In meiner Kindheit sind wir jedes Jahr im Sommer nach Dänemark gefahren. Mit unserem VW Passat natürlich, erst ein grasgrüner, dann ein orangefarbener.

Jedes Jahr waren die Stunden vor unserer Abfahrt für uns Kinder die Hölle pur und für die Nachbarschaft ganz großes Kino, denn meine Mutter war der Stress in Persona, weil wir immer zu spät dran waren mit Packen und meine Mutter Angst hatte, die Fähre in Travemünde zu verpassen. Also rannte sie hektisch und dem Nervenzusammenbruch nahe zwischen Auto und Küche und Garten und Wohnzimmer herum und schrie ab und an irgendwelche Aufgaben hinter uns her. Was wir nervig aber irgendwie auch irre lustig fanden.

Mein Vater hingegen hielt sich dezent zurück und packte nur stillschweigend mit, soweit ich mich erinnern kann. Was vermutlich eine sehr gute Entscheidung war.

Tatsächlich verpasst haben wir die Fähre übrigens nur einmal.

Auf der Fähre wurde meiner Mutter jedes Mal schlecht, glaube ich. Meinem Vater und mir hingegen ging es immer super. Mein Vater ist ziemlich seefest, er ging damals immer einmal im Jahr segeln. Aber da durften wir nicht mit, das war sein „Männertörn“, seine Zeit für sich. Ich fands stark.

Und ich mochte die Fähre. Ich mochte unseren Sommerurlaub im immer gleichen Haus in Dänemark.

Ferienhaus im modernen Holzdesign à la 70er, inklusive Bubikopf.

Dort gab es keinen Stress. Es gab einen großen Garten, wo wir Beeren pflücken konnten. Es gab unsere Vermieterin Frau Möller, die mit dem Strich durchs o, die selbst imkerte und sowieso eine total coole Frau war. Es gab Fenya, einen Nachbarshund, der den ganzen Urlaub lang bei uns blieb, jedes Jahr, und jedes Jahr tat der Abschied weh.
Es gab immer etwas zu basteln und jeden Abend Spieleabende mit stundenlangem Yatzee.
In der Nähe gab es einen See, in dem mein Vater angelte. Und am Abend gab es lecker Grillfisch.

Fische ausnehmen. Mit Pfeife natürlich.

Es waren immer irgendwelche Freunde oder Verwandte da. Oder auch alle zusammen. Die führten dann intellektuelle Gespräche, über Politik und Kunst und sowas.
Mir war es egal, worüber die redeten, Hauptsache, es waren alle entspannt. Und das waren wir immer alle in Dänemark.

Immer waren Freunde da.

Und natürlich war immer der Grill an.

Jeden Tag gegrillter Fisch. Ich konnte nicht genug davon bekommen.

Einmal hat mein Vater einen Aal gefangen. Der war aber noch ein bisschen klein, also sollte er in unserer Badewanne wachsen. Nach ein paar Tagen tat er meinen Eltern leid und sie haben ihn wieder freigelassen.
Damals waren sie meine erwachsenen Eltern und ich habe mich gewundert, dass sie manchmal so kindisch sind. Heute bin ich fast so alt wie sie damals. Heute wundere ich mich nicht mehr.

Und ja, mein Vater tat fast alles mit seiner Pfeife im Mund. Ich fand die Pfeife immer supercool. Natürlich hat er irgendwann aufgehört zu rauchen. Aber damals hat er immer geraucht.

Ich erinnere mich noch an die WM 1982, 28 Leute in unserem kleinen Wohnzimmer. Fußball interessierte mich nicht, aber der Abend war toll.

Spannung steigt: WM 1982.

Natürlich sind wir auch ans Meer gefahren. Eine Stunde mit dem Auto, und dann ging es zu Fuß weiter durch den „Trollwald“.

Aber nie habe ich die Trolle gesehen.

Am Meer verbrachten wir dann den ganzen Tag. Lesen, Muscheln sammeln, Schlafen, Schwimmen, Gummiboot fahren.

Alpha hat jedes Jahr wieder versucht, das Salzwasser zu trinken, der süße Depp.

Unser Hund Alpha war natürlich immer mit dabei.

Das grüne Gummiboot – fast eine Legende

Jedes Jahr sammelten wir Strandgut und bastelten etwas daraus. In einem Jahr wurde aus dem Strandgut ein lustiger Gipskopf mit Algenhaaren, Glasaugen und Muschelmund. Ich liebte das geschliffene Glas.
Ein anderes Mal baute mein Vater aus weggeworfenen Eisstielen eine kleine Bank für unsere Monchichis. Die Bank habe ich heute noch.

Vermutlich war das Wasser relativ kalt, und vermutlich hat es auch mal geregnet und gewindet, aber in unseren Erinnerungen war das Wetter immer schön.

Die Schlaghose! Schick, oder?
Dünen-Nixen
Meine wunderhübsche Schwester

Vielleicht haben wir gar nicht so viele Abende am Strand verbracht, aber in meiner Erinnerung rieche ich das Lagerfeuer und den Salz des Meeres und höre Lachen und Gitarrenklänge, als ob wir dort den ganzen Sommer verbracht haben.

Sonnenuntergänge, Abendschwimmen, Lagerfeuer – schönste Erinnerungen

Damals war vieles anders: Wir haben die Zeit ohne Internet, Ipad und Spielekonsolen verbracht. Wir haben die Momente nur selten mit der Kamera festgehalten, denn Filme waren teuer. Wir haben Brettspiele gespielt, uns unterhalten, uns gelangweilt und Musik gehört, zum Beispiel Neil Diamond (Papi, Du musst hier klicken!!). Und wir haben nackt gebadet.

So waren die 70er, unsere 70er. ;)

Die Zeit war anders und fantastisch, es waren die schönsten Zeiten meiner Kindheit.

Das waren meine Erinnerungen an unsere Sommerurlaube, mit denen ich meinem Vater heute Danke sagen möchte für alles, was er für uns getan hat und dass er immer da war. Lieber Papi, alles Liebe zum Geburtstag!

Dieser Post ist Teil meiner Blogparade „Analoge Erinnerungen“, zu der ich herzlich einlade.