Die Idee, in den Sommerferien in Brandenburg ein Hausboot zu mieten kam uns durch ein Wochenende auf dem Natur Floß. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen und wir haben jedes Jahr in den Sommerferien oder im Herbst ein Hausboot gemietet und ich kann Euch versprechen: Trotzdem ich viel in der Welt war, ist das einer der schönsten Urlaube, die ich mir vorstellen kann. Da ich immer sehr viele Fragen dazu bekomme, habe ich einmal die wichtigsten Punkte in diesem Artikel zusammengefasst: Wie geht das eigentlich, so ein Hausboot-Urlaub?
Inhalt des Artikels
1. Urlaub auf dem Hausboot
2. Wie ist die Ausstattung auf einem Hausboot / BunBo?
Der Platz
Die Steuerung
Das Klo
Die Ausstattung
3. Wo kann man denn ein Hausboot mieten?
4. Was kostet so ein Hausboot?
5. Empfehlungen und Tipps für einen Hausboot-Urlaub
1. Urlaub auf dem Hausboot
Der kleine Floßurlaub war unglaublich entspannend und auch den Kids hatte es gefallen, also war war uns schnell klar, dass wir so einen Hausboot-Urlaub auch mal länger in den Sommerferien machen wollten. Allerdings wollten wir für eine ganze Woche lieber ein größeres Hausboot fahren.
Da wir patchworkmäßig allerlei Netzwerken müssen, stand der mögliche Termin erst im Frühjahr fest und ich kann Euch sagen, dass wir gerade noch eines der letzten Hausboote ergattert haben. Hausboot-Urlaub ist mittlerweile so beliebt, dass man unbedingt schon im Vorjahr buchen sollte.
Wir sind also von Plaue nahe Potsdam die Havel mit einem Bungalowboot – kurz „BunBo“ – heruntergeschippert und haben uns mitten in der großartigen Natur Brandenburgs entspannt.
In diesem Artikel beantworte ich die vielen Fragen, die mich zu unserem Hausboot erreicht haben. Ihr findet hier also neben meiner Schwärmerei auch noch meine Erfahrungen, Ratschläge und Tipps für einen Hausboot Urlaub mit der Familie, ein Trip, den ich wirklich wärmstens empfehlen kann.
Tipp: Wenn Ihr Euch das mal in Bildern und Videos genauer vorstellen wollt, könnt Ihr in meine Instagram-Highlights schauen. In der „HausbootRoomtour“ zeige ich Euch das BunBo, die Einrichtung und erkläre viele Funktionen.
Ich überlege mir derweil, ob ich nicht in so ein Hausboot für meine Rente investieren sollte, so begehrt, wie die Dinger sind… (ja, man kann ein BunBo tatsächlich auch kaufen und über BunBo selbst vermieten…).
Lesetipp!
Im Artikel Einfach Brandenburg: 111+ Ausflugsziele und Tipps für den Kurzurlaub habe ich alle (na gut, fast alle) meiner Lieblingstipps für Brandenburg aufgeschrieben. Hier findest Du garantiert Inspiration.
Anmerkung in eigener Sache: Dieser Artikel ist weder gesponsert noch sonst irgendwie finanziert, wir bezahlen unsere Trips selbst. Da so ein Hausboot eine Stange Geld kostet, haben wir damals ziemlich lange die verschiedenen Anbieter verglichen und uns letztendlich für das sehr beliebte BunBo entschieden. Ein Vergleich lohnt sich allerdings, da die Bunbos leider zur Saison 2022 sehr viel teurer geworden sind, so dass auch wir uns überlegen, ob wir so viel Geld in diesen Urlaub investieren oder nicht doch künftig eine etwas weniger luxuriöse Variante nutzen. |
2. Wie ist die Ausstattung auf einem Hausboot / Bunbo?
Der Platz
Mittlerweile waren wir mit verschiedenen Hausbooten unterwegs und finden immer noch das Bunbo am Schönsten. Leider ist es auch die teuerste Variante.
Das Natur Floß war klasse, ich persönlich würde es immer wieder buchen. Aber für mehr als drei Tage würde ich sowas dringend nur zu zweit empfehlen, zu viert ist schon eng und für mehr Leute ist das wirklich gar nicht geeignet. Der Vorteil allerdings: Es hat ein Klo. Das ist durchaus nicht bei jedem Hausboot der Fall, die Havelflöße zum Beispiel haben kein Klo und eignen sich daher eher nur als Kurztrip, sind wohl aber leider mittlerweile nur noch zur Ferienwohnung buchbar.
Die günstigere Variante ist das einfache aber sehr charmante Natur-Floß: Wie Huckleberry Finn: Mit dem Floß durch Brandenburg. Traumhaft und in der Ausstattung im Mittelmaß zwischen Natur-Floß und Bunbo ist das Havelfloß: Glücklichmacher Langsamkeit: Auf dem Hausboot die Havel entlang |
Andere Flöße (z.B. die Huckleberry Flöße) und Hausboote (z.B. Hausboote Plauersee) sind ein wenig größer als das Natur Floß und günstiger als das BunBo. Aber wenn man eine Woche lang zu fünft unterwegs ist und es vielleicht auch mal regnet, ist es gut, wenn man es sich drinnen gemütlich machen kann. Beim BunBo war unsere Ausführung die größte (das BunBo 1160; 1160 steht für 11 Meter, 60 Zentimeter, ein echter Brocken also), aber es gibt auch kleinere.
Ebenfalls gibt es natürlich diese „richtigen“ Boote, die als Hausboote deklariert werden (z.B. LeBoat), wir wollten aber unbedingt den Charme der hölzernen Boote haben, also das, was man gemeinhin auch unter Hausboot versteht. Man ist zudem dem Wasser näher als in einem richtigen Boot – ja genau, das „Füße-im-Wasser-baumeln-lassen“ wie oben im Titelbild gehört für mich dazu.
Im Endeffekt fühlt sich das Bunbo an wie ein kleines Ferienhaus mit Miniküche, Badezimmer, ein bis zwei Schlafzimmern, Tisch & Stühle sowie Schlafcouch. Unser Ferienhaus in Island war (nicht nur gefühlt) kleiner.
Der Platz draußen ist bei den verschiedenen Anbietern nicht überall gleich, wie man vielleicht annehmen sollte. Manche Hausboote haben z.B. hinten mehr Platz. Beim Bunbo kann man dort zwar theoretisch auch gerade so sitzen aber bequem ist es nicht und auch gefährlich, denn es ist nichts abgesperrt und wegen des Motors sollte man bei Fahrt auf gar keinen Fall ins Wasser fallen. Ich war dann auch froh, dass die Kids diesen Platz nicht genutzt haben. Im Grunde ist der Platz hinten nur dazu da, sich den Motor anschauen und den Anker runterlassen zu können.
Eine Terrasse vorne gibt es bei allen Anbietern, klar. Die ist beim BunBo zum größten Teil überdacht. Bei südlicher, westlicher oder östlicher Fahrt bekommt man immer noch etwas Sonne ab, die Überdachung hätte nach meinem Geschmack etwas kleiner sein können, sich Sonnen ist manchmal während der Fahrt nach Norden etwas schwierig.
Der Vollständigkeit halber: Nein, auf das Dach darf man beim Bunbo nicht rauf, wohl einmal wegen der Solaranlage und weil die Schwerpunktverlagerung im ungünstigsten Fall angeblich ein Umkippen begünstigen könnte, was ich aber kaum glauben mag. Ein Hausboot mit Dachnutzung wäre absolut toll, bei einigen Anbietern ist das erlaubt, manche haben sogar ein ganzes Sonnendeck.
Mehr Urlaubsideen und Mikroabenteuer für Berlin und Brandenburg findet Ihr übrigens in meinem Buch 52 Eskapaden in und um Berlin. |
Die Steuerung bei einem Hausboot
Wichtiges Thema! Es gibt Hausboote und Flöße, da steuert man nur draußen ohne Überdachung (z.B. das Natur Floß). Das ist zwar total schön, aber wenn die Sonne knallt oder es regnet ist das nur so mittelprächtig. Es gibt andere Hausboote, da steuert man nur drinnen. Das finde ich ziemlich bescheuert, man will doch die Natur genießen und nicht den ganzen Tag drinnen hocken.
Es gibt Hausboote mit Steuerung draußen und drinnen, die kamen aber wegen anderen Argumenten nicht in Frage. Das BunBo wird draußen gesteuert aber unter der Überdachung und ggf. kann man sogar noch eine Plane seitlich zumachen, bei Regen also kein Problem. Größere BunBos haben sogar die Möglichkeit, vorne eine Plane zuzuziehen, was wir sogar einmal bei einem prasselnden Herbstregen genutzt haben, sonst aber noch nie.
Die Steuerung außen ist praktisch und wurde sehr gut überlegt. Sie ist zusammen mit dem Platz das wichtigste Argument für das BunBo.
Das Klo
Ja, das wird hier extra erwähnt, weil es für den Mann absolutes Kriterium ist, nicht eine Woche lang in einen Sägemehl-Eimer zu machen, wie es z.B. beim Natur Floß der Fall ist. Ich vermute, das geht den Meisten so. Ich persönlich hätte den Eimer vorgezogen, denn die üblichen Marine-Klos sind nicht so mein Fall, weil hier gerne auch mal die Dichtungen nachgeben auch das Abpumpen dann schwierig ist. Das ist uns nun bereits zweimal passiert und ist einigermaßen erniedrigend, wenn man in der eigenen Hinterlassenschaft herumwühlen und stampfen muss, um das Zeug abzupumpen.
Die Ausstattung
Mit Kids und Teenagern mit verschiedenen Bedürfnissen und Essen kochen für Fünf und Spieleabendbeschäftigung ist uns neben einem kleinen Innen-Aufenthaltsraum ein Bad und ein Herd wichtig.
Das Badezimmer ist beim Bunbo, bis auf das bereits erwähnte Klo, sehr gut, auch duschen ist problemlos möglich. Natürlich gilt es allerdings, etwas Wasser zu sparen, sonst muss man ggf. nachtanken. Am Besten also einfach schwimmen gehen und hinterher ein bisschen Wasser drüber laufen lassen, der Huckleberry-Look ist ja nach ein paar Tagen eh ein Muss.
Die Küche ist eine Zeile im Wohnzimmer inklusive (sehr kleinem) Kühlschrank, winzigem Eisfach, zwei Gasplatten und inklusive Geschirr, alles extrem gut gepflegt. Sehr ähnlich sah es bisher auch bei anderen Anbietern aus. Essen für fünf Leute für eine ganze Woche unterzubringen ist allerdings eine Herausforderung. Mein Tipp: Zwei flache, ca. 10 cm hohe Kartons oder Kisten mitnehmen, die passen nämlich manchmal perfekt unter die Küchenzeile. In den Zimmern ist allerdings wiederum so viel Platz, dass wir auch da Sachen lagern.
Mir fehlen außerdem meistens Haken, um alle möglichen Dinge einfach an der Wand aufzuhängen, selbst für die Geschirrtücher fehlen diese. Also am besten ein paar Haken mitbringen und kreativ unterbringen.
Strom gibt es ebenfalls, gespeist durch den Motor und die kleine Solarzelle auf dem Dach. Das reicht sogar, um mehrere Handys und Laptops nacheinander tagsüber aufzuladen und dennoch Abends das Licht einzuschalten. Dennoch: Auch hier ist Stromsparen angesagt.
Für die kühlere Jahreszeit gibt es auf den BunBos entweder Gasöfen oder auch welche mit Kaminofen. Der Herbst ist übrigens mein absoluter Tipp als beste Jahreszeit für einen Hausboot-Urlaub!
Seit einigen Jahren sind wir beim Hausboot Mieten auf die Nebensaison ausgewichen und haben festgestellt: Der Herbst ist die viel bessere Zeit zum Hausboot fahren. 7 Gründe, warum Hausbootfahren im Herbst besser ist als im Sommer |
Die schlichte Holz-Innenreinrichtung ist wirklich sehr hübsch, und ja, das macht für mich einen großen Unterschied zu einer hässlichen Einrichtung, die ich eine Woche lang ertragen muss und ist ebenfalls auf der Plus-Seite des BunBos gelandet.
Genial natürlich: Die Hängematte, die man draußen vorne aufhängen kann. Wie toll ist das denn!
Draußen gibt es eine Feuer-/Grillschale, Holz wird mitgeliefert, kostet aber ein paar Euro extra und ist meiner Ansicht nach auch nicht zu empfehlen, weil es häufig nicht abgelagert ist und wirklich schlimm qualmt, weshalb wir mit Grillkohle grillen. Also besser Grillkohle und Anzünder mitnehmen.
3. Wo kann man ein Hausboot mieten?
Hausboote und Flöße gibt es überall von mittlerweile vielen, vielen Anbietern und überall dort, wo es Seengebiete gibt. Das BunBo hat mehrere Stationen sowohl in Brandenburg wie Mecklenburg-Vorpommern. Wir waren nun in allen Revieren unterwegs und ich muss unbedingt einen ausführlichen Artikel darüber schreiben. Hier in Kürze nur zwei Reviere:
Plaue (nahe Brandenburg an der Havel)
- Von Plaue aus kann man entweder Richtung Norden die Havel entlang fahren, dabei den Havelsee passieren, an Rathenow vorbei bis zum Seeblick. Das haben wir gemacht. Achtung: Auf den Gülper See, der weiter im Norden liegt, darf man NICHT fahren, da ist Naturschutzgebiet.
Vorteil: Es ist ruhig und nur wenig befahren. Das hat uns an der Strecke gereizt und ist auch wirklich schön.
Nachteil: In Premnitz und Rathenow muss man schleusen. Einkaufsmöglichkeiten sind begrenzt und so etwas wie einen Anleger an einem Caféhaus oder Restaurant gibt es dort eher nicht. Ab und an ist die nahgelegene Bundesstraße zu hören. - Zweite Möglichkeit ist, auf dem Plauer See zu bleiben, der in den Breitling See und Möserschen See im Süden übergeht. Dieses Seengebiet ist so groß, dass einem garantiert auch in einer Woche nicht langweilig wird.
Vorteil: Keine Schleusen und es ist relativ leicht, irgendwo einzukehren oder einkaufen zu gehen.
Nachteil: Es ist voller und nicht so einsam. - Dritte Möglichkeit: Nach Brandenburg an der Havel, durch die Stadt hindurch und auf die alte Havel.
Durch das schöne Wasserstädtchen Brandenburg zu fahren ist für mich immer ein Highlight und die alte Havel ist wunderschön. Aber Achtung, auch hier muss geschleust werden.
Fürstenberg (Uckermark, nördlich von Berlin)
- Richtung Westen zum Röblinsee, Ziernsee, Ellenbogensee: Diese Gegend haben wir mit dem Natur Floß erkundet. Im Gegensatz zur Gegend um Plaue wirkt die Natur hier viel wilder, weil weniger Felder und mehr Wälder um die Wasserstrecke existieren. Mir hat sie persönlich besser gefallen.
Vorteil: Wilde Natur, ziemlich ruhig, dennoch gibt es verschiedene Anlege- und Einkehrmöglichkeiten.
Nachteil: Es gibt mehrere Schleusen auf der Strecke. - Richtung Osten zum Baalensee, Schwedtsee, Stolpsee: Sind wir nicht gefahren, soll aber von der Landschaft (wild) und den Gegebenheiten sehr ähnlich sein, außerdem wollte ich unbedingt mal nach Himmelpfort. Bisher ist das meine favorisierte Wahl für das kommende Jahr.
4. Was kostet so ein Hausboot?
In Kürze: So ein BunBo kostet zwischen 80-100.000 Euro. Haha, ja, ehrlich. Aber ich nehme an, Ihr wollt die Miete wissen, oder? Bisher war man mit rund 150 Euro pro Tag bei einer 7-Tage-Reise dabei. Leider steigen nun die Preise sehr extrem, statt z.B. 390 Euro für eine Kurzwoche (4 Tage) werden es künftig 550 Euro sein. Entsprechend steigen auch die Sommer- und Wochenpreise um ca. 25 – 30%. Genaue Preisangaben sind daher etwas schwierig, beim BunBo variieren diese zusätzlich je nach Größe, Ausstattung (es gibt z.B. auch barrierefreie BunBos!), Standort und Saison.
Mein Tipp ist daher: Überlegt Euch gut, welche Größe Ihr benötigt und ob Ihr nicht die Nebensaison nutzen wollt. Und vergleicht die Anbieter, es gibt inzwischen auch diverse Kleinstanbieter, die wesentlich günstiger sind, allerdings weiß man da natürlich nicht genau, was man bekommt.
Zusatzkosten (7 Tage)
- Beiboot, optional: 7 Euro pro Tag = 49 Euro
- Holz nach Verbrauch: 10 Euro pro Sack = 10 Euro
- Charterschein(e): nur Pflicht, wenn kein Sportbootführerschein (Binnen) vorhanden, je 40 Euro = 40 Euro
- Zusatzversicherung, optional: Selbstkostenbeteiligung auf 250 Euro minimieren = 20 Euro
- Benzin: berechnet mit einem aktuellen Kurs. Wir verbrauchen auf rund 100 Kilometer ca. 40 Liter, allerdings fährt der Mann auch sehr sparsam (= langsam). Wer hier den Motor ausreizt, verbraucht natürlich sehr schnell sehr viel mehr.
- Wasser: Die Tanks (Frischwasser- und Abwassertanks) umfassen je 300-400 Liter. Das sollte für eine Woche ausreichen, allerdings sind natürlich keine täglichen Duschorgien möglich. Sollte der Abwassertank doch einmal voll sein, ist natürlich ein Abpumpen und Auftanken im Hafen erforderlich, was zusätzlich Geld kostet. Das Wasser sollte nicht als Trinkwasser verwendet werden.
- Endreinigung & Gas sind inklusive.
Noch eine Anmerkung: Jemand hat mir mal erzählt, dass der Anbieter hinterher auf einmal mehrere hundert Euro für das Entleeren des Abwassertanks verlangt hat. Das ist absolut unseriös und üblicherweise mit eingepreist. Schaut Euch da bitte vorher den Vertrag genau an, wir hatten mit sowas aber bei allen Anbietern bisher keine Probleme.
Preisbeispiel
Die Zusatzkosten beliefen sich bei uns in einer Woche auf rund 200 Euro, damit kostet eine Woche mit dem größten BunBo (1160) in der Hauptsaison relativ genau 1400 Euro, also 200 Euro pro Tag. Das wäre bei einem Pärchenurlaub natürlich etwas viel, für einen Familienurlaub zu fünft, bei dem sämtliche Anreisekosten entfallen allerdings ziemlich günstig. Bei einem kleineren BunBo mit einem Schlafzimmer kann man etwa 200 Euro gesamt weniger rechnen, in der Nebensaison ebenfalls weniger.
Im Herbst haben wir in der letzten Saison ein kleineres BunBo für 750 Euro für eine ganze Woche bekommen und dann insgesamt lediglich 900 Euro bezahlt. Es lohnt sich also sehr, auch mal die Nebensaison in Betracht zu ziehen.
Anmerkung: Eigentlich sind es sogar nur sechs Tage, da man am ersten Tag den Charterschein machen muss und das leider in der Hauptsaison ewig dauert, man kommt also manchmal erst am Spätnachmittag los. Die Abgabe erfolgt dann spätestens um 10 Uhr (wer später kommt, muss zahlen). Das sollte man bei der Buchung mit berücksichtigen.
Auch eine Möglichkeit: Die „Kurzwoche“
Die „Kurzwoche“ dauert beim BunBo von Montag bis Freitag und ist, soweit ich weiß, nicht in der Hauptsaison buchbar. Diese kostet fast nur die Hälfte (da kürzer UND Nebensaison) und hat mit ziemlicher Sicherheit den Vorteil, dass die Einweisungen nicht ganz so lange dauern, da weniger Leute unterwegs sind. Mit Glück seid Ihr also nicht erst am Abend abfahrbereit sondern schon am Nachmittag und bekommt somit „gefühlt“ einen Tag dazu. Kurzwochen gibt es für drei Tage (inklusive An- und Abfahrtstag, also sehr kurz) oder vier Tage (perfekt zum Reinschnuppern).
5. Meine Empfehlungen und Tipps für einen Hausboot Urlaub
Der Charterschein wird zentral mit allen Anwärtern auf einem BunBo gemacht, vorher erfolgt die Theorie. Wenn Ihr nicht total geizen müsst bzw. nur zu zweit seid, würde ich dringend empfehlen, dass beide den Charterschein machen.
Uuuuunbedingt ein Beiboot mieten, wenn man selbst keines hat! So kann man auch ohne Hafen mal „anlanden“ und die Gegend erkunden. Zudem ist das Beiboot der größte Spaß für die Kids. Außerdem würde man sonst so tolle Orte wie Kirchmöser verpassen, eine alte Eisenbahnersiedlung, die ich unbedingt empfehlen möchte. Die pittoresken Häuser sehen aus wie eine Filmkulisse.
Bei Ankunft an der Leihstelle (im Sommer um 14 Uhr) früh da sein und ggf. sofort eine Nummer holen. Dann ist man umso früher dran beim BunBo-Check und kann anschließend bis zum Charterschein in Ruhe was Essen (Essen bereithalten!). Wir haben das beim ersten Mal leider nicht gemacht und mussten wirklich mehrere Stunden warten. Mit Kids daher unbedingt was zu Essen mitnehmen. Am Abgabetag am Besten spätestens um 9 Uhr da sein und falls erforderlich eine Nummer holen, dann geht es mit dem Auschecken schneller.
Schleusen will ein wenig gelernt sein. Sagen wir so: Was beim kleinen Natur Floß kein Problem ist, ist beim knapp 12 Meter langen BunBo schon eine andere Nummer. Definitiv sollte man sich beim Schleusenwärter als Anfänger outen, damit der einem hilft. Bei uns hat einmal ein Kommunikationsproblem (hüstl) dafür gesorgt, dass das „Hinterteil“ des BunBos sich fast losgerissen hätte, blöderweise hat uns der Schleusenwärter wohl für Pros gehalten und uns in der Schleuse ganz nach vorne geschickt – definitiv keine gute Idee, weil die Wasserkraft vorne immens sein kann. Also immer schön hinten anstellen. Alles weitere lernt Ihr beim Charterschein.
Ankern darf man überall, außer natürlich in der Fahrrinne, ausgeschilderten Gebieten, Privatgrundstücken oder im Schilf bzw. im Uferbereich, der meist sensibel ist und wo viele Vögel brüten. Beim Bunbo gibt es diese super einfach zu bedienenden Pfahlanker, die allerdings nur bis zu einer bestimmten Tiefe funktionieren. Diese müsst Ihr ausloten, das ist grundsätzlich nicht so schwierig.
Die Karten, die Ihr vor Ort bekommt, reichen absolut aus. Mittlerweile bekommt man auch tolle Wasserkarten per App. Immer gut zuhören bei der Einweisung, wo sich aktuell Sandbänke gebildet haben und wo Ihr besser Stellen umfahren müsst. Wenn Ihr Euch festgefahren habt und der Anbieter helfen muss, kostet das natürlich einiges.
So ein Hausboot zu steuern ist nicht schwer. Grundsätzlich braucht man vermutlich ein bisschen Fingerspitzengefühl, wann das BunBo auf die Steuerung reagiert oder wie der Motor abgeht, das ist aber fix gelernt. Und Ihr könnt sogar etwas vorlernen, bei den BunBos gibt es auf der Webseite viele kleine Filme, die sehr anschaulich erklären, wie etwas funktioniert. Einfach und genial.
Die Geschwindigkeit beträgt ca. 7-8 km/h, wir fahren im Schnitt nur 5-6 km/h, weil das absolut ausreicht und viel weniger Benzin verbraucht. Übrigens: Mittlerweile gibt es auch E-Boote mit Solarstromantrieb.
Es ist normal, dass man ab und an in Schlingpflanzen gerät und die vom Motor wieder abfummeln muss. Wir haben extra ausprobiert, ob ich als zartes Wesen den Motor hochgehievt bekomme, um das Ding zu reinigen: Ja, geht, ist aber nicht ganz easy.
Mit ins Gepäck sollten
- Geschirrhandtücher (2 sind vorhanden)
- Mückenzeug
- Essen & Wasser (kein Trinkwasser on Board, oder man muss es gut abkochen)
- Sonnencreme
- Brettspiele
- Gerne ein gutes Fernglas, um die vorbeischwimmenden Otter zu beobachten
- Solarlichterketten
- Haken, oder einfachen Draht, mit dem man fehlende Haken für die Küche basteln kann
- Ein Notfallkit, das ist bei mir aber ohnehin im Gepäck.
- Grillkohle, wie oben erwähnt
- Ohrenstöpsel! Janee, das ist kein Witz. Wildenten & Co. können so einen Krach machen, das glaubt man nicht.
- Flache Kartons oder Kisten, die man mit den Essensvorräten bepacken und dann unter die Schränke der Miniküche schieben kann.
- Den Polfilter für die Kamera wegen der Wasserspiegelungen nicht vergessen und auch das Stativ. Zwar nützt das Stativ auf dem BunBo selbst wenig, aber von Land aus sind tolle Bilder möglich, wenn z.B. nachts die Wolken aufreißen und den Sternenhimmel freigeben…
Auf jeden Fall ist das auch ein geeigneter Urlaub für alle Kinder zwischen 5 und 18. Unsere sind recht unterschiedlich und finden es alle toll. Wichtig ist, dass die Kinder schwimmen können und verstehen, dass sie bei einigen Dingen vorsichtig sein müssen bzw. nichts zu suchen haben (z.B. hinten am Motor, oder auch Beine vorne runterbaumeln lassen ist bei Fahrt absolut gefährlich). Ansonsten gibt es genug zu tun, ob Schwimmen gehen, sich ein Spiel ausdenken (der Große hat sich doch echt in Ermangelung eines Rechners ein supercooles Brettspiel ausgedacht), Rudern lernen, die Natur erkunden, basteln, lesen, fotografieren, Filme drehen, Tiere beobachten, rumdösen…
Durch die zwei Schlafzimmer gibt es für die Älteren immer einen Rückzugsort, auf der Couch und in der Hängematte kann gegammelt werden. Mehr als eine Woche dürfte für Kinder evtl. ein bisschen zu langweilig werden, das kommt sehr auf das Kind an, bei uns stand es 3:2 für eine Verlängerungswoche.
Im Natur Floß Artikel habe ich die Spinnen erwähnt. Was dort gerade so erwähnenswert ist, ist hier, nunja, im Spätsommer eher Pflichtanmerkung: Das Ding war voll mit nachtaktiven, ziemlich großen Spinnen. Sagen wir’s so: Ein Urlaub mit vier Inkas wäre hier nicht wünschenswert gewesen, denn auch, wenn ich mich zur Abhärtung verdonnert habe, habe ich dennoch eine recht ausgeprägte Spinnenphobie und der Mann muss jeden Abend bei Dämmerung die herumturnenden Viecher mit dem Besen verscheuchen (was nicht soooo viel bringt, die schwimmen nämlich wassertretenderweise zum Floß zurück, das haben wir empirisch untersucht). Im Innenraum sind die großen Dinger glücklicherweise noch nicht aufgetaucht, es gibt vor allen Fenstern auch Netze. Wer hier empfindlich ist, fährt vielleicht eher im Hochsommer oder noch besser im Spätherbst.
Und am Allerwichtigsten: Nichts vornehmen! Am Schönsten ist es doch, spontan sein zu können, schließlich könnt Ihr bleiben, wo Ihr wollt, so lange fahren, wie Ihr wollt (außer bei Dunkelheit, das ist nicht erlaubt), und es gibt so viel zu entdecken! Eidechsen, Frösche, Graureiher, unzählige Wildenten, Bettelschwäne (bitte nicht füttern!), Kraniche. Otter, die seelenruhig an unserem Hausboot vorbeischwammen. Ich kann es gar nicht alles aufzählen.
Ein verlassenes Schiff haben wir schon erforscht, sind im See geschwommen, haben alte Bauernhöfe bewundert, bewohnte Muscheln gefunden, uralte Flaschen aus dem Wasser gezogen, gespielt bis uns langweilig war, sind gerudert, haben gelesen, uns gesonnt, mit dem Fotoapparat herumgespielt und ich habe einmal wieder entdeckt, wo es die schönsten Sonnenuntergänge gibt: in Brandenburg überm See. Fazit:
Zuhause umme Ecke ist’s doch am Schönsten. ♥ Brandenburg.
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Seit 15 Jahren ist Inka Redakteurin, Reisebloggerin und Autorin in Berlin und Brandenburg. Sie hat mehrere Reiseführer über die Region geschrieben und veröffentlicht ihre Tipps und Geschichten im Spiegel, Tagesspiegel und verschiedenen Magazinen. Außerdem Möchtegernentdeckerin, Liebhaberin der polaren Gebiete unserer Erde und abschweifend in der Welt. Hier Chefin vom Dienst.