Das Tropenparadies der Biosphäre Potsdam lockt mit unzähligen exotischen Pflanzen und vielen Tieren. Ein Ausflug zum Entspannen und Lernen in das immer wieder von der Schließung bedrohte Projekt. Dieser Artikel ist Teil der Blogserie „Besondere Orte in und um Berlin“. 

Lehrreiche Tropenwelt in der Biosphäre Potsdam

Von außen hat die Biosphäre Potsdam, erbaut zur Bundesgartenschau 2001, bereits ihre besten Jahre hinter sich: Der graue Beton ist angelaufen und sieht nicht mehr besonders schön aus, auch wenn das Gebäude selbst irgendwie schräg-spannend anmutet. An der Seite: viel Glas, das lässt auf Gewächshausatmosphäre hoffen.

Biosphaere Potsdam

Die Biosphäre Potsdam von außen.

Im schönen Eingangsbereich gibt es Schließfächer, eine sehr sinnvolle Sache, denn im Tropenhaus ist es ziemlich warm, es ist daher ratsam, die dickeren Klamotten hier zu lassen.

Hocker und große Bilder im Eingangsbereich der Biosphäre Potsdam

Hocker und große Bilder im Eingangsbereich der Biosphäre Potsdam

Schon ewig wollte ich der Biosphäre Potsdam einen Besuch abstatten, der Mann schwärmte davon, irgendwie kam ich nie dazu.
Erst ein regnerischer Sommertag brachte mich dazu, hinzufahren. Und ohne jede Einschränkung: Ich bin von der Biosphäre Potsdam schwer begeistert und möchte Euch einen Besuch dringend ans Herz legen, denn leider ist die wunderschöne Biosphäre von der Schließung bedroht, was irre schade ist. Der Auftrag ist hier nicht nur, den Besucher*innen ein schönes Tropenerlebnis zu bescheren, sondern das Wunder der Natur zu vermitteln sowie das sensible Ökosystem zu erklären. Und dieser Ansatz ist wunderbar gelungen, finde ich. In kleinen, verdaulichen Häppchen und sehr abwechslungsreich sowohl für Erwachsene wie Kinder sind viele Informationen über den Urwald und die Tropen aufbereitet.

Hausboot auf der Havel

Lesetipp!

Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.

Rundgang durch die Biosphäre Potsdam

Hinter dem Einlass wird das Licht erst einmal schummriger und ein bisschen geheimnisvoll. Zitate an der Wand bereiten auf das vor, was wir heute erleben werden:

Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern nur im Gegensatz zu dem, was wir über die Natur wissen. – St. Augustin

Start des Rundgangs durch die Biosphäre, von dem ich hinterher nicht einmal ansatzweise schätzen kann, wie lang er ist, ist der „Forscherraum“, in dem Mensch und Menschlein mit diversen Beispielen vor Augen geführt wird, wie das Wunderwerk Natur Vorbild für viele moderne Errungenschaften war, zum Beispiel für den Klettverschluss oder wasserabweisendes Material.

Weltkarte mit Regenwald

Der Regenwald auf der Welt erklärt.

Hinter dem Forscherraum befindet sich der Eingang zum Tropenhaus, dessen Anblick beim Eintreten von mir erst einmal verdaut werden muss: Riesige Bäume, Palmen und Schlingpflanzen neben Bambusgewächsen und Orchideen, zwischen drin ein Wasserfall und dösende Mandarin-Enten neben Kois. Wow.

Regenwald in der Biosphäre Potsdam

Der Regenwald startet gleich hinter dem Eingang der Biosphäre Potsdam.

Auf Holzstegen geht es nun auf verschlungenen Pfaden weiter, unter Palmen hindurch und an Wasserlagunen vorbei. In einer Regenwaldhütte wird erklärt, wie aus giftigem Maniok Fladenbrot entsteht, an der nächsten Ecke werden die einzigartigen Fähigkeiten des Bambus bestaunt, während tropische Vögel um den Kopf schwirren.

Bohlenweg durch Tropenwald

Ein Bohlenweg durch den Tropenwald.

Tropischer Vogel unter Palmen

Die tropischen Vögel fliegen einfach frei umher.

Zwischendurch erspähe ich hinter diversen Glasscheiben Echsen, Schlangen und seltsame Insekten, die einem Suchspiel gleichen, so gut können sie sich zwischen dem Blätterwerk verstecken.

Urwald-Echse

Urwald-Echse

Urwald Schlange

Die Schlange wollte mit mir auf Tuchfühlung gehen, glaube ich.

Insekten-Versteckspiel

Schaut mal genau hin: Wieviele Insekten sind hier auf dem Foto zu sehen?

Welche Rolle Bäume im Ökosystem spielen, wird erklärt, anschließend gehen wir dorthin, wo der Pfeffer wächst.
Besonders toll: In der Biosphäre gibt es eine zweite Ebene, hier geht der Rundgang weiter. Zwischen Wasserpflanzen und auf Bohlenwegen kann man noch einmal den Blick auf das viele Grün schweifen lassen.

Brücke in der Biosphäre Potsdam

Der Rundgang geht auf der zweiten Ebene der Biosphäre Potsdam weiter.

Blick von oben auf den Regenwald

Blick von oben.

Die Länge des Rundgangs ist schwer zu schätzen, wir haben sicher eineinhalb Stunden gebraucht und sind gefühlt dennoch ziemlich schnell durchgelaufen und haben wohl nur die Hälfte der angebotenen Informationen verarbeitet. Ich würde daher eher zwei bis drei Stunden einplanen, denn das Highlight befindet sich auf etwa der Hälfte der Strecke: das Schmetterlingshaus.

Schmetterlingshaus Biosphäre Potsdam

Das Schmetterlingshaus „hängt“ zwischen den zwei Ebenen mitten im Urwald und ist auch von außen ein toller Anblick.

Das Schmetterlingshaus

Auf 60 Quadratmetern fliegen hier seltene und spannende Schmetterlingsarten frei herum und sind in allen Stadien zu erleben. Witzig sind die vielen herumhängenden Kokons.
Mein Favorit: Der Kometenfalter, der eine Flügelspannweite von 16 Zentimetern erreichen kann. Wir durften ihn tollerweise erleben, denn das schöne Wesen lebt nur 5 Tage, nachdem es sich aus dem Kokon geschält hat.

Kometenfalter, Schmetterling

Der wunderschöne und riesengroße Kometenfalter lebt nur 5 Tage. Um ihn herum: zig Kokons.

Es war ziemlich heiß und die Männer haben leider viel zu schnell schlapp gemacht, ich hätte mich da ja noch ewig dort rumtreiben und versuchen können, die hübschen Dinger mit der Kamera festzuhalten. Das war übrigens bei den meisten gar nicht so einfach, so fix, wie sie herumflogen.

Schmetterlings in der Biosphäre Potsdam Schmetterlings in der Biosphäre Potsdam

Mangroven und Aquasphäre

Nach den Mangroven geht es in die Aquasphäre, eine Ausstellung über die Ozeane der Welt, aufbereitet wie ein U-Boot. Neben der Tier- und Pflanzenwelt wird hier auch das Thema Mikroplastik angesprochen, was ich großartig finde. Für meinen Geschmack dürfte dieses Thema gerne noch ausführlicher dargestellt werden, allerdings ist es sicher immer eine Gratwanderung für Aussteller, wieviele „schlechte Themen“ man dem Besucher zumutet, so dass er auch wiederkommen mag.

Mangroven in der Biosphäre Potsdam

Zuerst die Wasserwelt der Mangroven, dann geht es in die Tiefe der Ozeane.

Unterwasserwelt Aquarium

Die Aquasphäre Potsdam, kleine Ausstellung über die Ozeane der Welt

Das Café Tropencamp

Caféschild Biosphäre Potsdam

Nachdem ich mir das Singen der Blauwale und die vertrauten Laute der Königspinguine angehört habe, machen wir einen Abstecher ins Café Tropencamp – eigentlich vor allem, um einmal frische Luft zu schnappen. Es gibt eine große Terrasse nach draußen, und die Kühle ist nach der tropischen Luft sehr angenehm.
Neben Kuchen gibt es Flammkuchen für den etwas größeren Hunger. Mein Geheimtipp ist aber das grandiose Zitronen-Sorbet an der Eistheke, hmmmmm.

Das Luftschiff

Am Ende des Rundgangs wartet ein „Luftschiff“, das einmal die Stunde einen simulierten Flug über den Urwald unternimmt. Wir haben leider den Flug gerade verpasst und wollen keine weitere Stunde warten, aber das macht gar nichts, wir kommen sowieso noch einmal wieder.

Dschungel grün

Dichter Dschungel in der Biosphäre Potsdam.

Hier wird auch noch einmal erinnert, wie gefährdet der Regenwald heute ist:

Jede Minute wird die Fläche von 35 Fußballfeldern Regenwald abgeholzt.

Draußen stehe ich vor einem Baumstumpf eines Urwaldriesen, den Greenpeace hier aufgestellt hat und denke, wie bescheuert sind wir Menschen eigentlich. Aber das ist ja einfach zu sagen, in so einer privilegierten Position, in der ich bin. Wir müssen uns einfach mehr bemühen – jede*r einzelne von uns.

Tropenpflanze

Weiterführende Informationen zum Regenwald:

TTT – TierischeTouriTipps

Hinkommen:

Die Biosphäre Potsdam befindet sich in der Georg-Hermann-Allee 99. Mit den Öffentlichen: Vom Potsdamer Hauptbahnhof mit der Tram 96 bis zur Haltestelle Volkspark direkt gegenüber der Biosphäre oder mit der Tram 92 bis zur Haltestelle Campus Fachhochschule und 600 Meter die Georg-Hermann-Allee hinauf laufen. Auto: Ein großer Parkplatz ist vorhanden, an sehr gut besuchten Tagen, könnte es mit dem Platz knapp werden.

Öffnungszeiten:

9-18 Uhr innerhalb der Woche, an Wochenenden von 10-19 Uhr geöffnet. Den letzten Einlass beachten! Dieser ist innerhalb der Woche bereits um 16.30 Uhr, an den Wochenenden um 17.30 Uhr.

Eintrittspreise:

Erwachsene 11,50 Euro, Kinder von 5-13 Jahren 7,80 Euro, Kinder 3-4 Jahre 4,50 Euro, Kinder unter 3 frei.

Unternehmen:

Einfach den Rundgang in der Biosphäre laufen, dann hat man alles gesehen. Jede Stunde startet ein simulierter Flug über den Urwald. Das Luftschiff befindet sich am Ende des Rundgangs, also am Eingang Zeiten erfragen und die Zeit im Blick behalten oder einfach mal zwischendurch hingehen. Jeden Tag wird um 12 zu einer Mitmach-Koi-Fütterung eingeladen. Dauer: Nach Gusto zwischen 1,5 und 3 Stunden.

Essen:

Das Restaurant der Biosphäre ist alleine wegen des leckeren Zitronen-Sorbets einen Abstecher wert. Hier gibt es auch Flammkuchen und Kuchen. Die Terrasse nach draußen lädt zum Luftschnappen in grüner Umgebung ein.

Transparenzhinweis: Auch wenn die Biosphäre auf Ihrer Webseite behauptet, dieser Artikel sei in Kooperation entstanden: Das ist NICHT der Fall. Ich habe bisher jedes einzelne Mal den Eintritt selbst gezahlt, genauso, wie ich das in 99% aller Fälle tue. Warum? Ganz einfach: Ich möchte nicht gekauft werden und lege Wert auf unabhängigen Journalismus.