Gerade zwei Stunden mit der Bahn von Berlin entfernt befindet sich einer der 16 Nationalparks von Deutschland: Der Nationalpark Unteres Odertal, in der schönen Uckermark im Norden Brandenburgs gelegen. Da selbst die meisten Berliner das nicht wissen, ist das Untere Odertal immer noch ein Tipp jenseits ausgetretener Pfade.
Heute erzähle ich Euch daher von meinen kleinen Wanderungen durch den Nationalpark Unteres Odertal, bei denen man das Auenland durchquert und nach Polen rüberwinken kann. Der gut ausgebaute Oder-Neiße Radweg führt hier entlang.
Lesetipp!
Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.
Außerdem geht es für einen Abstecher in den nahegelegenen Buchenwald Grumsin, Weltnaturerbe mit großartiger ökologischer Vielfalt. Nicht zu vergessen die wahnsinnig schönen Korn- und Mohnfelder drum herum. Auf jeden Fall lohnt sich ein Ausflug, ob nun Tagesausflug oder Wochenende. Übrigens kann man dort auch toll Paddeln, habe ich mir sagen lassen, das werde ich dann gerne beim nächsten Mal ausprobieren.
Die Landschaft des Unteren Odertals
Um das Untere Odertal etwas besser zu verorten habe ich eine Karte mit Oder und Neiße gemalt, die sich am Rande Deutschlands hübsch entlang schlängeln. Das Untere Odertal liegt ganz im Osten an der Grenze zu Polen, nordöstlich von Berlin:
Auf der Lausitzer Neiße weiter südlich bei Guben kann man sehr gut gen Norden Paddeln und im Prinzip sogar immer weiter bis zum Oderdelta oben bei Stettin, wo es übrigens grandiose Natur gibt, denn das Oderdelta wird derzeit zum Wildnisgebiet „rückentwickelt“ und man kann schon jetzt fantastische Touren mit Rangern machen.
Die hier im Artikel beschriebenen Orte finden sich auf dieser Karte:
Karte vom Nationalpark Unteres Odertal. Klick aufs Menüsymbol zeigt die Informationen.
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Die Landschaft des Unteren Odertals entstand vor etwa 10.000 Jahren durch Schmelzwasser des Inlandeises. Die Talaue, die sich in der Mitte längs dem ca. 60 Kilometer langen Gebiet erstreckt, ist nur 1-3 Kilometer breit.
Da zur Eiszeit immer Mammuts gehören, steht am Informationszentrum in Groß Ziethen ein großes Mammut, das einem den Weg zu den Erklärungstafeln über die Eiszeit und deren Bewohner weist, umrahmt von Kornfeldern und Mohnblumen.
Ich bin ja tatsächlich so eine, die bei Spaziergängen und Wanderungen ständig stehenbleibt und am Wegesrand die ganzen Pflanzen anguckt und überlegt, welche sie noch nicht kennt, und die anschließend ins Kornfeld robbt, um die ganzen Blümchen zu fotografieren.
Absolutes Highlight waren diesbezüglich die sagenhaft riesigen Mohnblumenfelder.
Die schönsten Aussichtspunkte und kleine Wanderungen im Nationalpark Unteres Odertal
Der Richterberg in Stützkow
Der Ort Stützkow liegt bereits erhöht und der Richterberg ist von dort mit einem kurzen Aufstieg leicht zu erreichen. Ihr geht die Fischerstraße einfach gen Osten und folgt den Hinweisschildern „Blick ins Odertal“.
Der Blick ist fantastisch und bei guter Sicht kann man bis zur Oder sehen.
Stützkow liegt an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße (HFW), von hier aus lohnt es sich, ein paar Schritte zu Fuß zu laufen, zum Beispiel zum Beobachtungsturm an der Oder durch das schöne Auengebiet.
Beobachtungsturm an der Oder
Eine der schönsten Wanderungen im Nationalpark Unteres Odertal führt durch die Auenlandschaft, das Überschwemmungsgebiet der Oder. Der „Oderturm“, ein Beobachtungsturm an der Polnischen Grenze ist hier ein schönes Ziel. Diesen erreicht Ihr mit einer kleinen Wanderung von Stützkow (ca. 1,5 km) oder von Criewen (6,3 km).
Der Beobachtungsturm ist ziemlich neu und aus dem Projekt Natura 2000 entstanden, ein sehr interessantes EU-Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Natur zu schützen und dabei das Zusammenkommen von Mensch und Natur zu stärken. Das bedeutet: Keine abgeschotteten Gebiete, die zwar der Natur dienen aber nicht dem Menschen, sondern viel Erholungs- und Erfahrungsgebiet unter Berücksichtigung des Naturschutzes.
Diese Informationen habe ich übrigens nur vor Ort bekommen, der oben verlinkte Wikipedia-Artikel sieht das etwas anders, da ist wieder nur von dem Naturschutz-Blickwinkel die Rede.
In 11 Metern Höhe kann man hier jedenfalls nun über die Oder schauen, nach Polen rüberwinken und das Rundum genießen.
Die 11 Meter kommen einem auf dem Turm weitaus höher vor als es von unten den Anschein hat, ich bewundere jetzt im Nachhinein die Springer vom 10-Meter-Turm in unserem Sommerfreibad meiner Teenagerzeit, die wir schon damals angehimmelt haben.
In der Gegend wird übrigens gemunkelt, dass dieser Turm schweineteuer war, von mehreren Millionen ist die Rede. Das ist natürlich nicht wahr: 170.000 Euro waren es, 3,5 Millionen hat das ganze Projekt Natura 2000 für diese Gegend gekostet.
Der „Grützturm“ von Stolpe (Stolper Turm)
Auf gar keinen Fall verpassen sollte man den Stolper Turm, auch „Grützturm“ genannt. Eigentlich ist der Turm sogar eine Burg; er gehört zu den seltenen Turmburgen in Norddeutschland.
Neben der interessanten Geschichte und dem Fakt, dass der Stolper Turm aus dem 12. Jahrhundert noch sehr gut erhalten und sogar begehbar ist, ist der Ausblick von oben einfach großartig. Das Wetter war leider nicht ganz so doll, dennoch ist dieser Ausblick allein schon einen Besuch auf dem Turm wert (und ja, der Ausblick von unten ist auch schön, aber von oben noch zigmal besser!).
Der Himmel war ziemlich grau, der Ausblick über viele Kilometer über den Nationalpark dennoch beeindruckend. Hier einmal der Rundumblick im Schnelldurchlauf:
Das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin
Für Waldliebhaber empfehle ich dringend einen kleinen Ausflug zum nicht weit entfernten UNESCO Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin mit 3000 Jahre alter Waldgeschichte und der Chance auf den blauen Moorfrosch. Wir haben hier nur eine kleine Wanderung gemacht, ich werde aber definitiv wiederkommen, ich olle Alte-Bäume-Liebhaberin. Der Buchenwald ist einer der wenigen alten Buchenwaldbestände in Deutschland, ein anderer findet sich im Nationalpark Jasmund in Mecklenburg-Vorpommern.
Es gibt verschiedene Rundwanderungen, die man am besten von Altklünkendorf startet:
- Das Zeichen des orangenen Buchenblattes führt auf 10,5 km Länge durch den Buchenwald und am Ort Louisenhof und dem Wolletzsee vorbei.
- Die Tour mit dem gelben Buchenblatt führt zum Großen Schwarzen See und Kleinen Grumsinsee. Nach 10,3 Kilometern ist man wieder am Anfang.
- Die Wanderung mit dem roten Buchenblatt ist mit 21,5 Kilometern die längste, für sie sollte man acht Stunden einplanen. Auf dieser wird das gesamte Gebiet umrundet.
TTT – TierischeTouriTipps
Hinkommen:
Mit der Bahn nach Angermünde oder Schwedt/Oder, mit dem Bus geht es dann weiter: Nach Criewen mit der Linie 468 Richtung Schwedt, nach Stolpe mit der seltener fahrenden Linie 456, nach Stützkow mit der Linie 464. Oder natürlich mit dem Fahrrad.
Zum Buchenwald Grumsin geht es mit dem Biberbus 496 von Angermünde bis nach Altklünkendorf. Der Biberbus verkehrt von April bis Oktober stündlich.
Achtung: Alle Angaben ohne Gewähr, das ändert sich gerne von Jahr zu Jahr. Bitte online vorher überprüfen!
Angermünde ist übrigens auch einen Besuch allein wegen des Stadtsees und der schönen alten Häuser wert. Grundsätzlich kann man in dieser Gegend großartig von Ort zu Ort durch die Auen wandern.
Unterkommen:
Schön schlafen kann man sehr gut im Schweizer Haus in Stolpe. Wer von außen auf ein Gelsenkirchner Barock-Interieur schließt, vertut sich gewaltig: Die zauberhafte Inhaberin Gabriele Pust mag es schlicht und klar. Je nach Appartement steht eine badezimmer-eigene Sauna zur Verfügung; Fahrradverleih und verschiedenen Freizeitangebote inklusive. Mein Appartement war größer als meine Wohnung in Berlin und ist sehr preisgünstig. Alle Preise auf der Webseite des Schweizer Hauses.
Tipp: Frau Pust bei nächster Gelegenheit in ein Gespräch verwickeln! Sie weiß alles über die Gegend und kann großartige Geschichten erzählen.
Ein weiterer Tipp: Die äußerst süßen Minihütten bei Terezas.
Essen:
Unbedingt im Grambauers Kalit in Angermünde zwischen dichtem Blumenwerk Platz nehmen. Brandenburgische Küche gemixt mit Moderne für jeden Geschmack, auch Vegetarisches. Etwas teurer als sonst in der Gegend (Hauptgerichte ab 16 Euro) dafür modern und sehr gut.
Unternehmen:
- Wanderungen von Ort zu Ort, am Deich und quer durch den Nationalpark und die Auen, z.B. den Auenpfad von Criewen aus. Den schönen Flyer darüber gibt es netterweise hier online.
- Fahrradtouren entlang dem Oder-Neiße-Radweg.
- Besichtigung des Stolper Turms aus dem 12. Jahrhundert, jeden Tag von 10-12 und 14-16 Uhr, Kosten 2 Euro und sich die ganze Geschichte von dem supernetten ehrenamtlichen Mitarbeiter erzählen lassen.
- Wie Dornröschen an der Angermünder Stadtburgmauer posieren. Nirgendwo auf der Welt gibt es so eine alte Stadtmauer mit so einer riesigen Rosenhecke, die so sehr an das Märchen erinnert, ich schwöre!
- Informations- und Besucherzentrum Nationalpark Unteres Odertal in Criewen. Generell viele Informationen online und sehr nette Mitarbeiter vor Ort inklusive einer Ausstellung (Eintritt frei, Öffnungszeiten April bis Oktober 9-18 Uhr, November bis März Fr-So 10-17 Uhr).
- Für Vogelliebhaber: Touren zu Kranichen und Singschwänen. Informationen dazu im Besucherzentrum Nationalpark Unteres Odertal.
- Wanderung durch den Buchenwald Grumsin, kurze und längere Wandertouren möglich, s.o. Informationen im Informationszentrum von Altklünkendorf und auf der Webseite Buchenwald Grumsin.
- Die sagenhaften Korn- und Mohnblumenfelder fanden wir auf dem Weg zum Buchenwald nahe Ziethen und in der Umgebung.
- Der schöne Parsteiner See ist dann auch nicht weit entfernt, und hier befindet sich auch das Ökodorf Brodowin.
- Etwas weiter nördlich befindet sich die Blumberger Mühle, NABU-Naturschutzzentrum mit tollen Ausstellungen und wunderbarem Gelände, in dem es viel zu entdecken gibt.
Mein allerletzter kleiner Tipp: Das Uckermärkische Dorf-Feeling nicht entgehen lassen und mal ein wenig durch die Orte schlendern und am Besten die Kamera bereithalten.
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Dieser Artikel wurde am 16. Mai 2017 aktualisiert.
Offenlegung: Ich wurde von Tourismus Marketing Brandenburg zu einem Besuch im Unteren Odertal eingeladen, ganz herzlichen Dank dafür. Meine Meinungen über die Region sind selbstverständlich meine eigenen.