Der West Coast Trail Vancouver Islands ist einer der bekanntesten Fernwanderwege Kanadas und dauert trotz der übersichtlichen Länge von 75 km für die meisten Wanderer eine Woche. Ich bin ihn gelaufen und kann bestätigen: Der West Coast Trail, oder WCT, wie er in Kurzform genannt wird, hat es ordentlich in sich.

Der West Coast Trail verläuft vor Kanadas Westküste in British Columbia im Westen Vancouver Islands, genau im Gebiet des schönen Pacific Rim Nationalparks, dort, wo man häufig das Gebiet der First Nations durchquert und noch Teile des ursprünglichen Urwaldes stehen. Er ist einer der berühmtesten Fernwanderwege der Welt.

altes Motorrad

Mit dem Motorrad? Wohl eher nicht. Das Ding hat irgendjemand auf dem West Coast Trail stehengelassen. :)

Dieser Artikel erschien ursprünglich 2018 und wurde im Mai 2022 aktualisiert.

Küstenwanderung West Coast Vancouver Island

Wunderschöne Küstenabschnitte auf dem West Coast Trail, dem berüchtigten Fernwanderweg Kanadas

Der West Coast Trail – Kanadas Wildnis

Der West Coast Trail auf Vancouver Island befindet sich in etwa zwischen Port Renfrew und Bamfield.

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Obwohl der West Coast Trail mit 75 Kilometern ein eher kurzer Fernwanderweg in Kanada ist, dauert er 7-8 Tage, denn er ist häufig matschig, rutschig, man muss viele steile Leitern überwinden, im Sand laufen, mit Seilbahnen Flüsse überqueren, über große Steine klettern und auf Baumstämmen balancieren – und das natürlich mit Zelt, Schlafsack und dem kompletten Proviant für acht Tage auf dem Rücken.

Er ist also eigentlich nicht anfängergeeignet und ich bin ehrlich gesagt auch wenn’s doof klingen mag ein bisschen stolz auf meine Begleiterin Manuela, für die das ihre erste Fernwanderung mit Zelt und Proviant schleppen war, dass sie den ganzen Trail so grandios und ohne zu Murren mitgemacht hat. Denn man muss sich nix vormachen: Der West Coast Trail ist beizeiten nicht nur sauanstrengend, sondern auch demotivierend, wenn man acht Stunden lang nur mit 1 km/h vorwärts kommt.

Und das ist natürlich auch das Spannende daran!

West Coast Trail auf Vancouver Island - Wanderung über Baumstämme

Wilder Urwald auf Vancouver Island

Belohnt werden die Anstrengungen mit unfassbar schönen Aussichten, dem Wandern in einem uralten, faszinierenden Küstenregenwald mit beeindruckenden, riesigen, alten Zedern, allabendlichem Lagerfeuer am Strand unter dem Sternenhimmel, Seelöwengegrunze und dem Gefühl, in Kanadas noch vorhandener Wildnis angekommen zu sein.

Zelt, Kocher, Schuhe

Auf dem West Coast Trail auf Vancouver Island gibt es nur noch ein paar Zelte und den eigenen Kocher. Keine Straßen, keine Boote, kein Handyempfang.

Schon lange wollte ich diesen WTC-Bericht schreiben, eigentlich total akribisch anhand meiner Unterlagen mit Routenbeschreibung. Aber darauf habe ich irgendwie nie Lust gehabt, zumal Manuela das bereits in der Zwischenzeit super erledigt hat. Also bekommt Ihr jetzt bei mir einen Überblick über den Trail mit einigen Tipps.

Transparenz-Hinweis:

Die einmonatige Reise nach Kanada war eine überwiegend selbst gezahlte und organisierte Reise. Manuela und ich kennen uns übers Bloggen schon lange, und da wir beide zwischen unseren Jobs Zeit hatten und beide ein bisschen Abenteuer wollten, haben wir uns kurzerhand zusammengetan und sind für einen Monat nach Kanada abgedüst.
Gesponsert wurde uns vom Tourismusamt BC lediglich eine Fährüberfahrt nach Vancouver Island und ein Mietwagen in den ersten 10 Tagen (= ca. 320 Euro).
Unten angegebene Links sind teilweise Partnerlinks. Bestellst Du über diese Links, erhalte ich eine kleine Provision, der Preis ist für Dich der gleiche. Du kannst sicher sein, dass ich nur empfehle, wovon ich auch überzeugt bin.

Geschichte des West Coast Trails auf Vancouver Island

Der West Coast Trail ist tatsächlich kein neuer Wanderweg, sondern wurde vor über 100 Jahren angelegt, um Schiffbrüchigen den Weg zurück in die Zivilisation zu erleichtern, denn das kam an Vancouvers Westküste gar nicht so selten vor.
Nachdem der West Coast Trail angelegt war, sank aber gottseidank nur noch ein einziges Schiff, und der Trail ist Zeit seines Lebens nur von Menschen genutzt worden, die sich gerne in die unberührte Natur wagen.
Unberührte Natur? Ja, so darf man das wohl nennen, denn obwohl es ein offizieller Wanderweg ist, ist der WCT tatsächlich: sehr wild, unberührt, ursprünglich.

Küste Vancouver Island

Der West Coast Trail verläuft im Westen Vancouver Islands im Pacific Rim Nationalpark

Laufen kann man ihn von Süden nach Norden mit dem Startpunkt (Trailhead) Gordon River oder umgekehrt von Norden nach Süden mit dem Trailhead Pachena Bay. Wir haben uns für Süd nach Nord entschieden. Aussteigen ist nur einmal in der Mitte beim Nitinat Lake möglich. Es gibt keine weiteren Zu- oder Abfahrten oder Siedlungen, bis auf ein paar Bewohner in den First Nations Reservaten.

Alternativen zum Fernwanderweg für ein kurzes Kennenlernen des wunderschönen Küstenregenwaldes auf Vancouver Island sind übrigens Cathedral Grove im Mac Milan Provincial Park und der Rainforest Trail ca. 15 km südlich von Tofino. Beide sind kurz und dauern nur etwa eine halbe Stunde, beeindruckend sind sie dennoch.

WCT – Spannendste, schönste, schrecklichste Momente

Der „Einstieg“ im Süden war gleich eine kleine Bewährungsprobe: Unter den Augen der anderen Trekker hievten wir unsere Körper mit den ca. 16 kg schweren Rucksäcken eine ordentlich steile Leiter hinauf. Es sollten gefühlt noch Hunderte kommen – das wussten wir glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Steile Leiter, West Coast Trail

Die erste Leiter: Einstieg in den West Coast Trail am Trailhead Gordon River

Leitern

Die Leitern habe ich zu hassen gelernt. Der WCT verläuft zum größten Teil auf einem Höhenweg an der Steilküste. Am Abend wird dann unten am Strand campiert. Das heißt also: Fast jeden Abend die Leitern runter, morgens wieder rauf.
Tagsüber machen sie mir weniger Probleme, aber morgens ist mein Körper total schlappi, weshalb ich mich jeden Morgen gleich mal gefühlt fast übergeben habe, bis die Leitern überwunden waren. Dafür machen sie irgendwann hübsche Armmuskeln.

steile Holzleitern

Leitern, Leitern. Am Morgen waren erstmal mehrere steile Leitern zu überwinden.

Matsch

Die ersten zwei Tage hatten wir Nieselregen. Das ist in dem wunderschönen Regenwald eigentlich kein Problem. Das dichte Blätterwerk hält viel auf und der Wald mit den vielen Farnen und Mammutbäumen wirkt dadurch fast wie ein Regenwald-Spa.

Küstenregenwald Vancouver Island

Der wunderschöne Küstenregenwald im Pacific Rim Nationalpark.

Der Weg ist dann allerdings noch schlammiger als ohnehin schon.

Matschiger Trek

Matsch, matsch, matsch. An den ersten zwei Tagen hatten wir nichts anderes – an den anderen sechs meistens auch nicht.

Wir waren eher Ende der Saison unterwegs, da waren die Wege schon hübsch breiig getreten und der Matsch sehr tief. Das Fiese: Einfach reintreten ist schwierig, teils sind die Pfützen sehr tief und am Boden befindet sich das rutschige Wurzelwerk. Und ausrutschen und Dir was brechen möchtest Du hier auf gar keinen Fall, denn die Rettung ist schwierig und dauert, wenn’s doof läuft, zwei Tage. Dabei muss Deine Begleitung zu einem nächsten Rettungspunkt laufen (es gibt keinen Handyempfang) und dort jemanden informieren. Der holt dann Hilfe, die Dich ja wiederum zu Fuß rausholen muss… Das alles ist sehr gut organisiert, aber wie gesagt, es dauert.
Wir sind die ersten Tage auf dem WCT wirklich nur mit einem Kilometer pro Stunde vorwärtsgekommen – Sicherheit geht vor. Zwischendurch war das mal ganz schön demotivierend und wir haben inständig gehofft, dass das besser wird, und so kam es dann ja auch. Aber bis zum Schluss gab es immer wieder Stellen, wo wir nur sehr langsam vorankamen.

Über glitschige Wurzeln im Matsch balancieren

Balance!

Dafür gibt’s dann immer wieder ordentliche Lacher, wenn man doch mal in den Matsch gefallen ist – das lässt sich kaum vermeiden.

Balancieren

In dieser Zeit haben wir uns allerdings bereits zu Balanceweltmeisterinnen entwickelt, was dann an einigen Stellen auch wirklich von Nöten war, da heißt es dann nämlich, auf glitschigen Baumstämmen in 3 Meter Höhe 10 Meter lang rüber zu balancieren. Das ist einerseits bei jemandem wie mir mit latenter Höhenangst ganz schön gruselig, dafür aber umso schöner, wenn man das geschafft hat.

über einen Baum balancieren

Ohne zwei Trekkingstöcke ist das Balancieren mit schwerem Rucksack ganz schön blöd…

Sand

Auch am Strand führen einige Strecken entlang, es gibt außerdem Strecken, an denen man die Alternative hat zwischen Strand und Wald, hier muss man allerdings auf Ebbe und Flut achten (da helfen Zeittafeln der Parkverwaltung, die man bei der Einführung bekommt).
Am Strand zu laufen mit einem 16 Kilo-Rucksack ist krass, das sage ich Euch. Klar, Sonne und Wasser ist natürlich cool. Ich persönlich habe aber von im Sand laufen nach wenigen Kilometern genug, puh.

Das Zelten am Strand war wiederum extrem toll und für mich das erste Mal. So sollte ich auch feststellen, dass mein geliebtes Hilleberg bei hoher Luftfeuchtigkeit denn auch ein kleines Lüftungsproblem hat und jeden Morgen mein Schlafsack (von außen) pitschenass war. Der musste also erst einmal trocknen, bevor ich weiterlaufen konnte.

Camping am Strand

Camping am Strand

In der Regel waren wir vermutlich so gegen 16 / 17 Uhr im Camp. Den Rest des Tages einfach nur noch vor dem Zelt zu genießen, sich etwas Leckeres zu kochen, am Lagerfeuer sitzen und die unglaublichen Sonnenuntergänge zu bestaunen ist dann die absolute Befriedigung. Ich habe keine Ahnung, ob wir Glück mit dem Wetter hatten oder wie das Wetter dort sonst ist, bei uns war es jedenfalls ziemlich grandios.

Lagerfeuer am Abend

Lagerfeuer am Abend

Schönes Licht am Abend im Camp

Schönes Licht am Abend im Camp

Wald

Der fantastische Küstenregenwald mit seiner hohen Feuchtigkeit, den üppigen Pflanzen, Farnen, Moosen und den riesigen Douglasien hat es mir wirklich angetan. Schon im Orca-Camp habe ich den Wald bewundert, hier hatte ich die Gelegenheit, tagelang durchzuwandern. Die meisten Strecken des Fernwanderwegs führen durch den Wald.

Küstenregenwald Vancouver Island

Der wunderschöne Küstenregenwald auf Vancouver Island ist absolut sehens- und schützenswert.

im grünen Dschungel

Dschungelfeeling

First Nations

Das Gebiet ist in weiten Teilen Gebiet der First Nations.

Schild Reservat der First Nations

Auf dem Trail geht es durch viele Gebiete der First Nations.

Getroffen haben wir wenige, ausgenommen bei „Chez Monique“, einem kleinen Burger-Beach-Imbiss mitten im Nirgendwo und an der Stelle, wo man den Nitinat Lake überqueren muss. Einheimische setzen die Trekker per Boot über. Unser Bootsführer hatte entweder keine Lust mit uns zu sprechen oder konnte die Sprache wirklich nicht, wie er uns andeutete, machte aber eine kleine Extratour, um uns einen Adlerhorst zu zeigen. So toll!

See mit kleiner Hütte

Am Nitinat Lake wird per Boot übergesetzt. Ein paar Wanderer warten schon.

Da wir schon durchs Orca-Camp ein paar Geschichten über die First Nations gelernt hatten, hätte ich mir mehr Zeit und Kontakte zu den First Nations gewünscht.

Robbenkolonien

An manchen Stellen kann man Robbenkolonien sehen, das ist so toll! Man muss einen kleinen Umweg laufen und kann sie dann von der Steilküste aus beobachten.

Seelöwen beobachten

Seelöwen ♥

Am allerschönsten ist mir der Abend in Erinnerung, wo wir zu dem süßen Gejaule der Seelöwen eingeschlafen sind.
Es handelt sich hierbei übrigens um die leider selten gewordenen Stellerschen Seelöwen, von denen es nur noch 51 Kolonien geben soll.

Seelöwenkolonie auf dem West Coast Trail

Seelöwenkolonie auf dem West Coast Trail

Walsichtung

Auf dem Weg hat man die Chance auf Walsichtungen und auch uns war es vergönnt, einen dicken Buckelwal in der Ferne beim Springen zu sehen. Irre, wie diese tonnenschweren Tiere das scheinbar leicht hinbekommen.

springender Buckelwal

Walsichtung! Der riesige Buckelwal spring aus dem Wasser, als ob er federleicht wäre.

Ruhe

Nicht fehlen auf der Liste meiner persönlichen Highlights ist die Ruhe. Ich finde es sehr toll, dass die Parkverwaltung den WCT limitiert hat und Permits herausgibt, so kann nämlich kein zweiter Torres del Paine entstehen, wo sich die Touristen teils auf den Füßen stehen und die Natur leidet.

Nach dem gemeinsamen Start verliert man sich ziemlich zügig aus den Augen – manche gehen schneller, andere machen eine Pause und manche kehren vermutlich nach ein paar Stunden wieder um. Wir waren ziemlich schnell nur noch zu zweit bzw. zu dritt, denn Oli, Alleinreisender aus Berlin, hatte sich uns angeschlossen. Erst am Nachmittag beim Camp trafen wir auf weitere, sehr wenige Leute – eine tolle Atmosphäre.

Hier auf dem West Coast Trail gibt es unglaublich viel Ruhe und Ursprünglichkeit, in weiten Strecken ist man völlig allein und auf sich gestellt, bzw. auf den Trekkingpartner. Und das ist ganz einfach großartig.

Küstenabschnitt Vancouver Island

Allein in der Wildnis – der Pacific Rim Nationalpark ist wunderschön und nicht überlaufen.

Die wunderschöne Küste

Sie ist wild, sie hat wunderschönes Wasser, so dass ich mehrere Male kaum widerstehen konnte, einfach hineinzuspringen (allerdings ist das Wasser wirklich eiskalt und die Strömungen nicht von schlechten Eltern), tolle Sandstrände, viel spannendes Leben und traumhafte Sonnenuntergänge und ist selbst bei Mistwetter wunderschön.

Baumwuchs an der Küste

Die großen Steine mit Baumbewuchs sind ein wiederkehrender skurriler Anblick an der Küste des Pacific Rim Nationalparks.

Küste Vancouver Island

Möwen an der Küste in einem Priel

Ein Fischschwarm hat sich bei Ebbe festgesetzt, die Möwen stürzen sich darauf.

Seenebel

Seenebel zieht auf – in minutenschnelle waren wir völlig eingenebelt. Der Anblick: fantastisch

Türkises Wasser am Sandstrand

Wildes und wunderschönes Wasser.

Pazifische Korallen

Pazifische Korallen

Sonnenuntergang auf dem West Coast Trail

Sonnenuntergang auf dem West Coast Trail

Sonnenuntergang

Panorama kurz vor dem Schlafengehen.

Bärenbegegnungen & anderes Getier

Ja, es gibt Bären in der Gegend, allerdings lediglich die sehr harmlosen Schwarzbären, die nachweislich keinen Menschen angreifen, wenn man sich denn richtig verhält.

Bärensichtung, Schild, WCT

Bärensichtung auf dem West Coast Trail: Hier wird noch einmal gewarnt.

Wie man sich richtig verhält, erfährt man in der Einführung, im Grunde ist es aber auch wirklich nicht schwer:

  • Möglichst laut sein. Redet mit Mittrekkern oder Euch selbst, versucht nicht, leise herumzulaufen. Die Bären werden sich schon von alleine verziehen. Bei uns war das auch tatsächlich der Fall, wir haben keinen einzigen gesehen, was wir ziemlich bedauert haben.
  • Last auf GAR KEINEN FALL Essen offen herumliegen, sondern nutzt einen Bärenkanister, dieser verschließt den Geruch. Den müsst Ihr nicht mitschleppen, wenn Ihr in den offiziellen Camps bleibt, dort gibt es immer genügend große Kanister, damit Ihr Euer Zeug reinpacken könnt. Habt deshalb auch einen Packbeutel für Euer Essen parat. Habt Ihr keine Möglichkeit, zum nächsten Camp zu gelangen, und keinen Bärenkanister dabei, nehmt Euren Packbeutel, bindet ihn an ein Seil, schlingt das Seil um einen hohen Ast und befestigt ihn. Der Hintergrund: Bären sind recht intelligent und dürfen auf gar keinen Fall lernen, dass es beim Menschen etwas zu Essen gibt! Das würde dazu führen, dass sie den Menschen eben nicht mehr in Ruhe lassen. Die Folge: Bären werden erschossen.
Truhe für Essen gegen Bären

In den Camps gibt es große Bärenkanister, in die ALLE Essensvorräte eingeschlossen werden müssen.

  • Seht Ihr einen Bären, bleibt ruhig, redet mit ruhiger Stimme, hebt die Arme, um Euch groß zu machen, und geht rückwärts. Bleibt auf keinen Fall ganz still stehen, das wäre kontraproduktiv. Der Bär könnte das Gefühl bekommen, Ihr liegt auf der Lauer, oder eventuell ist es auch eine Bärenmutter, die sich dann angegriffen fühlt. Signalisiert also, dass „Ihr Euch verzieht“, aber tut das nicht hektisch oder rennend, das könnte den Jagdinstinkt entfachen. Und auch hier wieder: Bären sollen sich NICHT an den Menschen gewöhnen, denn das endet dann immer tödlich für das Tier. Das ist leider in Kanada allzu häufig der Fall, weil Touristen sich falsch verhalten.
  • Was Bärenspray angeht, gehen die Meinungen auseinander und ich möchte diese Diskussion hier nicht führen. Ich habe mich gegen Bärenspray entschieden.

Bären haben wir zwar nicht gesehen, dafür aber genügend Hinweise bekommen, dass es Bären in der Gegend gibt und sie sogar ganz in unserer Nähe waren. :)

Bären-Kacke in Lila

Bären-Poo: Schwarzbären lieben die lilafarbenen Saskatoon-Beeren. Die Hinterlassenschaften findet man überall und machen mir immer wieder bewusst: Ich bin hier in der Wildnis.

Und der Vollständigkeit halber: Es gibt – eigentlich – in der Gegend keine Grizzlys. Auf dem WCT ist das noch nie vorgekommen. Sollte das der Fall sein, dürfte den jemand anderes vor Euch entdecken und Ihr könnt sicher sein, dass der Trail sofort gesperrt wird. Mit den angriffslustigen, riesigen Grizzlys ist nämlich eher nicht Beeren essen angesagt.

Auch Cougars, also Pumas, gibt es. Die lassen sich normalerweise nicht blicken und sind total menschenscheu. Wenn Ihr einen seht, habt Ihr Glück und Pech: Das Tier ist entweder abnorm oder völlig ausgehungert. Wehrt Euch in diesem Fall sofort mit allem, was Ihr habt, und schützt vor allem Euren Nacken, das ist nämlich die übliche Angriffsstelle.
Obwohl Cougars sich üblicherweise nicht zeigen, haben wir eine sehr seltsame Begegnung in unserem Orca-Camp gehabt, das war allerdings eine eher skurrile Story.

Was es ebenfalls gibt, sind Wölfe, und es kann sein, dass wir Fußspuren von einem Rudel entdeckt haben. Eines morgens, als wir losliefen, fanden wir viele, viele Spuren und entzifferten, dass hier wohl ein Otter oder ähnliches Tier auf der Flucht vor mindestens drei Wölfen gewesen sein muss – und das direkt neben unseren Zelten! Während also der totale Krimi am Strand ablief, schlummerten wir selig 10 Meter daneben, haha. Wölfe sind übrigens ungefährlich.

Raben sind in der Geschichte der Haida etwas besonderes und gelten als die Schöpfer des Menschen. Auf Vancouver Island gibt es sehr viele davon, und ein ganz besonders Exemplar begleitete uns mehrere Kilometer, flog immer ein Stück voraus und krächzte uns an. Das war äußerst seltsam, bis wir zum nächsten Camp kamen und der Rabe zum Camp abbog und krächzte. Wir liefen jedoch weiter, da wir erst im nächsten Camp übernachten wollten. Der Rabe blieb zurück, scheinbar enttäuscht: Er hatte uns offensichtlich den Weg zeigen wollen.

Weitere Herausforderungen auf dem West Coast Trail

Tatsächlich sind die alten, kaputten Boardwalks häufig die schwierigsten Stellen. Nur ab und an werden diese repariert oder ausgetauscht. Durch das Moos sind sie meist extrem rutschig und man kann leicht durchbrechen. An diesen Stellen muss man daher höllisch aufpassen oder gleich einen Alternativweg suchen. Da war es fast einfacher, auf Wurzeln zu balancieren.

Kaputte Boardwalks

Kaputte Boardwalks sind auf dem West Coast Trail keine Seltenheit – und schwierig zu begehen.

Wer richtige Höhenangst hat, ist hier eventuell falsch: Schon die Leitern sind teils 15, 20 Meter hoch, schmale Seilbrücken müssen überquert werden.

Schmale Hängebrücke

Niedliche Hängebrücke: Zwei Füße passten da schon nicht mehr nebeneinander.

Ein bisschen mutig sollte man daher wohl schon sein oder sich seinen Ängsten stellen wollen.

Die Seilbahnen sind nicht ganz trivial. Zu zweit waren sie kein Problem, aber alleine wäre das an mindestens einer Stelle schwierig gewesen, da der Wagen sehr schwer war.

Einfache Seilbahn über einem Fluss

Eine von mehreren Seilbahnen auf dem West Coast Trail.

Zu zweit geht es so: Mit dem Seil wird der Wagen herangezogen. Einer hält fest, während der andere die Rucksäcke reinpackt und dann selbst einsteigt. Man lässt los, der Wagen schwingt sich bis irgendwas über die Hälfte der Strecke – je nach Steilgrad – und dann packen beide mit an und ziehen am entsprechenden Seil, bis der Wagen drüben ankommt. Dann hält wieder der Erste fest, während der Andere aussteigt und die Rucksäcke auspackt. Der Wagen wird rübergeschickt und der Zweite steigt ein. Alleine muss man das Ding erst festhalten, seinen Rucksack reinpacken und dann reinspringen, während der Wagen schon losfährt.

Einfache Seilbahn-Kabine in Kanada

So sieht die Seilbahn-Kabine aus. Hier haben wir mal zu zweit reingepasst.

Den Fernwanderweg organisieren

Eventuell fragst Du Dich jetzt, wie Du den West Coast Trail organisierst, denn man läuft ja nicht im Rundkurs, kommt woanders an als man losgelaufen ist und es gibt auch sonst noch einiges zu beachten. Deshalb gebe ich hier noch einige kurze Tipps zur Organisation, wenn Du den WCT selbst laufen möchtest.

Kann auch ich den West Coast Trail schaffen?

Wenn Du Dich erstmal fragst, ob Du die erforderliche Konstitution hast, würde ich spontan sagen: Ja. Ein Trail wird nicht mit der körperlichen Verfassung bezwungen, sondern mit dem Kopf – grundsätzliches Funktionieren der meisten Körperteile vorausgesetzt.
Ich bin nicht total unsportlich, aber wahrlich keine Sportskanone. Zum Zeitpunkt des WCT hatte ich schon einige Zeit wegen Knieproblemen keinen Sport mehr gemacht und war über 40. Das vielleicht Wichtigste: Ich habe mir aber keine Sorgen gemacht. Wenn man grundsätzlich keine krassen Körperprobleme hat und es schaffen will, dann schafft man das auch.

Auf Knie sollte man allerdings hören, so wie auch auf die Achillesferse. Mit letzterer hatte ich zuvor in Grönland Probleme, vier Monate später in Kanada war dann alles wieder ok. Wenn der Körper nein sagt: Langsamer gehen, Pausen machen, Psyche kontrollieren, einen Pausentag einlegen oder ggf. „Aussteigen“, indem man entweder zurück geht oder nur bis nach Nitinat läuft. Das sind dann höchstens noch zwei Tage. Bisschen Zähigkeit üben ist aber auch nicht schlecht.

Auf all meinen Treks habe ich bisher nie Leute getroffen, die aufgrund von physischen Problemen abgebrochen haben, sondern immer nur aufgrund der Psyche. Ich selber habe das übrigens auch schonmal getan.

Frühe Planung!

Für den WCT benötigt man heute Permits, die weit im Voraus gebucht werden müssen. Der Wanderweg ist wegen seiner recht hohen Herausforderung extrem beliebt, schönerweise möchte die Parkverwaltung das Gefühl der Einsamkeit in der Natur erhalten, weshalb nur 35 Personen täglich von jeder Seite aus starten dürfen. Wer den WCT laufen möchte, muss daher früh planen:

  • Überleg Dir Deinen gewünschten Zeitraum sehr früh. Die Permits werden ab dem ersten Januar für das Jahr vergeben. Plane also flexibel und auf jeden Fall vor der Flugbuchung, sonst ist ggf. Dein gewünschter „Slot“ schon voll. Besorg Dir das Permit frühzeitig, am besten so frühzeitig wie es geht. Bei uns kostete es 85 kanadische Dollar, das dürfte mittlerweile etwas mehr sein. Infos zum Permit und West Coast Trail gibt es auf der Seite von Parks Canada.
  • Überleg Dir, von welcher Seite Du starten möchtest: Von Süden nach Norden oder von Norden nach Süden. Ich würde wieder von Süden starten: Erstens läuft man dann bei den Strand-Zeiten nicht gegen die Sonne, das hätte ich echt anstrengend gefunden, außerdem wird der Weg zum Schluss leichter. Natürlich kann man es auch so sehen, dass man sich erst einläuft, und startet von Norden, dem etwas leichteren Part.
    Es ist auch möglich, von der Mitte ab zu starten, von Nitinat Lake, dann benötigt man 3-5 Tage.
  • Lies Dir Erfahrungsberichte durch und besorg Dir das Handbuch West Coast Trail (Outdoor, auf deutsch).
    West-Coast-Trail-Outdoor-HandbuchDas Buch war für mich extrem hilfreich, die einzelnen Etappen sind beschrieben und der Autor gibt viele Tipps. Die Vorsichtsmaßnahmen mögen übertrieben sein, letztendlich war das Buch aber eine tolle Vorbereitung. Übrigens waren unsere Laufzeiten fast identisch zu denen des Autors, obwohl wir beim Lesen noch gedacht haben, dass der Autor eine Schnecke sein muss. Ich sage nur: 1km/h!
  • Plane Dein Gepäck. Da ich dazu ein paar Worte mehr verlieren möchte, gibt es ganz unten im Abschnitt Packliste für den West Coast Trail konkretere Tipps.

An- und Abreise

Nach Vancouver Island kommt man gut mit dem Auto und die Insel ist ohnehin eine Reise wert. Man muss mit einer Fähre übersetzen, was ca. 90 Dollar kostet und einige Zeit dauert. Unterschätze außerdem nicht die Anfahrt, auf Vancouver Island sind die Straßen nicht sehr gut und man kommt meist „nur“ mit 80 km/h vorwärts.

Beachte außerdem bei der Anreise, dass Du eine kleine Einführung machen MUSST, wo Du über Gefahren, das Verhalten im Fall einer Bärenbegegnung und weitere Sicherheitsmaßnahmen hingewiesen wirst. Wann und wo Du diese machst, klärst Du mit der Anmeldung für die Permits. Bei der Einführung gibst Du an, mit wem und wievielen Leuten Du unterwegs bist. Die Einführung kostet etwas Zeit, wir haben daher die Einführung am Tag vor unserem Start gemacht, weil wir morgens starten wollten. Da man mit dem Boot zum Trailhead gebracht werden muss, gibt es festgelegte Startzeiten.

Wegen der Einführung und An- und Abfahrtszeiten haben wir eine Unterkunft für die Nacht davor und auch danach in Port Renfrew gebucht. Unsere superkleine Hütte im Trailhead Resort war zwar nicht perfekt (die Matratzen waren scheußlich) und „Resort“ ist wirklich ein sehr hochtrabender Begriff, aber für Kanada war es einigermaßen günstig und ok. Pluspunkt: Wir konnten im Shop Teile unseres Gepäcks lassen und mussten das nicht im Auto einschließen.

Morgens vor dem Trail lohnt es sich, das wirklich superleckere Müsli gegenüber im Coastal Kitchen Café einzunehmen.

Das Auto haben wir dann direkt gegenüber des Startpunktes auf einem Parkplatz gegen Gebühr abgestellt.

Es gibt den West Coast Trail Express Bus, der einen wieder zum Anfangspunkt zurückbringt. Das ist leider teuer, eine günstigere Möglichkeit haben wir nicht gefunden.

West Coast Trail Express Bus

Teuer, aber wie aus der Zeit gefallen: Der West Coast Trail Express.

Am letzten Tag musst Du Deine Gehzeit daher so planen, dass Du rechtzeitig am Bus bist. Wir haben sehr großzügig gerechnet und waren mehrere Stunden zu früh vor Ort, denn der letzte Abschnitt im Norden ist leicht begehbar. Startest Du im Norden und hast die letzte Etappe im Süden, plane VIEL Zeit ein, wir sind auf dieser Strecke nur mit 1 km/h vorwärtsgekommen. Der Endpunkt im Norden ist dann leider ziemlich enttäuschend: Es gibt ein Büro, in dem man sich wieder anmeldet, damit die Verwaltung weiß, dass man gesund und munter zurückgekehrt ist. Sonst gibt es nichts, nur eine Wiese, auf die man sich hinschmeißen kann.
Der ersehnte Shop für ein leckeres Getränk oder Kekse wird dann erst vom Bus angefahren.

Nicht vergessen, nach dem Trail in den supercoolen Renfrew Pub zu gehen und einen zünftigen Burger zu einem ordentlichen Bier zu essen. Das ist Klischee pur und perfekt nach dem Trek.

Camps oder wildzelten

Grundsätzlich kann man auf dem WCT überall zelten, es gibt jedoch Camps, die man ansteuern sollte, denn diese sind flutsicher, dort hat man Zugang zu Frischwasser, Klos und Bärenkanister, um seine Sachen bärensicher wegzuschließen.

Zelten am Strand

Feuchter Morgen im Camp.

Die Camps sind auch keine „ordentlichen Zeltplätze“, wie das enttäuschenderweise auf dem Torres del Paine Trek in Chile der Fall war, sondern lediglich markierte Orte, wo dezent besagte Klos und Kanister stehen und Stellen von Lagerfeuern existieren. Ich würde Camps dringend empfehlen.

Sonnenuntergang

Schöner Sonnenuntergang im Camp. Für mich beruhigend zu wissen, dass ich hier nicht auf Ebbe und Flut achten muss.

Proviant

Du musst Proviant für alle Tage dabeihaben. Üblicherweise kann man zwischendurch bei „Chez Monique“, einer großartigen Frau der First Nations, an einem Beachlokal mitten im Nirgendwo einkehren und einen Burger essen. Der ist nicht wirklich was Besonderes, aber nach Tagen Trekkingproviant schmeckt er echt großartig. Allerdings habe ich gehört, dass Chez Monique mittlerweile geschlossen hat. Nix genaues weiß man nicht.

Burger mit Pilzen und Salat

Burger bei Chez Monique – nach ein paar Tagen Trekken der totale Luxus, yummi!

Außerdem empfehle ich ganz dringend, in der Mitte des WCT beim Nitinat Lake Zeit einzuplanen, denn mit Glück gibt es dort im „Crab’s Shack“ gerade frischen Fang und superleckere Krabben, und die Leute dort sind unglaublich nett. Wir haben damit leider nicht gerechnet, hatten keine Zeit eingeplant und mussten weiter.

Ganz sicherheitshalber solltest Du aber Proviant für alle Tage dabei haben, denn es kann natürlich sein, dass die Leute gerade etwas anderes zu tun haben, als nahrungsgeile Trekker zu versorgen.

Schild keine Lust zu arbeiten

Imbiss am Nitinat Lake, wo man aus dem Trail aussteigen und außerdem sehr lecker essen kann.

Mehr Möglichkeiten gibt es nicht, übrigens auch nicht am Ende des Trails, an der Pachena Bay, wo wir das eigentlich erwartet hätten. Wir mussten vor Ort nochmal drei Stunden mit leeren Bäuchen auf den Bus warten, wäh.

Das Einzige, was es gibt, wenn Du zur rechten Zeit (September) unterwegs bist: Saskatoon-Beeren. Unglaublich lecker, Blaubeeren-ähnlich und ich habe sie viel zu spät entdeckt, dann aber morgens mit Wonne gesammelt und in meinen Porridge gemischt, yummi!

Porridge mit Beeren

Porridge mit Saskatoon-Beeren – oooh, lecker!

Lass Dir die Beeren besser einmal vor Ort zeigen und merk Dir auch die Blätter des Busches, um Verwechslungen zu vermeiden.

Wasser gibt es an jedem Camp frisch aus dem Bach, unterwegs häufig nicht mehr. Meine 1-Liter-Flasche war daher zu klein und ich hätte gerne noch eine zweite Flasche dabeigehabt, denn ein Liter ist für einen ganzen Trekkingtag einfach zu wenig. An vielen Stellen habe ich das Wasser einfach so getrunken, einige Male floss mir das aber nicht schnell genug, da habe ich es abgekocht. Dass es mittlerweile Trinkflaschen mit integrierten Filter gibt, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt nicht, sehr schade. Kürzlich habe ich mir die Sawyer-Filter-Trinkflasche bestellt und bin begeistert (siehe auch Packliste).

Ich habe Glück und bin beim Trekken recht genügsam. Andere Trekker staunen häufiger mal, mit wie wenig Essen ich auf Trek auskomme. Daher gebe ich hier keine Nahrungsangaben und nur Vorschläge. Es wäre gut, wenn Du selber eine Ahnung hast, wie viel Essen Du benötigst.

Morgens: Porridge

Morgens esse ich Porridge. Dafür mixe ich vorher Haferflocken, geschrotete Leinsamen, Nüsse, Weizenkleie und Kokosflocken klein. Zum Verzehren wird er einfach mit heißem Wasser aufgegossen. Üblicherweise mische ich noch einen Löffel Honig bzw. zum Trekken Zucker unter.
Vorteil: Man kann ihn gut portionieren, er ist sehr nahrhaft, enthält viel Kohlenhydrate und Eiweiß (wichtig beim Trekken!) und hält lange satt.

Mittags: Snacks

Mittags habe ich auf Trek keine Lust auf großes Essen, sondern snacke Kleinigkeiten zwischendurch. Optimal sind natürlich Nüsse und Trockenfrüchte, z.B. in Form von Energieriegeln. Letztere kann man sich sehr einfach selber machen. Wer mehr Lust auf Herzhaftes hat, kann auch Hartkäse probieren.
Vorteil: Auch hier kannst Du gut portionieren, z.B. mit zwei Müsliriegeln pro Tag.

Abends: Kalorien, Baby!

Tja, schön wär’s, denn viele Kalorien bedeuten in der Regel auch viel Gepäck. Sicher ist: Abends muss die Mahlzeit schon etwas größer sein. Natürlich bieten sich hier kohlenhydratreiche Lebensmittel an, z.B. Nudeln.

Nudeln auf dem Gaskocher

Nuuuudeln! Ausgehungert schmeckt eigentlich ohnehin alles.

Meine Asianudeln nehme ich immer noch gerne mit, auch wenn man vermutlich nicht so gerne wissen möchte, was drin ist und das leider auch nicht gerade plastikfrei vonstatten geht. Gut bewährt haben sich:

  • Linsen. Hatte jemand auf dem West Coast Trail dabei und das hat super geklappt: Einfach vorher eine halbe Stunde einweichen und Nachhitze nutzen, dann werden die Linsen gar. Durch das viele Eiweiß sind sie eine optimale Nahrungsquelle.
  • Nudeln & Trockensoße. Trekkingnahrung aus dem Laden ist mir einfach zu teuer. Es gibt aber eine große Auswahl an Soßen, die in Pulverform transportiert und dann mit Wasser aufgegossen werden können. Checkt da mal den Bioladen Eures Vertrauens, da gibt es garantiert etwas, oder z.B. auch Gefro. Vorteil: Es ist günstig und Du kannst am Abend einfach aus den Geschmacksrichtungen der Soßen variieren.
  • Suppen. Wichtig ist natürlich, dass Du nicht nur ein Süppchen mit 200 Kalorien zu Dir nimmst, klar. Früher habe ich supergerne die Kartoffelsuppe von Gefro mitgenommen, leider ist diese mittlerweile kalorienreduziert und damit kontraproduktiv. Am besten vergleichst Du verschiedene Fertigsuppen Deines Geschmacks und nimmst die Kalorienreichste.
  • Couscous. Sehr lecker, sehr einfach zuzubereiten, bei DM gibt es z.B. halbfertigen Couscous, den Du weiter anreichern kannst.
  • Kartoffelbrei. Den reichere ich vorher noch mit Sahnepulver, Röstzwiebeln und Gewürzen an, manchmal auch mit Mandelsplittern.

Gut ist auch noch, wenn Du Deinen Proviant in zusätzlichen Beuteln verstaust, die möglichst wenig Gerüche durchlassen und so keine Bären anlocken.

Packliste / Ausrüstung für einen Fernwanderweg, im speziellen den West Coast Trail

Jede Reise und jeder Trail ist anders. Meine generelle Packliste kann daher sinnvoll sein, für den West Coast Trail gibt es aber mal wieder ein paar besondere Hinweise:

  • Trekkingstöcke! Bist Du auch so ein Stöckchenhasser wie ich? Ich mag einfach keine Laufstöcke. Auf den WCT habe ich daher lediglich einen eingepackt und das bitter bereut! Der Weg ist super matschig, manchmal sehr tief, man muss balancieren, vortasten und sich abstützen, und reinfallen möchte man auf gar keinen Fall, weil man auf den harten Wurzeln der Bäume ausrutschen und sich etwas brechen kann. Definitiv nicht fehlen dürfen daher Deine Trekkingstöcke, und zwar beide! Meine sind von Leki.
  • Gamaschen! Manuela und ich haben uns vorher etwas albern gefühlt, sind aber der Empfehlung gefolgt, uns Gamaschen anzuschaffen. Und wir waren extrem froh! Die Dinger sind Gold wert und dürfen gerne sehr robust sein und bis unters Knie reichen. Ich habe sie mir in Vancouver in einem Outdoorladen gekauft, wo wir dann auch unsere Gaskartuschen gekauft haben.
Dreckige Gamaschen

Gamaschen – schon nach dem ersten Tag wusste ich: Das war eine gute Anschaffung…

  • Kocher und Gaskartuschen. Logisch, Gaskartuschen braucht man und muss man sich vor Ort holen, denn ins Flugzeug dürfen sie natürlich nicht rein. In Vancouver bekommt man in gängigen Outdoorläden übrigens sowohl Schraub- wie Steck-Kartuschen.
  • Zelt. Die Zeltwahl mag jeder selbst entscheiden, ich habe ein Hilleberg Soulo, was mit 2,1 Kg zu den schwereren gehört, ich möchte aber nicht mehr drauf verzichten, weil es schön groß und gemütlich ist und die beste Apsis der Welt hat. Natürlich tut’s auch ein günstiges Zelt, z.B. das Nordisk Svalbard, von dem ich den Vorgänger, das Pasch, besessen habe. Für längere Touren war es mir zu klein und ich denke, das ist nix für Leute 1,80 m aufwärts. Für kleinere Leute wie mich und kürzere Touren, also z.B. 8 Tage, super geeignet.
  • Isomatte. Meine superleichte Therm-A-Rest-Isomatte gibt es leider nicht mehr, sie wiegt gerade 200 Gramm (yai!), die Nordmut Isomatte scheint ähnlich super zu sein, für gerade mal etwas über 40 Euro bei 500 Gramm.
  • Trinkflasche mit Filter. Von den beiden habe ich auch den Tipp mit der Sawyer-Trinkflasche mit integriertem Filter bekommen. Diese konnte ich auf Ebay bestellen. Alternativ gibt es die Lifestraw Go. Wichtig: Da ein Liter nicht ausreicht und Du manchmal vor dem Camp nicht an weiteres Wasser kommst, solltest Du noch eine weitere Flasche dabeihaben, in die Du gefiltertes oder abgekochtes trinkbares Wasser füllst.
  • Hohe feste Wanderschuhe. Für die Wege im Wald mit den ganzen Wurzeln solltest Du auf jeden Fall hohe Schuhe dabeihaben, um Umknicken und Knöchelverletzungen zu vermeiden.
  • Leichtes Mikrofaser-Handtuch oder – meine neueste Entdeckung – ein Hamam-Tuch. Letzteres ist zwar 270 Gramm statt 150 Gramm schwer, dafür aber größer, superkuschelig und kann gleichzeitig am Abend als Schal, Umhang und nachts als Kopfkissen dienen. Es trocknet superschnell und ist auch einfach mal super hübsch.
  • Packbeutel, am besten wasserdicht. In Packbeutel packe ich nicht nur dreckige Wäsche und habe natürlich auch einen eigenen wasserdichten für meine Elektronik. Wie im Abschnitt Bärenbegegnungen beschrieben solltest du auch einen für Dein Essen dabei haben, damit Du dieses am Abend einfach im Beutel in den großen Bärenkanister packen kannst. Wenn da Einzelsachen liegen, könnte es sein, dass ein anderer Trekker aus Versehen einen leckeren Müsliriegel mitnimmt. ;) Meine Ortlieb Drybags leisten mir seit vielen Jahren gute Dienste und sind offenbar sehr robust.
  • Auf Spanngurte würde ich nie verzichten. Mit ihnen kann man Dinge zusammenzurren, nasse Sachen am Rucksack außen festmachen oder wie erwähnt im Notfall sein Essen an einem Ast bärensicher festmachen.
  • Mückenzeug. Ich habe mir auch das im Outdoorladen auf Anraten Einheimischer besorgt.
  • Fotoausrüstung / Technikausrüstung: Ich habe meine kleine Olympus OMD E-M10 mitgehabt. Einzig schwierig dabei: Es gibt ja keinen Strom, ich musste daher mit meinen Akkus gut aushalten, die bei der Olympus nicht gerade der Knaller sind. Verzichtet habe ich auf ein Stativ, was mich fast jeden Abend geärgert hat. Nächstes Mal würde ich auf jeden Fall meinen kleinen Gorillapod mitnehmen. Der Sternenhimmel war häufig grandios, die Umgebung sowieso, da hätte ich gerne ein paar Langzeitaufnahmen gemacht.
    Mit meinem uralt-Handy konnte ich leider keine guten Fotos machen, weshalb ich einen Haufen grottenschlechter Fotos habe, denn an den ersten beiden Tagen hat es sehr viel geregnet und war warm, das war quasi der Kollaps für meine Olympus (deshalb auch die vielen recht schlechten Fotos in diesem Artikel ;). Ein gutes, vielleicht wasserdichtes Handy ist also von Vorteil. Ich besitze inzwischen das Samsung Galaxy S22.
    Dazu ist natürlich noch eine ordentliche Powerbank wichtig. Leider gibt’s da viel Ausschuss, ich kann Euch aber wärmstens die Realpower PB-20k mit 20.000 mAh empfehlen. Ich habe lange gesucht und mittlerweile hat sich der Mann die Gleiche gekauft.  Sie ist noch recht gut tragbar, also nicht riesig, aber kann das Smartphone bestimmt 5 Mal komplett aufladen – genau hab ich das nicht getestet. Und sie hält mittlerweile ewig, ich habe ca. 40 Fahrradtouren mit ihr unternommen.
  • Notfall- und Reparatur-Kit: Hier habe ich mit 400 Gramm alles, was ich notwendig finde.
  • Taschen- bzw. Stirnlampe. Brauche ich so gut wie nie, habe ich zur Sicherheit aber dennoch immer dabei.
  • Klopapier. In den Camps sind zwar Plumpsklos vorhanden, aber natürlich in der Regel kein Klopapier.

Kleidung: Kleidung ist ja ein Thema für sich und wenn Du trekkingerfahren bist, weißt Du am besten, was Dein Ding ist. Nicht ganz einfach ist es, sich klimamäßig auf den Trail vorzubereiten, denn es kann super nass, super sonnig, sehr warm und sehr kalt sein. Grundsätzlich: Pack so wenig wie möglich.
Ich hatte dabei:

  • 3 Unterhosen + 2 Paar Socken
  • 1 BH (bevor ich da dusselige Kommentare bekomme: Jep, bei Körbchen C-D ist trekken ohne Befestigung der Tüten anstrengend)
  • 2 Tops
  • 1 Langarm + 1 wärmeres Langarm-Merino-Shirt
  • 1 dünne Daunenjacke
  • 1 dickere Regenjacke, die also gleichzeitig mein Wärmelayer war
  • Meine geliebte Fjällräven Keb-Hose und meine Puma Laufleggins für wärmere Tage und die Nacht.
  • Mütze + Buff Multifunktionstuch sind bei mir Pflicht: Das BUFF-Tuch hilft bei Sonne tagsüber als Kopftuch und bei Halsschmerzen als Halswärmer. Auf eine Mütze würde ich beim Zelten überhaupt nur in sehr warmen Regionen verzichten, denn nachts geht unglaublich viel Wärme über den Kopf verloren.

Vergiss nicht, Dir was Warmes einzupacken, denn nach dem Laufen und Abends am Lagerfeuer kühlt man schnell aus. Merinowolle ist wie üblich von Vorteil. Bei uns war es so warm, da habe ich tagsüber häufig nur Tops angehabt.

Ich habe mir angewöhnt, recht wenig Klamotten auf Reisen mitzunehmen und lieber abends kurz zu waschen. Tops, Unterhosen und -hemden und Socken sind am nächsten Morgen wieder trocken, wenn sie im Wind hängen. Regnet es, wird mal nicht gewaschen. Merino hält dagegen auch schonmal länger ohne waschen aus. Als Waschmittel nutze ich ein biologisch abbaubares Allround-Waschzeug, Smart-Wash von Fibertec, mit dem ich auch mich und mein Geschirr wasche, wenn es notwendig ist. Damit trekke ich seit Jahren und kann es wirklich empfehlen. Aber Achtung: Auch biologisches Waschzeug gehört nicht in Gewässer! Wann immer möglich, sollte man nur Wasser benutzen, falls das nicht reicht, das Abwasser mit dem Waschzeug bitte in die Büsche, damit der Untergrund es zersetzen und abbauen kann, bevor es ins Grundwasser gerät.

Insgesamt bin ich mit 16 Kilo gestartet (plus der Kleidung am Körper), davon 1 Liter Wasser und ca. 4 Kilo Proviant.

Fazit

Mit der Packliste zu enden klingt so unromantisch. Aber ist denn so ein Fernwanderweg romantisch? Auf jeden Fall! In meinem Kopf versammeln sich sofort noch immer so viele schöne Momente, wenn ich an den WCT denke, dass ich sofort wieder losstürmen würde, obwohl ich weiß, dass ich mich in den ersten Tagen immer mal wieder gefragt habe, warum ich mir zum Teufel diesen anstrengenden Trek ausgesucht habe und nicht auf Madeira wandern gegangen bin. Was bleibt, sind großartige Erinnerungen und die kleine Überlegung, den East Coast Trail vielleicht auch irgendwann zu gehen.

Und was wird Dein nächster Fernwanderweg?

Küstenwanderung

Danke an Manuela, die die Fotos von mir aufgenommen hat.

Co2-KompensierungAuch wenn Wandern natürlich sehr nachhaltig ist: Ein Flug nach West-Kanada und zurück emittiert ca. 3 Tonnen CO2 (pro Person), der Mietwagen kommt noch einmal oben drauf. Kompensieren kann man das klimaschädliche Treibhausgas zum Beispiel bei Atmosfair oder anderen lokalen, CO2-bindenden Projekten wie Moorfutures.