Die Topfprimel beantwortet Fragen zum WieWarsWochengefühl
inklusive anekdotischer und herzlastiger Netzfundstücke.
Towanda!
Es geht wieder los! Alt und aus dem verstaubten Sessel gezogen, präsentiere ich Euch die neuealte Topfprimel. Meine frühen LeserInnen wissen es noch: In der Topfprimel-Kolumne geht es um alles und nix rund ums Internet, um alles, was ich quasi beim Spannern vom Fensterbrett zwischen meinen Topfprimeln erhaschen konnte und für mitteilenswert halte. Und manchmal geht es auch ein bisschen um Persönliches. Was eine Topfprimel mit einem Adéliepinguin zu tun hat, erklärt sich dann auch gleich weiter unten.
Irgendwie ist mir anscheinend gerade nach guten alten Traditionen und zurück zur Bodenständigkeit. Also hole ich mein allererstes Blog-Kolumnenformat wieder hervor und gelobe Besserung bei der Regelmäßigkeit (und werde das ja doch nicht einhalten). Es gibt keinerlei versprochenes Format, manche Topfprimel mag sehr kurz sein, andere ohne Bilder, so manche wird ausfallen, wer weiß das schon, alles bleibt anders, und nun: Guten Rutsch!
Ohne Plan
Editor hier, Notes da, Evernote dort, Google Kalender, Haftzettel in der Wohnung, Notizbuch im Rucksack – das war einmal. Ich neige zum ToDo-Listen schreiben an diversen Orten, die dann zur neverending Story mutieren, denn es gilt, meinen Job, diverse Projekte, Reiseführer, das Blog, Social Media, Familie, Freunde, Alltag zu organisieren. Sehr frustrierend, eine neue Lösung musste her.
Im November fiel mir dann durch Zufall erneut das Buch des Bullet Journal-Erfinders Ryder Carroll in die Hände: Die Bullet-Journal Methode*. Ich war völlig angefixt. Es klingt erstmal etwas Banane, schließlich geht es eigentlich um nix anderes als ein Notizbuch, aber irgendwie steckt doch so viel mehr drin. Seit einem Monat bin ich also nun dabei, führe mein Bullet Journal und habe mir vorgenommen, Ende des kommenden Jahres ein Résumé zu ziehen. Wer sich jetzt schon fragt, ob das Buch sein Geld wert ist: Für mich eindeutig ja. Die deutsche Übersetzung von Carrolls Ausgabe hat mich wirklich sehr motiviert und gibt schöne, simple Denkansätze. Noch schöner sind dann die „Journal Hacks“ auf Pinterest, von denen ich auch schon einige umgesetzt habe.
So geht es jetzt also gut geplant ins neue Jahr. Und was machen die Pläne für 2019? Da jetzt irgendwie jeder zweite Blogger seine/ihre Pläne veröffentlicht, biddeschön, hier sind meine: Trotz wenigen Tasks ist das Jahr leider schon dreiviertel voll. Ich arbeite derzeit wieder an zwei Reiseführern/Inspirationsbüchern. Und auch wenn sie nicht reich machen, möchte ich sie doch fundiert schreiben, das heißt also: viel Arbeit und Organisation.
Die Arbeit versuche ich dann mit dem Vergnügen zu verbinden:
- Im Januar geht es sicherlich mehrere Wochenenden zur Recherche, darunter der Besuch eines Märchenschlosses allerfeinster Sahne.
- Im Februar geht es – dank einer Abstimmung auf Facebook zwischen Stockholm und Helsinki – nach Finnland! Meine Idee war, mich in ein feines kleines Mökki mit Kamin und natürlich Sauna einzuquartieren, dem Winter zu frönen und am Buch zu schreiben. Das kleine Mökki wurde eine wunderhübsche alte Villa in Finnlands Schären, und Helsinki schaue ich mir natürlich auch noch an (gerne her mit den Tipps!).
- Im April geht es schon flott auf die erste Deadline zu, deshalb werde ich wohl eine Woche Worcation machen – arbeiten mit anderen auf einem tollen Hof in Sachsen.
- Der Mai besteht dann aus arbeiten und schreiben, und im Juni möchte ich eine größere Reise machen, bevor ich mich dann im Juli und August an den letzten Schliff des zweiten Buches mache, und die Schulferien gibt’s ja auch noch, wobei uns so langsam die Kinder ausgehen, die nach und nach alle flügge werden. Wohin meine große Reise geht, ist noch nicht ganz klar, aber ich habe deutliche Präferenzen.
- Und auch für September/Oktober habe ich eine Idee. Ich gebe zu, dass ich derzeit unter sehr akutem Fernweh leide. Ich habe ja versucht, in 2017 und 2018 meinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern, und das geht nunmal nur mit weniger Flugreisen. Deutschland ist natürlich toll und es gibt viele schöne Reiseziele in Brandenburg sowie im Rest Deutschlands und im näheren Europa, die ich in 2018 alle mit dem Zug bereist habe. Aber nun zieht es mich doch wieder arg in die Ferne. Schauen wir mal.
- Ach und nicht zu vergessen soll natürlich wieder eine #Brandenbulli-Tour stattfinden. Falls die nächste nicht ins Frühjahr passt, wird es eben der Herbst…
Progressiv.
Noch fix zwischen den Jahren und eigentlich zu spät eingeschoben: Die Progressive Christmas Carols. Ehrlich – mega großartig, wie ich finde.
Freude schöner…
Sollten Euch die Ideen für Lieder ausgehen, die Ihr zu Neujahr trällern könnt, schaut einfach auf Euer Gurkenglas und singt die Zutatenliste zum Thema „Freude schöner Götterfunken“ herunter – funktioniert garantiert (außer, es ist zu viel Zucker drin)! (gefunden via Kraftfuttermischwerk)
Gurken, Wasser, Branntweinessig,
Zucker, Zwiebeln, Speisesalz… ♪ ♫ ♬
Pinguin-Löwenherz.
Die Szene: Ein Dutzend Kaiserpinguin-Küken und ein Riesensturmvogel, der versucht, ein Küken zu klauen. Das ist angesichts der doch schon stattlichen Größe dieser „Küken“ ein etwas schräges Bild, jedoch der Normalfall. Viele Vogelarten der Antarktis ernähren sich von Pinguineiern und Küken, und glaubt mir, so eine Szene zu beobachten, wenn ein Vogel erfolgreich war und das Pinguin-Elternpärchen benommen neben dem leeren Nest hockt, ist ziemlich traurig.
Zurück zur Szenerie: Die Küken wehren sich mutig, stehen Rücken an Rücken und versuchen, mit ihren Schnäbeln das unbarmherzige Flügeltier zu vertreiben.
Da kommt aus dem linken Off hastig ein Adéliepinguin angerannt – der Blick verrät die Kampfeslust -, stellt sich rambomäßig beschützend vor die Meute und vertreibt den Riesensturmvogel. Das ist nicht nur ziemlich lustig, weil die Adélies zu den kleineren Pinguinarten gehören, sondern auch erstaunlich, weil es eben unterschiedliche Arten sind. Nachzuschauen hier und absolut herzergreifend:
Rumschlunzen.
Und was macht Ihr zwischen den Jahren? Ich wollte – selbstverständlich und wie jedes Jahr – viel mehr „machen“, „schaffen“, „erledigen“ oder wie diese ganzen schlimmen Druck-Wörter heißen. Gemacht habe ich also nun schlicht nix, denn ich habe beschlossen, dass es auch mal gut sein muss. Also schlunzen wir hier gerade auf Fehmarn im Ferienhaus herum, denn das Wetter ist eh unterirdisch, und es ist großartig.
Immens
ist die Aufgabe der UNICEF im Kongo. Waiting is Happiness hat ein spannendes Interview veröffentlicht, dass viele Hintergründe dieses eigentlich so reichen und leider unheimlich schwierigen Landes veröffentlicht. Mir geht es nicht darum, hier einmal wieder das Bild des „schwierigen, verarmten und katastrophalen Afrika“ wiederzukäuen, aber ich habe mir vorgenommen, hier in regelmäßigen Abständen auf gute Artikel hinzuweisen, die nicht den Fehler machen, Afrika als Einheit darzustellen, gar vergessen zu benennen, über welches Land gerade geredet wird. Das geht mir nämlich sehr gegen den Strich. Auch Begriffe wie „Afrika-Virus“, oder „geheimnisvolles Afrika“ werdet Ihr hier nicht finden. Ich mag da differenzieren und finde diese Klischeekistenausdrücke furchtbar. Übrigens kann ich Euch auch noch Lieschenradieschen reist empfehlen, die schon sehr viel in den Ländern des südlichen Afrika (Südafrika, Namibia, Malawi) unterwegs war, eine Weile dort gelebt hat und tolle nicht-klischeebeladene Artikel darüber schreibt.
Monstermäßig schockiert hat mich gerade erst der Spiegel-Skandal um den Journalisten Claas Relotius. Ich gestehe, so transparent der Spiegel hier auch versucht zu sein: Dass das Problem nicht nur Relotius selbst ist, sondern auch in der Redaktion sitzt, wurde m.E. nicht oft genug betont, auch wenn ich Relotius keinesfalls damit in Schutz nehmen möchte, sondern einfach nur glaube, dass das Problem mehr als nur einen Namen trägt.
Auf Twitter findet man unter dem Hashtag #sagenwasist nunmehr sowohl spannende und traurige Erzählungen von Journalisten und dem, was ihre Redaktionen so von ihnen erwarten (die sogenannte „Verdichtung“, bei der Vorfälle, Handlungen und Personen zur einfacheren Erzählart freizügig minimalisiert und verbogen werden, ist nämlich keinesfalls ein Einzelfall, sondern die Regel), sondern selbstverständlich leider auch genügend Tweetdurchfälle derjenigen, die gerne das Wort „Lügenpresse“ in den Mund nehmen. Liebe Redaktionen, wir müssen reden.
Zur Causa Relotius empfehle ich den Podcast 68 der Medienwoche, der m.E. schön das Problem des „literarischen Journalismus“ anspricht, mit dem ich mich persönlich noch nie anfreunden konnte. Ach wärt Ihr doch lieber Blogger geworden. ;)
Ellenbogengesellschaft.
Jedes Jahr zu Silvester kommen die guten Wünsche und Vorhaben, oder? Solltet Ihr noch überlegen, wem Ihr das kommende Jahr, oder auch einfach an Silvester statt der beknackten Ballerei ein paar Euronen überweist: Jetzt gibt es den Spendomat, der Euch nach Euren Vorliegen ein paar Organisationen vorschlägt. Nicht ganz ernst zu nehmen, aber auch irgendwie witzig und es gibt ein wenig Aufmerksamkeit, dass wir unseren Reichtum hier in Deutschland auch teilen können.
Nicht dabei sind anscheinend die Ärzte ohne Grenzen, an die ich schon seit Jahren spende. Ich kann sie sehr empfehlen, die arbeiten sehr transparent, leisten unheimlich wichtige Arbeit und es gibt einen wirklich tollen Newsletter. Ach und noch ein Anreiz: Spenden sind absetzbar, wissta, oder?
Lichterscheren.
Und jetzt noch eine kleine besinnlich-weihnachtliche offline-Geschichte: Die Kinder nennen sie Feuerschlangen, überliefert ist jedoch der Begriff der Lichterschere. Der Brauch, damit böse Geister zu vertreiben und „Licht in die Welt hinaus zu tragen“, reicht angeblich bis ins Mittelalter und ist im kleinen Luckau im Spreewald erhalten geblieben. Jährlich zur Weihnachtsmesse am 25.12. um 6 Uhr früh werden diese „Scheren“ in der Nikolaikirche zum Quempas-Singen, einem alten Chorgesang, angezündet.
Die Lichterscheren sind Hölzer, die mit Kerzen bestückt werden und so angeordnet sind, dass sie – als Schere gebraucht – sich wie eine Ziehharmonika auseinander ziehen. Man kennt das Prinzip von alten Nähkästen oder Garderoben. Beim Gesang werden sie nun vor und zurück bewegt, was gleichzeitig lustig aussieht (wie „Schlangen“) und schön.
Ich war dieses Jahr dabei, weil es mich alle paar Jahre aus der Stadt und weg vom Konsumrausch treibt und ich ein ganz schlichtes und besinnliches Weihnachten mit mir allein vorziehe, da passte das also gut; außerdem habe ich mich in diese Kirche und die Orgel ein bisschen verknallert, Ihr könnt sie in meinem Instaprofil in der Highlights-Story über den Spreewald bei einem früheren Besuch sehen und hören.
Ansonsten glaube ich persönlich, dass die Lichterscheren eine super findige Idee der Luckauer sind, um die Kirche voll zu bekommen, ich konnte nämlich bisher außer in den Luckauer Nachrichten nichts über diesen angeblichen alten Brauch finden. Macht aber nix, schön ist es allemal und die Lichterschlangen wären eigentlich doch eine richtig coole Sache zu Silvester statt der ganzen Einweg-Sachen wie Luftschlangen und Wunderkerzen, oder?
Macht’s fein und rutscht nicht zu dolle
/ Eure Inka