Berlin Chausseestr. Mehr Infos zum Wandgemälde hier.
So ein freier Tag in Berlin überfordert ja gerne mal: Die tolle Ausstellung im Martin-Gropius-Bau? Zum Tag der offenen Moschee? Mit Freunden brunchen?
Mein Favorit: Durch Berlin tingeln, was in letzter Zeit viel zu kurz gekommen ist.
Durch Berlin tingeln
Ich fahre also nach Mitte und knipse ein bisschen rum. Das eigentliche Ziel, die Hinterhöfe der Chausseestr. 36, sind leider dermaßen verrammelt, dass ich da nicht reinkomme. Mist. Jemand einen Tipp für mich? Dafür gibt es immerhin andere Motive.
Gegenüber dieser tollen Perspektiven ist das neue oder besser vermutlich niemals fertig werdende BND-Gebäude.
Fotos gemacht, Kamerateam gekommen, mir gesagt, darf man nicht.
Ich: „Ey, dit is Berlin, wa!“
Trotzdem Fotos von der Artikel-Liste gestrichen. Achscheiße, immer dieses blöde deutsche Gehorsamkeitsdenken.
Zwischendurch feststellen, dass mit plötzlichen Todesfällen nicht nur die Nahestehenden nicht zurecht kommen.
Weil das Wetter unglaublich toll ist, spontan zum Fehrbelliner Platz fahren.
Da ist heute Trödelmarkt – noch einer der netten Sorte ohne Großhändler.
Am 13. Oktober ist da übrigens „Nachttrödel“: Vom Nachmittag bis Spätabend.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel über den Winterfeldplatz und durch die Motzstraße bummeln und noch mehr Trödel und hübsche Läden sehen, z.B. den vollgestopftesten Laden Berlins (bestimmt).
Anschließend bei Leonard gemütlich machen, der im Laden BerlinGuitars sein 10-Jähriges Bestehen feiert.
Und weil Leonard die Berliner Musikszene gerne bei sich versammelt und übrigens ganz ganz feine Konzerte mitten zwischen all seinen Gitarren veranstaltet, sind viele Freunde vorbeigekommen, die mal die Gitarre in die Hand nehmen und ein bisschen Jammen.
Dabei ist auch Alice aus Südafrika mit ihren unglaublich coolen Freunden, die so viel Laune in die Bude bringen, dass ich gerne ganz spontan ein Wohnzimmerkonzert organisiert hätte, ein bisschen wie früher, leider ist die Zeit vor der BigTour wohl zu knapp. Vielleicht klappt es ja mit einem Ich-bin-wieder-da-Wohnzimmerkonzert.
Irgendwie so lange hängen bleiben, bis das Wetter oll und grau ist wie angekündigt. Also flugs nach Hause und das leckere schon vorbereitete Essen machen und naschen: Kartoffel-Zwiebel-Tarte (nach diesem Rezept) und Mangojoghurt.
Zum Abschluss des Tages den Film „Operation Walküre“ schauen, der mit dem Hitler-Eid an fängt.
Da muss ich an die Geschichte meines Großvaters denken, die er mir erzählte, als ich 12 Jahre alt war, und die damals prägender war als alles andere, was ich in Geschichtsbüchern über das Dritte Reich gelesen hatte:
Er hatte sich jahrelang um den Eid gedrückt, auf das Ende des Krieges gehofft und dass er den Eid „auf diesen Barbaren“ nie würde schwören müssen. Wenige Tage vor Kriegsende jedoch musste seine Kompanie Aufstellung nehmen und er und einige andere wurden nach vorne gerufen. Ich erinnere mich daran, wie mein Großvater erzählte:
„Ich wusste, wenn ich jetzt den Eid nicht ablegen würde, würden sie mich sofort standrechtlich erschießen. Also dachte ich an meine Frau und meine Kinder und versuchte, nichts im Herzen zu spüren, während ich die Worte sagte. Aber ich habe diesen Moment niemals vergessen können.“
Anschließend sagte er mir den Eid Wort für Wort auf, den er 41 Jahre lang nicht vergessen konnte. Bis heute habe ich geglaubt, dass er beim Eid ein bisschen selbstgedichtet hätte, um mich zu überzeugen, wie nah ihm das gegangen war. Doch er stimmte. Wort für Wort.
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