Die einzigen Fotos, die ich im Zusammenhang mit Namibia besitze, stammen aus dem Keller eines Landschlosses in Mecklenburg-Vorpommern.
Anfang der 70er Jahre waren namibische Flüchtlingskinder in die DDR gebracht worden. Der fortwährende Krieg zwischen der namibischen Unabhängigkeitsbewegung SWAPO (Südwestafrikanische Volksorganisation) und der südafrikanischen Besetzungsmacht sorgte für internationales Aufsehen und zehntausende Flüchtlinge in Westafrika.

Die Kinder wuchsen in einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern auf, gingen zur Schule und lernten ihre Aufgaben als zukünftige SWAPO-Kämpfer. Die SWAPO wurde von der Sowjetunion unterstützt, auf diese Weise sicherte sich die sozialistische Union künftige Verbündete, so der Plan.
Ich hatte diesen Kindern im Zuge einer Recherche für meine Afrikastudien nachgespürt und die deutsch-namibischen Geschichte erzählen wollen, die der deutschen Kolonialgeschichte gefolgt war. Das Schloss war längst restauriert und den Eigentümern zurück gegeben, doch eine Haushälterin führte mich heimlich in den Keller, und da sah ich sie, die kleinen Holzschulbänke, eine alte Tafel, und die Wandmalereien auf den alten Tapeten, die die Kinder hinterlassen hatten: SWAPO in Kritzelbuchstaben, eine Gruppe singender Kinder mit zwei weißen Erzieherinnen. Eine Siegesfackel über dem Heimatland.

gemalter Berg mit Palme und Fackel

Wandbild der so genannten „SWAPO-Kinder“ im Keller des ehemaligen DDR-Kinderheimes

Die Wandbilder katapultierten mich in die Vergangenheit, und während ich die angemalten Tapeten mit meinen Fingern befühlte, meinte ich, die Kinder singen zu hören.

Fotos waren zu jener Zeit noch analog, jedes einzelne teuer, ich besaß nur eine olle kleine Plastik-Analogkamera ohne Fingerspitzengefühl. Heute sind Fotos das Storytelling-Mittel der Wahl, und während ich mir damals Namibia nur durch Lesen und wenige Abbildungen in Büchern vorstellte, haben heute Bloggerkollegen so tolle Fotografien und Artikel online gestellt, dass es ein Leichtes ist, sich ein umfassenderes Bild von diesem Land zu machen.
Dabei werfe ich mal die Frage in den Raum, ob es ein authentischeres Bild als zu Analogzeiten ist. Ich persönlich würde die Frage mit Ja beantworten. Immerhin zeigen doch viele kleine Pixel ein weitaus detailreicheres Abbild als ein einziges grob verpixeltes, oder?

Analogfoto Namibia Roadtrip, Copyright hiddengem.de

Roadtrip durch Namibia – Foto aus analogen Zeiten. ©hiddengem.de

Anhand der vielen und tollen Fotografien aus Namibia habe ich meine 7 Gründe identifiziert, weshalb Namibia auf meiner Bucketlist steht:

1. Die Menschen

Gerade einmal 2,3 Millionen Menschen leben in Namibia, das sind weniger als in Berlin, obwohl Namibia größer ist als Deutschland. Trotz dieser geringen Bevölkerungsdichte – Namibia ist eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt – ist die Bevölkerungsstruktur wie so häufig in afrikanischen Staaten sehr vielfältig. Die Ovambo stellen etwa die Hälfte der Bevölkerung, waren vor allem aktiv im Befreiungskampf gegen Südafrika und stellen den Präsidenten. Andere Gesellschaften sind die Herero und Nama, vor allem bekannt durch ihren Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht, außerdem die Kavango, Himba, Caprivianer, Damara, die San und natürlich die Buren, also Nachfahren der weißen Kolonialeinwanderer.
Jedes Volk trägt eigene Traditionen in die bunte namibische Gesellschaft, und so kann man hier viele verschiedene Gesichter finden, die unterschiedliche Geschichten erzählen.
Wie authentisch das Ganze ist, gerade im Zusammenhang mit touristischen Touren, ist natürlich nicht ganz einfach zu hinterblicken. Miriam von NorthStar Chronicles hat sich damit in einem tollen Artikel über die San auseinandersetzt.

Bushmänner (San) in Namibia

Besuch im Living Museum der San. Foto ©northstarchronicles.de

2. Die Wüste

In Namibia gibt es wenig Menschen, dafür viel Weite und Leere und vor allem – Wüste. Im Westen liegt die Namib, die dem Land den Namen gab, im Osten die Kalahari.
So problematisch die Wüste zum Leben ist, so schön ist sie für mich. Die kargen Weiten, klare Strukturen und minimalistische Landschaft lassen den Kopf zur Ruhe kommen und die Gedanken mal wieder frei drehen.

Sanddüne

Eine der riesigen Sanddünen im Sossusvlei. Foto ©reisebloggerin.at

Und bei solchen Bildern wird auch klar, dass man hier am besten einen Roadtrip machen sollte:

Auto mit Dachzelt

Roadtrip Namibia. Das Foto riecht nach Freiheit. Foto ©reisebloggerin.at

3. Skurrile Landschaften

Die Dünen um Sossusvlei, einem Tal mit einer Salz-Ton-Pfanne, gehören zu den höchsten der Welt. Berühmt sind hier die toten Akazienbäume mitten in der Wüstenlandschaft. Aufgrund des hohen Salzgehaltes sind sie quasi konserviert.

Toter Baum vor Sanddüne

Irre Landschaften in der Salzpfanne Sossusvlei. Foto ©hiddengem.de

Ebenso habt Ihr bestimmt schonmal diese mega tollen Fotos von der Geisterstadt Kolmanskop gesehen, dessen alte Häuser von Dünen übernommen werden.

Wüstenstadt Kolmanskop in Namibia

Die Geisterstadt Kolmanskop wird langsam von der Wüste eingenommen. Foto ©genussbummler.de

Auch wenn ich schon Tausende dieser Fotos gesehen habe, würde ich zu gerne selbst einmal hin, das sieht einfach zu großartig aus und ich bin ja bekanntlich ein Fan von Lost Places

4. Kulturelles Erbe

Die Kolonialgeschichte findet sich vor allem in der Hauptstadt Windhoek und in Swakopmund in vielen Gebäuden wieder, z.B. der Christuskirche, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts von der deutschen Christengemeinde erbaut wurde.

Christuskirche Windhoek, Namibia

Die Christuskirche ist eines der wichtigsten Bauwerke in Windhoek. Foto ©auszeitnomaden.de

Von ihr gibt es die lustige Geschichte, dass die Fenster falsch rum eingebaut wurden, was erst Jahrzehnte später von einem Touristen bemerkt wurde. Den Fehler hat man asap korrigiert.

Ohnehin sollte ein Namibia-Besuch in Windhoek starten, denn hier gibt es natürlich auch viele Museen, die sich mit der Geschichte des Landes auseinandersetzen, auch ein Besuch im Township Katutura bietet sich an. Ich habe in Südafrika ebenfalls mehrere Townships besucht und lege Euch einen Besuch ans Herz, denn Townships gehören hier zum Alltag, sie gehören zum Gesamtbild dazu.

Doch nicht nur die südafrikanische Apartheid und die englische und deutsche Kolonialgeschichte sind Teile von Namibias Vergangenheit.

"Amtsgericht" in Namibia.

Überbleibsel deutscher Kolonialgeschichte. Foto ©bruder-auf-achse.de

Auch Überreste sehr früher Kulturen finden sich hier. Die Felsritzungen von Twyfelfontein sind UNESCO-Weltkulturerbe und mehrere tausende Jahre alt.

Felsgravuren von Twyfelfontein

Die Felsgravuren sind UNESCO-Kulturerbe und weltberühmt. Foto ©northstarchronicles.de

5. Die Fauna

Die meisten Touristen kommen sicher wegen der Tiere. Namibia hat sie selbstverständlich alle, die bekannten Tiere Afrikas.

Elefanten in freier Wildbahn

Elefanten gibt es natürlich. Wer sie in Natura gesehen hat weiß: Das sind absolut tolle Tiere. Foto ©hiddengem.de

Vor allem der Etosha-Nationalpark zieht die Touristen an, wo sich Savannen, Salzpfannen und Trockenwälder abwechseln. Elefanten, Nashörner, Giraffen, Löwen, Geparden, finden sich hier, natürlich auch die hübschen Antilopen wie Impalas und Kudus. Insgesamt 114 Säugetierarten und 340 Vogelarten hat man hier gezählt. Und da sind natürlich nicht nur die „Big Five“ interessant, sondern auch die „Little Five“, wie Stefan von Auszeitnomaden das so schön beschreibt.

Kleines Wüstengetier

Wüstenminimalismus. Foto ©auszeitnomaden.de

Ich war ja schon in Südafrika so unheimlich angetan von dem Wildlife und halte es für wichtig, gute Tourismus-Unternehmen in diesem Sektor zu fördern, weil sich dadurch die Wertschätzung von Natur und dem Leben der Tiere erhöht.

6. Der Nachthimmel

Namibia gehört mit Chile aufgrund der Trockenheit und der Hochplateaus zu den besten Regionen für astronomische Beobachtungen. Es gibt Astrocamps, teils sehr professionell, teils treffen sich auch einfach Hobbyastrologen und Fotografen zu gemeinsamen Sternenerkundungen und Sternenfotografie.

Startrails

Startrails entstehen durch Langzeitaufnahmen

7. Pin-gu-i-ne!

Pinguine, jaa, in Namibia leben tatsächlich auch Pinguine! Weitere Worte wären überflüssig, oder?

Kiss kiss

Brillenpinguine

In Namibia, Angola und Südafrika leben die so genannten Brillenpinguine, die eng mit ihren Vettern, den Magellan- und Humboldt-Pinguinen in Südamerika verwandt sind. Mehr über Pinguine findet Ihr auf meiner Pinguin-Map.

Vielleicht fragt Ihr Euch, was aus den Kindern geworden ist, die in dem mecklenburgischen Landschloss aufgewachsen sind. Nachdem Deutschland sich wiedervereint und Namibia unabhängig geworden war, hat man sie zurückgeschickt, plötzlich und unerwartet. Hier war ja niemand mehr für sie zuständig.
Lucia Engombe, eines der ehemaligen Kinder, hat übrigens ihre Geschichte aufgeschrieben: Kind Nr. 95, meine deutsch-afrikanische Odyssee.*

TTT – TierischeTouriTipps

Ein Besuch in Windhoek mit Weiterreise ins Land bietet sich in unseren Sommermonaten an, also von April bis September. Dann ist in Namibia Winter, die Temperaturen angenehm um die 20 Grad und es gibt kaum Regentage.

Die großartigen Fotos in diesem Beitrag habe ich fast alle von Bloggerkollegen zur Verfügung gestellt bekommen, herzlichen Dank dafür!
Bei ihnen könnt Ihr Euch auch entsprechend einlesen, falls Ihr eine Namibia-Reise plant, ich konnte kaum aufhören damit und plane insgeheim schon. Hier eine unvollständige Auswahl, die meisten haben viele weitere tolle Artikel geschrieben:

Das grandiose Titelbild dieses Artikels stammt von Miriam von NorthStar Chronicles.

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