Während ich einmal wieder überlege, wie es mit blickgewinkelt weitergehen soll, ob ich mehr Linie brauche oder weniger, mich einfach ganz „inkaisch“ austoben sollte, mit allen Facetten, völlig unrotefadenmäßig, weil das mehr Spaß macht und das Blog ja vor allem mein Hippieherzchen erwärmen soll, dass ich aber eigentlich darin viel zu viel Zeit investiere, die gefühlt ein bisschen vom Leben abgeht, also während ich all das überlege und noch am selbstlektorieren meines zweiten Italienartikels bin, flattert mir eine Einladung in die Prignitz ins Haus. In die Prignitz?

Achjee, da KANN ich nicht nein sagen, auch wenn Schweden gerade noch hinter mir liegt, ich mal ein freies Wochenende brauchen könnte und herrjee doch arbeiten müsste und der Garten müsste auch …
Aber die Brandenburg-Wochenenden, die ich früher so oft unternommen habe, die fehlen mir. Schon längst wollte ich hier mal erzählen, wie schön das Berliner Umland ist. Jep, denn das Umland Berlins ist eben für einen Berliner alles drumherum, was schön ist, in etwa so wie oben dargestellt.

Allerdings war ich bisher nur im Havelland, Oberhavelland und in der wunderschönen Müritz unterwegs („Badeln & Paddeln“), die aber schon in Mecklenburg-Vorpommern liegt, was mindestens so schön ist mit dem Fischland-Darß-Zingst undsoweiter…

Aber ich drifte ab:
Vergangenes Wochenende habe ich also auf Einladung des Tourismusverbands Prignitz e.V. ein paar wunderbare Tage erlebt.
Ziel des Verbandes ist nicht nur, die Prignitz bekannter zu machen, sondern vor allem zu erzählen, dass man dort wieder problemlos urlauben kann, nach dem Hochwasser, und das auch tun sollte, denn viele Menschen sind vom Tourismus abhängig und diese bleiben dieses Jahr nun leider vermehrt aus.

Tatsächlich leben die Menschen dort mit und für und wider dem Hochwasser, aber die Deiche im Norden sind gut und die Konzepte sind einigermaßen aufgegangen.
Zur Geschichte des Hochwasserschutzes gehört zum Beispiel ein sehr spannender Teil einer Elbdeichrückverlegung, die Hochwasser- und Naturschutz wunderbar vereint. Der Bericht darüber folgt.

In anderen Ortschaften hatten die Menschen weniger Glück: Auf dem Rückweg kommen wir südlich der Prignitz durch ein Gebiet Sachsen-Anhalts, was sehr schlimm betroffen ist: Die Ortschaften waren teilweise evakuiert, die Straßen sind erst seit einer Woche wieder offiziell freigegeben. Müllberge an den Straßen, denn immer noch räumen die Menschen ihre Häuser aus. An den Bäumen und an den Häusern sieht man die Linien, wo das Wasser gestanden hat.

Kamern nach dem Elbehochwasser: Überall Sandsäcke

Sandsäcke in der Nähe von Kamern, das besonders schlimm betroffen war und noch ist.

Die Hochwasserlinie kann man an den Bäumen ablesen

Die ehemalige Wasserlinie kann man sehr gut an den Nadelgehölzen ablesen, die sehr empfindlich sind. Foto: Der Mann.

Elbehochwasser: Das Wasser stand an diesem Haus fast einen Meter hoch. Straße mit Müllsäcken

Auch am Haus kann man die Wasserlinie noch sehen. Der Sperrmüll ist noch nicht komplett entsorgt.

Es ist schockierend und ich komme mir komisch vor, wieder ins Auto zu steigen und nach Hause zu fahren, einfach so: Hier für die Menschen eine Katastrophe, im nur 100 km entfernten Berlin davon keine Spur. Ein Bekannter erzählt, dass in der Sächsischen Schweiz viele Häuser zum Verkauf stehen. Menschen dort haben ihm erzählt, dass sie nicht mehr bleiben wollen: Gerade erst haben sie die letzten Schäden vom Hochwasser vor 10 Jahren beseitigt – und schon kommt es schlimmer. Es kostet viel Kraft, nun noch einmal alles aufzubauen.

Keineswegs möchte ich also das Leid kleinreden, das durch das Hochwasser verursacht wurde und so viele Menschen betroffen hat, wenn ich Brandenburg als Urlaubsziel empfehle. Aber ich möchte auch davon erzählen, dass das Hochwasser längst nicht mehr überall aktuell ist und dass man in vielen Gebieten wunderbar Urlauben kann, ich möchte von spannenden und nachhaltigen Projekten in der Prignitz erzählen, von interessanten Menschen und davon, was es dort alles zu entdecken gibt. Wenn ich könnte, würde ich sofort die ganze Familie packen und dort eine Woche Urlaub machen.
Mein Favorit derzeit wäre: Lenzen an der Elbe. Oder noch schnell nach Rühstädt und die Störche sehen, bevor sie nach Afrika aufbrechen…

Achso, was aus dem roten Faden geworden ist? Der ist irgendwo hier:
Ich, unterwegs, fotografierend, in den Himmel schauend, Geschichten erzählend, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Aber eigentlich isser mir auch total egal, der Faden, gibts eben Puzzlesalat – gewinkelter-Inkablick-Puzzlesalat!

Puzzle