Sternenfotografie, auch Astrofotografie genannt, ist technisch gar nicht so schwer, wenn Du wenige Dinge beachtest, im Grunde sind es lediglich 4 Einstellungen an der Kamera, die Du dafür benötigst.
Da ich mehrfach nach Tipps gefragt wurde, wie man einen Sternenhimmel fotografieren kann, welches Kameraequipment und welche Einstellungen dafür erforderlich sind, fasse ich diese hier kurz und knapp zusammen. Ob damit ein gigantisches Bild herauskommt liegt natürlich im Auge des Fotografen und enorm am Equipment, was sich bei Nachtfotografie viel stärker bemerkbar macht als bei Tageslichtfotografie. Außerdem gebe ich Dir Tipps zu geeigneten Objektiven.
Inhalt des Artikels
1. Was für eine Kamera brauche ich zum Sterne fotografieren?
2. Die 4 einfachen Tipps: Kamera-Einstellungen für Sternenfotografie
3. Extratipps zu Auslöser und Gestaltung
4. Geeignetes für Kameraequipment, Objektive, Stative
Eigentlich hatte ich mir auf meiner Tour durch Südamerika erhofft, gerade in der Atacamawüste in Chile großartig Sterne fotografieren zu können. Allerdings war unser Programm relativ straff und bei unserem Termin zum Sternenhimmel fotografieren war es tatsächlich einmal bewölkt – unser Sternenguide konnte kaum glauben, wie „unlucky“ wir waren – außerdem hatten wir bei der Mondphase leider totales Pech: Der Mond schien meistens so hell, dass gar nicht daran zu denken war, die Milchstraße zu fotografieren.
Gratistipp also vorab: An die Mondphasen denken, wenn Du Touren planst!
Meine Fotografie-Tipps orientieren sich an der Praxis, um kurz und knapp zu sein. Für technische Hintergründe und Zusammenhänge gibt es tolle Bücher und professionelle Fotoworkshops. Vielleicht sind auch meine anderen Fototipps für Dich interessant:
Etwas mehr Wissen gehört dazu, um wirklich tolle Mondbilder zu machen: |
1. Was für eine Kamera brauche ich zum Sterne fotografieren?
Du benötigst zum Sterne fotografieren eine Kamera, bei der Du Blende, Verschlusszeit, ISO und manuellen Fokus einstellen kannst, also zum Beispiel eine Spiegelreflexkamera oder eine Systemkamera. Zu Objektiven und weiterem Equipment siehe Abschnitt 4.
2. Die 4 einfachen Tipps zum Sterne fotografieren: Kamera-Einstellungen für Sternenfotografie
- Offenblende nutzen (also möglichst kleinste Blendenzahl). Klar, soll ja viel Licht rein.
- Belichtungszeit für Sternenhimmel: Zwischen 2 und 25 Sekunden. Möglichst lange ist natürlich gut, wenn keine andere Lichtquelle in der Nähe ist, aber Achtung: Ist die Belichtungszeit zu lange, entstehen Streifen, weil dann das Wandern der Sterne erfasst wird. Je größer die Brennweite, umso kürzer muss natürlich die Belichtungszeit sein. Ich habe z.B. bei einer 18 mm Brennweite 20-25 Sekunden genommen, bei 200 mm sind dann nur noch ca. 2 Sekunden möglich. Dass dazu ein Stativ benötigt wird, ist logisch. Denk bitte daran, am Objektiv den Stabilisator auszuschalten, sonst „wackelt“ Dein Bild!
- ISO hoch einstellen. Das ist natürlich Deiner Abschätzung zu überlassen, ab welcher ISO Eure Bilder zu sehr rauschen. Meine Canon EOS 80D hat ein relativ gutes (geringes) Rauschverhalten, dennoch belichte ich lieber länger, als die ISO zu hoch einzustellen. Ich arbeite höchstens mit ISO 1600.
- Autofokus auf AUS stellen, das machst Du bei einer DSLR am Objektiv und bei einer Systemkamera in der Regel im Menü der Kamera (bei guten Objektiven ebenfalls direkt am Objektiv) und Fokussierung auf unendlich, also auf die liegende 8.
Der wichtige Tipp hierbei: Nicht bis zum Anschlag (die liegende 8) drehen sondern ein ganz kleines Stück zurück! Der unendliche Fokus nimmt nämlich am Anschlag wieder etwas ab, das Bild wird also wieder etwas unscharf. Der tatsächlich unendliche Punkt liegt also etwas vor dem Anschlag und ist bei jedem Objektiv anders! Das Unscharfe kann ich auf meinen ersten Fotos aus der Atacama sehen, als ich den Tipp noch nicht kannte.
Um den perfekten Unendlich-Fokus herauszubekommen, kannst Du tagsüber etwas sehr weit Entferntes oder den Mond autofokussieren und Dir die Stelle merken, auf die Dein Objektiv stellt. An meinem Tamron-Objektiv z.B. stelle ich auf ca. 2 mm vor dem Anschlag.
Und das war es schon, was die grundsätzliche Technik für die Sternenfotografie angeht.
3. Extratipps zu Auslöser und Gestaltung
Weil ich immer wieder mal Fragen zur Sternenfotografie gestellt bekomme, hat sich der Tipp-Pool hier ein bisschen erweitert. Vielleicht schmökerst Du also noch ein bisschen weiter.
a) Verzögerten Auslöser benutzen
Wenn Deine Fotos immer noch unscharf werden, hast Du eventuell keine Fernbedienung genutzt und beim Auslösen mit der Kamera gewackelt. Um das zu vermeiden stelle ich beim Auslöser (im Menü Selbstauslöser) immer die 2-Sekunden-Verzögerung ein, steht die Kamera wacklig manchmal sogar auf 10 Sekunden.
b) Auf einen interessanten Vordergrund achten
Ein reines Sternenfoto ist meiner Ansicht nach sternensterbenslangweilig, außer, man hat tolles Equipment und kann es so gut wie Gunther, wo einem beim Anblick des Milchstraßenbildes echt die Spucke wegbleibt.
Mit Bodenlichtquellen kannst Du auch tolle Bilder bekommen, selbst wenn der Himmel nicht gerade so spektakulär ist wie in der Atacama.
Interessante Berge oder die Lichtstreifen vorbeifahrender Autos können einen etwas langweiligen Sternenhimmel ebenfalls aufhübschen.
Spielen kannst Du dann noch mit der Belichtungszeit und Objekten im Vordergrund sowie natürlich mit der Bearbeitung hinterher.
Die Milchstraße habe ich dann lustigerweise in Schweden besser sehen können oder am allerbesten sogar in Mecklenburg Vorpommern.
4. Geeignetes Kameraequipment für Sternenfotografie
a) Welche Kamera ist zum Sterne fotografieren geeignet?
Natürlich brauchst Du eine Kamera, mit der Du ISO, Blende und Belichtungszeit einstellen kannst, das geht sowohl mit einer Spiegelreflexkamera (DSLR) wie auch mit einer Systemkamera.
Spiegelreflexkameras:
Ich habe viele Fotos mit der „kleinen“ DSLR, die Canon EOS 600D* gemacht, die absolut ausreichend war. Inzwischen arbeite ich häufig mit einer Canon EOS 80D*.
Systemkamera:
Ich habe mir im günstigen Schnäppchenangebot die Olympus OM-D E-M10* geholt, zuerst nur mit dem günstigem und nicht besonders lichtstarken Kit-Objektiv. Dennoch ließen sich die Fotos sehen, insbesondere für Hobbyfotografen finde ich die Ergebnisse sehr beachtlich, das zweite Foto unten wurden damit gemacht. Inzwischen habe ich mir das lichtstarke Zuiko f2,8 gekauft (siehe unten bei Objektiven), und das ist nun für mich die perfekte und kleine Kombi zum Sterne fotografieren.
Besonderes Feature: So genannte Star Trails lassen sich mit dem Live Composite View der Olympus super einfach fotografieren.
b) Welche Objektive eignen sich für Nachtaufnahmen?
Das Objektiv sollte natürlich lichtstark sein. Ich habe tatsächlich auch mal mit meinem Canon EF-S 15-85mm* mit einer Anfangsblende von 3,5 Sternaufnahmen gemacht. Ist man nicht sonderlich ambitioniert, geht auch das, ein richtig gutes Foto kommt da aber nicht raus. Besser ist eine Blende von 2,8, noch besser ist natürlich eine noch größere Blendenöffnung, z.B. 1,8 oder 1,4.
Mein Objektiv für die Nachtfotografie war lange das sehr günstige Tamron 17-55 mm, f2,8. Dieses Objektiv haben nicht umsonst so viele Leute in ihrem Repertoire, es hat eine durchgehende Blende von 2,8 und eine schöne Abbildungsleistung für kleines Geld:
Canon & Nikon: Tamron 17-50mm f2,8 für Canon und Nikon*. Es gibt noch eine unstabilisierte Version etwas günstiger.* Sony: Das unstabilisierte Tamron AF 17-50mm f2,8 für Sony*
Ein Spitzenobjektiv ist das Sigma 18-35mm mit durchgehender Blende von 1,8* mit einer wirklich tollen Abbildungsleistung und irre schönem Bokeh. Ich habe es ausprobiert, hatte allerdings wie von so vielen Nutzern beschrieben einen krassen Fehlfokus und musste es umtauschen, das zweite war aber ok. Wenn Du Dich entschließen solltest, dieses Objektiv zu kaufen: Meinen Glückwunsch! Aber teste es nach Erhalt unbedingt sofort auf Fehlfokus. Solltest Du nicht wissen, wie das geht, google mal nach „Frontfokus“ und „Backfokus“. Ich habe mit meinem Objektiv einfach einen Spaziergang gemacht und bei mehreren Blendenstufen und verschiedenen Brennweiten ein Objekt fotografiert. Gut geht z.B. ein langes Holzbrett oder ein Holztisch mit Maserung, auf dem ein Blatt liegt. Fokussiere aufs Blatt und schaue, ob das Blatt oder doch die Maserung vor oder hinter dem Blatt scharf ist. Vielfach wird ein Linealchart empfohlen als Test.
Tipp: Bei der Canon EOS 70D* und der neuen Canon EOS 80D*, die ich mir jetzt zugelegt habe, kann man in der Kamera einen leichten Back- und Frontfokus selbst korrigieren.
Für meine Olympus habe ich nun das geniale Olympus Zuiko 12-40mm* und finde es absolut grandios. Allerdings kostet es immer noch um die 800 Euro, aber ich schwöre: Es ist jeden Penny wert. Seitdem ich dieses Objektiv habe, fotografiere ich Sternenhimmel nur noch mit diesem.
c) Stative
Mittelklasse: Das Manfrotto BeFree Reisestativ, Aluminium
Dieses Stativ aus der neuen Reiseserie von Manfrotto* wurde mir für Grönland und Kanada geliehen. Es tut sehr gute Dienste, wiegt 1,4 Kilo, ist über den Kugelkopf gut einstellbar, passt vor allem auch sehr gut ins Gepäck, was mit dem oben erwähnten Slik nicht der Fall war und ist derzeit für ca. 140 Euro zu haben. Tatsächlich klappt das Festellen auch gerade noch mit der doch recht schweren Kombi Canon EOS 80D und Canon 70-200L. Allerdings würde ich, wenn ich schon auf das Gewicht achte, dann doch gleich tiefer in die Tasche greifen und die Carbon-Variante kaufen:
Das Manfrotto BeFree Reisestativ, Carbon
Die Carbon Variante des Manfrotto Reisestativs* konnte ich mir auf einem Workshop anschauen. Es ist tatsächlich das gleiche Stativ, bringt die gleichen Werte (Traglast bis 4 Kilo, zusammenklappbar auf 40 cm) mit sich und wiegt gerade 1,1 Kilo – das ist ziemlich grandios.
d) Schutz gegen Kälte
Meistens, wenn der Nachthimmel klar und schön ist, ist es auch kalt. Für jede Kamera und Objektive sollten schnelle Temperaturschwankungen vermieden werden. Kühl Deine Kamera (und nicht zu vergessen die Objektive!) daher vor. Lass sie z.B. erst eine Weile im Rucksack, bevor Du sie rausholst.
Dennoch passiert es mir regelmäßig, dass sich auf der Kamera und den Objektiven Kondensat bildet, was im blödesten Fall zwischen Kamera und Objektiv laufen kann, oder das Objektiv beschlägt. In Schweden musste ich deshalb sogar mal eine Session abbrechen. Hab auf jeden Fall immer wenigstens einen Lappen dabei und ein sanftes Tuch für die Linse, eventuell sogar eine Kameraschutzhülle, wenn es richtig kalt ist. Und denk dran, dass beim Reingehen die Kamera auch genauso erst wieder leicht angewärmt werden sollte.
Natürlich hole ich mit meinem immer noch relativ günstigen Equipment nicht gerade die Milchstraße vom Himmel, aber für eine wunderschöne Aufnahme des großen Wagens reicht es allemal. ;)
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