Immer wieder bekomme ich aufgrund meines Artikel Sternenfotografie – 4 simple Tipps Fragen, wie man den Mond fotografieren kann. Dabei bestehen offenbar einige Missverständnisse und die Vorstellung, zum Beispiel ein tolles Mond-Bild vom Blutmond zusammen mit der Elbphilharmonie machen zu können, oder einen hübschen Baum vor dem riesengroßen Mond abbilden zu können – beides knackscharf. Dem ist nicht so, jedenfalls nicht ganz so einfach, denn wenn es einfach wäre, gäbe es wesentlich mehr solcher Mond-Bilder.
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In diesem Artikel erkläre ich heute ein paar grundsätzliche Dinge zur Mondfotografie, was Du dafür benötigst und gebe Dir Tipps für die Kamera-Einstellungen, wenn Du den Mond fotografieren willst. Keine Sorge, besonders schwer wird es nicht, denn ich schmeiße ohnehin nicht gerne mit Fachchinesisch um mich.
Inhalt des Artikels
Fotoausrüstung zum Mond fotografieren
Welches Teleobjektiv ist für die Mondfotografie sinnvoll?
Warum benötige ich ein Stativ, um den Mond zu fotografieren?
In 7 Schritten: Einstellungen an der Kamera zum Mond fotografieren
Eine Mondfinsternis fotografieren
Grundsätzliches zur Mondfotografie
Den Mond und ein weiteres Objekt fokussieren: Exkurs hyperfokale Distanz
Größenverhältnisse verschiedener Objekte mit Mond
tldr;
Fotoausrüstung zum Mond fotografieren
Basics first: Was brauchst Du, um den Mond zu fotografieren?
Mit dem Handy wird das natürlich nicht klappen, denn das hat einen enormen Weitwinkel. Der Mond wird dort nur als kleiner Punkt erscheinen und überbelichtet noch dazu.
Du benötigst daher:
- eine Kamera, bei der Du Blende, Belichtung und ISO einstellen kannst
- ein (möglichst gutes) Teleobjektiv
- ein Stativ
Welches Teleobjektiv ist für die Mondfotografie sinnvoll?
Mit einer 100er Brennweite kannst Du theoretisch versuchen, den Mond zu fotografieren, besonders zufriedenstellend dürfte das Ergebnis jedoch nicht sein. Je mehr Brennweite Du hast, umso besser. Ich habe meine Lieblings-Mondfoto-Reihe mit meinem 200er Canon (siehe Kasten) und meiner Canon EOS 80D aufgenommen.
Über ein 200er würden viele lächeln und ja, die Mega-Aufnahmen kann man damit natürlich nicht machen. Lass Dir aber gesagt sein: Es kommt nicht nur auf die Brennweite an, sondern auch auf die Abbildungsleistung. Ich habe viele Aufnahmen von Leuten gesehen, die mit ihrem 500er Tele protzen, aber letztendlich war die Aufnahme auch nicht besser als mein gecroppter (ausgeschnittener) Mond mit meinem 200er. Hast Du ein gutes 200er, kannst Du also schon sehr hübsche Aufnahmen erreichen.
Nicht vergessen: Bei einem APS-C-Sensor wie bei meiner Canon 80D beträgt die Brennweite durch den Crop-Faktor eigentlich sogar 300 mm – äußerst praktisch. Leute mit Vollformat-Kameras müssen daher etwas tiefer in die Tasche greifen und sollten mindestens ein 300er Tele anschaffen.
Die nichtstabilisierte Version des Canon L 70-200 Teleobjektivs* spart bei der Lichtstärke und bietet „nur“ eine Blende 4, hat aber eine unglaublich tolle Abbildungsleistung, die allerdings bei Dunkelheit etwas abnimmt. Für rund 700 Euro ist es zu haben, an Schnäppchentagen auch schon für 550 Euro. Wenn Du ein günstiges Tele-Allrounder suchst, kann ich Dir dieses sehr ans Herz legen, denn auch zum Mond fotografieren benötigt man keine große Lichtstärke, weil der Mond selbst ja schon so hell ist. Wenn Du mehr Geld investieren kannst, ist die 2,8er-Version grandios (allerdings ist dieses Objektiv auch weit größer und schwerer). Nicht funktioniert hat hingegen für mich das Sigma 50-500, das ich mal besaß: Schreckliche Abbildungsleistung und keine Lichtstärke. Ich kann dieses Objektiv absolut nicht empfehlen. Mit meiner Canon EOS 80D* bin ich super zufrieden. Generell kommt es aber eher auf das Objektiv an und weniger auf die Kamera. Mit der kleineren Canon 800D* bist Du für die Mondfotografie genauso gut ausgerüstet. Damit will ich nicht sagen, dass Du immer ein 1000+ Euro-Equipment haben musst, um den Mond abzulichten. Hier kommt es natürlich ganz auf Deinen Geschmack und Deine Bedürfnisse an. Mein allererstes Mondbild habe ich vor vielen Jahren mit einer billigen Bridgekamera gemacht und war super entzückt. Und auch meine ersten Fotos aus der Antarktis habe ich mit genauso einer günstigen Bridge gemacht, weil mir meine DSLR ins Wasser gefallen war. Also: Eine günstige Kamera ist besser als keine. Willst Du eine kleine Kamera, mit der Du Dich erstmal, auch beim Mond, ausprobieren willst, reicht Dir vielleicht schon eine Panasonic Lumix* für unter 400 Euro. Meine komplette Fotoausrüstung findest Du in einem eigenen Artikel: |
Warum benötige ich ein Stativ, um den Mond zu fotografieren?
Bei Telebrennweiten sollte man möglichst immer mit Stativ arbeiten, auch wenn eher kurz belichtet wird. Die Faustregel besagt, dass man bei 50 mm mit einer 50stel Sekunde, bei 200 mm mit einer 200stel Sekunde belichten kann undsoweiter, ohne zu verwackeln. Das hängt natürlich außerdem vom Stabilisator des Objektivs ab und wie zittrig so die eigenen Hände sind. Also daher: Ja, bitte ein Stativ nutzen.
Nicht vergessen: Beim Arbeiten mit dem Stativ den Stabilisator ausschalten (!) und eine Auslöseverzögerung an der Kamera einstellen, oder einen Fernauslöser nutzen, um Verwackler zu vermeiden.
In 7 Schritten: Einstellungen an der Kamera zum Mond fotografieren
Die größte Schwierigkeit ist wohl, beim Mond fotografieren richtig zu belichten.
Geh ganz einfach so vor: Sieh Dir unten bei den Mond-Bildern ein paar Metadaten an, stell Deine Kamera genauso ein und taste Dich dann vor.
- Auslöseverzögerung oder Spiegel-Vorauslösung einstellen, um Wackler zu vermeiden.
- ISO-Automatik ausstellen.
- Bildstabilisator ausstellen (immer beim Fotografieren mit Stativ).
- Mit RAW fotografieren (optional, aber dann ist hinterher aus den Bildern sehr viel mehr rauszuholen).
- Ersteinstellung: ISO 400, Blende 6,3, 50stel Sekunde.
- Wenn das Bild zu hell ist: Stell die ISO runter, auf 200 oder 100. Mach die Blende etwas zu (Blendenzahl erhöhen), belichte kürzer.
- Wenn das Bild zu dunkel ist: Belichte etwas länger. Schraub dann die ISO hoch.
Es geht darum, eine möglichst gute Vereinbarkeit von ISO, Blende und Belichtung im Mittel zu haben:
- Je höher die ISO, umso heller das Bild, aber umso mehr Bildrauschen.
- Je kleiner die Blende (große Blendenzahl), umso schärfer das Bild, aber auch Beugungsunschärfen bei zu hoher Blendenzahl und zu wenig Lichteinfall auf den Sensor.
- Je länger die Belichtung, umso größer die Gefahr von Unschärfen durch die Bewegung des Mondes.
Belichte lieber zu wenig als zuviel. Ich habe mir angewöhnt, immer ein wenig unterzubelichten. In den dunklen Bereichen sind häufig noch Informationen. Belichtest Du über, ist das Foto nicht mehr zu retten, insbesondere beim Mond, der dann schlicht überstrahlt.
Eine Mondfinsternis fotografieren
Der Blutmond, oder auch die Mondfinsternis, ist übrigens noch einmal eine weitere Herausforderung. Wenn der Mond in den Kernschatten der Erde eingetreten ist, ist er nämlich überhaupt nicht mehr hell, sondern dunkelrot. Da braucht es ordentlich Lichtstärke vom Objektiv.
Tritt der Mond dann aus dem Schatten heraus, besteht der Mond aus einem sehr dunklen (noch im Schatten) und einem sehr hellen Bereich. Diesen Kontrast kann keine Kamera darstellen. Hier hilft nur, stark unterzubelichten und hinterher am Rechner z.B. mit Lightroom aufzuhellen. Für meine erste Mondbild-Reihe mit Blutmond habe ich daher auch mit sehr vielen unterschiedlichen Belichtungen gearbeitet und musste ständig nachjustieren.
Grundwissen Mondfotografie
Zwei Dinge kannst Du Dir für’s Mond fotografieren sofort merken:
- Der Mond ist SEHR HELL. Du benötigst daher keine lange Belichtungszeit wie beim Fotografieren von Sternen. Das bedeutet auch gleichzeitig, dass Dir alles andere im Bild „absaufen“ wird, also sehr unterbelichtet sein wird. Deshalb gibt es so viele Mondfotos vor schwarzem Hintergrund, obwohl der Himmel ja doch häufig eher blau ist, auch Nachts.
- Der Mond ist SEHR WEIT ENTFERNT von der Erde. Das bedeutet, dass er recht klein ist. Und das bedeutet auch, dass es nicht gerade einfach ist, ein weiteres Element auf dem Foto scharf abzubilden, selbst wenn es hell beleuchtet ist.
Fangen wir mit Aussage 2 an:
Den Mond und ein weiteres Objekt fokussieren: Exkurs hyperfokale Distanz
Den Mond selbst zu fokussieren ist nicht das Problem: Er ist so schön hell und hat deutliche Zeichnungen, so dass aktuelle mittelprächtige Kameras kein Problem haben, den Mond auch per Autofokus zu fokussieren. Wenn Du aber ein weiteres Objekt, zum Beispiel einen Baum, fokussieren möchtest, hast Du das Problem, dass Baum und Mond sehr weit voneinander entfernt sind und Du vermutlich recht nah am Baum stehst:
Stellst Du auf den Mond scharf, ist der Baum unscharf. Stellst Du auf den Baum scharf, ist der Mond unscharf.
Was ist also erforderlich, um beide Objekte scharf zu bekommen? Du musst Dich so weit weg vom Baum stellen, dass der Mond, wenn Du den Baum fokussierst, ebenfalls scharf ist. Du benötigst also die hyperfokale Distanz zum Baum.
Was ist die hyperfokale Distanz?
Etwas grob gesagt ist es die Distanz, in der alles hinter dem Fokuspunkt bis ins Unendliche von uns als scharf wahrgenommen wird, also in „akzeptabler Schärfe“ abgebildet wird. Genauer: Fokussieren wir ein Objekt, nimmt die Schärfe üblicherweise vor und hinter dem Objekt ab. Wir kennen ja schon, dass eine höhere Blendenzahl die Schärfentiefe erhöht. Bei kleinerer Blendenzahl, also geöffneter Blende, erscheint der Vorder- und Hintergrund dafür so hübsch unscharf. Möchten wir den Mond und einen Baum davor scharf haben, benötigen wir die Hyperfokale Distanz zum Baum. Und die ist: sehr groß.
Der Sinn ist übrigens, eine möglichst große Blende (kleine Blendenzahl) zu verwenden, weil bei kleiner Blende Abbildungsunschärfen auftreten. Deshalb rechnen normale Hyperfokaldistanz-Rechner auch immer die Blende aus. Wir hingegen wollen ja wissen, wie weit entfernt vom Baum wir stehen müssen. Es gibt viele Rechner dafür, allerdings können die immer nur einen ungefähren Wert angeben, denn die Hyperfokaldistanz hängt von Blende, Brennweite und auch vom Cropfaktor der Kamera ab. Grob gesagt: Bei meiner Kamera mit meinem 200 Tele spucken die Rechner irgendwas mit 300 Metern aus, aber ich wage zu bezweifeln, dass das reichen würde. Schließlich kommt es uns ja darauf an, den Mond nicht „irgendwie noch scharf“ abzubilden, sondern ein geniales Mondfoto mit Vordergrund zu machen.
Mehr über die Hyperfokale Distanz kannst Du bei ivent lesen.
Merke: Wähle einen Standpunkt so weit weg wie möglich vom näheren Objekt um beides, Mond und Objekt, scharf zu stellen. In der Regel nimmt man einen unscharfen Baum in Kauf, um beide Objekte abzulichten.
Größenverhältnisse verschiedener Objekte mit Mond
Da der Mond weit weg ist und damit im Vergleich zum Objekt (Baum) sehr klein erscheint, benötigen wir ein Teleobjektiv, um beide Objekte „näher heranzuholen“. Und wie wir gelernt haben, ist das ja ohnehin die einzige Möglichkeit, beide Objekte scharf abzulichten.
Als ich neulich im Ruhrgebiet war und das berühmte Tiger & Turtle nachts ablichtete, war der Mond natürlich nur ein Fliegenschiss auf meinem Foto.
Mit einem Teleobjektiv können wir beide Objekte näher heranholen.
Wenn ich zwei Objekte im Foto mit langer Brennweite heranhole, erscheinen beide größer und in Relation zueinander dichter. Wenn wir also möglichst weit weg stehen von beiden Objekten und diese heranzoomen, erscheint der Mond in Relation sehr viel größer. Die Schwierigkeit dabei ist, auf der richtigen Höhe zu stehen, um Mond und Objekt zusammen auf dem Foto zu positionieren.
Hier habe ich deshalb auf die Vordergrundschärfe verzichtet.
Das Foto habe ich mit meiner kleinen Olympus E-M10 und dem Billig-Objektiv 40-150mm aufgenommen (ja, es ist tatsächlich eher billig). Ich stand relativ nah am Baum, daher sind die Blätter unscharf. Den Mond konnte ich damit sogar tagsüber scharf stellen. Es ist kein supertolles Foto, aber ganz hübsch.
Ich würde Euch auch glatt zur Olympus* raten (seit ein paar Jahren meine Zweitkamera, mit der ich z.B. sehr gerne Sterne fotografiere), aber ich kann das günstige 40-150mm nicht empfehlen, weil die Abbildungsleistung wirklich schlecht ist. Olympus hat mittlerweile einige ziemlich tolle Pro-Objektive herausgebracht, z.B. das Olympus M.Zuiko Digital Pro 12-100mm f4*. Das ist allerdings mit über 1000 Euro happig teuer und eben auch „nur“ 100mm, was zwar durch den Crop-Faktor mehr ist (Olympus hat einen Micro Four Third Sensor), aber eben doch nicht so viel und für Mondfotografie nur so mäßig geeignet. |
Beim Tiger & Turtle wäre ein spannendes Mondbild übrigens leichter, weil das Kunstwerk auf einem Berg steht und dann auch noch beleuchtet ist. Die Achse zum Mond stimmt also, ich kann mich sehr weit entfernt positionieren und mit einem guten Tele beide Objekte heranzoomen. Wenn ich die Elbphilharmonie auf dem Foto haben möchte, wird es schon schwieriger. Es gibt aber tatsächlich einen Standpunkt, von dem das möglich ist:
Merke: Es bedarf schon einiger Vorbereitung und optimalerweise einigen Apps, um vorauszuberechnen, wo der Mond zu meinem Objekt steht und wo mein optimaler Standpunkt ist.
Merke: Willst Du den Mond mit einem weiteren Objekt scharf ablichten, benötigst Du sehr viel Brennweite. Ein 200er Tele reicht da bei weitem nicht aus.
tldr;
Wenn wir neben dem Mond noch ein weiteres Objekt im Bild positionieren wollen, das dann auch noch scharf sein soll, müssen wir auf zwei Dinge achten:
- Wir müssen uns möglichst weit weg vom näheren Objekt positionieren, um alle Objekte und den Mond scharf stellen zu können.
- Wir müssen uns so positionieren, dass Objekt und und Mond auf einer Achse liegen, damit wir sie mit einem Teleobjektiv heranzoomen können und zusammen auf das Bild bekommen.
Oder auch: Vergiss es erst einmal und übe lieber, den Mond zu fotografieren, ganz ohne weiteres Objekt. Das ist aufregend genug. Und ansonsten sehen manche Objekte auch schön aus, wenn sie unscharf sind.
Anschauungsobjekt: Todesstern auf Teufelsberg
Ein kleiner Test: Was glaubst Du, wie klein der Mond tatsächlich war im Vergleich zur alten Radarstation auf dem Teufelsberg in Berlin (ich stehe hier auf dem Drachenberg)? (Ja, Überraschung, das Foto ist geshoppt. ;)
…
Na?
…
…
Bitte raten!
…
Genau so: winzig!
Mond Bilder – eine Auswahl mit Metadaten
Und jetzt: Raus mit Euch, worauf wartet Ihr noch?