Das Sabbatical, auch bekannt als Sabbatical-Jahr, ist in aller Munde – heute noch mehr als früher, denn immer mehr Menschen wollen eine Auszeit vom Job und gerne um die Welt reisen. Dabei muss es gar nicht ein ganzes Jahr sein, denn auch mit 3 Monaten Auszeit vom Job kannst du viel erleben und einmal komplett abschalten.
Ich habe schon mehrfach kürzere Sabbaticals genommen und wurde häufig gefragt, wie das funktioniert und wie ich das mit einem Vollzeit-Job gemacht habe.
Stell Dir auf der einen Seite Deine freie Zeit vor. Stell Dir dann vor, Du würdest das Geld, was Du in dieser Zeit verdienen kannst, in Deiner Hand halten. Zeit in der einen, Geld in der anderen Hand. Was ist Dir wichtiger?
Beim klassischen Sabbatical-Jahr, wie das einige kennen, behält der Arbeitgeber einen Teil des Gehaltes, welches er dann im Sabbatical-Jahr auszahlt. Andere wiederum meinen mit dem Begriff Sabbatical, selbständig zu sparen und dann seinen Job zu kündigen, um eine längere Auszeit zu nehmen.
Heute soll es jedoch in meinem Artikel darum gehen, dass ein Sabbatical nicht gleich heißen muss, vorher lange zu sparen, 12 Monate um die Welt zu reisen und eventuell sogar seinen Job zu kündigen. Die häufig viel einfachere und ebenfalls schöne Lösung ist ein „Kurz-Sabbatical“, also eine kürzere Auszeit, zum Beispiel einen Monat oder ein Sabbatical für drei Monate, bei dem Du Deinen Job behältst und nicht kündigen musst. Nachdem ich das im Jahr 2012 das erste Mal gemacht habe, war ich begeistert, wieviel sich dadurch bei mir geändert hat, und habe es immer wieder getan.
Ein Kurz-Sabbatical ist einfacher zu organisieren und hat noch weitere Vorteile. Ich mag zum Beispiel mein Zuhause und verarbeite meine Reisen kopfmäßig dort auch sehr gerne. Eine lange Weltreise wäre vermutlich gar nichts für mich. Und ich muss weder lange sparen noch hinterher auf Jobsuche gehen.
Inhalt des Artikels
Was ist ein Kurz-Sabbatical?
Die Verhandlung mit Deinem Arbeitgeber
Wie lange sollte Dein Sabbatical sein und wieviel kostet sowas?
Krankenversicherung im Sabbatical
Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung
Deine Entscheidung
Für Kurzfristige: Feiertage in 2018 ausnutzen
Was habe ich in meinen Sabbaticals gemacht?
Was ist ein Kurz-Sabbatical?
Die Definition eines Kurz-Sabbaticals ist jedem selber überlassen. Ich zähle alles von vier Wochen bis drei Monaten dazu – zusätzlich zu den ohnehin üblichen sechs Wochen Urlaub natürlich.
Das Sabbatical soll klassischerweise dazu dienen, den Kopf frei zu bekommen, eine Auszeit vom Job zu haben. Das Ziel ist daher, aus dem Alltag auszubrechen. Doch muss es unbedingt eine lange Reise sein? Vielleicht kennen viele von Euch das Gefühl, dass die Todo-Liste immer länger wird und sich die unerledigten Aufgaben im Hinterkopf stapeln. Ich glaube, nichts hindert einen mehr daran, das Leben zu genießen, wenn sich immer mehr „ich muss endlich mal…“ im Kopf ansammeln. Bevor ich also in das Thema einsteige, möchte ich Dir hier kurz raten, Dir genau zu überlegen, wofür Du ein Sabbatical nutzen möchtest. Gerade nicht in „Reisestress“ oder den Druck, alles sehen zu wollen. Das Ziel eines Sabbaticals ist ja genau das Gegenteil.
Vielleicht möchtest Du einfach die Küche endlich streichen und anschließend die Beine baumeln lassen und Dir eine Hütte in Brandenburg mieten. Vielleicht möchtest Du aber auch tatsächlich dringend mal am anderen Ende der Welt Abenteuer erleben und spannende Länder besuchen und hast keine Lust auf eine Riesen-Weltreise, vier Wochen reichen Dir aber auch nicht, weil Du findest, dass Australien oder Neuseeland ja nicht einfach mal so eben zu bereisen sind.
Bei den meisten von uns bedeutet es vermutlich etwas dazwischen: Ruhe und Müßiggang einmal wieder zu erleben, aber auch Reisen in ferne Länder und die Entdeckung von Neuem und letztendlich: wieder ein bisschen mehr bei sich selbst zu sein.
Für all das braucht man meiner Ansicht nach keine Weltreise von 12 Monaten. Ich habe seit 2012 fast jedes Jahr 1-2 Monate „off“, also unbezahlten Urlaub genommen. Das ist für mich die absolut perfekte Balance zwischen meinem Job, den ich mag und behalten möchte, Zuhause bei der Familie sein und gleichzeitig Abenteuer und mich selbst wieder einmal erleben.
Die Verhandlung mit Deinem Arbeitgeber
Dein Arbeitgeber ist nicht dazu verpflichtet, Dir unbezahlten Urlaub zu gewähren. Du bist also ganz klar in der Bittsteller-Position.
Mach Dir außerdem klar, dass Du bei einer Auszeit Deinem Arbeitgeber zeigst, dass Du nicht unersetzlich bist. Im blöden Fall kann das natürlich nach hinten losgehen und er hält Dich für überflüssig, Du solltest also nicht gleich nach 4 Monaten Auszeit fragen. Solltest Du aber ein gutes Verhältnis zu Deinem Chef haben, spricht nichts dagegen, einfach mal nach unbezahltem Urlaub zu fragen.
Es gibt einige Argumente, die Du selbst vorher abwägen und Deinem Arbeitgeber präsentieren kannst:
- In den meisten Bundesländern haben Arbeitnehmer einen Anspruch auf Weiterbildung. Du könntest z.B. sagen, dass das Deine Art von Weiterbildung ist. In Berlin gibt es einen Anspruch von 10 Tagen, das sind immerhin zwei Wochen. Die meisten Arbeitgeber gewähren das nicht gerne und ich würde dieses Argument nicht sofort auf den Tisch legen, als zweiten Step und „härtere“ Verhandlungsgrundlage eignet es sich aber ganz gut. ;) Oder Du lässt im ersten Gespräch bereits einen kleinen Hinweis auf Deinen Anspruch fallen… Um Deinen Anspruch auf Bildungsurlaub herauszufinden, schau auf die Seite des iwwb.
- Je nachdem, was Du in Deinem Sabbatical vorhast, kannst Du argumentieren, dass Du z.B. besser Englisch / Spanisch etc. sprechen oder andere Skills erwerben wirst.
- Du wirst entspannter und zufriedener sein. Achtung, natürlich sollst Du Deinem Chef nicht verdeutlichen, dass Du derzeit unzufrieden bist. Aber dass nach einiger Zeit im Job Abwechslung jedem Geist gut tut – schließlich wollen wir alle uns ja weiterentwickeln – ist sicherlich auch dem letzten Holzkopf klar.
- Komm Deinem Chef entgegen und nimm das erste Sabbatical über Weihnachten. So kann er sich Deine Feiertage einsparen. In den meisten Jobs passiert zudem in der Weihnachtszeit nicht viel. Häufig sind sogar die Tage zwischen den Jahren Pflicht-Urlaubstage (pssst: So sparst Du sogar noch Urlaubstage!). So habe ich es bei meinen ersten drei Sabbaticals gemacht.
Wenn in Deiner Firma im Sommer Flaute ist, leg Dein Sabbatical in den Sommer. Sei offen und signalisiere dem Chef, dass Du natürlich mit ihm zusammen die beste Zeit aussuchen wirst, in der Deine Abwesenheit die wenigsten Probleme bereitet. - Lass Dich runterhandeln: Schlag z.B. zwei Monate vor und lass Dich dann auf einen Monat ein. Stell Dir dann auf der anderen Seite das Geld vor, was Du im anderen Monat verdienen wirst und steck das schonmal in die Reisekasse für das nächste Jahr. Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Wie lange sollte Dein Sabbatical sein und wieviel kostet sowas?
Ob Du lieber erstmal mit einem Monat startest oder gleich ein 3 Monats Sabbatical einlegst, hängt natürlich erstens davon ab, was Du Dir alles vorgenommen hast, zweitens vom Geld, und drittens, wieviele Urlaubstage Du noch von Deinem regulären Urlaub übrig hast. Häufig gehen ja schon für andere Organisationssachen, Kurzreisen und Familienurlaube einige Tage drauf. Und letztendlich musst Du natürlich Deinen Chef überzeugen.
Beim Chef in meiner alten Firma konnte ich nur monatsweise unbezahlten Urlaub nehmen. Zuerst fand ich das blöd, das Gute ist aber, dass die Rechnungen dann einfacher werden. Was Du beachten musst:
- Du wirst pro Monat ein Gehalt weniger haben.
- Du wirst jedoch bei Deiner Steuererklärung Geld wiedererhalten, denn als Arbeitnehmer zahlst Du ja pro Monat die Lohnsteuer, die auf 12 Monate arbeiten berechnet ist. Du zahlst somit zuviel. Wieviel Du genau wiederbekommst, ist schwierig zu sagen, da das von mehreren Faktoren abhängt: Dauer deiner Auszeit, Steuerklasse, und natürlich der Höhe deines Bruttogehalts.
Sinnvoll ist es daher, die Auszeit über das Neujahr zu nehmen, also z.B. Dezember und Januar. Für Dezember bekommst Du dann schon mal recht zügig etwas vom Finanzamt zurück, für den Januar bekommst Du es dann bei Deiner nächsten Steuererklärung. Bonus: Beide Monate haben 31 Tage, nicht 30… Außerdem könnte sich das günstiger auf die Rückzahlungen auswirken. Minus: Du verzichtest auf einige Feiertage. Letzteres ist allerdings ein gutes Argument für den Chef. ;)
Günstiger Reisen
Weil Du nicht so lange gespart hast, hast Du vermutlich nicht gerade Geld in Massen zur Verfügung, außerdem fehlt Dir ja Gehalt. Es bietet sich daher natürlich an, ein wenig auf die Kosten Deines Sabbaticals und Deiner Reisen zu schauen. Dieser Artikel ist nun nicht dazu geeignet, viele Tipps zum günstigen Verreisen zu geben. So pauschal kann man aber sagen:
- Langsames Reisen ist günstiger, weil Du weniger Fahrtkosten hast und z.B. mit Ferienwohnungen meist günstiger fährst als mit Hotels. Hostels sind natürlich meist die günstigste Alternative. Bonus: Es ist entspannter, und das ist vermutlich eines Deiner Ziele, oder? Doppelbonus: Es ist nachhaltiger.
- Ein längeres Sabbatical zahlt sich daher meist aus, wenn man reisen möchte. Zwei Monate reisen sind in der Regel eben nicht doppelt so teuer wie ein Monat.
- Bei einem längeren Sabbatical lohnt sich auch eher die Untervermietung Deiner Wohnung. Bei meinen Zwei-Monats-Auszeiten habe ich das gemacht, bei einem Monat war mir die Suche meist zu anstrengend. Dafür konnten in dieser Zeit Freunde kostenlos rein. Später freue ich mich vielleicht im Gegenzug mal über eine Gratisunterkunft.
- Vergiss nicht, dass Du einige Kosten verhindern kannst, wenn Du weg bist. Bestell z.B. Deine Zeitung für diese Zeit ab (oder spende sie), verkaufe Dein Monatsticket für die Öffentlichen Verkehrsmittel. Auch möglich: Verleihe Dein Auto. Vielleicht gibt es ja einen Bekannten, der in dieser Zeit gerne ein Auto hätte und Dir einen Obolus dafür gibt? Versicherungen zu kündigen macht für diesen kurzen Zeitraum keinen Sinn. Meist wird man hinterher hochgestuft. Über so etwas brauchst Du erst ab einer Auszeit von 6 Monaten nachzudenken.
- Wunderbar Reisen kann man auch in Deutschland. Hier sind zwar manche Unterkünfte teurer, dafür entfallen die Kosten für die Anfahrt.
- Vielleicht musst Du gar nicht viel reisen. Manchmal ist es sogar sinnvoll, einfach mal alle liegengebliebenen Sachen zu erledigen, z.B. den Keller aufzuräumen, in allen Schränken auszumisten oder endlich das Wohnzimmer zu renovieren. Unerledigte Sachen liegen uns häufig belastend im Hinterkopf und belasten den Alltag. Und Aufräumen und reduzieren ordnet den Geist und macht erstaunlich frei.
Urlaubstage beachten
Wirklich Gedanken solltest Du Dir über die Länge und damit zusammenhängend über die Kürzung Deiner Urlaubstage und die Feiertage machen. Gehälter werden ja monatlich ausgezahlt. Nimmst Du also zwei Monate mit 31 Tagen frei, hast Du schon zwei Tage quasi geschenkt bekommen. Beachte außerdem, dass Dein Urlaubsanspruch anteilsmäßig gekürzt wird. Das sieht z.B. folgendermaßen aus:
Wenn Du z.B. 28 Tage Urlaubsanspruch hast, sind es pro Monat Sabbatical 2,3 Urlaubstage weniger. Das wird in der Regel nach Kommastelle entsprechend auf- oder abgerundet, 2,3 Tage sind also zwei Tage weniger Urlaub. Wenn Du zwei Monate Sabbatical machst sind es 4,6 Tage, das sind dann schon 5 Tage weniger.
Es lohnt sich also zu rechnen und die freien Tage in Relation zum Gehalt zu setzen, auf das man verzichtet:
Sabbatical | Rest-Urlaubs-Tage | Freie Tage (Sabbatical + Resturlaubstage) | Anmerkungen |
0 Monate | 28 | 28 | |
1 Monat Dez | 26 | 26 + 31 = 57 | Verzicht auf 2 Feiertage |
2 Monate Jan & Feb | 23 | 23 + 59 = 82 | Verzicht auf 1 Feiertag (Neujahr) |
2 Monate Dez & Jan | 24* | 24 + 62 = 86 | Verzicht auf 3 Feiertage; Urlaubstage werden pro Jahr abgezogen, hier also 2 Mal je 2,3 Tage abgerundet = je 2 Tage pro Jahr weniger. |
3 Monate Nov, Dez, Jan | 21* | 21 + 92 = 113 | Verzicht auf 3 Feiertage; Urlaubstage: im ersten Jahr 5 Tage weniger, im zweiten 2 |
6 Wochen im Jul & Aug | 25* | 25 + 42 = 67 | 3,45 Urlaubstage werden abgezogen, das sollte üblicherweise auf 3 Tage abgerundet werden |
Dem gegenüber stehen 9 bis 11 Gehälter plus Steuerrückzahlung. Beachte natürlich hierbei, dass Du keinesfalls alle Tage am Stück nehmen solltest. Es ist keine gute Idee, direkt am Anfang des Jahres den gesamten Jahresurlaub aufzubrauchen und dann den Rest des Jahres keinen Tag mehr freinehmen zu können.
Die Option des Sabbaticals im Dezember und Januar sieht natürlich erst einmal gut aus. Solltest Du jedoch noch Urlaubstage aus dem Vorjahr haben, ist es eventuell sinnvoller, die Dezember-Feiertage mitzunehmen, zwischen den Jahren Urlaub einzureichen und dann den Januar und Februar freizunehmen. In günstigen Jahren benötigst Du lediglich 3 Urlaubstage, um nochmal vom 24.-31. freizuhaben.
Falls in Deiner Firma im Januar immer der Hund brennt, ist ein Sabbatical während der Sommerferien eventuell einfacher zu verargumentieren. Juli und August haben immerhin je 31 Tage. Der Vorteil: Der Sommer ist hier schön, Du kannst es Dir Zuhause gemütlich machen. Der Nachteil: Reisekosten steigen.
Achtung: So weit ich weiß ist rechtlich nicht genau festgelegt, wie das mit den Monats- versus Wochenzeiten ist. Es kann sein, dass Dein Arbeitgeber statt monatsweise immer wochenweise abrechnet. In dem Fall sieht das natürlich schon anders aus.
TIPP: Auch Dein Arbeitgeber hat keine Lust, sich groß mit Deinen Finanzen oder seinen Verlusten zu beschäftigen. Mach ihm daher ein möglichst einfaches Angebot. Auch hier schlägt das monatsweise genommene Sabbatical die Wochenabrechnung.
Varianten: Urlaubstage für eine 4-Tage-Woche nutzen
Ich habe ja eben schon gesagt, dass es keine gute Idee ist, den gesamten Jahresurlaub auf einmal aufzubrauchen und dann den Rest des Jahres keinen Tag mehr freinehmen zu können. Eine Variante ist, Dir drei Wochen Jahresurlaub „wie normal“ zurückzulegen, damit Du innerhalb des Jahres ein Päuschen machen kannst, und „nur“ Deine Sabbatical-Zeit am Stück zu nehmen.
Eine andere Variante wäre, sich zwei mal einzelne Monate Auszeit zu nehmen und die Urlaubstage für eine 4-Tage-Woche einzusetzen. Der Benefit, das kann ich Dir versprechen, ist enorm!
Ich habe nach meiner ersten Auszeit auf eine 4-Tage-Woche downgeshiftet, wie das so hübsch heißt, und fand den Unterschied zur 5-Tage-Woche unglaublich. Wieviel mehr Zeit ich hatte, und wie viel entspannter ich seitdem bin! Ich verzichte dafür auf Gehalt. Für Dich wäre das eventuell mal die Möglichkeit, mehrere Monate am Stück die 4-Tage-Woche auszuprobieren, ohne dass Du gleich Deinen Arbeitsvertrag ändern lassen musst.
Krankenversicherung im Sabbatical
Für die Absprache mit Deiner Krankenkasse, wie das im Sabbatical mit Deiner Krankenversicherung ist, habe ich aus Erfahrung zwei Gebote für Dich:
- Sprich mit Deiner Krankenkasse – nur googeln bringt nichts.
- Lass Dir alles schriftlich geben. Bei meiner Krankenkasse habe ich nach drei Telefonaten drei verschiedene Auskünfte gehabt.
Achtung, die folgenden Aussagen entsprechen meinem derzeitigen Kenntnisstand, können sich aber von Kasse zu Kasse unterscheiden sowie nach entsprechenden Gesetzen ändern. Daher gelten die oben genannten Gebote!
Wann brauche ich eine andere Krankenversicherung?
In der Regel hast Du bei unbezahltem Urlaub, der kürzer als einen Monat dauert, vollen Versicherungsschutz.
Dein Arbeitsverhältnis ruht in der Zeit des Sabbaticals, die Krankenkasse bleibt aber meist einen Monat lang weiter aktiv. Achtung: Bei manchen Krankenkassen ist das ein Monat, bei anderen exakte vier Wochen!
Wenn Du länger als einen Monat unbezahlten Urlaub hast, musst Du
a) Dich bei Deiner Krankenkasse melden und für diese Zeit den Leistungsanspruch ruhen lassen. WICHTIG: Triff mit Deiner Krankenkasse eine sogenannte Anwartschaft für die Krankenversicherung, die besagt, dass Du bei Deiner Rückkehr in die Krankenkasse den Anspruch zu gleichen Konditionen bekommst. Sonst kann die Krankenkasse natürlich mehr Geld verlangen.
b) Dir einen anderen Krankenversicherungsschutz für diese Zeit besorgen.
Inland versus Auslandskrankenversicherung
Bist Du im Inland, wird die Krankenversicherung im Sabbatical in der Regel ganz schön teuer.
Bist du im Ausland, ist das beknackterweise ziemlich günstig, denn es gibt viele Auslandskrankenversicherungen, die für wenig Geld alles Wesentliche inklusive Rücktransport im Krankheitsfall abdecken. Ich habe jetzt seit 5 Jahren die Hanse-Merkur Jahres-Auslandsversicherung, bei der ich 56 Tage am Stück im Ausland sein kann, mehrfach im Jahr. Damit brauche ich mich um nichts mehr kümmern, sie kostet 17 Euro im Jahr. Und ja, ich finde das auch seltsam, dass die so günstig ist. Sie wurde aber damals wie heute am besten bewertet. Wer mir das Konzept mal erklären kann, wie so etwas so günstig geht, gerne her mit den Begründungen.
Besprich mit Deiner Krankenkasse auch den Fall, wenn Du im Ausland krank wirst und zurücktransportiert wirst. Deine Krankenkasse wird Dich dann hoffentlich trotz ruhendem Arbeitsverhältnis aufnehmen. Das muss aber mit der Kasse besprochen werden. Ich hatte z.B. nach der Rückkehr von meiner 10-wöchigen Reise noch eine Woche bis zum Wiedereintritt in den Job. Für diese Woche war ich in Deutschland unversichert, da meine Krankenkasse mich nicht aufnehmen konnte (da ohne Job) und eine Privatversicherung mich nicht für lediglich eine Woche aufnahm. Wäre ich also krank geworden, hätte mich der Mann nach Polen bringen müssen, wo wiederum meine Auslandskrankenversicherung gegriffen hätte.
Ja, ziemlich bescheuert. Deshalb ist es umso wichtiger, das mit der Kasse zu besprechen.
Fazit:
Wer diese umständliche Organisiererei nicht will, nimmt am besten ein paar Wochen vom bezahlten Urlaub, in denen der inländische Krankenversicherungsschutz besteht, und hängt dann einen Monat unbezahlten Urlaub dran – voilá.
Nicht vergessen: Eine Auslandskrankenversicherung ist natürlich immer erforderlich, sobald Du im Ausland bist. Deine Krankenversicherung wird Dich in den seltensten Fällen im Ausland absichern, auch nicht bei Deinem Malle-Urlaub innerhalb Deiner bezahlten Urlaubstage!
Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung
Ich persönlich habe mich da wenig drum geschert. Natürlich zahlst Du in Deiner arbeitsfreien Zeit nichts in diese Kassen ein und hast daher auch weniger Anspruch. Das heißt, Du musst z.B. bis zur vollen Rente entsprechend länger arbeiten. Oder Du zahlst einfach freiwillig weiter in diese Kassen ein, das geht auch. Melde Dich dazu bei den Versicherungen. Ich habe darauf verzichtet, denn – ganz ehrlich: Wir wissen doch ohnehin nicht, ob oder wieviel Rente wir mal bekommen werden.
Deine Entscheidung
Der beste Rat, den mir mal ein Freund gegeben hat, um mich zu entscheiden, wie lange ich freinehmen soll war:
Stell Dir auf der einen Seite Deine freie Zeit vor. Stell Dir dann vor, Du würdest das Geld, was Du in dieser Zeit verdienen kannst, in Deiner Hand halten. Zeit in der einen, Geld in der anderen Hand. Was ist Dir wichtiger?
Auf diese Weise habe ich mich nicht nur entschieden, einmal im Jahr Kurz-Sabbaticals einzulegen, sondern auch, im Job downzushiften. Freie Zeit ist für mich einfach in Geld kaum aufzuwiegen.
Für Kurzfristige: Feiertage in 2019 ausnutzen
Jetzt habe ich Dir vermutlich den Mund wässrig gemacht. Keine Sorge, Du kannst ja in diesem Jahr erstmal Dein erstes Sabbatical Ende des Jahres vorbereiten und bis dahin Deinen regulären Urlaub und Feiertage genießen, die Feiertage liegen nämlich dieses Jahr auch wieder sehr günstig:
- Ostern ist spät, der Karfreitag fällt auf den 19.04., der Ostermontag auf den 22.04., der Tag der Arbeit, 01. Mai, fällt auf einen Mittwoch. Wenn Du also vom 23.04. bis zum 3.05. frei nimmst, benötigst Du für 17 Tage am Stück Urlaub gerade mal 8 Urlaubstage!
- Himmelfahrt ist wie üblich ein Donnerstag und erst am 30. Mai, Pfingstmontag ist wiederum schon am 10. Juni. Du könntest also auch vom 30.05.-10.05. freimachen, das wären dann 12 Tage Urlaub am Stück mit 6 Urlaubstagen.
- Sowohl Tag der Deutschen Einheit (03.10.) wie der Reformationstag (31.10., nicht in Berlin!) fallen im Jahr 2018 günstigerweise jeweils auf einen Donnerstag – perfekt für schöne verlängerte Herbstwochenenden und Kurztrips.
- Wer (wie ich) eine längere Reise plant, sollte sich den Dezember genauer anschauen, besser kann es nämlich kaum liegen: Der 24. ist wie der 31. ein Dienstag. Bei mir wird dafür jeweils ein halber Urlaubstag berechnet. Wer also vom 23.12.2019-03.01.2020 freinimmt, kann mit 6 Urlaubstagen ganze 17 Tage freimachen!
Was habe ich in meinen Sabbaticals gemacht?
Im ersten Sabbatical bin ich durch ganz Chile von Norden bis Feuerland im Süden gereist, und habe anschließend noch einen Trip in die Antarktis gemacht.
Im zweiten Sabbatical hat es mich nach Südafrika verschlagen.
Das dritte Sabbatical habe ich für einen weiteren großartigen Trip in die Antarktis genutzt.
Das vierte Sabbatical bin ich durch West-Kanada gereist.
Und jetzt: Du!
Seit 15 Jahren ist Inka Redakteurin, Reisebloggerin und Autorin in Berlin und Brandenburg. Sie hat mehrere Reiseführer über die Region geschrieben und veröffentlicht ihre Tipps und Geschichten im Spiegel, Tagesspiegel und verschiedenen Magazinen. Außerdem Möchtegernentdeckerin, Liebhaberin der polaren Gebiete unserer Erde und abschweifend in der Welt. Hier Chefin vom Dienst.