Um das gleich klarzustellen: Ich bin keine „UL-Trekkerin“ (UL=UltraLeicht) sondern froh, wenn ich auf meinen Reisen den Rucksack auf nicht mehr als 15-16 Kilo bringe.
Ich mag nicht in einer Plastiktüte schlafen oder nach 5 Tagen im Busch nur noch an meinen knurrenden Magen denken oder mir den Arsch abfrieren, und wer mit 5 Kilo Gepäck 5 Tage im Wald verschwindet, wird mindestens zwei dieser Kompromisse machen müssen. Um aber meine 16 Kilo nicht zu überschreiten und darin möglichst viel Komfort unterzubringen, ist die Auseinandersetzung mit dem UL-Thema sehr hilfreich.

Das meiste beim UL-Trekking kann man sich häufig selbst herleiten: Unnötiges vermeiden, Verzichten, kreativ Sachen kürzen. Die berühmte gekürzte Zahnbürste war dabei das Aushängeschild der „UL-Bibel“ von Stefan Dapprich*, die stellvertretend für den kreativen Ansatz stehen soll. Wer tatsächlich seine Zahnbürste mal gekürzt und versucht hat, damit 2 Wochen lang seine Zähne zu putzen, wird sich höchstwahrscheinlich entnervt vornehmen, die 3 Gramm beim nächsten Mal in Kauf zu nehmen.So toll die UL-Bibel ist: Sie vernachlässigt meiner Ansicht nach etwas, das meistens als scheinbar unwesentlich übersehen wird: Die Verpackungen.
Wochen-, teils jahrelang testen Trekker, auf welche Schuhe sie verzichten und welches tolle UL-Multifunktionsshirt auf einem Trip mitgenommen wird. Ob „Travellunch“ für 6 Euro das Stück sinnvoll, weil noch ein paar Gramm leichter (und natürlich nahrhafter) als die billigen Tütensuppen ist. Wie der selbstgebaute Kocher noch 30 Gramm einsparen kann. Bei der Verpackung wird dann aber jeder Kompromiss hingenommen, Glasflaschen für Kosmetika und Jutebeutel als Wäschebeutel verwendet. Und die Outdoor-Industrie freut sich, weil ein Kunde mal wieder für einen simplen „Ultraleicht-Plastikbeutel“ ohne Ende Geld ausgegeben hat, der durch einen Tiefkühl-Zipper hätte ersetzt werden können.

Deshalb fasse ich hier mal einige Tipps zusammen, die sicher keine Offenbarung sind, bei dem ein oder anderen vielleicht aber das kreative Potential anregen, um nächstes Mal „auf Trek“ keine 25 Kilo mit sich zu schleppen (ja, wirklich, ich bin solchen Jungs begegnet!).

1. Beim Wiegen auch ALLE Verpackungen mitwiegen!

Wenn Ihr wie ich fleißig Eure Packlisten führt, tut so, als würdet ihr tatsächlich packen, denn nur dann werdet Ihr Eure sämtlichen Verpackungen mitwiegen und nicht die Hälfte vergessen und Euch hinterher wundern, warum auf der Waage 4 Kilo (!) mehr stehen als auf der Packliste.

2. Sachen multifunktional nutzen!

Öh, ja, na klar. Das ist ja keine Weisheit eigentlich. Aber ich bin erst drauf gekommen, dass z.B. mein ganzes Kosmetika-Nippes viel zu viel ist, als ich die Verpackungen gewogen habe.

Ich benutze eigentlich wie jedes Weibchen alleine an Tiegelchen und Tuben
– Shampoo
– Haarspülung oder Kur
– Haaröl
– Waschgel
– Hautcreme oder Öl
– Abdeckstift
– Deo
Dazu kommt auf Trek
– Sonnenschutz
– Mückenzeug
– Hautschutz bei Abschürfungen, kleinen Wunden etc., z.B. Ballistol
– Desinfektionszeug

Ohweia. Das Zeug selbst ist gar nicht so das Problem, sondern die Verpackungen. Hier ist die Multifunktion nicht nur die Lösung, sondern reduziert und schafft damit auch eine angenehme Übersichtlichkeit. Nicht nur kann also der Flugzeug-Packsack für den Rucksack auf Trek als Minidecke dienen, sondern bei Kosmetika geht auch noch was.
Mit meinem selbstgepanschtem Wunderöl z.B. habe ich nun eine einzige Flasche für Haar-, Haut- und als Desinfektionszeug. Weiterhin gibt es Waschzeug, was sich sowohl für Haare, Haut, Geschirr und Klamotten eignet. Ich gebe zu, da kaufe ich allerdings auch die teureren Sachen in einschlägigen Outdoor-Läden, weil diese zusätzlich auch noch das Ökosiegel besitzen, was versichert, dass diese Sachen in der Natur rückstandsfrei schnell abgebaut werden.

3. Vor dem Gang zum Outdoorladen erstmal die Wohnung checken!

Die besten Verpackungen für Essen und Nippes gibt es quasi kostenlos und es ist meines Erachtens in den meisten Fällen überflüssig, dafür viel Geld auszugeben: Einfach mal alle anfallenen Kosmetika- und Essensverpackungen (wenn Ihr nicht nur fleißig auf dem Biomarkt kauft) gründlich unter die Lupe nehmen:

  • Meine Gewürze habe ich z.B. in Fishermans-Tütchen drin: Die kann man zusammenfalten, so dass sie nicht aufgehen und sind erstaunlich haltbar.
  • Meinen Morgenmüslibrei habe ich in einer leichten Plastikdose, in der mein gekauftes Badesalz drin war.
  • Die Asiasuppen kommen ja schon, wie bei Outdoorküche: Essen beschrieben, in praktischer Verpackung, bei der man nur noch das Volumen mimieren muss: kleinhauen –> mit der Nadel einstechen -> Luft rauspressen –> mit Tesa zukleben.
  • Das Kartoffelsuppen-Zeug und andere Dinge, die auslaufsicher verpackt werden müssen, bewahre ich gerne in Plastikverpackungen von gekauftem Kartoffel- oder Weißkrautsalat auf. Es gibt kaum leichtere Verpackungen und sie sind meistens ziemlich dicht. Ein einfacher, aber super Tipp, für den ich meinem Vater danken möchte, der mir das schon vor 20 Jahren mit auf den Die-kleine-Tochter-zieht-aus-Weg gab. ;)
  • Wunderbar für alle Kleinigkeiten sind alte Filmrollen-Packungen. Eine habe ich z.B. immer in meinem Notfall-Kit (dazu später mal mehr), darin befinden sich diverse Klammern, Nadel, Nägel, Sicherheitsnadeln etc. Wer nicht weiß, wie er an solche rankommen soll: Einfach mal die Lomo-begeisterten Freunde fragen, die horten die vermutlich.
  • Für Olivenöl, Mückenzeug, Sonnenschutzcreme etc. benötige ich diverse kleine, auslaufsichere und unkaputtbare Aufbewahrungsmöglichkeiten. Bei Hotelbesuchen stecke ich mir deshalb diese kleinen Give-Away-Duschzeug/Shampoo-Fläschchen ein, die sich für Flüssiges hervorragend eignen. Weiterhin gibt es in jedem Drogeriemarkt kleine Kosmetika-Proben für übliche 99 Cent, die ich schon manches Mal wegen der superpraktischen Verpackung gekauft habe. Holde Weiblichkeiten haben meistens zig Probiertiegelchen zur Auswahl. Sucht mal unter Eurem Vorrat an Schönheits-Kleinkram bzw. fragt Eure Freundin.
  • ZipLock-Beutel als günstige Wasserfest-Verpackungen seien hier der Vollständigkeit halber erwähnt.

4. Netzbeutel statt Plastikbeutel!

Netzbeutel für Wäsche und Krempel sind nicht nur leichter als viele Plastikbeutel sondern auch organisationsfreundlich: man sieht, was drin ist. Meine habe ich im günstigen 3er-Pack bei Tchibo gekauft bzw. als kostenlose Verpackungszugabe von irgendwelchem Kram.

5. Wo es dann vielleicht doch sinnvoll ist, etwas Geld zu investieren:

  • Aus Sicherheitsgründen verwende ich für Spiritusaufbewahrung eine eindeutige und unkaputtbare Flasche. PET-Flaschen gehen z.B. viel zu schnell kaputt.
  • Für das Wasser verwende ich eine Trinkflasche von Hünersdorff (wird anscheinend nicht mehr hergestellt). Die rechteckige Form ist sehr praktisch an der Rucksackseite zu verstauen, außerdem ist sie nicht verwechselbar (z.B. mit der Spiritusflasche… örks!).
  • Was wirklich wasserdicht sein soll, muss mit wirklich gutem Zeug verpackt werden, da hilft auch kein ZipLock mehr. Ich benutze z.B. einen Ortlieb Kompressionspacksack*, der gleichzeitig ein Vakuum-Ventil hat. Damit ist dann nicht nur mein MacBook endgültig wassersicher, ich kann auch meine Klamotten auf Mindestgröße schrumpfen und habe so gleichzeitig das Volumen reduziert. Wasserdichte Säcke gibt es unzählige auf dem Markt.
    Achtung: Je günstiger um so schwerer, je leichter umso fraglicher die wirkliche Wasserdichtigkeit (Wasserfest ist kein genormter Begriff und bedeutet daher nicht wasserdicht!). Wirklich wasserdichte, leichte Sachen sind also: Sauteuer. Hier müsst Ihr entscheiden, wieviel Euch das Gramm wert ist. Bei mir ist noch ein mittelpächtiger Beutel dabei, zum Ordnen der Wäsche und total praktisch, wenn es auf einem Zeltplatz in die Dusche geht und die dort hängenden Sachen schön von der Dusche nassgespritzt werden: Alles in den Beutel rein, aufgehängt – feddich.
  • Lange habe ich nach einer passenden Notebook-Hülle gesucht. Die Hüllen sind entweder zu dünn oder weder wasser- noch staubdicht. Meine Lösung ist jetzt eine stoßabsorbierende Hülle (ich bin von der „Cool Bananas ShockProof“ echt begeistert), die ich dann mit anderen Sachen im großen wasserdichten Beutel verstaue. Die ultimativ-shockabsorbierend-wasserdicht-Hüllesteht noch aus. Falls jemand Tipps hat, gerne her damit!

6. DIY: Do it yourself

Wie bei der Notebooktasche ist auch bei Kamerataschen meiner Ansicht nach noch nicht die eierlegende Wollmilchsau erfunden worden: Es gibt unheimlich viele Kamerataschen, auch wasserdichte. Aber diese sind a) teuer, b) sehen nach „Ich-hab-hier-ne-megateure-Kamera“ aus (Abzockgefahr!) und c) lassen sich meistens nicht gut mit großem Rucksack tragen.
Früher habe ich meine kleine Bridge immer in einer Bauchtasche getragen und fand das klasse. Da passt jetzt meine Spiegelreflex aber nicht mehr rein. Fazit: Ich schneidere mir nun eine selber, nachdem ich den weltbesten Outdoor-Stoffe-Laden entdeckt habe. Das Ergebnis ist allerdings für DIY-Mittelmaß unterirdisch und wird daher hier nicht weiter ausgebreitet, aber sie erfüllt ihren Zweck.
Stefan Dapprich hat übrigens seinen Kocher selbst gebaut, ein süßes kleines Ding, leichter als alles andere auf dem Markt, was mir leider nicht gelungen ist, weil ich die Zutaten dafür nicht bekommen habe. Aber auch eine tolle Idee.

Das wars. Von so überflüssigem Zeug wie einer Kultur-Reisetasche, so „total praktisch zum Aufhängen“ halte ich auf einer Trekking-Reise nichts. Was soll ich damit, wenn ich all meine Erfordernisse auf ein Minimum reduziert habe, bei kurzen Trecks fast nichts brauche und bei längeren auf jedes Gramm achten muss.
Habt Ihr noch weitere Tipps? Kommentar-Links auf andere schöne Seiten im Netz zum Thema sind ausdrücklich erwünscht.

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