Kennt Ihr das? Am Sonntagabend steht die Große vor Euch mit einem 10 Kilo Korb voll Kirschen, glitzernden Augen und freut sich: „Guckt mal, hab ich heute gepflückt!“

Kirschen im Wäschekorb

10 Kilo Kirschen! Mindestens! O.O

Nee? Dann Glückwunsch, so habt Ihr nicht vor diesen Bergen gesessen und Euch überlegt, wie Ihr die superschnell und natürlich ohne Maschine entsteinen und Kirschkonfitüre selber machen könnt. Aber vielleicht habt auch Ihr schonmal ein paar Kirschen zuviel eingekauft und die sahen Euch vorwurfsvoll an und es war klar: Bis morgen würden die nicht mehr schimmelfrei überstehen, also müssen sie fix eingemacht werden, denn der Bauch ist auch schon voll und wegschmeißen ist ja total doof.

Weil es also möglichst schnell gehen musste und weil ich überhaupt keine Lust auf das Entkernen von 10 Kilo Kirschen hatte, habe ich mal eine schnelle, einfache Variante genutzt, die ich Euch hier vorstellen möchte. Für das Kompott habe ich dann mein #leckerlie Rezept für Kirschkompott (und überhaupt jedes Kompott) genutzt: Mit Vanille & Ingwer. Und ich darf verraten: Das ist verdammichnochmal irre lecker geworden.

Kompott vs. Marmelade vs. Konfitüre

Der Unterschied zwischen Marmelade und Konfitüre sind die Früchte: Nach EU-Verordnung darf Marmelade nur Zitrusfrüchte enthalten, Konfitüre besteht aus anderen Früchten. So etwas wie Kirschmarmelade gibt es daher streng genommen nicht, sondern lediglich Kirschkonfitüre und Kirschkompott. Konfitüre ist dabei „streichfähig“, ein Kompott eher ein Nachtisch. Meine Version ist wegen einiger flüssiger Anteile weniger als Brotaufstrich geeignet. Wer lieber Kirschkonfitüre mag, kann aber das Kompott einfach länger einkochen lassen.

 

Kirschkompott selbst eingemacht in Gläsern

Kirschkompott nach meinem favorisierten Rezept: Mit Vanille und Inwer und einem Schuss Limette

Kleiner Tipp zum Geldsparen: Die Kirschen wurden kostenlos in Brandenburg gepflückt. Manchmal schaffen Bauern es nicht, alle zu verwertstoffen oder die Kirschen, wie diese hier, entsprechen nicht irgendwelchen Vorgaben. Dieser Bauer dieser Kirschen hatte über Facebook eine Selbst-Pflück-Aktion (gegen Spende) ins Leben gerufen. Ausschau halten lohnt sich.
Ein paar Adressen zum Selberpflücken:

Zutaten für Kirschkompott

Ihr braucht:

  • Kirschen. Für ein durchschnittliches Marmeladenglas benötigt Ihr ca. 300 Gramm (das variiert natürlich etwas, ich habe aus ca. 3 Kilo etwa 10 Gläser bekommen).
  • Gelierzucker zum Andicken
  • Vanille: echte Vanille oder Vanillezucker (dann aber bitte den mit echter Vanille). Aroma geht zur Not, ich bin aber nicht so ein Fan davon.
  • Limette (pro Kilo Kirschen 1-2). Limette intensiviert den Kirschgeschmack, gibt eine schöne fruchtige Note und hemmt zudem das Bakterienwachstum.
  • Ingwer
  • Salz & Pfeffer
  • Schraubgläser
  • Ggf. Handschuhe und ganz sicher dunkle Kleidung. Kirschen färben ordentlich ab.

Kirschen ver(sch)musen und entsteinen

  1. Etwas Wasser in einen Topf geben (nur so viel, dass die Kirschen nicht anbrennen), die Kirschen von den Stielen befreien, waschen und im Topf aufkochen.
  2. Schon während des Aufkochens Kirschen mit einem Stampfer zerstampfen.
  3. Prozedur so lange machen, bis alle Kirschen weich und musig sind und möglichst viele Kerne vom Fruchtfleisch getrennt (umso weniger Arbeit habt Ihr gleich). Damit das Kompott als Kompott erkennbar ist, lasse ich die Kirschen aber zum Teil in größeren Stücken, das ist aber Geschmackssache.
  4. Den Mus abseien, den Kirschsaft beiseite stellen und das Mus abkühlen lassen.
  5. Jetzt kommt der beste Part: Mit beiden Händen ordentlich im Mus herummatschen und die Kerne aussortieren.
    Das dauert zwar eine Weile bei größeren Mengen, geht aber leicht und macht Spaß und fühlt sich an wie in Kindertagen.
Kirschen schnell ensteinen

Große Mengen an Kirschen entkernen geht einfach zur Zermatschen – juchu.

Und während ich da so voller Elan einen weiteren Kern aus einer halbzermatschten Kirsche rausdrücke, denke ich, woran erinnert mich das bloß, das Herumwühlen in diesem Brei… woran bloß… ja, genau, DARAN:

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Oder auch an:

Mann untersucht Exkremente

What may this be? Let’s have a closer look. … Let’s see – ah, I’ll just grab a piece… Oh LOOK: It’s Zebrashit!

Meiner Matschphase frönend (googelt das bloß nicht!) habe ich mich da also ordentlich ausgelassen, denn es sollen ja möglichst alle Kerne entfernt werden.

HINWEIS: Weil Ihr ganz sicher den ein oder anderen Kern nicht erwischt, dürft Ihr den Mus auch auf keinen Fall durchpürieren! Sollte nämlich ein Kern kleingehäckselt werden, könnt Ihr das ganze Zeug wegschmeißen, sowas zu essen macht nämlich keinen Spaß. (Dieser Hinweis wurde mit Nussmus und kleingehäckselten Schalenstückchen empirisch belegt.)

Rezept Kirschkompott einkochen

  1. Kirsch-Mus mit einem Teil des Kirschsaftes erhitzen. Wie viel Saft hängt von der gewünschten Konsistenz ab. Da ich weniger Gelierzucker bevorzuge, lasse ich einen Teil des Saftes weg, damit das Kompott nicht zu dünnflüssig wird.
  2. Vanille, Limettensaft, sehr klein geschnittenen Ingwer, Pfeffer und Gelierzucker nach Gusto hinzufügen plus etwas Salz.
    Nach Gusto bedeutet, dass Ihr hier experimentierfreudig sein und das ganze etwas länger köcheln lassen solltet und immer mal wieder abschmecken.Meine Tipps:

    • Vanille ist lecker, kann im Fall von künstlichem Vanillearoma aber auch nach hinten losgehen. Ich rate zu dem leckeren Vanillezucker mit echter Vanille (in jedem Supermarkt), der ist etwas besser zu dosieren als eine Vanilleschote. Das flüssige Zeug, was es zu kaufen gibt, fand ich nicht so lecker wie Vanillezucker. Also besser in mehreren Schritten hinzufügen und immer wieder abschmecken.
    • Nicht vergessen: Es wird nicht püriert! Den Ingwer also sehr klein schnippeln.
    • Ingwer und Pfeffer schärfen sehr spät nach! Ich liebe Ingwer, füge aber dennoch immer etwas zu viel dazu. Wer auf Nummer sicher gehen will, fügt die Zutaten vorsichtig hinzu und lässt das Kompott einen Tag ziehen, schmeckt es dann noch einmal ab und kocht es nochmal auf.
    • Limettensaft und Gelierzucker gehen einher: Kompott ist nicht so süß wie Marmelade und soll die Frucht unterstreichen, ich gebe deshalb nur einen Teil Gelierzucker ins Mus, gerade so, dass die Konsistenz etwas dicker wird. Wenn es mir doch zu süß ist, nehme ich ein bisschen mehr vom Limettensaft, das unterstreicht den Fruchtgeschmack und nimmt etwas von der Süße. Im Zweifel eher das Mus einköcheln lassen als noch mehr Zucker zugeben.
    • Konsistenz testet man am Besten mit einem Unterteller aus dem Gefrierfach: Ein Löffelchen drauf und gucken, ob es nur noch langsam verläuft, dann ist die Konsistenz richtig.
  3. Schraubgläser und -deckel gut ausspülen und zur Desinfektion mit kochendem Wasser übergießen und kurz stehen lassen, dann ausschütten und umgedreht auf einem Küchentuch trocknen lassen.
  4. Gläser bis zum Rand mit noch heißem Kompott füllen, Rand saubermachen, mit Deckel gut verschließen und 15 Minuten über Kopf stellen. Anschließend beschriften (Datum nicht vergessen!).

In einem kühlen, dunklen Raum sollte das Kompott etwa ein Jahr haltbar sein und macht sich super zu Porridge am Morgen, auf Eierkuchen oder Vanille-Eis.

Kirschkompott Rezepte Vorschläge

Kirschkompott macht sich perfekt auf Vanille-Eis oder auch zu Eierkuchen. Ich glaube, ich habe ein ganzes Glas so ausgelöffelt. ;)

Bei mir hat das Kompott allerdings nicht die leiseste Chance, bis nächstes Jahr zu überstehen, wir hatten am gleichen Abend bereits das erste Glas leer, etwas warm gemacht auf Vanilleeis als Proviant fürs Wohnzimmerkino. Und ratet mal, was wir da für einen Film geguckt haben?

Guten Appetit!