Blauwale beim Whale Watching in Island? Ja, da oben in der Arktis, in Húsaviks Bucht im Norden von Island gibt es tatsächlich: Blauwale!
Bevor Ihr jetzt hektisch runterscrollt: Nein, ich habe auf unserer Waltour in Island leider keinen gesehen, aber ich finde diese Meldung einen Eintrag wert, denn bis zu unserem Whale Watching-Tag habe ich gedacht, bei den angeblichen Blauwalen in Húsavik handele es sich um einen Touristen-Nepp findiger isländischer Unternehmer, doch tatsächlich hat man am berühmtesten Spot Islands eine gar nicht so schlechte Chance, die größten Meerestiere der Welt zu sehen. Aber auch ohne diese Sichtung war unsere Waltour dort wirklich toll und absolut empfehlenswert.
Die typischen Spots für Wal-Touren sind Reykjavik und Húsavik im Norden Islands. Húsavik verzeichnet weit mehr Walsichtungen als Reykjavik, daher haben wir uns dafür entschieden. Weitere Informationen zu unserer Route, Unterkünfte und Kosten der gesamten Tour gibt es hier: |
Inhalt des Artikels
Beste Zeit für Whalewatching in Island
Welche Wale kann man in Island sehen?
Húsavik
Whale watching: Los geht’s
Aber wie war das jetzt mit den Blauwalen?
TTT – TierischeTouriTipps
Beste Zeit für Whalewatching in Island
Die Saison für Walbeobachtungen wird zwar gerne von April bis Oktober angegeben, aber die beste Zeit ist eben doch von Juni bis August. Wer also sehr viel Wert auf eine Walsichtung bei seiner Islandreise legt, sollte das beachten. Wir haben Ende Mai allerdings auch schon eine tolle Tour mit mehreren Buckelwalen und einigen anderen Arten gehabt.
Welche Wale kann man in Island sehen?
Außer Blauwalen kann man besonders häufig Buckelwale und Zwergwale sichten, außerdem besteht die Chance auf Delfine und Finnwale.
Noch einmal ein kurzer Exurs über Blauwale: Blauwale sind die größten Tiere der Erde und sie sind vermutlich auch die größten Tiere, die jemals auf der Erde gelebt haben! 30 Meter können sie lang werden, bis zu 200 Tonnen wiegen und manche Leute fahren jahrelang in der Arktis und Antarktis herum, bevor sie einen zu Gesicht bekommen, denn insgesamt schätzt man die Population auf lediglich noch 10-20.000. Einen Blauwal zu sehen ist also etwas ganz Besonderes.
Húsavik
Am nächsten Tag machten wir uns also auf zur knapp dreistündigen Bootstour, die ich mit 60 Euro recht günstig fand. Achtung: Mittlerweile ist der Kurs leider sehr viel schlechter und für die Tour sollte man 80-100 Euro einkalkulieren!
Allerdings versprach ich mir nicht sonderlich viel davon. In Grönland hatte ich lediglich einen winzigen Walrücken in gefühlt 12 Kilometern Entfernung gesehen – außergewöhnliches Pech, wie man mir versicherte.
In der Antarktis hatte ich zwar viele Buckelwale gesehen, aber auch die waren recht weit entfernt und wollten so gar nicht mehr als ein bisschen Rücken und 2-3 Blas zeigen, und bei der einzigen Fluke, die sich ein Exemplar erbarmte zu zeigen, ließ der Buckelwal einen gigantischen, extrem unappetitlichen Schiss ab, der nicht sonderlich fotogen war.
Ja, meine Erwartungen an Walbeobachtungen waren also – eher gering. Ich freute mich aber auf ein bisschen Bootfahren, vielleicht ein paar Papageientaucher und ganz vielleicht einige weit entfernte Walrücken.
Alleine die Fahrt von Akureyri nach Húsavik ist irre hübsch, denn sie führt am schönen Fjord Eyjafjörður entlang.
Ich erwähne jetzt mal nicht, dass der erste Versuch schiefging, weil wir schlicht nicht genügend getankt hatten und die Herren der Schöpfung Schiss hatten, dass es in Húsavik keine Tankstelle gäbe, wir also umdrehten und die Tour am nächsten Tag noch einmal machen. Gar. nicht. erwähnenswert.
Húsavik ist ein süßes kleines Städtchen und damit die viertgrößte Stadt Islands. Die Stadt liegt in einer Bucht inmitten schneebedeckter Berge und hat für mich einen der schönsten Aus- und Anblicke Islands.
Viel sehen wir allerdings nicht von der Stadt, steuern sofort den Hafen an und freuen uns, dass unser Boot das fotogene Knörrinn sein wird.
Whale Watching: Los geht’s
Nachdem wir abgelegt haben, steuert der Kapitän direkt die gegenüberliegende Seite der Bucht an.
In der ersten Stunde passiert erstmal wenig, das Boot schaukelt angenehm kräftig im wunderschönen türkisen Wasser und ich bewundere die Aussicht. Auch vereinzelte Papageientaucher schwimmen um uns herum.
Es ist still, alle blicken gespannt auf das Wasser.
An manchen Stellen kreisen sehr viele Möwen, das mag ein gutes Zeichen sein.
Da, ein Blas!
„Ein Buckelwal, I guess“, ruft Samuel. Der Blas ist weit entfernt. Das Schiff steuert auf die Stelle zu, an der der Buckelwal mittlerweile wieder abgetaucht ist. Der Himmel hat sich etwas zugezogen, ich drehe sicherheitshalber die ISO hoch, damit ich mit möglichst kurzer Belichtungszeit fotografieren kann.
Auf einmal taucht der erste Zwergwal auf, gut zu erkennen an der geringen Größe und dem glatten Rücken.
Dort, wieder ein Buckelwal! Und weitere Zwergwale! Immer wieder tauchen nun die Buckelwale nicht weit entfernt auf, ich kann ihre Barten erkennen, wow, das habe ich vorher noch nie gesehen!
Die Buckelwale scheinen sich in unserer Nähe wohlzufühlen, jedenfalls tauchen sie häufiger und näher auf, als sie müssten. Zugegeben, die Zwergwale bekommen jetzt nicht mehr unsere ganze Aufmerksamkeit.
Auf einmal taucht einer direkt neben unserem Boot auf, höchstens 4 Meter entfernt!
Ich kann seine Flossen sehen, die Barten, und bekomme vor Aufregung kaum ein vernünftiges Foto hin.
Macht nichts, in meinem Kopf ist das Bild nun drin.
Samuel kriegt sich gar nicht mehr ein: „Minky at 5 o’clock“, schreit er euphorisiert in sein Mikrofon, „Haha, and there at three is again the humpback, wow“. Wir müssen lachen, entweder ist er ein wahnsinnig guter Schauspieler oder er hat das tatsächlich so bisher nur selten erlebt.
Nach drei Stunden kehrt das Boot um, wir bekommen noch eine schöne Tasse Kakao und die obligatorische Zimtschnecke, yummi, und sehen noch zwei Delfine, die aber fix vom Boot wegflüchten.
Aber wie war das jetzt mit den Blauwalen?
Achso, wie ich das nun von den Blauwalen weiß? Stimmt, das wollte ich ja eigentlich erzählen.
Am Abend lernten wir im Hostel einen norwegischen Walforscher kennen, ehrlich, kein Witz. Er sei auf Expedition in Island und der Arktis, um die Wale zu erforschen, erzählte er uns, mochte unsere Bilder der Walfluken in seine Datenbank aufnehmen (die Fluken sind quasi der Fingerabdruck eines Wales) und zeigte uns eine brandaktuelle Karte, die er von seinem Institut gemailt bekommen hatte, bei dem alle Informationen zusammenfließen. Mindestens vier (!!) Blauwale habe man in der Bucht in den letzten Tagen gesichtet, einer sei jetzt auf dem Weg nach Norden.
Vier Blauwale! Genau hier in der Nähe! Da müssen wir doch morgen… meinte ich. Also morgen müssen wir doch nochmal…! Aber auf die führerscheinlose Inka wollte einmal wieder niemand hören. Also sind wir am nächsten Tag wie geplant nach Osar gefahren und haben keine zweite Bootstour gemacht. Ich schwöre, hätte ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln später nach Osar nachkommen können, hätte ich das gemacht. Einen Blauwal sehen, das muss irre sein! Oder hätte ich wenigstens einen Führerschein, dann hätte ich am nächsten Morgen einfach das Auto entführt.
Und die Moral von der Geschicht? Inka hat jetzt auf ihrer Bucketlist einen Punkt ergänzt, und zwar g-a-n-z oben:
Führerschein machen!
TTT – TierischeTouriTipps
Unterkommen:
- Sowohl in Akureyri wie in Húsavik kann man gut nächtigen, in beiden Städten gibt es bezahlbare Hostels. Das Akureyri Backpacker-Hostel hat zu Recht einen Goldeintrag im Lonely Planet: Es ist ein bisschen stylisch, gemütlich und gleichzeitig eine der coolsten Kneipen in der Stadt.
Waltouren & Tipps:
- Wie viele Anbieter von Whale Watching Touren es in Húsavik gibt, weiß ich nicht, ich hatte mich schon vorher festgelegt, denn North Sailing hat die sympathischste Webseite und die hübschesten Boote, was ja auch viel vom Charme ausmacht. Ein besonderes Lob geht an unseren superenthusiastischen Guide Samuel, der mit seiner Begeisterung vermutlich auch den letzten Griesgram vom Hocker gehauen hätte, wenn nicht ein winziger Walhintern zu sehen gewesen wäre. Kosten für eine dreistündige Tour sind um die 10.000 Isländische Kronen, was vor zweieinhalb Jahren nur 60 Euro waren und derzeit leider schon 90 Euro.
Reiseblogger-Kollegin Jana von Sonne & Wolken empfiehlt die Arktischen Abenteurer und Peter von Rooksack ist ganz offensichtlich mit den Gentle Giants sehr zufrieden gewesen. - Nicht vergessen: Es gibt niemals eine Walgarantie, auch nicht in der Arktis! Schlimmstenfalls erlebt Ihr eine sehr nette Bootstour. Die beste Zeit für Walbeobachtungen in Island sind die Monate Juni-Juli. Weitere Informationen findet Ihr auch in der sehr guten Broschüre „Walbeobachtungen in Europa“ von Erich Hoyt.
- Warm anziehen! Auf dem Wasser wird es dann doch ziemlich frisch, trotz Sonnenschein.
- Wer nicht seefest ist, sollte sich die Tour allerdings überlegen: Trotz optimaler Wetterbedingungen hat das Boot mächtig geschaukelt und empirische Untersuchungen ergaben, dass das nicht jedem Gast bekommt.
- Die Whale and Dolphin Conservation (WDC) hat einen Ratgeber zur verantwortungsvollen Walbeobachtung herausgegeben, den man gegen Abgabe seiner email-Adresse erhält.
Essen:
- Anschließend im Gamli Baukur, einen super urigen Restaurant gleich am Hafen essen gehen: Leider sehr teuer, aber auch sehr gut!
- Bitte kein Walfleisch! Auch wenn das gerne für Touristen als Gag angeboten wird, müsst Ihr Euch im Klaren sein, dass Ihr damit den Walfang unterstützt. Ich weiß, die Verlockung ist groß, besonders, wenn man so ein „ich will alles mal probiert haben“-Typ ist (wie auch ich). Islands Walfang-Gegner kämpfen jedoch schon seit Jahren darum, dass diese Unsitte abgeschafft wird und begründen, dies sei direkte Unterstützung von Walfang.
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Dieser Artikel wurde am 27.03.2017 aktualisiert.