfach selbst an.

Diesen Tipp noch: Am Parkplatz steht ein Schild, dass Übernachtungen erlaubt sind – yei!

Blumberger Mühle

Das Areal ist riesig und es gibt extrem viel zu entdecken.

NABU Blumberger Mühle

Das NABU-Naturerlebnisgelände an der Blumberger Mühle.

Weiter lassen wir uns treiben und nehmen die Dorfstraßen und halten auf Google Maps Ausschau nach kleinen Badestellen an versteckten Seen. Typisch Brandenburg: Abwechselnd kleine Dörfer mit urigen Häusern, zwischendurch Wiesen und Felder und Alleen mit Apfelbäumen. Das ist für mich Brandenburg.

Fachwerkhäuser

Uralte, schiefe Fachwerkhäuser.

See

Das Paradieschen und eine Wasserburg

Bei den coolen Hipster-Sachen bin ich ja immer etwas spät. Deshalb dachte ich mir nichts dabei, als mir jemand von einem Café mit Japanischem Matcha-Käsekuchen erzählte. Ich wusste lediglich, dass ich dahin wollte, wo es diesen Kuchen gab, denn seit meiner Japan-Reise bin ich total vernarrt in alles, was mit japanischem Essen zu tun hat. Außerdem hatten wir den Tipp bekommen, dass ein grandioses Mohnfeld direkt nebenan liegen sollte, wir waren also ohnehin in der Gegend.

Unterwegs mit dem #Brandenbulli durch Brandenburg

Das Mohnfeld war eine Fehlinformation, also fuhren wir weiter mit dem Bulli in das kleine Örtchen Gerswalde, suchen das Café zum Löwen und staunten nicht schlecht, als auf dem Weg dorthin mehrere Dutzend Autos mit Berliner Kennzeichen die kleinen Straßen verstopften. Eine Hochzeit? Irgendein Riesenfest?

Wir wurden fündig im ortsansässigen Schlossgarten: Auf mehreren Terrassen erstreckt sich hier der riesige Garten mit Nutzpflanzen und offensichtlich vielen freiwilligen Erntehelfern. Unter Bäumen werden Lesungen gehalten, unter einem Scheunendach wird geräucherter Fisch verkauft. Das Café zum Löwen befindet sich im großen Gewächshaus und sieht schon alleine so hübsch aus, dass ich das ganze Ding mit nach Hause nehmen möchte. Nicht umsonst haben die Macher diesen Ort Paradieschen getauft.

Café zum Löwen

Das Japanische Café zum Löwen befindet sich im Gewächshaus.

Matcha-Käsekuchen

Matcha-Käsekuchen: So lecker!

Café zum Löwen

Und natürlich auch: leckerer Kaffee.

Nur die vielen Menschen, die sich hier in ihrem lässigsten Sonntagsoutfit auf den Shabby-Chic-Gartenstühlen unterhalten, schüchtern mich etwas ein.

Gewächshaus mit Garten

Das „Paradieschen“, nennt die Besitzerin ihren Garten.

Als wir mit immer noch vielen Fragezeichen den Garten verlassen, kommen wir mit einer Dorfbewohnerin ins Gespräch, die uns aufklärt: Der bildschöne Schlossgarten wurde vor einigen Jahren von einer Berliner Regisseurin gekauft. Und nun kommen die gestressten Berliner Freunde, um sich hier bei der Gartenarbeit zu entspannen. Nicht schlecht, das Konzept, grinse ich. Mittlerweile ist der Ort so bekannt, dass auch der Berliner Tagesspiegel darüber berichtet.

Ob die BewohnerInnen das mögen? Die Dorfbewohnerin war jedenfalls recht aufgeschlossen, und nicht anders die Mitarbeiterin der Wasserburg Gerswalde, mit der ich noch einen längeren Plausch hatte. Die Wasserburg ist übrigens auch einen Besuch wert, betont sie (stimmt!).

Wasserburg Gerswalde

Die Wasserburg Gerswalde stammt aus dem 13. Jahrhundert, es ist noch erstaunlich viel erhalten.

Und ohnehin kann die ganze Region hier ja ganz dringend Touristen gebrauchen. Und es gibt ja so viel Spannendes zu sehen, also sei das doch ganz großartig, was die Berlinerin da aufgezogen hat. Und die schöne Natur drumherum, der Oberuckersee zum Beispiel, hach…

Also #wisstabescheid: Auf nach Brandenburg. Am besten im Bulli.

Abendstimmung über Feldern

Abendstimmung auf der Landstraße.

Unterwegs mit dem #Brandenbulli durch Brandenburg

Offenlegung: Der VW T3 für die erste #Brandenbulli-Tour wurde uns von einer heute nicht mehr existenten Bullivermietung zur Verfügung gestellt. Den T4 haben wir hingegen selbst bezahlt.
Die ganze Reise, alle Unterkünfte und der Plan wurde von mir ausgeheckt und finanziert. Because I love what I do. :)