Die Topfprimel beantwortet Fragen zum WieWarsWochengefühl
inklusive anekdotischer und herzlastiger Netzfundstücke.
Heute: Nachdenken über Selbstoptimierungen, Irrglauben, Bullshit-Morgenroutinen und
Chillen in der Tiefsee.
Tiefseetauchen
Taucht derzeit häufig in den SoMes auf (yei Wortspiele) und ist wirklich sehr klasse: The Deep Sea von Neil Agarwal. Achtung, nur starten, wenn Ihr ein paar Minuten Zeit habt, das Abtauchen macht ein bisschen süchtig. Mein neues Lieblingstier: der Dumbo Oktopus.
Ommmm
möchte man ja häufig mal in der Weihnachtszeit machen. Mir ist das dieses Mal gelungen, erstens, weil ich ja ohnehin gerade chille, wo nur geht, zweitens, weil ich seit Jahren recht früh mit dem Weihnachtsgeschenkekrams anfange. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich so organisiert bin, sondern dass mir erstens mega gruselt bei dem Gedanken, im Dezember shoppen gehen zu müssen, zweitens gibt es hier nicht nur vier Patchworkkinder + 1 (ja, bei uns ist halt bissl komplizierter) plus Neffe und Nichte, drei davon haben auch noch um die Feiertage herum Geburtstag. Es heißt also, sich ganze zehn Geschenkideen aus den Rippen zu leiern, und das, obwohl wir Erwachsenen uns nichts schenken. Das geht einfach nicht auf die Schnelle in letzter Minute, daher fange ich immer schon im Laufe des Jahres an. Übrigens beste Idee dafür: Ein Bullet-Journal* mit einer Extraseite für Geschenke-Ideen, die Ihr das ganze Jahr pflegt – übrigens auch eine gute Geschenk Idee.
Das Motto Zeit statt Zeug finde ich übrigens immer super für nachhaltigere Geschenke, und ohnehin haben wir ja meist schon zuviel Krempel. Da fiel mir neulich ein Gutschein vom Havelfloß in die Hände – was für eine tolle Idee! Gutscheine gibt es dort direkt auf der Webseite und man kann sogar gleich buchen. Wie toll so ein Wochenend-Abenteuer ist, könnt Ihr im Artikel Glücklichmacher Langsamkeit: Mit dem Hausboot auf der Havel nachlesen. Natürlich kann man so einen Gutschein auch selber basteln, wie wäre es zum Beispiel mit einer Bullitour übers Wochenende? Bei Felix von rent-a-bulli werdet Ihr sicher fündig, den Anbieter kann ich Euch definitiv empfehlen.
Ansonsten hat Luzia Pimpinella einen wunderbaren Artikel mit vielen weiteren nachhaltigen Geschenkideen geschrieben, und wenn Euch das immer noch nicht weiterbringt, schaut mal in den letzten Post hier bei blickgewinkelt, da könnt Ihr noch bis heute Nacht tolle Bücher gewinnen – oder sie einfach bestellen.
Und für den allerletzten Weihnachtstipp: Der Atlas Obskura* ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher der ganzen letzten Jahre, für kleine und große Entdecker und Neugierige, die seltsame Orte lieben.
Pari Shokogun
Neulich stieß ich bei Brainstorming-Recherchen zum Optimierungswahn für meinen Couch-Artikel auf eine sehr unterhaltsame Hörprobe von Rebecca Niazi-Shahabis (Hör)Buch Scheiß auf die anderen, die sich mit perfekten Vorstellungen und herben Vorstellungen beschäftigt, zum Beispiel mit dem von Japanern pari shokogun genannten psychischen Zustand der tiefen Enttäuschung bis zur Depression während des Paris-Urlaubes, weil die erwarteten Bilder so gar nichts mit der Realität zu tun haben. In Deutsch wird es auch als das „Paris-Syndrom“ bezeichnet.
Spannenderweise gibt es neben dem Paris-Syndrom auch noch das Jerusalem-Syndrom, das (meist vorübergehende) Wahnvorstellungen von Jerusalem-Touristen befällt, meist religiös konnotiert. Vermutlich hatten diese Menschen so viel Bedeutung in den Besuch der „Heiligen Stadt“ beigemessen, dass beim betreten der Stadt die Gefühle sich in einer Identifizierung mit wichtigen religiösen Figuren kanalysieren.
Diese übersteigerten Erwartungen zeigen sich ja überall in unserem Leben, oder wie es Rebecca Niazi-Shahabi so schön formuliert:
„In diesem (überoptimierten) Leben ist die Liebe stets leidenschaftlich, der Job eine Berufung, der eigene Körper ein Tempel, und Kinder ein kostbares Geschenk. Wo es früher gereicht hat, eine feste Stelle zu haben, (…) einmal in der Woche zum Sport zu gehen und im Sommer nach Italien zu fahren, werden wir heute in Sozialen Netzwerken dazu aufgefordert, ENDLICH RICHTIG ZU LEBEN.“
Wenn ich ab jetzt vom „Instagram-Syndrom“ oder „Insta Shokogun“ spreche, wisst Ihr alle, was gemeint ist.
Das Buch bzw. Hörbuch* soll übrigens laut Amazon-Rezensionen dennoch ziemlich seicht sein, betone ich hier mal sicherheitshalber, ist also keine Empfehlung meinerseits.
Fantastisch
Insgeheim hätte ich vielleicht Architektin werden sollen, wenn das nur mit Physik und Mathe nicht so kackschwierig wäre. Ich liebe tolle Architektur und bin insbesondere ein Fan der nordischen Bauweisen. Das ist aber eher so gefühlsmäßig, Ahnung habe ich wenig und habe daher auch nur einmal über die Oodi, die neue Superbibliothek der Finnen in Helsinki geschrieben.
Die Dänin Dorte Mandrups hat nun ein neues Gebäude entworfen, das innerhalb kürzester Zeit auf den Vesteralen in Norwegen gebaut werden soll: Ein Walbeobachtungszentrum – Trommelwirbel – in Form einer Walfluke!
Schaut Euch bitte einfach das erste Foto im verlinkten Artikel an – das ist alleine schon ein Grund, demnächst die Vesteralen zu besuchen. Ich bekomme beim Anblick jedenfalls Schnappatmung.
Und dabei fällt mir ein, dass ich noch über ein grandioses Gebäude in Finnisch Lappland berichten wollte. Kommt demnächst. Vielleicht.
Problemlösend
Für viele Probleme der Gegenwart gibt es mitunter spannende digitale Lösungen. Bei diesem Beispiel entwarf die Londoner Architektin Safia Qureshi ein Kaffeebecherpfandsystem mit Hilfe eines klugen Designs und Chips. In Kürze: Die Becher werden an den teilnehmenden Kaffeestationen einmalig für 6 Euro erworben und können dann an diversen Stationen zurückgegeben werden, wo sie umweltfreundlich ausgewaschen und weiterverwendet werden.
Bei der nächsten Kaffeestation muss man dann keinen Becher mehr kaufen, sondern bekommt ihn gratis – so man denn das Rückgabesystem genutzt hat. Wurde der Becher einfach irgendwo entsorgt, wird dies vom Chip-System im Becher registriert und man muss erneut 6 Euro bezahlen. Mehrere hundert Mal soll so ein Becher wiederverwendet werden können, zum Schluss wird er umweltfreundlich entsorgt.
Super Idee. Jetzt müssen nur noch genügend Kaffeeshops mitmachen. Im Jahr 2065 vielleicht auch in Deutschland.
Random
Falls Ihr das noch nicht kennt: Bei Twitter einmal bei den Gifs „random“ eingeben und sich divers gruseln.
Irrgläubig
Wir begeben uns ja bald in die Jahreszeit des Aberglaubens, die Zeit der Rauhnächte, in der Geister und Sagen Geschichten erzählen und wir uns mit dem Gestern und Morgen „zwischen den Jahren“ auseinandersetzen. Und das finde ich irgendwie auch immer ein bisschen super, obwohl mir das Eso-Gen definitiv komplett fehlt. Ich mag allerdings Räucherkerzen, finde die Idee toll, mir Zeit für Wünsche fürs neue Jahr zu nehmen und liebe Bleigießen – ruhe es in Frieden. Fun fact: Silvester 2015/16 habe ich einen Wal und ein Zelt gegossen, im September 2016 erlebte ich beides sehr hautnah in Kanada.
Heute Nacht kommt übrigens der vierte Weihnachtstroll Þvörusleikir, der Kochlöffelschlecker. Vielleicht kommt er auch nur in Island, wie vielleicht all die anderen Trolle, doch das wäre irgendwie schade, denn die 13 Weihnachtstrolle, die in den 13 Nächten vor Weihnachten kommen, sind zwar irgendwie fies und treiben viel Unsinn, aber auch andererseits total süß, denn ich kann das mit dem Kochlöffelschlecken total gut nachvollziehen.
Zurück zum Aberglauben und Omen: Ich habe wegen meiner seltsamen Glaubensanwandlungen zu Silvester immer ein rotes Schlüpperchen mit Pailletten an, denn das soll angeblich Glück bringen, sagt Mann so. Außerdem achte ich darauf, keine supermelancholische Musik zu hören, weil ich irgendwie glaube, dass das für das neue Jahr nix Gutes bedeuten würde. Und weil ich den Weihnachtsmodus fast schon hinter mir habe, läuft hier gerade sehr häufig Good Old Benny Goodman, herrlich, so rutsche ich doch bald beswingt in die 20er. (Jaja, ich weiß, dass der Song aus den 30ern ist…)
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Morgenroutine
Und weil der Optimierungswahn ja derzeit mein Thema ist, gibt’s hier noch eine scharfe Kolumne der prämierten und wunderbaren Margarete Stokowski, die sich großartig über Morgenroutinen-Bullshit-Bingos der Insta-Generation auslässt.
Ein Megahit unter den Morgenroutine-Tipps ist der Rat, jeden Morgen sofort nach dem Aufstehen das Bett zu machen: Weil man dann „schon mal etwas geschafft“ hat. Man suggeriert sich einfach, das Bett zu machen sei quasi der erste Schritt zum Erfolg. Das mag für Menschen mit bestimmten Krankheitsbildern zutreffen, für gesunde Menschen ist es gelebte Selbstverarschung. – Margarete Stokowski
Herrlich Kinners, die Margarete versteht mich. Eine Sache sehe ich allerdings anders: Es gibt in der Tat fürs Spätaufstehen nur diese drei Gründe: Faulheit, Depression und mangelnde Triebkontrolle. Und das ist auch einfach gut so.
Einsichtig
sind sie wohl nicht, die Fragen dieser kleinen Sammlung des Süddeutschen Magazins über dumme Fragen, die in irgendwelchen Foren auftauchten. Ich konnte jedenfalls in die Köpfe der Fragenden nicht ansatzweise reingucken und finde, die Süddeutsche hat da etwas vorschnell geurteilt. Ja hochkomplex könnte man sogar die Frage nennen, wie 100 Wochen ganz schnell vergingen, eine den magisch-mathematischen Kosmos beschwörende Frage. Vermutlich hätte sich Einstein dafür interessiert. Ob Kühe unter schwarzen Flecken mehr schwitzen, damit befasst sich das Internet schon seit vielen Jahren, und selbstverständlich ist die Frage an die Evolution erlaubt, warum sie den armen Schweinen keine Flügel verlieh, um vor ihrem Gehacktendasein hinwegzuflattern.
Die Rätsel der Statistik tun sich bei der Frage auf, wie eine Frau in Deutschland 1,4 Kinder bekommen kann, und was hätte wohl Galileo gemeint, wenn man ihm ein Foto der Sonne unter die Nase gehalten hätte – hätte er geblendet weggeschaut, sich ebenfalls fragend, ob das für die Augen nicht schädlich sei?
Ich mag sicher nicht alle tieferen Sinne aller Fragen erfassen, also schaut sie Euch lieber selbst an.
Last but not least
Dies war die letzte Topfprimel in diesem Jahr und tu jetzt einfach mal so, als sei das eine super regelmäßige Kolumne.
Ich wünsche Euch noch ein tolles und möglichst entspanntes Restjahr. Hier auf blickgewinkelt wird es hoffentlich noch einen Artikel in diesem Jahr geben, da geht es gepflegt in die deutschen Tropen. Gen Ende des Jahres verkrümeln wir uns mal wieder nach Fehmarn und begrüßen dort auch das neue Jahrzehnt:
Die Zwanziger sind zurück, yeah!
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(Ich hoffe übrigens in den folgenden Jahren auf endlos viele 20er Jahre-Parties!)
Also: Gehabt’s Euch wohl
/inka
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